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Orthoskiagraphische Photographie. 269 springt die Farbe der Azalinlösung aus Carmoisinroth in Gelbroth, bei starker Verdünnung in reines Rosa über, während die Fluores- cenz aus rotbbrauner in glänzend feuergelbe bis orangegelbe Farbe übergeht. Durch Zusatz von Ammoniak bis zur alkalischen Reaction wird die ursprüngliche Farbe von Lösung und Fluorescenz regenerirt. Ein Niederschlag bildet sich mit Salzsäure nicht. Gegen Ammoniak und Natronlauge verhält sich die Farbstoff lösung ziemlich indifferent. Dem Lichte in ziemlicher Verdünnung ausgesetzt, ändert sich dieselbe im Sinne der soeben bei der Reaction mit Salzsäure erwähnten Erscheinung, d. h. der violette Stich ver ¬ eine alcoholische Eosinlösung mit Cyanin bis zum carmoisinrothen Tone, ver dünnt mit Wasser, und schüttelt mit Aether, so wird ebenso wie bei Azalin, das Cyanin extrahirt. Erwähntes Gemisch von Bosin und Cyanin hat, nebenbei be merkt, in seinen äusseren Eigenthümlichkeiten die grösste Aehnlichkeit mit Azalin, Die grüngelbe Fluorescenz des Eosins geht durch den Cyaninzusatz ebenfalls in’s Bräunliche über; das spectrale Verhalten des Gemisches ist dem ues Azalins sehr ähnlich. Was nun den zweiten der im Azalin enthaltenen Farbstoffe anbelangt, so bewies das durchaus indifferente Verhalten desselben gegen Salzsäure, dass man es mit einem äusserst Säure echten Körper zu thun hatte und es waren durch dieses Verhalten die Eosingruppe, das Magdalaroth und Diazoresorufin, welch’ letzteres man einige Zeit geneigt war für Azalin zu halten, für die weitere Untersuchung ausgeschlossen. Auf die richtige Fährte wurde man gebracht, durch die charak teristische Eigenschaft der Azalinlösung (ebenso wie wir es oben beim Chinolin- roth beschrieben), sich bei Zusatz von concentrirter Schwefelsäure zu entfärben und bei nachträglicher Verdünnung die ursprüngliche Farbe wieder anzunehmen. Diese Untersuchungen führten zur Ueberzeugung, dass der zweite im Azalin enthaltene Farbstoff das Chinolinroth sein müsse und hat man dieses Resultat durch das äussere und spectrale Verhalten, durch das Verhalten gegen Reagen- tien, sowie auch durch die Eigenschaft des Chinolinroth als Sensibilisator, allein oder gemischt mit Cyanin angewendet, durchaus und in jeder Beziehung bestätigt gefunden. Dr. Mallmann und Verfasser machten in der Plenarversammlung vom 4. Mai 1887 der photographischen Gesellschaft in Wien Mittheilung über ihre Untersuchungen und am 7. Mai 1887 sah sieh Vogel veranlasst, in der Sitzung des Vereins zur Förderung der Photographie in Berlin, zum ersten Male Andeutungen über die Zusammensetzung seines Azalins zu machen. Nach Aufdeckung der Zusammensetzung des Azalins vermied Vogel gefliessentlich die ominöse Bezeichnung Cyanin und nannte dieses von nun an consequent Chinolinblau. Da nicht jeder practisehe Photograph es weiss (was auch gar nicht zu verlangen ist), dass Chinolinblau und Cyanin identisch sind, so konnte es passiren, dass in einer damals erschienenen Nummer einer neueren Wiener Fachzeitschrift zu lesen stand, Dr. F. Mallmann und Ch. Seolik hätten gefunden das Azalin bestehe aus Chinolinroth und Cyanin, während Vogel be haupte, es bestehe aus Chinolinroth und Chinolinblau.