105 III. Die Camera 1. Allgemeines über die Camera. Die Camera besteht im Wesentlichen (Fig. 110) aus zwei ver- ticalen, auf horizontaler Balin befestigten Rahmen, welche mit ein ander durch einen elastischen röhrenförmigen und lichtdichten Aus zug M (Blasebalg-Auszug) 1) verbunden sind. Der vordere Rahmen A oder „Camera-Vordertheil" trägt das Objectiv, der hintere B, der „Camera-Hintertheil“, die Visirscheibe. Diese beiden Rahmen greifen mit entsprechenden Ansätzen in die seitwärtigen Nuten der Bahn („Laufbrett“) ein und werden entweder mit der Hand, oder mittels Zahnstangen- oder Schrauben ¬ triebe zu einander parallel und hergeschoben. Zur Erzielung grösserer Abstände zwischen denselben wird, um dem Lauf brette keine übermässige Länge geben zu müssen, letzteres aus zwei oder mehreren in einander verschiebbaren Thei len hergestellt. Das Objectiv wird ge wöhnlich nicht direct an den Vordertheil der Camera be festigt, sondern an ein Brett chen, das „Objectivbrett“, senkrecht zum Laufbrett hin- und Fig. 110. Blasebalg-Camera. welches im Falze verschiebbar ge ¬ macht wird. Die Visirscheibe befindet sich in einem eigenen Rahmen, welcher sich seitlich umlegen oder ganz entfernen lässt. Das Bild der Gegenstände wird durch die Mattirung sichtbar und durch das Glas hindurch betrachtet. Um es deutlich zu sehen, muss jedes Licht, welches nicht von der Linse kommt, abgesperrt werden, daher der 1) Der Auszug wird ebenso wie der Balg einer Ziehharmonika aus dunkler Leinwand mit Lederecken, oder ganz aus Leder hergestellt. Er gestattet, die Camera, behufs Transportes, auf einen engen Raum zusammenzudrücken und beim Gebrauche rasch selbst auf bedeutende Länge auszuziehen. In früherer Zeit erzielte man diese Verschiebung der einzelnen Theile, durch mehrere ineinanderpassende verschiebbare Holzkästen; wie schwerfällig eine derartige Camera bei nur einigermassen grösseren Dimensionen wurde, kann sich Jeder leicht vorstellen.