Diese Art mechanischer und automatischer Bildnerei, welche äusser in Paris durch Villeme nur in Triest durch Benque gepflogen wurde, ist wohl in der Idee geistreich und hübsch, ist aber in der praktischen Ausführung hinter den sanguinischen Hoffnungen des Erfinders bedeutend zurückgeblieben; Licht- und Schatteneffekte, kleine Vertiefungen und Formdifferenzen in den Gesichtszügen, welche die Aehnlichkeit bedingen, lassen sich so nicht wiedergeben, wie denn auch die auf den Pariser- Ausstellungen vorgelegten Resultate Villme’s ihre elegante Ausführung offenbar mehr der Hand des nacharbeitenden Künstlers, als der Wirkung des Lichtes zu ver danken hatten. 7. FARBIGE PHOTOGRAPHIEN. a) PHOTOGRAPHIE IN NATÜRLICHEN FARBEN. Trotz der bedeutenden Fortschritte, welche die Lichtbildkunst in den jüngsten Jahren zu verzeichnen hatte und angesichts der glän zenden Resultate, welche in den mit der Photographie verwandten Fächern erreicht worden sind, konnte deren höchstes Problem bis jetzt nicht gelöst werden, nämlich die direkte Wiedergabe der natür lichen Farben durch eine photographische Aufnahme. Seit der grosse Physiker Arago am 17. Januar 1839 in einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Paris der Welt die Kunde gebracht hatte, dass Louis Mando Daguerre dahin gelangt sei, in 4—5 Minuten durch die Macht des Lichtes Bilder und Zeich nungen zu schaffen, welche mit mathematischer Genauigkeit und mit einer bis damals ungeahnten Zartheit die Natur in den feinsten Einzel heiten Wiedergaben, strebten die Koryphäen der photographischen Kunst unermüdlich danach, durch Zusammenmischung der verschiedenartig sten lichtempfindlichen Chemikalien den Aufnahmeplatten die Eigen schaft zu ertheilen. im Bilde auch die natürlichen Farben durch Licht wirkung wiederzugeben, ohne dass die Künstlerhand des Menschen dabei im Spiele sei. Schon im zweiten Bande seiner Farbenlehre bringt Goethe eine, sich auf die Farbenphotographie beziehende Mittheilung des Dr. Seebeck aus Jena; derselbe liess (1810) das Spektrum eines fehlerfreien Prismas auf ein mit feuchtem Hornsilber bestrichenes Papier fallen und 15 bis 20 Minuten lang einwirken. Es fand sich alsdann das Papier durch das Violett des Spektrums etwas röthlich- braun gefärbt, im Blauen war es rein blau geworden, welche Farbe sich in das Grün erstreckte und hier heller wurde, während im