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lleber die ^ortrait§ Vallenstein’s macht H. Scheube einige interessante Mittheilungen, die ebenfalls auf diese Seite bet Aehnlichkeitswiedergabe ein Streiflicht werfen: „Zu dem auf Schlos Friedland, dem einstigen Sitze Wallenstein’s, befindlichen Portrait hat ber Kriegsheld dem Maler persön- lich gesessen und nac beglaubigten Documenten ift es das ähnlichste Konterfei des Friedländers, während das im Schlosse Dur bei Teplit, beut heutigen Sitze ber Wald- stein’s, mehr ober weniger ein Phantasiegebilde des Künstlers fein soll. Wir pflegen uns den berühmten Heerführer als einen finsterblickenden Mann mit feurigem Auge, Adlerblick 2c. vorzustellen, kurz, einen Wann von bedeutendem Eindruck, so wie ihn das im Rathhause zu Eger hängende Bildnisz fennzeichnet, desgleichen das in ber Galerie des Metternich- schen Schlosses Sönigswarth bei Warienbad in Böhmen be- sindliche und anbere. Das Friedländer Bild weicht von allen diesen vollständig ab. Hier hat das schmale Gesicht einen eigenthümlic matten, verschleierten, beinahe krankhaften Aus- druck. Von einem Adlerblick läszt sic nichts gewahren. Ver- schlagenheit, Hinterlist und Heimtücke lesen wir wohl in biefen gekniffenen, gespannten Bügen, vom Genius des Helden steht nichts darin. Alle anderen Portraits Wallenstein’s machen einen ungleich bedeutenderen Eindruck; an dem des Friedländer Schlosses würbe ber Beschauer vielleicht gleich- giftig vorübergehen, wüszte er nicht, wessen Konterfei er gegenüberstünde. Der Ausdruck spielt ja überhaupt für bie Alehnlichkeits- frage eine sehr bedeutende Rolle. Wenn ber Wensc sic immer so geben wollte und ein solches Gesicht zeigen, wie es feiner jeweiligen Stimmung entspricht, wenn also bie Menschen sic Weniger absichtlich zwingen würben, solch’ einen Ausdruc zur Schau zu tragen, wie er ihnen gerabe als am passendsten erscheint, vielmehr ber Ausdruck immer als ein Spiegel ber Seele ein natürlicheungezwungener fein würbe, stände es für den Photographen, was bie Aehnlichkeit betrifft, um 100°/0 besser. Leider weift wohl aber ein Jeder, daß solche frommen Wünsche, welche ber Falschheit, Geheim- thuerei, conventionellem Scheine u. f. w. zuwiderlaufen.