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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.04.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080409029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908040902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908040902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-04
- Tag 1908-04-09
-
Monat
1908-04
-
Jahr
1908
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die Isolierung Deutschland« hinsichtlich de« um Frankreich vereinten Europa plastisch vor -lugen führte, muhte sie erst recht Deutschland gegen Frankreich erbittern und e« doppelt anreizen, sich der -llgectra«akte gegen un» al» eine« Trick» zu bediene» ... Und hat die Wilhelmstraße in der Lat nicht un« in allen Stücken: mivtärisch« Verstärkungen und Operationen, Besetzung de« und de« Hafen», gestern noch Gassi», Zusammensetzung der Polizei, Entschädigungen usw., mit Fragen, vorbebaUen und Vorsicht»« maßregeln gereizt, meist ohne Ginn und Grund, ganz einfach au» Ranküne?" Al« Gegenstück zu diesem Bild«, daß Herr Jean Frontisre von der deutschen Marokkopolitik entwirft, muh dein Gewährsmann der „Dspeche de Toulouse" die Haltung Deutschland» in der mazedonischen Angelegen, hcrt herhalten. Auch hier sieht er Europa einig gegen Deutschland, so dah er sich zu folgendem Schlußurteil ermutigt fühlt: „Denn man, um un» fortgesetzt bei der Erfüllung unserer Aufgabe zu lähmen, einer Aufgabe, die so opfervoll wird und deren legitime Frucht man un» schliehlich mit einer qusrvll« 6'^U«ru»n6 nehmen will, un» ferner die Algecira»akte entgegesnhält, nun gilt; nehmen wir den Appell an und Europa sei Richter. We»balb der Jünger Delcaffs» die deutsch« Rarokkopolitik karikiert, ist sehr deutlich zwischen den Zeilen zu lesen: die AlgeciraSakte an und für sich, nicht ihre Anwendung durch Deutschland, ist e», die ihm unerträg- lich dünkt. Deutscher Aeiöh. Leipzig, 9. April. * Die Nets« tze» Saiser-aare«. Der Kaiser und die Kaiserin nahmen gestern den Tee in der Billa Florio bei Palermo ein und machten dann eine Spazierfahrt nach der Billa Favorita. Der Kaiser besuchte später den „Ferruccio". Der Kaiser hat an die beide» Kommandanten vom „Ferruccio" und „Darrse", sowie an die OsfisierS- messen beider Schiffe sein Bild geschenkt, ferner an die älteren Offiziere des „Ferruccio" Orden verlieben. Zur Abendtafel an Bord waren geladen Gras TaSca, Graf und Gräfin Marrariuo, Donna Florio, Lady Crewe, Mr. Whitakrr, LegaiionSrat Baron Schauenburg unk Gemahlin und Kapitän Principe di Bilello. — Nach der Anlunft Kaiser Wilhelm» in Korf» wahrscheinlich morgen mittag) findet Dejeuner mit der griechischen KöuigSiamilie an Bord der „Hohenjollern" statt. Graf Arco, der deutsche Gesandte in Athen, trrfft heute in Korfu ein, die griechische Königsfamilie beute nachmittag. Trotz de« unanfbörlichen Regen» werden die Arbeiten zur Dekorierung der Straßen fortgesetzt. — Da die Pforl« noch immer hofft, daß Kaiser Wilhelm die albanesische Küste besuchen und Santa Quaranta anlanfen wird, wurde die dortige BebSrre angewiesen, Kaiser Wilhelm einen außerordentlich feier lichen Empfang znteil werden za lasse». * Besuch tzer deutschen Fürste» iv Wie«. Da» Program«, steht