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Unterhaltungs-Stunäe kikekluGt. Tierskizze von Eva Oelschläger. Der Urschrei eines Raubtieres durchschneidet die Stille der Nacht. Jäh antworten die Artgenossen. Aufgeregt wiehern die Pferde, trompetend schlagen die Rüssel der Elefanten um sich. Sonja, die vierjährige Löwin, brüllt noch einmal dumpf auf, dann legt sich der schwere Körper zur Seite. Der neben ihr kniende Tierwärter fängt das Haupt in seinen Armen auf. Gütig und weich spricht er zu der Tiermutter, deren Löwen kinder neben ihr liegen und winselnd maunzen. Der Wärter sieht besorgt auf das Tier, das seltsam apathisch in die Luft blickt. Zum Direktor, der am Käfiggitler steht, sagt er: „Das Tier verendet. Sonja ist die Seereise nicht gut bekommen." Schon beginnt sich der schwere Körper auf zulösen, noch ein leises fauchendes Knurren, dann fällt die Löwin tot in sich zusammen. Die Wärter machen sich an die traurige Arbeit, Sonja wegzubringen. Auch die Löwenkinder, die eingegangen sind, da ihnen die Mutter keine Nahrung geben konnte, werden der toten SoHja in die weiche Wolle ihres Körpers gelegt. Eines der Kleinen aber gibt noch Lebenszeichen von sich. Es bittet jämmerlich um Milch. Der Wärter schlägt dem Direktor vor: „Wie wäre es, Wenn Sie Ihre Hündin Bella heraeben?" Jener stimmt zu. „Natürlich, Bella hat ja nur zwei Junge zu nähren. Kommen Sie gleich mit!" Vor dem Wohnwagen nimmt der Direktor dem Wärter Len kleinen Fellbalg ab und betritt das Nebenabteil, in dem Bella, eine schwarze Schäferhündin, ihr Lager hat. Kleine Wollhunde kuscheln sich eng an die Mutter. Der Herr beruhigt das aufgeregte Tier und fährt lieb kosend über das Seidenfell. Ergeben legt sich ihm die Hündin zu Füßen. Sekunden nur fletscht sie die Zähne, als sie den kleinen Löwen sieht. Der Direktor legt das Raubtierkind neben die Hündin. Sofort sucht und findet es die kostbare Nahrung. Ohne sich zu regen, liegt Bella da; geduldig läßt sie das hung rige Tierchen trinken. Rasso, wie man den jungen Löwen tauft, wird von Bella beinahe forgfältiger behandelt, als sie ihre Jungen erzieht. Es scheint, als sei sich die Hündin der großen Verantwortung bewußt, ein Pflegekind aufziehen zu müssen. Bald nimmt man ihr die Jungen ab. Die kleinen Schäferhunde werden mit der Flasche groß gezogen, damit Rasso nicht zu viel Nahrung entgeht. Mit der Zeit verspricht Rasso ein stattlicher Löwe zu werden. Mit rührender Tolpaischigkeit kann er sich stunden lang mit der Schäferhündin vergnügen. Aber die Krallen an den Tatzen werden schärfer. Oftmals im Spiel hackt Rasso in das schwarze Fell der Pflegemutter. Der Wärter meint: „Wenn Rasso einmal Blut von Bella gesehen hat, kann es gefährlich werden." Aber die nächsten Monate vertragen sich die Tiere noch ausgezeichnet. Rasso liebt es besonders, wenn Bella ihm hinters weiche Ohr schnuppert. Dann schließt er seine Hellen Raubtieraugen und scheint zu träumen. Aber ganz plötzlich hascht manchmal die Tatze nach der Amme. Tückisch und un geduldig wird der Löwe, wenn der Herr vor den Stäben steht, um Bella zu liebkosen. Eifersüchtig suchen seine Flanken dann die Hündin vom Gitter wegzudrängen. Eines Nachmittags steht der Direktor im Stall vor den Raubtierkäfigen und streicht Bella über den Kopf. Rasso schaut beiden am Gitter zu. Aufgeregt peitscht der lange Schweif den Boden, falsch blinzeln die zusammengekniffenen Augen. Nur kurz brüllt der Löwe auf. Ein Artist warnt den Zirkusdirektor: „Sie machen Rasso eifersüchtig, wenn Sie Bella vor seinen Augen streicheln." — Nachdenklich läßt der Direktor den Hund los: „Sie mögen recht haben. Aber Bella scheint auch nicht mehr so recht von ihrem wilden Pflegekind