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60 Weichheit. mit unseren heutigen Photographien vergleichen, will es fast scheinen, als gälten die Lehren jener Alltmeister graphischer Runst heutzutage nichts mehr, ober als herrschten in der Bhotographie andere, bejfere Ansichten über malerischen Effect n. dgl. Dort sehen wir eine marfige Zeichnung, bie dennoch, auf Grund der zahlreic vorhandenen Halbtöne den Eindruc von Weichheit machen, hohe brillante Lichter und tiefe brillante Schatten, Alles in der richtigen Weise abge- stuft und abgerundet, l'o baß ber Totaleindruc ein packender ift; hier in unseren Photographien suchen wir vergebens nac kräftigen, brillanten Schatten neben Halbtönen und hohen Lichtern; Alles, was dunfel wirkt, sehen wir ängstlic vermieden, ba ift fein Saft und feine Äraft in ber eic- nung ber Details des Gesichtsbaues, das Fleisc erstarrt zur geleeartigen Gonsistenz, ftait lebendiger Frische eine bleichjüchtige Schüchternheit und bie eventuell unter beit Lichtmassen vorhandene Abstufung bewirkt jur Moth eine im höchsten Grade nüchterne Halbweichheit, mit ber man sic begnügt, womöglich mit einem Vewusztsein fünstlerischen Stolzes.: Die wahre Weichheit, welche das Vorhandensein tiefer brillanter Schwärzen neben hohen brillanten Lichtern gestattet, schlieszt stets das Vorhandensein einer gewissen Ab- stufung sämmtlicher Töne in fiel), während bie bloße Ab- stufung zvischen höchsten und hohen Lichtern durchaus noc nicht Weichheit in sich schlieszt. Es besteht also zwischen Weichheit und Abstufung ein Unterschied. Jene schüchternen, nüchternen Mondicheinvhotographien wirken halbweich, weil sie in ihren Zichtmassen eine gewisse Abstufung zeigen; phne diese mürben sie birect hart wirken, flatschig. Würden dagegen bie höchsten Xichter nicht nur bis auf eine geringe Lichtpotenz abgestuft fein, sondern diese Abstufung weiter- gehen, bie Lichter auf dem Wege ber Halbtöne mehr und mehr abfallen, bis fie sic in tiefste Schatten verlieren, wie auf den Portraits ber alten Meister Rembrandt, Rubens u. 5. iv., jo mürbe man in solchem Falle aufhören, von Abstufung zu sprechen und den Eindruc voll und ganz als den echt fünstlerischer Weichheit, Brillanz und Rundung, b. i. Plasti, auf sic wirken lassen. Ta haben mir übrigens