nunmehr fest, gleichzeitig mit Kaiser Wilhelm, der auf der Rück kehr von Korfu nach Wien kommt, treffen auch die anderen mit rem Hause Habsburg verwandte» Fürsten eiu, und zwar der Prinzregent Luitpold von Bayern, die Könige von :chse» und Württemberg und der Herzog von Kobnrg. Bormitlag« findet feierliche Audienz der BuadeSfürstea mit Kaiser Wilhelm an der Spitze in Schönbrunn statt, nachmittag» Familienviner, abend» erfolgt die Abreise. * Da» Netchskaffenschetuwesea hat bekanntlich in letzter Zeit ein« völlige Umgestaltung erfahren. Die Kaffenscheiur z» 50 und 20 Mark sind Banknoten geworden, neben dem b-Markscheia ist eiu neuer Kassen scheintyp im Betrag« von 10 Mark eingeführt Am 7. März 1908 hat die ReichSschuldenkommisflon eine Prüfung der ReichSkaffenscheiae vor- genommen. Danach waren an dwsem Tag« für 120 Millionen Mark ReichSkaffenscheiu« im Umlauf und zwar in Stücken zu SO Mark noch sür 40,4 Millionen Mark, in solche» zu 20 Mark »och für S,2 Millionen Mark, zu 10 Mark für 48,4 Millionen und zu k Mark für SO Mil lionen Mark. Die noch au» früheren Jahren umlaufenden Stücke r» 50 und 20 Mark werden d»rcy neue Scheine z» 10 Mark umaetauscht werden. Der Umtausch dürste nicht mehr lange Zeit iu Anspruch nehmen. Daan wird entsprechend einem BundeSratSbeschlnffe da» Reich»kaffeuscheinwesen so geregelt sei», daß von deu gesetzlich zugrlafsenen 120 Millionen Mark SO Millionen i» 10- und SO Mrllione» m S-Mark- scheinen in Umlauf sein werden. * Bischöfe «atz liberale Presse. Der Bischof von Rottenburg hat, wie un« ei» Privattelegramm meldet, nach dem Vorgang der bayrischen Bischöfe durch einen Erlaß gestern sämtlichen Geistlichen au« seiner Diözese di« Mitarbeit an nichtkathotischen Zeitungen und Zeitschriften ohne bischöfliche Erlanbni» verboten. — In letzter Zeit waren in liberalen Blättern Württemberg» eine Reihe Aufsehen erregender Artikel au» der Fever — anonymer — katholischer Geistlicher erschienen, die sich in scharfer Weise gegen die geistig« Rückständig keit im Bi-tum Rothenburg wandten. " Da» reutschtn« in Brasilien. Sin« Volkszählung in der deutschen Siedelung Hansa in Südbrastlien verzeichnet 1800 Ein wohner, 887 männliche und 74S weiblich«. Davon fiud 1128 pro testantisch, 482 katholisch; der Staatsangehörigkeit nach waren VS3 Brasilianer, 498 Reichsdeutsche, SS Oesterreicher, 28 Schweizer, der Rest verteilte sich auf verschieden« Nationalitäten. Da be, der letzten Volkszählung vor drei Jahre» die Gesamtzahl der Einwohner 1198 betrug, so hat eia Wachstum um 412 Personen stattgesundeu, da« zum Teil auf neue Zuwanderung, zum nicht geringeren Tert auf den große» Kiuderreichtum der Einwohner zurückrusühren ist. Eine gleichzeitig abgehaltene Viehzählung ergab 1010 Stück Rindvieh, 288 Pferd«, rmige 2000 Schweine, über 8000 Geflügel usw. * Gegen Artett-kammern spricht sich auch der Verband Süd deutscher Industrieller au«, weil er sich von solchen paritätischen Kammern keine Besserung de« Verhältnisse» zwischen Arbeitgebern und Arbeituebmer» verspricht, vielmehr befürchtet, daß die Arbeituehmer in diesen ArdeitSkammera sich mehr auf die Verfolgung rein politischer, anstatt wirtschaftlicher Ziele legen würden. Der Verband erklärt, daß er jedoch