92 Angewandte Mimit und Physiognomit auf die Retouche. das Folgende belehren wird, stets und unter alten Um ständen durc die Retouche vollständig entfernt werden, fei es nun, das fie „selbstständig“ auftreten, ober als zweiten Grad des müden Blickes. Cine Ausnahme von dieser Regel macht derjenige Fall, wo bie hporizontalen Stirnfalten als Graderscheinung irgend einer anderen Ausdrucksgruppe fungiren, wie mir bas ipäter antreffen und begründen werden. Der Lejer wird nun verstehen, dass, uni bie Bedeutung der horizontalen Stirnfalten für alle Fälle physiognomischen Auftretens zu begreifen und bie rechte Art und Weise ihrer Behandlung auszuüben, eine genaue Bejchreibung ihres physio- gnomischen Werthes nöthig mar, welche beut Metoucheur er- möglicht, den Charakter der Physiognomie richtig z1 würdigen und bie ihm in jedem Falle cine Erklärung dafür schafft, aus welchem Grunde ein gewisser Grad bei gewissen Aus- drucksgruppen in dem Vorhandensein horizontaler Stirnfalten und hochgezogener Augenbrauen gipfelt. Weshalb müssen mir aber, meint eine Aenderung ge- boten ist, bie horizontalen Stirnfalten stets nac demselben Schema behandeln ? Um bett Wünschen des lieben Publifums gerecht 311 werden. Leider dürfen mir, wenn nufere Sunst and) von pecuniärem Grfolg gefrönt fein soll, dieselbe stets nur mit Rücksicht auf das Publifum ausüben, was nicht immer für bie Sunst selbst einen Vortheil bebentct. 3a, mir müssen sogar, wie hier, bie wahre Matur einer Sache dem Publifum 31t Liebe verleugnen! Wie mir gesehen haben, sind horizontale Stirnfalten stets ein Zeichen irgend welcher Aufmerkjamfeit. Mit dieser naturgemäßen Erklärung gibt sic aber bie große Menge nicht zufrieden. Sie bevbachtet, baß hauptsächlic im Alter horizontale Stirnfalten 31t finden sind, und diese einzige ober» flächliche Beobachtung, bie nicht rneitcr nach beut Wie und Warum fragt, genügt, um eine wissenschaftlic geprüfte Wahrheit über den Haufen 311 werfen. Jm Alter erschlaffen, ebenso wie bie gesammte Lebensthätigkeit, im Besonderen auch bie einzelnen Muskeln; ihre Functionsverrichtung erlahmt. Zu diesen Muskeln zählen natürlich and) bie Gesichtsmuskeln,