begeistert zu sein." Der Direktor beschließt, daß Bella nicht mehr in den Raubtierkäfig darf. Er weiß, es wäre Mord, ließe er die Hündin noch einmal mit dem Löwen allein. Ein Wärter aber, Ler krank war, weiß von dieser Abmachung nichts. Bella streift eines Abends durch die Ställe. Der Wärter fängt sie ein: „Komm her, Bella, willst Wohl Deinen Freund besuchen. Komm, ich Helf Dir!" Er bemerkt den Widerstand der Hündin nicht; mit einem Schwung setzt er sie in den Käfig. Dann zieht er die Ber- brndungstür zu Rasso hoch. Mit einem Sprung ist dieser sofort bei der Kameradin, legt sich vor ihr nieder und legt die Ohren schief. Er wartet auf die übliche Liebkosung. Aber Bella weicht zurück. Zögernd erhebt sich der Löwe wieder. Bella beginnt angstvoll zu bellen. Da werden die Raubtieraugen gelb vor Wut. Gereizt trabt Rasso auf die Hündin zu, die sich an die Stäbe des eisernen Käfigs drängt. Flehentlich blicken ihre Augen nach draußen... Schon versuchen Direktor und Wärter Bella zu befreien. Sie beruhigen die zitternde Bella. Rasso faucht und zischt. Geschickt meidet er die hochgezogene Tür. „Soll ich Rasso er schießen?" fragt der Wärter. „Ich glaube kaum, daß wir Bella lebend aus dem Käfig bringen." Der Direktor überlegt eine Weile: „Ich möchte keines der Tiere verlieren. Versuchen Sie es einmal mit einem Schreck- ' schuß!" Der plötzliche Knall hat Rasso unvorsichtig gemacht. Er versucht, sich dem Rauch, der sein Haupt umhüllt, zu entziehen. Zu spät bemerkt er, daß er die Grenze überschritten hat. Haarscharf fällt die Tür hinter seinem Körper zu. Beinahe besinnungslos vor Angst scheint die Hündin zu sein. Der Direktor nimmt das Tier auf seine Arme und trägt es hinaus. Dicht an den Stäben steht Rasso, die Augen sind wieder tief in die Höhlen zurückgetreten. Die mächtige Stirne scheint von tiefen Furchen durchzogen. Dunkel blicken die klugen der Spielkameradin nach. Dann wendet sich der Löwe and läßt sich schwer in die hinterste Ecke fallen. Von dieser Liunde an berührt er weder Fleisch noch Wasser. Bewußt und ruhig verhungert das Raubtier; es scheint zu trauern. Bella wagt sich nicht niehr von ihres Herrn Seite fort. Nur wie ein dumpfer Schuß aus dem Stall dringt, spitzt sie die Ohren, bellt kurz auf und eilt mit einigen Sprüngen in den Siall. Sie sieht gerade noch, wie ihr großer Kamerad lot umsinkt. Da streckt Bella den fchwarzen Kopf in die Höhe und beginnt langsam zu heulen. zoooo Skat-Spiele tSgii»! Ein Unterhaltungsspiel in volkswirtschaftlichem Licht. Von Franz Klinkhardt. Es ist ein gewohntes Bild: Irgendwo in einem Lokal sitzen drei Herren am Tisch. Der eine gähnt ein wenig, der andere legt gerade die Zeitung beiseite, und der dritte sieht gedankenleer in sein Bierglas. Oberflaue Stimmung —, das ist klar. Und dann ruft der eine: „Herr Wirt, bringen Sie mal die Skatkarte!" Worauf sich die Gesichter der beiden anderen beleben, neues Bier wird bestellt und die Stimmung an diesem Tisch ist gerettet. „Achtzehn zwanzig zweiundzwanzig " — „Null aufs Pferd!" — „Herz mit dreien, Spiel vier, Schneider fünf, fünfzig!" So kann es nun ein paar Stunden weitergehen. * Sicher —, Skat ist so etwas wie ein deutsches National spiel. Gewiß ist eine unheimliche Menge dieser 32-blättrigen Kartenspiele in dauerndem Gebrauch. Man wird es kaum bestreiten, daß eine ganze Industrie davon lebt. Nur: Genaueres wissen im allgemeinen auch die ein gefleischtesten Skathasen nicht darüber. Wo kommen die Karten her? Wie macht man sie? Wie groß ist die Skatspielarmee, die unablässig ins Land hinausmarschiert? Das sind Fragen, die kaum einer auf Anhieb zu beant worten weiß. Wenn man genau Bescheid wissen will, dann muß man sich einmal mitten