Volltext Seite (XML)
(Gejchichte, Bweck und Mothwendigfeit der Retouche. 5 einer anderen u. s. in. Wie gesagt, so einfac und wahr dies ist, das „Shstem" siräubte sic gegen die Anerkennung solcher Maturwahrheiten, und als doc endlich die Ginsichtsvolleren die Oberhand gewannen, erreichten sie nur, dasz Jene theo- retisch wohl 3a und Amen sagten, praktisch aber nichts desto- weniger der Bequemlichkeit und ihrer Schablone treu blieben, die fiel) schon jo in das Mark der Retouche hineingefressen hatte, daß es nicht mehr möglic war, den Schaden voll- ständig auszumerzen. llebertreibung, verbunden mit Scha- blonenarbeit treiben ja noc heutigen Tages unter den retou- chirenden Kreisen Wucher und das vor Allem jener Vequem- lichkeit zu Siebe! Immerhin aber hat und wirb bie Zeit mehr und mehr dahin wirten, den Abscheu, den ein großer Theil des Publi- fums gegen bie Retouche hat, auf Grund der Arbeit jener Metoucheschänder, umzuwandeln in Achtung und Anerkennung der künstlerischen Vothwendigkeit ber Vetouche. Ind das wirb um jo eher ber Fall fein, je mehr sic bie Vetoucheure des wahren Zweckes ber Netouche bewußt, je mehr sie ein- sehen werben, baß, wie jebe Gesichtsclasse ihren eigenen Typus, aneß bie Metouche ihre verschiedenen Gesichtspunkte Ijaben muß und deshalb Schablonenarbeit als mechanische Stümperei zu verwerfen ist. gehen wir uns nun den Zweck ber Retouche etwas näher an. Manche Retoucheure scheinen, ja, wie ic aus eigener Erfahrung weiß, sind ber Ansicht, baß bie Retouche nur den Zweck habe, bie Mängel des Megativs ju verdecken, also eine pockennarbige Haut hübsc zu glätten, Löcher und störende Flecke auszufüllen, herabhängende Mundwinkel ab« zuschneiden u. j. W. Sie machen sic ißre Arbeit sehr leicht, haben sie doch hier ober ba von einem funstverständigen Uetoucheur jagen hören, an einem Negative müsse nur das „Mothwendigste" gemacht werben, was sie nun in ihrer Art auf jene Weise thun und sich dabei einbilden, eine „fünft« lerische" Retouche zu liefern! Wenn jener funstverständige Retoucheur — wir wollen einmal annehmen, baß er wirklich ein solcher fei, beim bie meisten, bie es zu fein vorgeben, sind es in ber That am wenigsten — ic sage, wenn jener