Die Beleuchtung. 199 daher verfolge der Strebsame die hier angedeuteten Wege und mache sich frei von Vorurtheilen, die nur Hindernisje sind auf der Bahn des Fortschritts. Der Zweck der Beleuchtung, Ruhe und Plastik iin Portrait 511 erzeugen, wirb also im Grunde genommen er- reicht durc Anwendung eines möglichst fleinen Sicht- einfallwinfels. Wodurc wird nun ber andere Rwec der Veleuchtung angestrebt, bie Form zu idealisiren, ber Schönheit gerecht zu werben? Hören wir Disderi in feinem Essai sur l’art de la Photographie: „Wir würben eines ber hauptsächlichsten Mittel, um ein Portrait ähnlic und schön zu machen, vernachlässigen, wenn wir nicht über bie Wahl und bie richtige Vertheilung des Vichtes sprechen würben. Wer weift nicht, baft es Xichteffecte gibt, bie für eine Phsio- gnomie vortheilhaft sind, für eine anbere schädlich? Das birecte, lebhafte Licht wirb bie ohnedies scharf ausgeprägten Büge eines Gesichtes noch mehr hervortreten taffen und wirb eine Härte des Ausdrucfes erzeugen, welche nicht in bem Eharakter des Modells liegt. Gtwas stumpfe Züge, wenn man sie mit einem 311 zerstreuten und zu milden Lichte beleuchtet, werben eine unbeschreibliche Ausdruckslosigfeit annehmen, jeder Charakter wirb total vernichtet; je mehr Jndividualität ge< wahrt wirb, desto mehr Alehnlichfeit wirb erhalten werben. Das Dberlicht bewirft ein Hervortreten ber (Stirn, welche auf bie Augen bann einen tiefen Schatten werfen wirb; ber Masenrücken, bie Unterlippe, baS Kinn werben sic über aKe anberen Theile des Gesichtes aufdringlich hervorheben. Dieser Gffect wäre gewis schlecht gewählt, wenn mau ein junges Mädchen aufnimmt, dessen Stirn glatt und ein wenig gewölbt ist, baS ein zartes Profil besitt und dessen blaue Augen Sanftmuti) und Liebenswürdigkeit ausdrücken. E% wäre viel» leicht sogar zu scharf für eine martialische Figur, bereit dichter Schnurrbart einen zu graften Schatten über den ganzen unteren Gesichtstheil werfen und bem Gesammtausdruc etwas Rohes ertheilen würbe." Es mögen diese Andeutungen genügen, zu verstehen zu geben, in welcher Weise man durc bie Beleuchtung, ein Mittel in Händen hat, für bie Schönheit eines Sortraits