ins Herz der deutschen Skatkarteninoustrie begeben, und das befindet sich in dem freundlichen Altenburg, das einstmals auch eine thüringische Residenz war. Von dieser Stadt mit ihren steilen Bergstraßen erhält das Heer der Skat spieler immer wieder seine Munition. * Mein Wunsch, einmal der Geburt der Spielkarten beizu wohnen, findet schnelle Erfüllung. Durch einen modernen Riesenbetrieb mit einer sinnverwirrenden Unzahl von Spezialmaschinen führte der Rundgang. Ueberall sind fleißige Hände voll beschäftigt. Bunt flirren Bogen durch die Schnell pressen. Lang ist der Weg, bis die Schneidemaschinen die ein zelnen Kartenblätter abteilen. „Ich glaube, Sie wünschen doch noch ein paar Er klärungen", meint mein freundlicher Führer, als der Rund gang durch das Werk beendet ist. „Ganz recht!" kann ich nur erwidern, „genau begriffen habe ich nur den Druckvorgang. Das sind Offset-Schnelldruck- pressen, die in einem Arbeitsgang gleich den Mehrfarbendruck liefern, nicht wahr?" „Jawohl, aber Sie haben Wohl auch beobachtet, daß unsere besonderen Sorgen auf anderen Gebieten liegen?" Natürlich habe ich das gesehen. Der Spieler will ja nicht nur schön sauber bedruckte Karten, sondern man verlangt außerdem von einem Skatspiel fast unbegrenzte Haltbarkeit Die Karten sollen nicht nur nicht leicht anschmutzen, man Wil! sie überdies sogar abwaschen können. Und dieses Verlangen nach wasserfestem, abwaschbarem Papier erfordert einen be sonderen Arbeitsgang. Ehe die fertig bedruckten Kartenbogen zerschnitten werden, müssen sie durch die Streicherei wandern. Geheizte Glättwerks pressen diesen Ueberzug untrennbar auf, und nun ist da- Papier gegen Wasser so gut wie immun geworden. Ja —, und die zerschnittenen Karten müssen zu Spielen geordnet werden. Dafür ist zwar die Sortiermaschine da, aber ihr allein traut man nicht. Jedes einzelne Spiel wird beson ders auf Vollzähligkeit überprüft, ehe es in die Verpackung weitergehen darf. „Diese Prüfung hat noch einen besonderen Zweck", erklär! der Mann vom Werk. „Sie wissen ja, solange es Kartenspiels gibt, hat es auch Falschspieler gegeben. Und denen möchten Nm nicht unbewußt in die Hand arbeiten. Wir achten peinlich darauf, daß Zeichnung und Farbtöne vor allem auf der Rück seite der Karten völlig gleichmäßig sind. Karten, die dieser An forderung nicht genügen, werden vernichtet. Keine unbewußi ,gezinkte' Karte verläßt unser Werk." Sehr schön! Das möchte man aber auch verlangen dürfen! Ich habe bereits gesehen, daß mittelbar und unmittelbar Tausende deutscher Familien durch die Skatspiele ihren Lebens unterhalt bekommen, aber etwas genauer möchte ich doch unterrichtet sein. „Sie stellen ja täglich eine Unmenge Spiele her. Ein paar tausend sind es sicher?" „Viel zu wenig!" kommt prompt die lachende Antwort. „Rund dreißigtausend sind es." Dreißigtausend neue Skatspiele täglich , alle Achtung! Aus folch einer Ziffer kann man erst entnehmen, wieviel Skat eigentlich in Deutschland gespielt werden muß. Und dann wird mir noch etwas gezeigt, eine schlichte Maschine, die nichts weiter zu tun hat, ass die fertig gepackten Spiele mit dem Reichsstempel zu versehen. Wenn das Schwung rad dieser Maschine sich einmal gedreht hat, bedeutet das dreißig Pfennig für den Reichssäckel. „Sie ist ein stiller, aber getreuer Diener des Herrn Finanzminifters", sagt der Mann vom Werk. „So runde drei Millionen Reichsmark schafft sie im Jahr, und das ist für eine einzelne Maschine doch nicht wenig." Nein gewiß nicht! Das Deutsche Reich kann es ge brauchen. * Als Wir uns verabschieden, fragt mein liebenswürdiger Führer noch: „Haben Sie das Schloß gesehen?" Die Frage verblüfft, denn so klein ist das ehemalige Altenburger