Volltext Seite (XML)
172 [Heft 11. DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. wie im Rodinal die feinsten Schattendetails stehen, während die Halbtöne langsam, die Lichter schnell fortschreiten. Dieser Fortschritt erfolgt beim Rodinal wesentlich langsamer als beim Eisen, so dass ein Unkundiger mit Rodinal sehr leicht flaue Bilder erhält, die durch längeres Entwickeln normal geworden wären. J. C. Schaarzvächter- Berlin. Was die Schleierfreiheit betrifft, so steht Rodinal unstreitig von allen Rapid-Entwicklern an der Spitze. Gute Trockenplatten werden bei richtiger Belichtung stets absolut schleierfrei entwickelt, ohne dabei glasig zu werden. Platten, die Neigung haben, glasig zu werden, sind für Rodinalentwickler nicht geeignet, weil die Negative zu klar bleiben, zwar sehr schön aussehen, aber nicht zufriedenstellend kopieren. Farbenschleier treten bei Rodinal selten auf, viel seltener als bei Hydrochinon und Pyro. Speziell sind die gefürchteten Gelbschleier bei herausgequälten Platten fast niemals zu beob- achten, und kann die Entwicklung, wenn es sonst die Umstände gestatten, ohne Furcht vor Gelbschleiern, fast beliebig lange fortgesetzt werden. In der Verdünnung, wie Rodinal gewöhnlich angewendet wird, also 1:20 bis 1:40, greift die Substanz die Gelatineschicht und die Finger verhältnismässig wenig an. Ein starkes Auf quellen und Lockern der Schicht tritt nicht ein, ebensowenig eine starke Färbung der Finger, welche allerdings bei langem Entwickeln glitschig werden und schliesslich um die Nägel herum wund zu werden beginnen. Es ist dieses aber beim Rodinal nicht in so starkem Masse der Fall als z. B. bei Pyro, welchem Entwickler gegenüber das Rodinal sich durch verhältnis mässige Ungiftigkeit auszeichnet. Denn während Pyro sehr giftig ist und speziell bei wunden Fingern Eiterungen und dauernde Entzündung zur Folge hat, verheilen Wunden, welche mit Rodinal in Berührung kommen, verhältnismässig leicht, und die Nägel werden nicht so brüchig, wie sie beim Arbeiten mit Hydrochinon, Amidol und vor allen Dingen Metol werden. Wir wenden uns jetzt dem Gebrauche des Rodinals für die verschiedenen Zwecke zu und bemerken zunächst dabei, dass derselbe so ein fach ist, wie er überhaupt sich nur denken lässt. Diese Einfachheit des Gebrauchs bedingt aber zu gleicher Zeit gewisse Eigentümlichkeiten des Entwicklers, der, wie jeder aus einer Flüssigkeit bestehende Hervorrufer, sich nicht in der ge wöhnlichen Weise abstimmen lässt, und der da durch, wenigstens nach gewissen Richtungen, eine erhebliche Präzision in der Belichtungszeit erfordert. In unverdünntem Zustande ist Rodinal nicht anwendbar. Die Konzentration ist dann so gross, dass die Platte, gleichgültig, ob kurz oder lange belichtet, fast momentan herausschiesst, schon in wenig Sekunden in den Lichtern hart wird und ärmliche Details und schlechte Ab stufung der Halbtöne aufweist. Die Vorschrift, welche die Fabrikanten des Rodinals geben, lautet, dass man für gewöhn liche Platten im Durchschnitt den Entwickler mit 40 Volum-Teilen Wassers verdünnen soll. Mischt man 1 Teil frisches Rodinal mit 40 Teilen ab gekochten oder Regenwassers und taucht eine Platte, die für den Eisenentwickler richtig be lichtet wurde, in die Flüssigkeit hinein, so ent wickelt sich dieselbe fast zugleich in den Lichtern und Schatten, das Bild erscheint je nach dem Charakter der Platte in 10 bis 30 Sekunden. Im Laufe einer Minute sind alle Schattendetails erschienen, und die Platte erscheint in der Durchsicht monoton, aber klar. Wird die Ent wicklung fortgesetzt, so gewinnen allmählich,