hiermit gegen die eventuelle Errichtung reiner Arbeiter kammern keine Stellung nehme. * Die Marinebock« in vrnnstzüttei. Zum Trockeudockbau an der Unterelbe, über den wir bereit» telegraphisch berichteten, wird un» noch mitgeteilt, daß in den nächsten Jahren mit einer Beschäftigung mehrerer hundert Arbeiter gerechnet wird, da sehr umfangreiche Erdarbeiter, er- sorverlich sind. Der Reichstag hat bekanntlich durch den Marineelat 1908 die ersten Mittel für nur einen Dockbau bewilligt.' Die Budget kommission hat Vie Frage, ob Trocken- oder Cchwimmrock vorzuziehen sei, ausführlich erörtert nnd Staatssekretär v. Tirpitz sagte eine sorgfältige Prüfung der Angelegenheit zu. Infolgedessen wurde im Etat das Wort »Trockendock" durch „Dock' ersetzt. Die Prüfung hat inbeffen ergebe», daß die Marineverwaltung a» ihrem urlprünglichen Plan fest hält. Sie beabsichtigt, im nächste» Jahre da« zweite Dock nach- z» fordern, da sie der Ansicht ist, daß die Dockangelegenhett bei Brunsbüttel nnr dann deu militärischen Ansprüchen genügt, wen» zwei Dockskammern für Schiffe größter Dimensionen vorhanden sind. Mit den Docks soll eine Teilwerft, die zur Hauprlachr au- Reparaturwcrk- stätten besteht, verbunden werden, so daß dauernd ein Stamm geschulter Werftarbeiter vorhanden ist. Die Vorarbeiten sollen bereit» im nächsten Jahre beginnen, da die Mariaeverwaltuag Wert auf eine möglichst baldige Inangriffnahme der Arbeiten legt. * Tie keinen» tzer Wilhelmshavener Werft übernimmt zum Herbst der jetzige Kommandant re» LinienlchiffeS „Hessen", Kapilän z. S. Dick, der unmittelbar vor der Beförderung zum Konter-Admiral steht. * Tie Marine al» Arbeitgeber. Die Zahl der Arbeiter i» den marinefiska'.ischen Betrieben hat sich in den letzten sechs Jahren um über 8000 Mann vermehrt. Anfang 1907 wurden 19 670 Mann gezählt gegen 16 L34 zu Anfang des Jahre» 1901. Damals beschäftigte die Wilhelmshavener Werft den größten Arbeiterbeslaud, nämlich 6L18, jetzt steht die in den letzten Jahren ganz erheblich er weiterte Kieler Werst mit 7200 Mann an ver Spitze. In Wilhelms haven und Danzig war die Vergrößerung de» Arbeiteistammes nur gering, erheblich beträchtlicher dagegen auf der Toipedowerkstatt in FriedrichSort. Während im Jahre 1900 für Arbeitslöhne 19 Mill. Mark gezahlt wurden, wurden im Jahre 1907 fast 28 Mill. Mark Löhne gezahlt. Eine weitere Steigerung sowohl der Arbeiterzahl wie der Arbeitslöhne wird in den nächsten Jahren mit Sicherheit zu er warten sein. * Gröber «atz tzw „Germania". Der ReichStagSabgeordnete Land gerichtsdirektor Gröber ist aus dein Aussichtsrate de» führenden ZentrumSorgau», der „Germania", auSgeschicden. Einige Blätter ver mute» in vielem Vorgänge eine Nachwirkung des PresfekonfliktS im Reichstage. Nach dem „B. T." besteht ein solcher Zusammenhang nicht. Herr Gröber ist au» dem AufsichlSrate der „Germania" auSgeichiedeu, weil er nicht abermals bei seiner vorgesetzte» Behörde um die Ge nehmigung zur Bekleidung diese» Posten« — die Einholung dieser Genehmigung wäre wieder notwendig gewesen — »achluchen wollte. Der AusstchtSratSposten war übrigen», wenn auch nur mäßig hoch, dotiert. * Die Unentwegten. Der demokratische bayrische LandtagSabge- ordnete Professor Dr. L. Ouidde