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Das Atelier des Photographen. Zeitschrift für Photographie und Reproduktionstechnik. Heft I. Weihnachtsheft. 1899. An unsere Leser! im Laufe wie schwer die Zeiten sind, und welche geschäftlichen Sorgen den Photographen heute drücken, so kann es als ein erfreuliches Zeichen betrachtet werden, wenn dieser Stand dem Fortschritt dauernd sein reges Interesse widmet und alle Er scheinungen auf photographischem Gebiet verfolgt. Wiederum ist ein Jahr verflossen, und wir treten mit dem vorliegenden Hefte in unseren sechsten Jahrgang ein. Wir haben an dieser Stelle zunächst unseren Lesern für das Interesse zu danken, welches sie uns des verflossenen Jahres entgegengebracht haben. Wenn man bedenkt, Dass dieses thatsächlich der Fall ist, bat uns das verflossene Jahr wiederum gelehrt. Wer als Herausgeber einer photographischen Zeitschrift die täglich einlaufende Korrespondenz durchzulesen hat, der gewinnt leicht einen Ueberblick darüber, ob für die von ihm vertretene Sache ein wirkliches Interesse in breiteren Schichten des Leserkreises vorhanden ist. Wir können sagen, dass noch nie in dem Masse wie in dem vergangenen Jahre die Fühlung zwischen dem Leserkreise und dem Herausgeber eine so intensive und so vielseitige gewesen ist. Unsere Korrespondenz mit den Lesern, die wir teils direkt, teils durch den Fragekasten geführt haben, die ungezählten Aufmunterungen und die freundliche Bereitwilligkeit, welche unsere Wünsche stets gefunden haben, hat uns von neuem mit dem Vertrauen erfüllt, dass wir auf dem beschrittenen Wege rüstig fortschreiten können. In der That haben auch wir nicht stillgestanden. Das verflossene Jahr wird unseren Lesern gezeigt haben, dass wir fortdauernd und erfolgreich bemüht sind, ihnen im „Atelier“ immer Besseres und Besseres zu bieten, dass wir sowohl inhaltlich wie illustrativ in diesem Jahre nicht allein die Menge, sondern auch die Qualität des Materials erheblich verbessert haben, und dass der jetzt abgeschlossen vor uns liegende fünfte Jahrgang des „Atelier“ in jeder Beziehung als der reichhaltigste und beste im Vergleich mit seinen Vorgängern erscheinen muss. Es ist hier nicht der Platz, auf die Thätigkeit einzugehen, welche wir im Interesse des Photographenstandes im verflossenen Jahre entfaltet haben. Der Rechtsschutzverband Deutscher Photographen steht heute bereits nach Verlauf kaum eines Jahres seit seiner Gründung in einer achtunggebietenden Stellung, und die Stimmen, welche immer wieder laut wurden, die dem Rechts- schutzverbande ein schnelles Ende prophezeiten oder seine Bestrebungen lächerlich und verächtlich zu machen suchten, sind heute schon verstummt. Verstummt nicht vielleicht, weil sie selbst ihre Meinung geändert haben, sondern höchst wahrscheinlich deswegen, weil sie eingesehen haben, dass die grosse Masse der deutschen Photographen sich mit dem Rechtsschutzverbande solidarisch erklärt, und dass ein weiteres Ankämpfen gegen denselben nutzlos ist. Wir haben nie Streit gesucht und den Fehdehandschuh, welcher uns so oft hin geworfen wurde, nicht aufgenommen, einmal weil wir mit Recht glaubten, unseren Lesern ein Eingehen auf diese Angriffe ersparen zu müssen, und zweitens weil wir glaubten, dass unsere Handlungsweise für sich selbst, je länger, um so deutlicher, sprechen würde. Dass wir in diesen unseren Vorsätzen auf der richtigen Fährte waren, beweist das abgelaufene Jahr, vor allen Dingen aber die kraftvolle Ausgestaltung, die der Rechtsschutzverband Deutscher Photographen unter der Führung der um die Sache so hoch verdienten Herren in München gewonnen hat. Beim Eintritt in das neue Jahr haben wir wiederum im Interesse unserer Leser und Abonnenten wichtige Neuerungen in Aussicht genommen. Wie unseren Lesern wohlbekannt ist,