Peit dem im Jahre 1866 erfolgten Erscheinen des vortrefflichen Werkes von MOrTESSIR, welches durch Benecke in’s Deutsche über tragen wurde, ist kein ernstlicher Versuch unternommen, die von Jahr zu Jahr sich mehrende Literatur über Mikrophotographie zusammen zufassen und zu sichten. Die seit jener Zeit erschienenen, mehr oder minder umfangreichen Schriften über Mikrophotographie begnügen sich mit der Beschreibung einzelner Apparate und Methoden, wobei den eigenen Erfindungen vom Autor ein über die Gebühr breiter Raum be willigt wird. Der Mangel eines Lehrbuches konnte nicht verfehlen, auf die mikrophotographische Literatur bis in die neueste Zeit hinein den nach theiligsten Einfluss ausüben. Der Autor von heute kennt zumeist nicht den Autor von gestern, und man schreibt und empfiehlt, was schon vor einem Menschenalter geschrieben und — verworfen ist. In vorliegender Arbeit wurde versucht, die geschichtliche Ent wicklung der mikrophotographischen Apparate und Methoden zur Dar stellung zu bringen und zu zeigen, wie man allmählich zu unseren brauchbaren Methoden gelangte. Verfasser war nach Kräften bemüht, jedem Autor zu seinem Rechte zu verhelfen und jedes Einzelnen Ver dienste zu würdigen. Wenn hierbei in nicht seltenen Fällen der Ruhm für Einführung bedeutsamer Neuerungen Anderen als bisher zuge sprochen wird, so können darüber nur Diejenigen ungehalten sein, welche es lieben, die Verdienste Anderer sich selbst anzurechnen. Sollten in der Darstellung Irrthümer sich eingeschlichen haben, so dürfen wir den überaus grossen Umfang des zu bewältigenden Mate rials als Entschuldigung anführen. Es bedarf nicht besonderer Erwähnung, dass überall möglichst auf die Originalarbeiten zurückgegriffen und diese — nicht etwa ihre Uebersetzungen — als Quelle angegeben wurden.