Vorbemerkung. Unter allen wichtigen Fortschritten der neuesten Zeit, welche auf dem Gebiete der Photographie zu verzeichnen sind, ist keiner von so epochaler Bedeutung wie jene Erfindung, welche photo graphische Bilder herzustellen gestattet, deren Schattirung vollkommen den Tonwerthen farbiger Originale entspricht. Man weiss, dass es immer als grösster Fehler der Photographie betrachtet wurde, dass sie im Gegensatz zu ihrer sonstigen Treue und Wahrhaftigkeit das aufgenommene Object nicht nur ohne den belebenden Reiz seiner natürlichen Farben sondern sogar in Schattirungen reproduzirt, welche nicht im richtigen Verhältniss zu den wirklichen Helligkeitswerthen der verschiedenen Farben stehen. So giebt sie z. B. gewisse dunkle Farben (ültramarinblau, Cobaltblau, Violett) viel heller wieder als sie in Wirklichkeit dem Auge erscheinen, während sie einige helle Farben (Chromgelb, Orange, Mennigroth etc.) viel zu dunkel schattirt. Die Folge davon ist, dass alle jene Gegenstände, deren Schönheit weniger in der Mannigfaltigkeit oder Ebenmässigkeit der Formen und Contouren als in der harmonischen Tonabstufung liegt, in der Photographie nicht zu hinreichender Geltung gelangen. Man war daher bestrebt ein Mittel zu finden, welches die Empfindlichkeit der photographischen Platte für die bisher chemisch unwirk samen Strahlen derart zu erhöhen imstande sein sollte, dass die letz teren eine ihrem wirklichen Helligkeitswerthe entsprechende Wirkung hervorbringen können. Man suchte zunächst nach der Ursache, warum die bisher in der Photographie angewandten lichtempfindlichen Substanzen nicht für alle Strahlen empfindlich sind. So stellte im Jahre 1870 Schultz-Sellack, angeregt durch die bereits vor 20 Jahren allgemein geltende Anschauung „dass nur diejenigen Strahlen che- 17*