Volltext Seite (XML)
192 Sie Beleuchtung. Er wird dem Auge faum auffallen und bei Weitem nicht so blendend und rein weife in der Farbe erscheinen, als wenn wir ihn auf einem dunklen Grunde betrachten. Das sind jo einfache Thatsachen, das man staunen muß, wenn Leute, die mit Theorie und Praris des Lichtes täglich umzugehen haben, dieselben übersehen und nicht bedenken, das das biete Licht, welches fie mit Vorliebe anwenden, statt brillante Weiszen zu erzeugen, den Bildern mir einen allgemeinen grauen Gharakter verleihen fann, und das die Spitzlichte, welche sie verwenden, nicht zur Wirkung kommen tonnen auf allgemein hellem Grund und somit eine Brillanz in der Beleuchtung aus- geschlossen jein musz. Wenn ich icht praktischer hotograph wäre und die Arbeit und Ansichten vieler Photographen eben aus meiner Praris kennen Würbe, würbe ic als Theoretiker wohl kaum darauf fommen, das angesichts solcher einfachen Matur- wahrheiten Photographen eristiren, bie in einer non allen Seiten zugeführten grösztmöglichsten Xichtmenge das Heil für bie fünstlerische Wirkung ihrer Portraits gefunden zu haben glauben. SB er Brillanz in feinen Bildern anstrebt, ber bringe bar auf, mit möglicst ipärlichem Iicht zu arbeiten, dasjelbe fo sehr wie möglic auf den denkbar kleinsten Maumzu bejchränke n. ur, indem er dies thut, erreicht ber Photograph den Zwec ber Beleuchtung, das Gesicht in allen feinen ein- jelnen Theilen deutlic zu m Ausdruck zi bringen, ba durch bie Heine Lichtquelle bie Gesichtstheile besser non einander abgehoben werben und durc bie erzielte Abstufung eine größere allgemeine M n h e bewirkt wirb, als durc den verwirrenden und verschwimmenden Gharakter, den grosze Lichtfülle erzeugt. Wenn ber Photograph in dieser Beziehung Studien machen will, suche er namentlich in das Beleuchtungs- princip Aembrandt’s einzudringen; Rembrandt’sche Köpfe und zwar möglichst im Original zu studiren, ba diejenigen Photographien mit ihrem hellen Vichtstreifen längst ber be- lichteten Gesichtscontour, bie man fälschlicher Weise Rembrandt’s nennt, durchaus nichts mit den wahren Principien, nac weldjen dieser grosze Künstler arbeitete, gemein haben.