hat sein Amt al» Mitglied de» weiteren Ausschusses der deutsche» Volkspartei »ievergelegt. * Streik ine Hamburger Schuhmachergewerbe. Wie in Leipzig und Köln stehen auch die Hamburger Schuhmachergehilsen in einer Lohn bewegung. Ein Streik steht in Aussicht, wenn e» nicht noch trotz aller Hmrernisse in letzter Stunde (spätesten» bis zum 20. April) gelingen sollte, die Arbeitgeber umzustimme«. Die Gehilfen verlangen höhere Löhne und reichten den Arbeitgebern einen dreiklasstgen Lohntaris ein. BiSber verliefen alle Verhandlungen resultatlo». Die Gehilfen be schlossen, die Arbeit überall da, wo der Lohntaris nicht bewilligt wird, sofort eiazustellen. * Da» »»sichere Berit». Die Berliner Handelskammer hat eine Eingabe an da» Kgl. Polizeipräsidium gerichlet, in der sie darauf hinweist, daß die Einbrüche und Diebstähle in Ges-häftSläven sich in der letzten Zeit erheblich vermehrt haben, weshalb auch die Versicherungsgesellschaften die Prämien für Einbruchsdiebstahl- Versicherung in Berlin erhöht haben. Um dielen Uebelständen wirk sam entgegeatreten zu können, wird eine Vermehrung der Sicherheits beamten gefordert. Ausland. ' Di« Neubildung tze» englische» Kabi»ett» wird dem „Dailv Tbronicle" zufolge voraussichtlich Vie folgt geschehen: Lloyd-George wird das Schatzamt, Earl of Crew« da» Kolonialamt, Cdurchill da» Handelsamt über nehmen, Lord Tweedmoutd wird Lordprastdeut de» Geheime» Rat» und McKenna Erster Lord der Admiralltit werden. * Die Unruhe» in Portugal haben allmählich zu einer solche« Anarchie «führt, daß selbst Militärpatrouillen meuchlings überfallen werden. Ueber «inen solch« ..Akt der Bolk»jusliz" wird un» berichtet: Lissabon» 9. April. Al- gestern nackt um 3 Ubr zwei al» Zivilisten gekleidete Soldaten vor der Lür zur Wohnung de» Kommandanten einer Eskadron der Lladtgarde in der nabe der Siraste Necrstidade» gelegenen Kaserne die Runde machten, fielen plötzlich zahlreiche Revolv.rschüsse. Herbei- eilende Polizeiagenten sanden dir beiden Soldalrn in idrem Blute schwimmeud, nnd den einen tot, den andern sterbend. Zugleich sah« st« mehrer« Personen in einiger Lnifernung fliehen. ' Tie Auslösung der serbischen Eknvschtina wird nicht mehr lange aus sich warten lasten, nachdem die Opposition zur Obstruktion übergegangen ist. Ueber die Lag« in Serbien wird nämlich berichtet: Belgrad, 9. April. lTelegr.) Die Stellung de» Ministerpräsidenten Pasckiljch gilt wieder al» befestigt. Derselbe dürste mit der Leitung der Neu- Wahlen vom König betraut werten. Falls wider Erwarten da» letztere nicht der Fall jein sollte, beschloß die Regierungspartei, sich an der Bildung eines Koalition-Ministerium- nicht zu beteiligen. Da die Oppositionsparteien den BermittelungSvorjchlag der Regierung betreffend Genehmigung eine» Budget- Provisoriums für April ablehnten, ist die Auflösung der Skupschtina unver meidlich geworden. " Anrtmtlttartstische Kundgebuage« l» Bulgarien erfolgten anläßlich eine» Renkoatres zwischen Offizieren und riuem foziattsttschen Journalisten. Man meldet un- über iene Vorgänge: Sofia, 9. April. lTelegr.) Au» Anlaß eine»Renkontre» zwischen zwei Offizieren und einem sozialistischen Redakteur, wobei der Redakteur von den Offizieren geschlagen wuide, veranstalteten