Volltext Seite (XML)
Angewandte Mimit und Physiognomi auf die Retouche. 113 zeitige geistige Schlaffheit bezeichnen würden. Die Ausdrucks- gruppe „senkrechte Stirnfalten" zerfällt in: I. Grad: gerade- und herabgezogene Augenbrauen; II. Grad: senkrechte Stirnfalten. Wie leicht zu ersehen, geschieht die Eintheilung in Grade in der Weise, das ber erste Grad ber geringsten Ausbildung gleichkommt, ber fpäteft jolgende, hier ber vierte Grad, ber höchsten Ausbildung. Es folgt hieraus, daß, wenn wir in einem Gesichte eine Ausdrucksgruppe oder Ausdruckserscheinung entdecken, die wir als den so und jo hohen Grad einer anderen Ausdrucksgruppe kennen, wir zunächst entscheiden müssen, ob jene Ausdrucksgruppe refp. -Erscheinung selbst- ständigen Werth habe, ober als Begleiterscheinung ber be- treffenden anderen Ausdrucksgruppe fungirt. Diese Entscheidung ermöglicht uns schon ein flüchtiger Blick, st nämlic jene andere Ausdrucksgruppe vorhanden, so kann diese nur al§ Begleiterscheinung jener fungiren und nicht mehr selbststän- bigen Werth haben; in solchem Falle ift uns befannt, dasz unbedingt and) alle diejenigen Begleiterscheinungen vorhanden fein müssen, welche einen geringeren Grad bezeichnen, als diejenigen, welche wir im Auge hatten. 8. B. finden wir in einem Gesichte den offenstehenden Wund, also ben vierten Grad des müden Blickes und sehen wir, dasz ber müde Blick nicht vorhanden ift, so wissen wir, das ber offenstehende Wund uns nur als selbstständige Ausdruckserscheinung interessiren fann. Finden wir dagegen ben müden Blick ausgeprägt, so wissen wir, das auch bie anderen Grade, welche sic unter dem vierten Grade befinden — als solcher würbe in diesem Falle ber offenstehende Mund gelten — vorhanden fein müssen. Wir sehen nun allerdings auc ohne ein solches Wissen, was in einem Gesichte vorhanden ift ober nicht, aber biefe Wissenschaft setzt uns in ben Staub, unser Augen- merk mit Sicherheit ftetS auf bie zu einander gehörenden und mithin gemeinsam zu behandelnden Ausdruckserscheinungen zu richten; fie lehrt uns, baß, wenn wir an diesem Theile eine Alenderung vornehmen, wir gleichzeitig jenen ober jene anderen Theile in bie Aenderung einschlieszen müssen; fie Arnold, Regativretouche. 8