I. ALLGEMEINER THEIL. ERSTES KAPITEL. GESCHICHTLICHES. Wie jede andere Wissenschaft ist auch die Lehre vom Lichte und dessen Anwendung nicht auf einmal und plötzlich in ihrer heutigen Vollkommenheit entstanden, sondern sie hat ihre bedeut samen Phasen allmählicher Entwickelung durchlaufen. So bekannt die Lichtbildkunst heutzutage ist, so sind die ersten Leistungen, denen sie ihre Entstehung verdankt, doch schon fast der Vergessen heit anheim gefallen. Wohl weiss man, dass die Arbeiten Daguer- re’s den ersten Anstoss zur weltbewegenden Erfindung der Photo- ‘graphie gegeben haben, dagegen ist den Wenigsten bekannt, dass die berühmten Naturforscher Wedgewood und Humphry Davy, sowie ein französischer Privatmann, Joseph Niepce, es waren, welche lange vor Daguerre Versuche angestellt hatten, die Bilder der Camera obscura festzuhalten und auf diesem Wege Photo- graphieen herzustellen, nachdem ein deutscher Arzt, Dr. J. H. Schulze, schon im Jahre 1727 die Lichtempfindlichkeit der Silber salze entdeckt hatte. Noch aus viel früherer Zeit' sogar ist uns eine merkwürdige Sage überliefert, die auf die künftige Erfindung der Photographie anspielt, und welche K. de Roth in dem Photo graphischen Archive, Jahrgang 1863, in einer interessanten Notiz aus der „Giphantie“ von Tiphaine von Laroche ‘mittheilt. Die Giphantie ist eine zu Cherbourg im Jahre 1760 gedruckte Schrift, wovon ein Exemplar auf der Staatsbibliothek in Paris zu finden ist. G. Tiphaine, dessen Name [mit versetzten Buchstaben im Titel ausgedrückt ist, beschreibt darin auf unterhaltende Weise seine Visionen, Ansichten und Kenntnisse. „Während eines Sturmes wird Tipth'aine eines Tages in den Palast der Elementargeister geführt und ihr Oberhaupt weiht ihn in seine Arbeiten und Geheimnisse ein. „ „Du weisst“", sagte er zu