die Sozialisten eine groß« Drmon- stration gegen die Arme,. ES mußte Kavallerie requiriert werden, welche die Demonstranten auseinander jagte. * 2» Marokko gibt e» lür die Franzosen noch manche hatte Arbeit, denn der Widerstand der einzelnen Schrrise tritt bald da, bald dort immer von neuem hervor. So wird uns berichtet: Pari», 9. Avril. lTelegr.) General Liauiey meldet, daß der Scherif Boazzaui mit 500 bafidttchen Reitern am 5. April bis zu einem zwölf Kilometer östlich von Ber Reschio gelegenen Punkte vorkrang. Er berief dorthin mehrere Führer der Uled Haitz, um sie zum Kampfe gegen Frankreich auszuiorbern. Dir Führer weigerten sich, aus Verhandlungen einzu geben; Buarzaui mußte deshalb nach Sttlat zui ückkrbrrn. Diele Meldung zeigt, daß e» trotz aller Ableugnungen und Verhandlungen Leute Muley Hnfiss sind, die zum Kampfe gegen die Franzoien heben und sich bemühen, die Be wegungen im Schauiagebiet zu schüren — Ein wettere- Telegramm des General» Liautey besagt, laß d'Amade Settat besetzt sand, daß sich aber der größte Teil der Maballa Mulev Hafids vor dem Anmarsch der Franchsen zurückzog. Der Kaid der Zampa bot mit den Häuvtlingeu des Stamme seine Unterwerfung an. d Amade schritt unverzüglich zur Bildung eines zweiten regionalen Detachement-, wie e« im Zentrum de» Gebiete» der Jlbakra geschehen ist. Tanger, 8. April. Nach Briefen aus Mazagau erhielt Muley Hafid wieder bedeutenden Zuzug von Kabylen. Auch marschiert eine große Maballa au» Su» nach Marrakesch. Tie franzosenfrillütiche Bevölkerung ist im Zunrbmea. Ueber die Unterstützung der Maballa des Sultan» Abdul Aziz wird noch eine Jnteipellation erjolgeu, wie folgende Meldung besagt: Paris, 9. April. (Telegr.) In der Kvmmitsion für auSwättige An gelegenheiten hat der Abgeordnete sür Oran, Frouin, die Auimerk amkeit aul die Tatsache gelenkt, daß an der Spitze der Mahalla be» Sullans Abdul Aziz sich zwei französische Offiziere befinden und daß KriegS- malerial rn großen Mengen von den französischen Truppen an die marok kanischen Trappen abgesuhrt wird. Die Kammer hat belchiosten, über diese Dinge, die im direkten Widerspruch zu den wiederholt abgegebenen Veisiche- rungen der Regierung stehen, vom Minister Pichon Auskunft zu verlangen und ihn zu einer Erklärung einzuladcn, ob »S wahr ist, daß franzosiiche Truppen in Dienste Abdul Aziz getreten sind. Eeipzigev un- sächsische Angelegenheiten. Wetterbericht -er ASr-lgl. Sachs, scan-er-wetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 10. April 1902. veränderlich, mehrfach Regelfälle, mäßige nordwestliche Winde, etwas Würmer. — Trauerfeier für Alphon» Friedrich Dürr. Dem in seinem 81. Lebensjahre nach kurzer Krankheit Heimgegangenen Stadtrat und Ver. lagsbuchhändler Herr Alphons Friedrich Dürr gab in der heutigen Mittagsstunde eine stattliche Trauergemernde da» Ehrengeleit zur lehren Ruhestätte nach der zweiten Abteilung dc» Johannissricdhojcs. Mrt den Hinterbliebenen folgten dem Sarge die Mitglieder des Ratskollegiums mit Herrn Bürgermeister Dr. D i t t r i ch an der Spitze, die Vertreter des Leipziger Kunstvereins, der GewandhauSdirektion, einer Abordnung des Konsistorium» der Reformierten Gemeinde, Angehörige de» Leipziger Buchhandel» und