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Orthoskiagraphische Photographie. 289 sollen. Man hat deshalb stets einige Gelbscheiben verschiedener Inten sität in Vorbereitung zu halten und — äusser mit Bezug auf die ge gebenen Andeutungen — nur nach der gemachten Erfahrung die Wahl zu treffen. Zu manchen Bildern, z. B. alten Oelgemälden, welche gar kein Blau (oder nur sehr dunkles Blau), wenig Weiss und kein Licht- rosa enthalten, sind nur sehr lichte Gelbscheiben nothwendig. (Ganz fortlassen kann man dieselben nur in seltenen Fällen, denn auch Grün und Weiss reflectiren blaue Strahlen.) Die Gelbscheiben bringen die weissen Reflexlichter, welche sonst unruhig und fleckig erscheinen, bedeutend milder. Wendet man zu dunkle Farbenfilter an, so kommt das Blau zu dunkel und man kann das Verhältniss sogar so weit übertreiben, dass das Blau überhaupt ausbleibt, also schwarz kommt, während das Dunkelgelb vollkommen hell erscheint. Ein zu lichtes Farbenfilter hingegen lässt das Blau zu kräftig wirken.*) Bezüglich der Expositionszeit ist zu bemerken, dass Oelgemälde im Allgemeinen doppelt so viel Zeit benöthigen als Aquarellen, weil die Oelfarben viel Licht verschlucken, während Wasserfarben fast alles empfangene Licht ungeschwächt reflektiren. Eine noch stärkere Licht absorption findet bei Teppichen, bedruckten Stoffmustern u. dgl. statt. In der Stofffaser wirken deshalb alle Farben dunkler als auf Papier geriehen, weil sie dort keinen hellen Untergrund haben. Bilder, in hellen Tönen gemalt, bedürfen selbstverständlich keiner so langen Exposition als solche, die in dunkleren Tönen gehalten sind. Eine besonders lange Exposition erfordern alte, stark nachgedunkelte Oel gemälde, welche jedoch, mittelst der orthoskiagraphisehen Platten alsdann wundervolle Copien liefern. Auch Reproduktionen sehr con- trastreicher (harter) Gemälde gewinnen durch das orthoskiagraphische Verfahren. Dio Copien werden weicher, weil die braunen Schatten immerhin noch auf die orthoskiagraphische Platte wirken, wodurch der *) Es kann auch verkommen, dass selbst mittels der orthoskiagraphisehen Platte gewisse Bildparthien nicht ganz so wiedergegeben werden können, dass sie dem Original entsprechen. So kann es geschehen, dass z. B. zwei verschieden farbige Stellen (etwa Both und Grün, Blau und Grau oder Grau und Grün etc.) von gleicher Schattirung nebeneinanderstehen. Sie werden der verschiedenen Färbung wegen deutlichen Contrast für’s Auge bieten, aber die orthoskiagraphische Photographie setzt die Farben in ihrer Helligkeit entsprechende Schattirungen um und kann daher nur die Helligkeitsunterschiede, nicht aber auch die Verschieden heiten der Färbung zur Darstellung bringen. Den gleichen Mangel wird das Original selbst aufweisen, wenn man es bei dem homogenen Lichte einer gelben Natriumflamme (sogenannter monochromatischer Lampe) betrachtet.