DRITTES KAPITEL. DIE CHEMISCHEN WIRKUNGEN DES LICHTES, DIE SPEKTRALANALYSE UND DIE KÜNSTLICHEN LICHT ¬ QUELLEN. 1. DIE CHEMISCHEN WIRKUNGEN DES LICHTES. Wenn wir auch in Bezug auf das Wesen des Lichtes selbst noch nicht alle Erscheinungen mit mathematischer Genauigkeit zu er klären vermögen, und obgleich unser bezügliches Wissen nur auf Theorien beruht, so ist uns doch wenigstens der Einfluss des Lichtes auf die gesammte Natur in mannigfacher Richtung offenbart. Wir haben gesehen, dass das Licht kein besonderer Stoff, sondern nur das Resultat minimaler Bewegungen sei. Diese Bewegungen er zeugen in ihrer Addition Lichtwirkungen, Wärmewirkungen und chemische Wirkungen. Erst in dem vorigen Jahrhundert hat man die Beziehungen des Thierreiches, des Pflanzenreiches und des Mineralreiches zu den Einwirkungen des Lichtes genauer erforscht. Pristley, In- genhouss, Senebier und Scheele stellten mannigfache Ver suche an und fanden, dass die Pflanzen unter Einwirkung des Lichtes Sauerstoff abgeben. Pristley lenkte seine Studien auf den aus niederen Pflanzen und Thiergebilden bestehenden schleimigen grünen Inhalt der Tümpel und Sümpfe und fand, dass jener grüne aus mikroskopischen Thier- chen und Pflänzchen bestehende Schleim seine Farbe dem Chloro phyll verdanke, demselben Stoffe, welcher im Sommer in Wald und Wiese unser Auge erfreut und der dem Lichte seine Entstehung verdankt. Senebier wies nach, dass das Sonnenlicht den Blättern die Fähigkeit verleiht, die Kohlensäure zu binden und den Sauerstoff abzugeben und dass infolge dessen das pflanzliche und das thierische Leben einzig und allein durch das Licht der Sonne im Gleich gewichte gehalten werden, während die Untersuchungen L. Schee le’s sich auf das Verhalten der Mineralien gegen das Licht beziehen.