SECHSTER ABSCHNITT. Das negative Bild. Nach Besprechung der Apparate, mit deren Hilfe man das Bild des aufzunchmenden Objekts auf der Visirscheibe entwirft, wollen wir untersuchen, auf welche Weise das Bild festgehalten wird. Die Sache verhält sich genau so, wie in der Porträt- und Land schaftsphotographie: Die Visirscheibe wird vertauscht gegen die in einer lichtdichten Kassette eingeschlossene, lichtempfindliche Platte. Die Kassette, welche sich durch Nichts von einer gewöhnlichen, photo graphischen Kassette unterscheidet, ist so eingerichtet, dass die in ihr befindliche Platte während der Belichtung dort liegt, wo sich bei der Einstellung die Visirscheibe befand. Geringfügige, auf den Abstand vom Objekttisch bezügliche Abweichungen beeinflussen, entgegen den Ansichten der meisten Autoren, bei mikrophotographischen Arbeiten die Schärfe des Bildes in keiner Weise. Zeiss 1 beklebt z. B. die Mikroskopseite seiner Kassettenschieber mit weissem Papier, um, wie dies ehedem schon MOrTESSIER that, das Bild auch von vorn auf der weissen Fläche betrachten zu können; natürlich befindet sich hierbei die Einstellebene um mehrere Millimeter dem Objekte näher, als die Platte, und doch machen sich nachtheilige Folgen nicht bemerkbar. Wenn Marktanner-Turneretschee 2 behauptet, dass unsere beste Tischlerarbeit nicht ausreicht, um die angeblich nothwendige, völlige Uebereinstimmung in der Lage der Visirscheibe und der Platte herbei zuführen, so enthält dies einerseits einen durchaus ungerechtfertigten 1) ZEISS, Special-Katalog S. 35. 2) Marktanner-Turneretschee , Bemerkungen über Mikrophotographie (Phot. Correspondenz 1887, S. 237).