— 62 — unmittelbar auf der Farbstoffschicht aufliegt oder weiter entfernt ist, so erhalten wir auch denselben Eindruck, wenn wir durch das Glas den Farbstoff betrachten. Ein blauer Farbstoff, durch gelbes Glas gesehen, erscheint ebenso grün wie seine Mischung mit einem gelben Pigment. Analog einem farbigen Glase wirkt auch die Be leuchtung durch farbiges Licht, denn es ist gleichgültig, ob wir ein Objekt durch ein gelbes Glas betrachten, öderes mit den durch das gelbe Glas fallende Strahlen beleuchten. Die künstlichen Lichtquellen, besonders das Kerzen-, Gas- und elektrische Glühlicht sind, rötlich-gelb, wenn man das Tageslicht als Weiß annimmt, sie enthalten einen Überschuß an roten und zu wenig grüne und noch w< niger blaue Spektralstrahlen. Bei solcher Beleuchtung erscheinen daher farbige Körper wie mit einer gelben Schicht über zogen, und wir können Weiß von Hellgelb, Blau von Blaugrün und Purpur von Rot nicht unterscheiden. Das unechte Grau erscheint daher bei künstlicher Beleuchtung gelbbraun, während das echte Grau neben gleichzeitig vorhandenem Weiß farblos bleibt. Daraus erklärt sich die Erscheinung, warum transparente Drei farbenbilder, die unechtes Grau enthalten, bei künstlicher Beleuchtung merkbar ihren Charakter ändern. Auch das elektrische Bogenlicht, das man — da es meist mit Gas- und Kerzenflammen verglichen wird — in der Regel für bläulich hält, ist im Vergleiche mit dem Tageslicht als gelblich zu bezeichnen. Das Licht der künstlichen Lichtquellen läßt sich weiß machen, also auf das Aussehen des Tageslichtes bringen, wenn man die roten und grünen Strahlen auf das Maß der vorhandenen blauen abschwächt, wozu man etwa ein mit Patentblau — Rose bengale gefärbte Gelatineschicht benutzen kann 1). i) Wiener Mitteilungen 1909, S. 62.