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erlischt, wenn Nr. 196 — 93. Iahr g a n g Telegr.-Adr.: „Tageblatt Donnerstag, den 23. August 1934 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Weiften des Stadk- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits W «eilen Anzeigen übernehm der B-k-, du,ch «lag- «ngezngen , werden, wuk °->ev de° Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und iDvs^WUrdrnffer Tageblatt" «rlchein! an allen Werliiagen nachmittag» < Uhr. Bezugsprei» monatlich 2,— RM. ?rei Haus, bei Postdcstellung i.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Bofg. Alle Postonstatten und Pest, boten, unsere Austräger u. . Geschäftsstelle, nehmen zu leberzei, Bestellungen ent. WokyeNotatt sUr Wilsdruff U. llMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger — Betriebsstörungen besteht Lat» Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks m^nn?"L »«mäh'«' Lernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Schuschnigg will zwei Sisen zugleich schmieden. Florenzer Gespräche mit dem Blick nach Berlin. Der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg weilt zur Zeit im schönen Italien. In Florenz hatte er mehrere lange Unterredungen mit dem italienischen Re gierungschef Mussolini. Das Recht, nach Italien zu reisen, hat Herr Schuschnigg so gut wie jeder andere. Nur hat dieser Drang nach dein sonnigen Süden bei dem österreichischen Kanzler insofern einen besonderen Beigeschmack, als er sich fast unmittelbar nach seinem Amtsantritt sofort auf den Weg machte. Diese betonte Eile macht ans dem „Höflichkeitsbesuch", von dem nicht nur die österreichische Presse, sondern auch einer der höchsten italienischen Regierungsbcamten spricht, geradezn eine politische Demonstration, und die geht, wie die Dinge nun liegen, auch uns Deutsche erheblich au. Wcun überdies zur gleichen Zeit, wo Herr Schuschnigg in Florenz angeblich nichts weiter als rein wirtschaftliche Fragen mit Mussolini bespricht, in der österreichischen Presse nnd im Wiener Rundfunk von Deutschland immer noch „Garantien", für eine Besserung des Verhältnisses gefordert werden, und wenn Herr Schuschnigg der italienischen „Agenzia Stefani", dem offiziellen Büro, in einem Interview versichern zu müssen glaubt, die Ursache für die Trü bung der deutsch-österreichische n Beziehungen habe mcht bei Österreich gelegen, dann ist cs an der Zeit, an die Nationalsozialisten-Verfolgungen zu erinnern. Es »nutet eigenartig an, wenn bei alledem Deutsch land der Beitritt zu den römischen Protokollen vom März nahegelcgt wird, die in ihrem politischen Teil u. a. die gegenseitige Garantie der Unabhängigkeit und den stündigen Meinungsaustausch in allen aktuellen Wichtigen Fragen vorsehen. Es ist Deutschland bisher noch nicht eingefallen, die Unabhängigkeit Österreichs in Frage zu stellen, wie es der Wiener Regierung immer von Westen her eingeblasen wird. Im Frühjahr hatten England, Frankreich und Italien sich in einer gemeinsamen Erklärung für Öster reichs „Unabhängigkeit" eingesetzt. Diese Er klärung, die man ungefragt in die deutschen Fenster hineinschrie, war schon deshalb überflüssig und gegen standslos, weil der Führer nnd Reichskanzler mehr als einmal in offizieller Form betont har, daß die Unab hängigkeit Österreichs für ihn eine Selbstverständlich keit ist. Wie aber bezeugt Lsterrcich selbst seine so betonte Souveränität? Indem seine maßgeblichen Staatsmänner es seit Jahren in die politische und finanzpolitische Abhängigkeit von Frankreich manöverieren und zudem durch ständige Zusammenkünfte mit fremden Regierungschefs selbst jene „Unabhängigkeit" in ein sehr merkwürdiges Licht rücken. Nun will man uns aber mit den wirtschaft lichen Vorteilen der oben erwähnten römischen Proto kolle den Mund wässerig machen. Da liegt der Fall nock- einfacher. Die wirtschaftspolitischen Artikel der Proto kolle gehen von Voraussetzungen ans, die Deutschland selbst in Form eines Vorzugsangebotes schon dem früheren Kabinett Buresch vorgeschlngen hatte. Österreich aber ließ es schon damals nicht zu einer Einigung kommen, machte sie geradezn durch die ständige Steigerung der inneren Spannung geradezu unmöglich. Jetzt erhofft sich Wien wieder wirtschaftliche Hilfe von Deutschland, während der Bundeskanzler in Flo renz merkwürdig undurchsichtige Verhandlungen führt! Selbst in Wien, wo man