Buchgewerbes, Vertreter von Kunst und Wissenschaft, sowie eine Fahnendeputation de» Leipziger Gärtnervereins. Die Trauer feier zum Gedächtnis de» entschlafenen edlen Leipziger Bürgers wurde in der Kapelle des JohanniSfriedhofeS durch ein von dem Hornquartett de- Gewandhause» vorgetragenes „Adagio religioso" und dem Gesang de» Kirchenchor« zu St. Johanni» „I n» stille Land" eingeleitet. Bor dem mit und Hölle iir Bewegung gesetzt, al» sie de» schmählichen Plan de» Persers entdeckte. Aber chr Unglück wollte, daß Ludwig XIV. gerade siarb. Man hatte Wichtigere» -u ttm, al» einer Verliebten nachzu- lagen. AIS man eS tat, war's -u spät. Für eine historische Burleske wäre die Abfahrt Riza DegS der richtige Schluß. Aber daS Liebespaar verließ schon in Kopenhagen 'as schiff und gelangte nach unsagbaren Mützsalen über Berlin, Danzig und Polen nach Persien. Einen Teil der Geschenke für den Schah halte Niza Beg verkauft, um sich durchzuschlagen. Dazu sah er ein, daß er feine Befugnisse beim Abschluß de» Handelsverträge» über- 'ckriften balle. AuS Furcht vor Strafe vergiftete er sich Des Helden Tod war kläglich. Madame d'Epinay aber verlor trotz ihre- Un gemachs nicht den Kopf. Sie trat zum mohammedaniAen Glauben über: dann erschien sie in JSpaban und brachte dem Schah Hussein den Nest tzer Geschenke König Ludwig-. * * * Seltsam, wie sein Leben, war auch Rua VegS Nachruhm. Schon während seiner Anwesenheit in Pari- verbreitete sich da» Gerücht, er 'ei gar kein echter Gesandter de» Schoch», sondern irgendein persischer Hochstapler, dex sämtliche Minister nnd Würdenträger nur foppte. Seine Rcbabilitierunq tonnte nicht auSbleihen. Maurice Herbette hat sie jetzt geliefert: ill seinem Luche „17uv uruiraavLelo porvuu« oow» s»uia XIV. jPariS, Perrin L Cie^s Er beweist darin nach unver öffentlichten Dokumenten, daß Riza Beg» Gesandtschaft durchaus ernst zu nehmen ist. Kein Mensch wird von nun an daran zweifeln. Ernst zu nehmen ist sie auch au» einem andern Grunde: ihr ver dankt die Weltliteratur eine» der espritreichsten Meisterwerke. Monte», ouieu schrieb bald nach dem Verschwinden Riza BegS seine berüdnnen „Persischen Briefe". * Da» Ergebni» der Auktion Donebauer. Aus Berlin berichtet unser V-Korrespondent unterm 8. d. M.: Heute nach, mittag »st die Auktion der Sammlung Donebauer, die hier vor gestern bei Stargardt begonnen hat, zu Ende geführt worden, und ihr Ergebnis beziffert sich, wie Ihr Korrespondent er- -ahrt, auf 36 000 Mark. Einige von den bedeutendsten Autographen o,eier Kollektion, darunter zwei M o z a r t b r i«f«, die ein bekannter lntiauar erwarb, find auch nach Leipzig gewandert, während ein Teil der übrigen Mozartbriefe von den Wiener Bibliotheken angekauft ourde. Der Schluß der Versteigerung selbst begegnete außerordentlichem Fntrreffe, und eS scheint un» angebracht, hier noch einige von den be merkenswertesten Preisen mitzutei'en, die man heute erzielt hat. So wurde ein Brief Ferdinand Raimund», in dem der Dichter al» Honorar für sein Zaubrrspiel „Da» Mädchen au» der Feenwelt" samt Partitur 100 sl. fordert, für ISS versteigert, und ein ungrdruckter Brief Schiller- an Göschen, der die Worte enthält: „Gerade die Reife, welche dem Carlo» fcblt, hat der N a t