Kalk wird nicht durch Halogenide und Sulfate, wohl aber durch Karbonate entfärbt. Auch wird oxalsaures Blei nach der Anfärbung mit Erythrosin durch oxalsaure Alka lien entfärbt, welche ihrerseits das angefärbte Bromsilber wieder völlig intakt lassen. Eine Gesetzmässigkeit bei der geschilderten teilweisen Entfärbung angefärbter Niederschläge scheint also insoweit stattzufinden, dass Salze mit solchen Ionen, die denen der angefärbten Substanz gleich sind, diesen den Farbstoff leichter entziehen. Es verhalten sich jedoch nicht alle Farbstoffe in dieser Weise. Freilich liefern Eosin und Rose bengale dieselbe Reaktion wie das Erythrosin in Bezug auf die Entfärbung des Bromsilbers durch Salzlösungen, hingegen bleibt z. B. mit Chinolinrot, Malachitgrün u. a. angefärbtes Bromsilber unverändert, wenn man Bromsalz hinzufügt. Auch mit der grossen Sensibilisierungsfähigkeit der Eosine scheint die Reaktion nicht in Beziehung zu stehen, indem die infolge von Bromsalzzusatz dem gefärbten Bromsilber entzogene Farbstoffmenge für die optische Sensibilisierung überhaupt belanglos ist. Badet man nämlich eine mit Erythrosin sensibilisierte Kollodium emulsionsplatte (ohne Silberüberschuss) in loproz. Bromkaliumlösung (i Minute lang) und wäscht darauf gründlich aus, so erhält man genau dasselbe Spektrumbild, die genau gleiche Empfindlichkeit, wie sie die nicht mit Bromkali behandelte Platte zeigt. Auch an einer Bromsilberkollodium-Cyaninplatte bewirkte ein Bromkaliumbad nicht die geringste Veränderung. Diese Resultate weichen ab von denen von Hübls, doch hatte dieser Forscher die Liebenswürdigkeit, mir brieflich meine neueren Be obachtungen als richtig zu bestätigen. III. Eine Bemerkung zur Schirmwirkung der Sensibilisatoren. In meinen „Untersuchungen über das Lippmannsche Farben verfahren“ 1) habe ich eine Schilderung des Verhaltens verschiedener Bromsilberarten gegen optische Sensibilisierung gegeben. Die Thatsache, dass bei den sogen, kornlosen Emulsionen eine Sensibilisierung für die weniger brechbaren Strahlen bis weit ins Ultrarot so viel leichter gelingt als bei gereiftem grobkörnigen Bromsilber, scheint mir dafür zu sprechen, dass die Aufnahmefähigkeit des Bindemittels für den Farbstoff vermittelst dadurch herbeigeführte Vergrösserung der Schirmwirkung kein belangreiches Hindernis für die Sensibilisierung darstellt. Ist doch die Menge der Gelatine im Verhältnis zum Brom silber eine etwa 5 bis 6 fach grössere als bei einer grobkörnigen Emulsion. So scheint mir auch die grössere Disposition zur optischen Sensibilisierung bei Kollodium emulsionen weniger der geringeren Schirmwirkung, wie Hübl 2 ) annimmt, als der Art des Bromsilberkornes zu verdanken zu sein. Um die Richtigkeit dieser Annahme zu prüfen, setzte ich einer Bromsilberkollodiumemulsion noch drei weitere Teile Kollodium zu, badete eine hiermit begossene Platte gleichzeitig mit einer normalen Kollodiumgehalts in einer 0,1 proz. Erythrosinlösung: es war nicht der geringste Unterschied in den beiden Spektralaufnahmen zu konstatieren. Charlottenburg, 3. Februar 1901. 1) Photogr. Corresp. 1900, S. 552, 685 — 688. 3) Die Schirmwirkung der Farbensensibilisatoren. Photogr. Corresp. 1895.