DREIUNDVIERZIGSTES CAPITEL. VERHALTEN DER WÄSSERIGEN UND TROCKENEN CHROMATGELATINE GEGEN LICHT UND REAGENTIEN.') Im chromirten Pigmentpapier ist das Gemenge von Gelatine mit Kaliumbichromat der lichtempfindliche Bestandtheil. Es ist somit das Verhalten dieses Gemisches, das ist der sogen. „Chromatgelatine“, zur Kenntniss des Pigmentprocesses von Belang. Ein Gemenge von Gelatine und Bichromat verhält sieh gegen das Licht verschieden, je nachdem es in wässeriger Lösung oder in ge trocknetem Zustande belichtet wird. Die wässerige Lösung wird erst nach tagelanger Belichtung gebräunt; nach und nach bräunt sich die Mischung, ohne ein Gas zu entwickeln. Die Wirkung geht langsam vor sieh. Auch auf eine erstarrte Chromatgelatine wirkt das Licht langsam, jedoch ist das gelatinirte Gemenge schon merklich empfindlicher als die Lösung. Ja Woodbury exponirte sogar anfänglich solche noch feuchte Chromatgelatine zur Erzeugung von Druckplatten (Phot. Corresp., Bd. 3, S. 74), aber die geringe Lichtempfindlichkeit derselben bewog ihn in späterer Zeit, die Schichten zuerst trocknen zu lassen und dann erst zu belichten. 1 2 ) Wegen der geringen Lichtempfindlichkeit der nassen Chromatgelatine kann man die Pigmentpapiere ohne Schaden am gedämpften Tageslicht ehromiren und erst beim Trocknen, wobei die Empfindlichkeit bedeutend wächst, schliesse man sorgfältig chemisch wirksames Lieht aus. Freilich ist es sicherer, alle Operationen bei hellgelbem Lichte in der Dunkelkammer vorzunehmen. Unvergleichlich rascher als nasse bräunen sich lufttrockene Bichromatgelatinen. Wenige Minuten dem hellen Tageslicht ausgesetzt, sind sie braun geworden, und bei fortgesetzter Lichtwirkung werden sie braunschwarz. Digerirt man belichtete Chromat gelatine mit Wasser von 15—20 Grad C., so wird viel unzersetztes Kaliumbichromat ausgezogen. War die Beliehtungszeit nur kurz, so quillt die Gelatine beim langen Wässern langsam auf und wird fast farblos; war sie länger, so quillt die Gelatine im kalten Wasser nicht mehr auf und bleibt schwach bräunlich. Heisses Wasser löst nur die unzersetzte Gelatine, bringt aber die belichtete etwas zum Quellen und löst sie partiell. Nach noch längerem Exponiren ist die Chromatgelatine gegen heisses und kaltes Wasser indifferent geworden. 1) Diese photochemischen Reactionen wurden von Eder in seiner „Reactionen der Chromsäure und Chromate auf Gelatine etc.“ 1878, S. 16, genau geschildert; wir folgen eben dieser Darstellung. 2) Phot. Corr. Bd. 4, pag. 14.