202 Die Photogrammetrie. es werden ausserdem die Punkte 4 5 6 7 auf der Platte erscheinen, welche auch schon zum Theil auf den Platten A und B von anderer Richtung her abgebildet worden waren. Unsere Fig. 142 zeigt einen mit dem Chevallier’schen photographischen Messtisch aufgenommenen Plan des Festungspolygons von Versailles. Die Buchstaben St be zeichnen die verschiedenen Standorte des Apparates. Von zehn Punkten aus wurde die ganze Gegend aufgenommen und in eine unserer Figur entsprechende geometrische Zeichnung umgewandelt. Auf den Halbkreisen, welche die beiden Standpunkte an der Operations basis umgeben, sind die Durchschnittspunkte ersichtlich, an welchen die betreffenden Abbildungen der Gebäude auf den Platten erschienen waren und welche den Punkten 12 3 etc. in der theoretischen Fig. 141 analog sind. Dio Fehler dieses Apparates nun liegen klar auf der Hand. Erstens ist, der Schmalheit des angewendeten Schlitzes zum Trotz, die wirkliche Schärfe des erzielten Bildes stets auf einen einzigen Kreis beschränkt und nimmt in radialer Richtung nach beiden Seiten hin immer mehr ab. Ferner ist die mögliche Grösse der Bilder eine sehr beschränkte, so dass hierdurch die Genauigkeit noch mehr be schränkt wird,- ein Uebelstand, dem man wegen der mangelnden Originalschärfe nicht einmal durch Vergrösserung abhelfen kann. Endlich ist die Brennweite variabel und gewährt somit für die Höhen dimension keine brauchbaren Masse. So hübsch daher bei oberfläch licher theoretischer Betrachtung das Instrument auch aussieht, so unbrauchbar ist es auch, und die vielen günstigen Beurtheilungen, welche es von diesem Standpunkt aus anfangs erfuhr, haben sich später alle als voreilig erwiesen. Die Konstruktion eines brauchbaren photographischen Theodoliten ist eben nicht durch einen einzigen glücklichen Gedanken zu lösen: es gehört eingehende technische Kenntniss, unermüdliche Beharrlichkeit und grosse Erfahrung dazu. Einem Deutschen, dem jetzigen Regierungs- und Baurath Dr. A. Meydenbauer nun ist es gelungen, nach langjährigen Bemühungen und grossen Opfern eine Form der photographischen Camera zu finden, welche den nothwendig zu stellenden Anforderungen genügt. Erst durch diesen photographischen Theodoliten wird die Photo grammetrie — beide Ausdrücke stammen von Meydenbauer — mehr als ein blosses Experiment, eine Hilfswissenschaft von hoher Be deutung. Der Ausgangspunkt Meydenbauer’s war ein durchaus anderer, als der all seiner Vorgänger und Nachfolger. 1858 als Bauführer mit der genauen Aufnahme des Domes in Wetzlar be-