Das Albumin-Verfahren, auch Eiweiss-Photographie oder Nipo- typie nach deren Erfinder Niepce de St. Victor genannt, ist die Kunst, Bilder auf mit einer Eiweissschicht überzogenem Glase dar zustellen. Niepce war der Erste, welcher überhaupt Glas zu Ne gativen benutzte. Ueber die praktische Darstellung der Albuminplatten ist im ersten Bande Seite 285—288 eingehend berichtet. Das Ver fahren kommt heutzutage nur noch zum Zwecke der Anfertigung von stereoskopischen und diapositiven Bildern zu Projektionszwecken zur Verwendung. Die in geschilderter Weise (vgl. Band I, Seite 285) gewonnenen lichtempfindlichen Albumin-Platten werden mit Nega tiven in Kopirrahmen verbunden und wie bei dem Papier-Druckverfahren (vgl. Band I, Seite 277) exponirt. Die Expositionsdauer in der Sonne soll, vorausgesetzt, dass gute Negative benutzt werden, zehn Sekunden nicht übersteigen. Die gewonnenen Diapositive werden in einer ver dünnten Quecksilberchloridlösung gebadet und mittels Goldchlorid (vgl. Band I, Seite 278) gefärbt. Zur Erzeugung sehr zarter Albumin- Transparentbilder wird von Eder*) das Ferrier’sche Verfahren als das vortrefflichste empfohlen. „Man schlägt 500 cem Eiweiss, 5 g Jodkalium und 1/4 g Jod zu Schnee, lässt 24 Stunden stehen und filtrirt. Platten-Ueberziehen: Zuerst haucht man die Glas platte an, dann giesst man die Lösung auf und lässt den Ueberfluss in ein anderes Glas laufen. Wenn man die Theile der Glasplatte, welche nicht mit der Lösung bedeckt sind, anhaucht, wird die Ausbreitung derselben befördert. Silberbad: 10Th. Silbernitrat. 10 Th. Eisessig, 100 Th. Wasser; eine Minute silbern. Waschen mit Wasser; trocknen. Exposition im Kopirrahmen bei zerstreutem Tageslicht einige Sekunden. Entwickler: 500 Th. Wasser, 8 Th. Gallussäure, 4 Th. essigsaurer Kalk und etwas Silberlösung. Getont wird entweder in Chlorgold (Purpur-Ton) oder zuerst in einer schwachen Sublimat-Lösung, auf welche das Chlorgoldbad folgt (schöner Sepia-Ton), fixirt vor oder nach dem Vergolden.“ Das nasse Kollodium-Verfahren ist gelegentlich der Behandlung der mikroskopischen Photographie auf Seite 239 bis 260 des ersten Bandes für wissenschaftlich-photographische Zwecke in genügender Weise mitgetheilt. An dieser Stelle sind nur diejenigen Kollodium- Verfahren nachzutragen, welche sich von jener Methode unter scheiden und bisweilen noch zur Verwendung empfohlen werden könnten. Es sind dies die Methoden der direkten positiven Auf nahmen auf Glas, d. h. derjenigen Bilder, welche infolge kurzer Ex positionszeit das gewonnene Bild bei auffallendem Lichte sofort positiv erscheinen lassen. Solche Bilder können auf, mit Asphaltlack über- *) Eder, Ausführliches Handbuch der Photographie. Band 11, Seite 106.