gespielte Naivität anscheinend noch als diplomatisches Verhandlungsmittel ansiehl, sollte man hinreichendes Verständnis dafür haben, wenn Deutschland sich jetzt etwas mehr Reserve auferlcgt und keine besondere Lust zeigt, die Lasten des österreichisch italienischen Geschäftes auf sein eigenes Konto zu über nehmen. Die Wiener Regierung wird endlich einmal an den inneren Ausgleich im eigenen Lande denken müssen, bevor sie von einer schiefen Plattform aus einen Ball nach Berlin hinüberspielcn will. Man kann nicht mit — beiläufig verfassungswidrigen — Todes urteilen arbeiten und gleichzeitig uneingeschränktes Ver trauen verlangen (die Vollstreckung von Todesurteilen in Österreich, auf fremden Einspruch vorübergehend ein gestellt, hat in den letzten Tagen bereits wievcr die Zahl 11 erreicht!). . . Im übrigen hat Deutschland seinerseits bereits so viele nnd so eindringliche Vorleistungen für eine Aussöhnung gemacht, daß Österreich nun zunächst einmal mit entsprechenden Gegenleistungen aufwarten muß; schon allein der direkte Auftrag Adolf Hitlers an den deutschen Sondergejgndten v. P a p e n sollte für Wien Anlaß aenua fein. Vereidigung d«MM uns den Führer Die Eidesformeln der Beamten und der Soldaten. In Verfolg des Gesetzes über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches und der Volksabstimmung vom 19. August hat die Ncichsregierung das folgende Gesetz „über die Vereidigung der Beamten und der Soldaten der Wehrmacht" beschlossen: 1. Der Diensteid der öffentlichen Beamten lautet: „Ich fchwörc: Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, treu und gehorsam sein, die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, fo wahr mir Gott helfe." 2. Der Diensteid der Soldaten der Wehrmacht lautet: „Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit fein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben cinznsetzen." Die im Dienst befindlichen Beamten sind unver züglich gemäß Ziffer 1 zn vereidigen. Das Gesetz über die Vereidigung der Beamten und der Soldaten der Wehrmacht vom 1. Dezember 1933 — Rcichsgesctzbl. I S. 1016 — und die Verordnung vom 2. gleichen Monats — Reichsgcfetzbl. I S. 1017 — werden aufgehoben. Auf Grund dieses Gesetzes, nach dem alle öffentlichen Beamten auf die Person des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler zu vereidigen sind, wie dies bei den Soldaten der Wehrmacht bereits geschehen ist, bat der Reichsminister des Innern sämtliche Behörden angewiesen, die Vereidigung der im Dienst be findlichen Beamten unverzüglich vorzunehmen. Führerbesprechungen aus dem Obersalzberg. Der Chef des Stabes der SA., Lutze, der in Be gleitung des Führers in Nürnberg die letzten Anordnun gen für die Aufmarschpläne der SA. für den Reichspartei tag getroffen hat, weilt zur Zeit auf dem Ohersalzberg bei Berchtesgaden zu Besprechungen mit dem Führer. Dort sind auch der Stellvertreter des Führers, Reichs- Minister Heß, in Begleitung von Reichsleiter Bormann und der Reichsführer der SS., Himmler, eingetroffen. ü- Die Hitler-Jugend nimmt am Reichsparteitag in Nürnberg in der Stärke von 60 000 Jungen teil, die wie im vorigen Jahre im Stadion vor dem Führer auf- marschicren nnd anschließend zu einem Marsch durch die Stadt antreten. — Die kürzlich von der Reichsjugend- führung ergangene Anordnung betraf nur den Bestich von nickt gemeldeten Gruppen und Einzelwanderern Das Programm des Reichs parteitages. Nürnbergs 2Z. August. Der Neichsparteitag beginnt am Dienstag, 4. September, mittags, mit einem Empfang der Auslandspressevertreter durch den Auslandspressechef der NS.» DAP., Dr. Hanfstaengel in der Ehrcnhalle des Germanischen Museums. Nachmittags empfängt der Reichspressechef Dr« Dietrich deutsche Pressevertreter im Kulturvereinshaus. Am Abend wird der Parteitag buch die Glocken sämtlicher Kirchen Nürnbergs eingeläutet, worauf ein Empfang der Spitzen von Partei und Staat im Nathaussaal erfolgt. Hier wird der Füh- rer eine Ansprache halten. Mittwoch, 5. September, vormit- tags, findet die feierliche Eröffnung des Parteikongresses in der Luitpoldhalle statt. Abends spricht der Führer auf der Kultur tagung der NSDAP, im Apollo-Theater. Donnerstag, I. Sep tember: Appell des nationalsozialistischen Arbeitsdienstes auf der Zeppelinwiese. Es spricht der Führer. Am frühen Nachmit tag erfolgt ein etwa zweistündiger Vorbeimarsch des national sozialistischen Arbeitsdienstes vor dem Führer am Adolf-Hitler- Platz. Am späteren Nachmittag Fortsetzung des Parteikongres ses. Nachmittags Tagungen der NS.