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rührt; und ebenso schnell luie der Kenner und Bhotograph ein Bild für schön proclamirt, negirt das Publikum dieses llrtheil und sagt: „Das Bild ist recht schlecht". Fragt der in feinem gerechten llrtheil beleidigte Künstler nun erstaunt, weshalb beim das schöne Bild schlecht fei, so wirb er durch- aus feine Bemerkung über das hören, was ihn entzückte, nämlich über die technische Vollendung ber Photographie, die das Bublifum in erster Xinie eben übersieht, vielmehr wirb er hören, daß es Sleinigfeiten im Ausdrucke sind, die zunächst das llrfheil des Publikums bestimmen, 3. B. ein müder Blick, eine zu lange Mase, ein breiter ober schiefer Mund imb dergleichen. Ober wenn bas nicht, wenn an bem Ausdruck ebenso Wenig auszusetzen ist, wie au ber Technif des Bildes, fo ist es vielleicht ein verschobenes Kreuz, Medaillon ober dergleichen, and) recht oft bie Frisur, ber Sit des Sleides, bie Taille u. f. w., was bas Publikum bestimmt, ein nac des Photographen Lrtheil vorzügliches Bild, als schlecht 511 verwerfen und eine neue Aufnahme zu fordern! Solche Reclamationen sind nur zu geeignet, baS photo- graphische Kunstgemüth jur Verzweiflung zu bringen. Um bem vorzubeugen, wäre eS wohl wünschenswerth, wenn bie Bhotographen sich daran gewöhnen wollten, Ausdruck und Aenszerlichkeiten ber Aufnahmeperson mehr in’s Auge zu fassen, als bieS gewöhnlich geschieht. So jollte ber Photo- gravh 3. 8. von zwei Aufnahmen derselben Person nicht diejenige wählen, welche technisc besser, vielleicht richtiger erponirt ist, und baS int Ausdruc bessere, aber technisc weniger gute Bild verwerfen! Der Photograph darf über bem Künstlerischen nicht baS Praktische vergessen, sonst schneidet er sich selbst in’S Fleisc; bett größten Gefallen thut er sic), weint er bem Publifum gefällig ist. IV. Capitel. Di Musrulakur des Gelichtes. Die Senntnis ber vollständigen Muscufatur beS Ge- fic^teS ist für den Retoucheur nicht nöthig. Es fiub nur