Herzogsschloß wirklich nicht, als daß man es übersehen könnte. „Natürlich! Warum?" „Wissen Sie, wer dort residiert? Der König Skat! Dort ist unser spielkartengeschichtliches Museum, das alles enthält, was aus der Entwicklung der Karten wesentlich ist." Man kann nichts dagegen einwenden. Altenburg ist nun einmal die Skatstadt, und wenn der König Skat persönlich im Schloß über der Stadt einen Thron errichtet bekam, so ist das ein verständliches Symbol. Lies Deine Heiniatzeitnng, das Wilsdruff«» Tageblatt! MerevöM sisKsnMerker Der Specht ist Meister der Zimmermannskunsti — Die Eier unterlage aus Fischgräten. — Das schwebende Pirolnest. Von Eberhard Göschen. Der Sommer ist wie keine andere Jahreszeit geeignet, >en Naturfreund mit der Lebensweise eines der wichtigsten Deile unserer heimischen Tierwelt, der Vögel, bekannt zu machen. Ueberall in Wald und Feld, in Heide und Moor, längs der Wege und Wasserläufe, in Gärten und selbst in Ort- chaften findet der aufmerksame Beobachter die Nester unserer Lägel mit ihren Eiern oder ihren Jungen. Und auch dem flüchtigen Betrachter fällt bald auf, daß, während einzelne Vögel sich mit höchst primitiven Bauten zufrieden geben, andere an ihre Wohnung erhebliche Ansprüche stellen und zu ihrer Herstellung oft große Kunstfertigkeit aufwenden. Und wie )er Mensch zur Herstellung seiner Wohnung verschiedene Handwerker benötigt, so sind diese einzänen Berufe auch unter den gefiederten Bewohnern von Wald und Feld vertreten. Da ist zunächst das ehrsame Handwerk der Maurer, As deren vornehmster Vertreter in de>r Vogelwelt die Schwalbe gelten kann. Wohl jeder, auch der Städter, der nnmal aufs Land hinausgekommen ist, kennt die oben .an den hauswänden dicht unter dem Dache klebenden, aus gehärtetem Lehm und Schlamm kunstvoll gefertigten Nester, in denen auf einer Unterlage von Federn, Grashalmen und dergleichen die weißen Eier liegen. Zu den Maurern unter den Vögeln find auch die Dros seln und die Krähen zu rechnen, wenngleich sie ihr Hand werk längst nicht so gut verstehen wie die Schwalben. Sing drossel und Amfel mauern das eigentliche N?st zwar nicht zu sammen, bauen aber eine feste Grundlage, für die Mutter Erde die Baustoffe geliefert hat. Zuweilen wird unter diese auch noch etwas Kuhduna gemischt und das Ganze mittels Speichel zu einem brauchbaren Mörtel verarbeitet, der nach Erhärtung ein haltbares Fundament für das Nesi abgibt.. Aehnlich gehen die Krähen zu Werke, wenn ihre Behausung auch geräumiger ist als die der Drosselvögel. Alle Krähen nester haben eine aus Erde oder Lehm geformte schalenförmige Vertiefung gemeinsam, die den Boden und, mit Wolle odev Haar gefüllt, zugleich die Lagerstätte der Krähenwohnung bildet. Ganz anders arbeitet dagegen der Baumläufer, der seine Wohnung gern in einem verlassenen Spechtbau oder einer anderen Baumhöhlung anlegt. Ist die Eingangsöffnung, indessen nach seinem Geschmack zu groß, so mauert er sie zu bis auf ein kleines rundes Loch, das ihm gerade noch das Durchschlüpfen gestattet Neben den Maurern sind im Bauhandwerk als wichtigster Berufszweig die Zimmerleute zu nennen, die im Bogel reich ebenfalls stark vertreten sind. Krähen und Elstern er richten auf dem schon erwähnten gemauerten Fundament aus Baumzweigen und ähnlichem geeigneten Material ihre rundens oft kuppelförmigen Nester. Auch die Holztauben gehören hierher, wenngleich sie immer Stümper bleiben, die höchstens eine dünne Schicht von übereinandergelegten Zweigen und Holzstückchen zustande bringen, durch welche die Eier oft hin- durchschimmern. Meister in der edlen Zimmermannskunst sind dagegen die Spechte in ihren verschiedenen Arten, die mit dem spitzen harten Schnabel in alle