h a n . . ." brachte SSS Mark. Ein Schubertbrief kam auf 475 .sk, da» Henriette > S o n n t a g - Album auf 285 ^k, da« Epohr-Album auf 400 ^k, da» 1878 nach der Premiere der „Nibelungen" in Prag angelegte Magner. Album 19S DaS Pracht- volle „Notizen-Buch" von Karl Maria v. Weber mit ungefähr 1200 Zeilen eigenhändiger Eintragungen de» Meister», ist, und da» war eine der „Sensationen" dieser Auktion, für 2000 Mark verkauft worden. * Da» Jenaer UniversitätSjubiläum. Au» Jena wird un« von unserem L.-Korrespondenten geschrieben: Für da» Jenaer Universität», jubiläum, da» am 81. Juli und 1. August gefeiert wird, ist nunmehr da» Programm festgestellt worden, da» sich der Absicht der leitenden Kreise ent- sprechend in bescheidenen Grenzen und nicht mit den in den letzten Jahren siattfindenden Säkularfeiern anderer Universitäten in Wettbewerb treten will. Am 30. Juli abend» findet der Empfang der Gäste statt; der 81. Juli al» erster Festtag versammelt die Festteilnehmer zunächst gum FcstgotteSdienst in der Stadtkirche, dann werden die Reden de» Prorektor» usw. im großen Saale de» VolkShauseS gehalten. Abends gibt die Stadt ein Fest, dessen Einzelheiten noch be- stimmt werden. Am 1. August ist die Einweihung de» neuen Univer- sitätShauseS, dann abermals ein Festessen im Volkshaussaal und abend» Kammer». Gewiß wird gerade auch in diesem bescheidenen Rahmen ein würdige» Fest gefeiert werden können. * Notizen Heinrich» VIII. von England über die Ehr. Ein Londoner Buchhändler hat kürzlich einen sehr merkwürdigen Fund gemacht. ES handelt sich um die Erstausgabe de» Werke» de» EraSmu« von Rotterdam, da» unter dem Titel „Christiani Matrimonii Jnstitutio" über die christ- ltche Ehe handelt. Da» Erscheinungsjahr de» kleinen Buche» ist 1S2V — d. h. da» Jahr, bevor Heinrich VIII. von England sich zum Zwecke der Scheidung von Katharina von Aragon an den Papst wandte. Da» Merk- würdige ist nun, daß da» ausgegrabene Exemplar Randnoten und Unter streichungen zeigt, die möglicherweise auf leinen Geringeren al» den König selbst zurückzuführen sind. E» beziehen sich alle diese Bemerkungen und Unterstreichungen auf die Frage der Scheidung, und zwar finden sich fast durchweg solche Punkte angemerkt und betont, die dann im Prozeß selbst von feiten de» König« al» entscheidend geltend gemacht wurden. Heinrich batte bekanntlich vor allem gegen Katharina den Mangel an Nachkommen, schäft einzuwenden; auch spielte bei seiner Abneigung gegen sie in einer halb abergläubischen Weise die Vorstellung mit, daß die Ehe mit ihr darum sündhaft sei, weil sie seine« Bruder» Witwe war. Nun sind in der Schrift de« Sra»mu» gerade alle Stellen, die sich auf diese Fragen beziehen, dick unterstrichen — selbst solche, die mit mehr Offenheit al» Takt über diese Angelegenheit handeln. An einer anderen Stelle gibt EraSmu» ein Verzeichnis von Fehlern, von denen sich eine Frau fern halten muffe; hier ist ein weiterer Fehler am Rande vermerkt. Besonder» unterstrichen ist dann der Satz, daß eine Ehe zwischen einer alternden Frau und einem jüngeren Manne unerwünscht sei; bekanntlich war wieder die» einer der Gründe, die von königlicher Seite für die Scheidung angeführt wurden. Sollten die Randbemerkungen wirklich