-Kriegsopferversorgung im Kulturvereinshaus und des Amtes für Volksgesundheit im Katharinenbau. Abends 0 Uhr Appell der Politischen Seiler auf der Zeppelinwiese im Stadiongelände; Rede des Führers. Ab 21 Uhr Abnahme des Fackelzuges der Politischen Leiter durch den Führer am Hauptbahnhof. Sonnabend, 8. Septem ber: Der Führer spricht um 10 Uhr vormittags zu 60 000 Hit lerjungen in der Hauptkampsbahn des Stadions. Am gleichen Tage finden zahlreiche Sondertagungcn statt, auf denen u. a. Dr. Goebbels, Walther Darre, Rudolf Heß, Reichsminister Rust, Dr. Frank, Feder, Dr. Todt, Alfred Rosenberg, Dr. Ley, Schemm, Hierl, Neef sprechen werden. Nachmittags um ö Uhr findet ein Volksfest im Stadiongelände statt. Sonntag, 9. Sep tember, 8 Uhr: Appell der SA. unkk SS. in der Luitpoldarena mit einer Heldenehrung. Nach der Rede des Führers Weihe von 200 Feldzeichen. Anschließend Marsch der SA. und SS. durch die Straßen und Vorbeimarsch vor dem Führer am Adolf Hitler-Platz. Montag, 10. September: Vorführungen der ver schiedensten Waffengattungen der deutschen Wehrmacht; 18 Uhr Fortsetzung und Schluß des Parteikongresses. Es spricht der Führer. Sie Beurlaubung für -enlleichsparteitag. Eine Anweisung des Reichsinnenministers. Der Reichsminister des Innern hat An weisung erteilt, daß den Beamten, Angestellten und Ar beitern sämtlicher Behörden zur Teilnahme an dem bevor stehenden Reichsparteitag der NSDAP, in Nürnberg auf Antrag der erforderliche Urlaub ohne Anrechnung auf den Erholungsnrlanb und mit Fort-, zahlimg der Gehalts- und Lo.hnbezttge erteilt werde. SM-RMWSkMinWil Mmtet Saarbrücken, 22. August. Die Regierungskommission des Saargebietes hat an das Auswärtige Amt in Berlin fol gende Note gerichtet: Die Regierungskommission des Saargebietes beehrt sich, dem Auswärtigen Amt den Empfang der Verbalnote II S. G. 1880 vom 14. August 1934 zu bestätigen, welche sich mit der mißbräuchlichen Ausdrucksweise befaßt, die sich einige im Saar gebiet erscheinende Zeitungen beim Ableben des Herrn Reichs präsidenten, Generalfeldmarschalls von Hindenburg, zuschulden kommen ließen. Die Regierungskommissivn, welche in gleichem Maße wie die deutsche Regierung diese Exzesse mißbilligt, hatte nicht ver fehlt, sich mit denselben bereits vor Erhalt der Verbalnote zu beschäftigen. Bei Erörterung der zu ergreifenden Maßregeln . stellte sie mit Bedauern fest, daß keine Gesetzesbestimmung zur Unterdrückung schimpflicher Angriffe gegen verstorbene Staats männer vorhanden ist. Diese Fälle unterliegen allein dem Ur teil des Anstandes und der öffentlichen Meinung. Somit ver mochte die Regierungskommission nur die Ausdrucksweise, dir anläßlich dieses traurigen Ereignisses von einigen Zeitungen des Gebietes geführt wurde, ebenso zu beklagen wie diejenigen anderer Zeitungen, bei der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers. Was die gegen Seine Exzellenz, den Führer und Reichs kanzler, gerichteten Schmähungen anbelangt, hatte die RegiL- rungskommission bereits vor dem 14. August gegen zwei Zei tungen Sanktionen ergriffen, welche nach dem derzeitigen Stand ihrer Gesetzgebung zulässig erschienen, eine Latsache, die der Aufmerksamkeit der deutschen Regierung entgangen sein dürfte.. Eie hatte ferner vor diesem Zeitpunkt den Entwurf einer Der- vrdnung vorbereitet, durch welche sie instandgesetzt werden soll, gegen Druckschriften, welche sich Ausfälle gegen Staatsober- Häupter zuschulden kommen lassen, einzuschreitcn. Der Entwurf liegt zurzeit den gewählten Vertretern der Bevölkerung zur Abgabe eines Gutachtens vor. Die Regierungskommission hat damit im Voraus die Be rechtigung der in oben genannter Note vorgebrachten Be schwerden gegen die Exzesse einer unabhängigen Presse aner kannt. Sie kann indessen nicht umhin, ihrem Erstaunen darüber Ausdruck zu geben, daß die deutsche Regierung seit vielen Mo naten und trotz der unbeantwortet gebliebenen Proteste der Regierungskommission in einer gesetzlich der Kontrolle des Staates unterstellten Presse einen heftigen Feldzug gegen ois Regierungskommission, ihre Mitglieder und ihre Beamten dul det. Mehr noch: Angriffe oft schimpflicher Art — um dies Wi - zustellcn, genügt ein Hinweis auf einen von einem vcrantwor»