Waldbäume ihre Löchei hacken, daß die Späne fliegen. Der Schwarzspecht höhlt Gänge bis zu einem halben Meter Länge aus, an deren Ende dann das eigentliche Nest mit den Eiern seinen Platz findet. Aehnlich sind die Nester, die nicht im harten Holz der Bäume, sondern in dem der Bearbeitung leichter zugänglichen Erdboden angelegt werden. Diese gefiederten Arbeiter sind nicht den Zimmerleuten, sondern den Erdarbeitern zuzuvechnen. Zu ihnen gehören die Uferschwalben, die in Kolonien nisten und mittels ihrer Krallen meterlange Gänge, an deren Ende das kesselförmige Nest liegt, in Steil ufer, Sandgrubenabhänge und dergleichen graben. Auch der prächtig buntgefärbte Eisvogel ist ein solcher Gräber, der mit Schnabel und Krallen in steil abfallende Grabenwänds eine Art Tunnel bohrt. An dessen Ende befindet sich das eigentliche Nest und darin, auf einer Unterlage von Fisch gräten, die Zahl der weißen Eier, deren Schale so dünn ist, daß man das Dotter Hindurchschimmern sieht. Einer ganz anderen Gruppe von Handwerkern gehören die Flechter und Weber an, die vornehmlich unter unseren Singvögeln zu suchen sind. Das Nest der Königin unter den Sängern, der Nachtigall, steht auf einer Blätterunterlage, auf der sich ein Flechtwerk von allerlei feinen Pflanzenteilen erhebt. Schöner sieht das kreisrunde Bauwerk des Goldhähnchens aus, das aus allerlei Moos und ähnlichen Stoffen zu einem wahren Wunderwerk zusammen- gcslochten und gewöhnlich hoch in einer Tanne oder Fichte angebracht ist. Auch der Zaunkönig webt geduldig und geschickt sein verhältnismäßig großes Nest zusammen. Auf eine äußere Schicht dürrer Blätter folgt eine zweite aus Moos, die ihrerseits wiederum mit allerlei Weichen Stoffen ausgefüttert wird. In der Regel ist dieser kleinste unserer Vögel mit einem Nest nicht zufrieden, sondern er legt deren mehrere an, die meistens nur als Schlafstätten für die Männchen verwandt werden. In die Gilde der Korbflechter ist der gelb-schwarze Pirolzu rechnen, dessen kunstvoller Bau an einem gegabelten Ast hängt. Mit Speichel werden die ersten langen Grasfäden an die Zweige geklebt und auch darum herumgewunden. Daran kommt dann das Nest, das aus allem Möglichen besteht, aus Stengeln von Schlinggewächsen, Moos, Federn, Schafwolle, Stückten Draht usw. Da es ziemlich tief ist und nach oben enger wird, laufen Eier und Jungen keine Gefahr, herauszufliegen, wenn das Nest bei starkem Winde tüchtig hin und her geschüttelt wird. Wahre Meisterstücke des Kunsthandwerks liefern noch ver schiedene unserer Singvögel. So das nur in einzelnen Teilen unseres Vaterlandes heimische Schwarzköpfchen, dessen Gesang dem der Nachtigall gleichkommt. Es baut sein Nest aus allerlei Pflanzenteilen, die aneinander befestigt Werde- , wobei das Gespinst vc . Raupen als Draht dienen muß. Und dann dieGrasmücke, die allerlei Samenflöckchen, z. B. von Weiden und Pappeln, für die Außenseite ihres Nestes ver- wesidet, während Innenseite und Boden mit einer Matratze aus Pferdehaaren ausgekleidet werden. Die Bachstelze baut ein großes Nest aus Krusten flechte, Kokons von Schmetterlingspuppen und Spinnen- gcwebe. Spottvogel und Buchfink haben sogar einen gewissen Schönheitssinn, denn jener schmückt sein Nest gern an der Außenseite mit Weißen Stückchen Birkenrinde. Das Finkennest ist außen in der Regel mit Moos und Krusten-, flechte von demselben Baum, in dem es angelegt wurde, aus gestattet. Die zweite Lage besteht aus mit Grashalmen durch- flochtenem Moos, während das Innere mit Wolle, Federchen^ Samenflöckchen oder Pferdehaar weich und gemütlich ein gerichtet ist. Alles Baumaterial wird mit geeignetem Gespinst untereinander und mit den haltenden Ziveigen verflochten.