von Heinrich VIII- stammen, so ist e» nach einer treffenden Bemerkung de» „Daily Thronicke" eine bittere Ironie der Geschichte, da» EraSmuS diese Schrift über die christliche Che gerade Katharina von Aragon gewidmet hatte. Sind nun aber die Bemerkungen auf den König selbst zucückzu» führen? Daß sie aus der Zeit stammen, wo Va» Buch erschien, beweist der Duktus der Handschriften. Der Charakter der Handschrift selbst spricln dann aber eher gegen Heinrich» Urheberschaft, denn während der König im allgemeinen groß, kühn und steil zu schreiben pflegte, ist die Hand schrift der Randbemerkungen klein und geneigt. Anderseits macht cs die ganze Natur der Bemerkungen wenig wahrscheinlich, daß sie von irgend einer untergeordneten Persönlichkeit der königlichen Kanzlei stammen. Sic sind nämlich keineswegs gewöhnlicher Art, sondern enthalten u. a. zahl- reiche Hinweise auf klassische Autoren und e» ist bekannt, daß Heinrich VHI- ein großer Klassizist und in den antiken Schriftstellern vielleicht besser bewandert war, als irgend ein anderer Fürst der Zeit. Durchweg verraten die Noten einen intelligenten, ernsten und ein- dringenden Leser. DaS sind die Gründe, die für Heinrich» Autorschaft sprechen; daß die Lektüre de» Buche- in irgend einer Form mit der Scheidung-angelegenheit in Zusammenhang stand, scheint kaum zweifelhaft. * Kleine Chronik. Die Dresdner Kunstgenoflenschakt wirb aus der dies- jährigen Großen Kunstausstellung zwei eigene große Räume de» städtischen Aus- stellnngSpalasteS mit Werken ihrer Mitglieder füllen und außerdem in der aravdischen Abteilung einen eigenen Raum auSsiatten. Ferner wirb lhr Mitglied Professor -Richarv Müller in einem besonderen Raume eine Kollektiv- auSüellung seiner Merke veranstalten. — DaS Berliner Deutsche Tveater wird wie die Mehrradl der Berliner Bülmen in ber Sommerpause weiier ver- pachtet sein. Mit Direktor Max Relnbardt haben die Herren Viktor Arnold und Hans Waß mann, seine befien Komiker, eiu Abkommen genossen, wonack sie dir Bütme zunächst für den Monat Juni mit eigenem Euemvle über nehmen. Sie geben Vaudeville, wie e? beißt, auch eine englische Operette. — Die Berliner Pditbarmoniler, die zuerü in der Großen Oper in Pari-, am nächsten Abend im ThsLtre du EeLielet spielen wollten, werden nunmehr in der Over überhaupt nicht spielen, sondern nur iu dem zweiten Saale. Wie gemeldet wird, erklären die Herien Messager un» Bronssan, daß es nach dem Umbau dr» Orchester» nickt möglich ist, eine Estrade auf der Bütme zu errichten, nnl> daß sie drskaib ibre Herrn Asrruc in Ansücht gestellte Zusage nicht batten können. Da» estntge Konzert ter Berliner findet am 26. April mittag» statt. — Au» Wien wird gerneld«»: Ter rutheniscke Abgeordnete Hlidowickt «dielt von Leo Tolstoi- Sodn, Gregor Michael Tolstoi, ter gegenwärtig in Wien weilt, ein Schreiben, worin dieser dem Abgeordneten in den warm en Motten sür die kräftige Verteidigung seine- oreiien Vater- dankt. — Im Münchener tzoitbrater löste sich bei der ..Judith -Ausführung im Par tei regarderober aum zwischen dem Hostdeater und d-m Residenrivralrr ein «otze» Slück vom Plafond und stürzte z» Boden: Menschen wurden nicht verletzt.
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