ACHTUNDSECHZIGSTES CAPITEL. ERZEUGUNG UND VERWENDUNG VON RELIEFS MITTELS DES PIGMENTVERFAHRENS ODER DER CHROMATGELATINE. Die Chromatgelatine gibt nach der Belichtung Bildschichten, welche in kaltem Wasser an den nicht belichteten Stellen anschwellen und daselbst ein Belief bilden, 1 ) während sie in heissem Wasser (nach Auflösung der nicht belichteten Stellen) ein Relief an den belich teten Stellen geben. Diese Quellreliefs finden zu galvanoplastischen Abformungen, Ab- giessen mittels Gyps etc. Verwendung. Derartige galvanoplastisch ab- geformte Druckplatten wurden bei älteren (gegenwärtig kaum mehr geübten) heliographischen Processen verwendet. Gypsabgüsse solcher Quellreliefs können als indirecte Formen für galvanoplastische Copien dienen, jedoch sind diese Abklatsche meistens derb. Ferner kann man photographische Lithophanien, das sind dünne, gebrannte Porzellan platten, welche in der Durchsicht dünnere Bildstellen (Transparente) zeigen; man stellt sie durch Ausgiessen der Gypsformen mit Kaolinerde in der bei der Porzellanfabrikation üblichen Weise her. Gelatinereliefs, durch Auswaschen der Chromatgolatine-Bilder mit heissem Wasser, sind widerstandsfähiger als die vorigen; denn die un lösliche, durch Lichtwirkung gehärtete Chromatgelatine ist unvergleichlich viel härter, als die in Wasser angequollene unveränderte Gelatine. Des halb verwendet man die unlöslichen Reliefs im Woodbury-Druck (s. S. 491) und kann sie auch zum Einpressen in Papier (in starken Satinirpressen) benutzen, wodurch ein Effect entsteht, welcher dem sogen. Wasser zeichen der Papiere sehr ähnlich, aber damit allerdings nicht identisch ist. 2 ) 1) Die nicht belichtete Chromatgelatine schwillt in kaltem Wasser 2—3 mal höher an, als das Niveau der trockenen, unlöslich bleibenden Gelatine beträgt 2) Siehe Edor’s Jahrbuch für Photographie für 1890. S. 152; 1891. S. 205; 1895. S. 584; 1896. S. 40.