6 I, Abschnitt. Spektralanalytische Theorien. Strahlung anderer Körper. Ein Körper a strahlt also, wenn er allein vorhanden ist, genau so aus, als wenn noch andere Körper b, c, . . . vorhanden wären, und für jeden derselben gilt ebenfalls wieder dasselbe. Auf längere Zeit hin besteht aber insofern eine Abhängigkeit der Strahlungen der verschiedenen Körper untereinander, als z. B. der Körper a durch die Strah lung von b erwärmt werden kann und alsdann durch die ge wonnene Temperaturerhöhung stärker ausstrahlt. Die gegenseitigen Beziehungen zwischen strahlenden Kör pern regeln sich allein nach dem zweiten Hauptsatz der mecha nischen Wärmetheorie, nach welchem eine Temperatur erhöhung eines Körpers durch Wärmeleitung oder -Strahlung nur durch einen anderen Körper erfolgen kann, dessen Tem peratur höher ist. Es ist notwendig, darauf hinzuweisen, daß es hierbei nur auf die Temperatur ankommt und nicht etwa auf die Wärmemenge oder auf die spezifische Wärme der ver schiedenen Substanzen. Wenn ein Körper strahlt, so sendet er Energie aus auf Kosten seiner eigenen, in Form von Wärme vorhandenen Energie; die Temperatur des Körpers muß also heruntergehen: jeder sich selbst überlassene, ur sprünglich heiße Körper im Weltraum kühlt sich allmählich ab. Die Geschwindigkeit, mit welcher er sich abkühlt, hängt allein von seinem Emissionsvermögen und seiner Temperatur ab. Sind noch andere strahlende Körper vorhanden, die ihm ihre Energie mitteilen, so wird hierdurch die Geschwindigkeit der Abkühlung vermindert, sie kann sogar ihr Vorzeichen wechseln und in Temperaturzunahme übergehen. Sind in einem ab geschlossenen System Körper beliebigen Emissionsvermögens und beliebiger Temperaturen vertreten, so kann nach dem zweiten Hauptsatz eine Temperaturerhöhung des einen Kör pers a durch die Körper b oder c nur so lange stattfinden, als diese Körper eine höhere Temperatur als a besitzen, und das gleiche gilt für das Verhalten der anderen Körper untereinander. Das Endresultat der gegenseitigen Bestrah lungen kann also nur darin bestehen, daß alle Körper die gleiche Temperatur annehmen, deren Höhe tiefer als die jenige der ursprünglich heißesten Körper und höher als die