Volltext Seite (XML)
6 DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. [Heft i. und Platinsalz etwas verschiedene Eigenschaften zeigen. Fügt man der Platinlösung nur wenig Quecksilberoxydulsalz zu, so entsteht ein dunkel schwarzbrauner Niederschlag, filtriert man diesen ab und versetzt das Filtrat wieder mit Quecksilber salz, so bildet sich ein viel hellerer Niederschlag. Aus diesem Verhalten muss man schliessen, dass dem braunen Körper keine einheitliche Zusammen setzung zukommt, und es darf nicht überraschen, wenn er unter verschiedenen Verhältnissen ent standen, etwas verschiedene Reaktionen zeigt. Es wäre auch möglich, dass der Niederschlag aus einer Quecksilberplatinverbindung und Queck- silberchlorür besteht. Die Chlorverbindungen des Quecksilbers ver halten sich wesentlich verschieden von den Sauer stoffsalzen. Das Quecksilberchlorid — Sublimat - reagiert nicht mit Kaliumplatinchlorür, und das Quecksilberchlorür zersetzt die Lösung des Platinsalzes erst beim Erhitzen unter Abschei dung schwarzer, zum Teile aus Platin bestehen der Produkte. Gestützt auf diese Reaktionen liesse sich das Entstehen brauner Platinbilder bei Be nutzung einer quecksilberhaltigen Sensibilisierung in nachstehender Weise erklären: Das Queck silberoxydsalz wird wahrscheinlich schon bei der Belichtung zum Oxydulsalz reduziert, und dieses reagiert bei der Entwicklung mit dem Platinsalz unter Bildung einer schwarzbraunen Quecksilberplatin-Verbindung. Gleichzeitig wird das bei der Belichtung gebildete Ferrooxalat aus dem unveränderten Kaliumplatinchlorür schwarzes metallisches Platin reduzieren, wo durch ein Bild zu stände kommt, dessen Farbe durch die Menge der beiden färbenden Kom ponenten bestimmt wird. Wurde an einzelnen Stellen des Bildes ein bedeutender Ueberschuss von Ferrooxalat ge bildet, so wird dieses auch die braune Verbindung zu metallischem Platin reduzieren, und die Kopieen zeigen dann schwarze Schatten. Bei Verwendung von Quecksilberoxydsalzen reagiert das entstandene Oxydulsalz leicht mit dem Platinsalz, wird aber Quecksilberchlorid benutzt, so ist ein heisser Entwickler notwendig, um die erwähnte Reaktion herbeizuführen. Das mit Hilfe von Quecksilbersalzen ent standene Platinbild verdankt daher seine braune Färbung einer Quecksilberplatinverbindung und besteht nur zum Teile aus metallischem Platin. Wird das Quecksilbersalz statt der Sensibili sierung dem Entwickler zugesetzt, so verläuft der Prozess etwas anders. Das bei der Belich tung gebildete Ferrooxalat reagiert auf das Queck silbersalz des Entwicklers nicht unter Bildung von Oxydulsalz, sondern unter Abscheidung von metallischem Quecksilber und nur an jenen Bildstellen, wo sehr wenig Ferrooxalat gebildet wurde, wird Quecksilberoxydulsalz entstehen, F. Müller-München. das sich mit dem Platinsalz zur braunen Sub stanz vereint. Daraus folgt, dass nur die hellsten Töne braun, die Mitteltöne und Schatten aber grau, resp. schwarz ausfallen werden. Für die Reduktion des Quecksilbersalzes zu metallischem Quecksilber wird weiter ein Teil des bei der Belichtung gebildeten Ferrooxalates aufgebraucht, daher an diesen Stellen weniger Platin ausgeschieden wird. Da nun das me tallische Quecksilber eine graue Farbe zeigt, und überdies bei der späteren Behandlung der Kopieen mit Salzsäure in Lösung geht, so wird nicht nur die Empfindlichkeit des Papiers durch einen quecksilberhaltigen Entwickler verringert, sondern auch die Gleichmässigkeit der Gradation gestört. Die Erfahrung bestätigt diese Anschauungen, da man bei einem Zusatz von Quecksilbersalz zum Entwickler i. ungleich länger belichten muss; 2. nur die hellen Schatten braun gefärbt werden, und 3. die gegenseitige Abtrennung der Mittel töne eine ungenügende ist.