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DIE PHOTOGRAPHISCHEN SCHALEN IN IHREN EIGENSCHAFTEN UND IHRER ANWENDUNG. Nachdruck verboten. uch wenn Ordnung und Sauber keit in jedem Gewerbe zur Vor bedingung des Erfolges ge rechnet werden müssen, und wenn dieses insonderheit vom photographischen Gewerbe gilt, so ist doch derjenige Punkt, an welchem sich die Sauberkeit am meisten konzentrieren muss, das Laboratorium. Durch seine Dunkelheit, durch die grosse Anzahl von Gegenständen, welche oft auf kleinen Raum zusammengedrängt werden müssen, ist gerade hier die Versuchung zur Unordnung eine möglichst grosse, und that- sächlich braucht man bei vielen Photographen die Dunkelkammer nicht gerade allzu hell zu erleuchten, um sich von dem betrübenden Zu stande dieses Raumes eine recht eindrucksvolle Ansicht zu verschaffen, und signierte Flaschen mit Flüssigkeitsresten aller Art, alte schadhafte Schalen, Papierschnitzel, ein Chaos von zer brochenen Glasplatten, halbfixierten Negativen, Kartonstücken, gebrauchten Wattebäuschen und Schwämmen, ein Fussboden, der den Besen lange nicht gesehen hat, Spinnengewebe an Decken und Wänden sind die Ingredienzien, aus denen sich unser Eindruck meist zusammensetzt. In diesem Chaos haust der Operateur. Soweit seine Hände reichen, wenn er am Entwicklungs tisch steht, soweit ist leidliche Ordnung, weil jedes Ding seinen festen Platz haben muss, wenn nicht im Dunkeln schlimme Konsequenzen folgen sollen. Wie hier im allgemeinen durch Ordnung und Reinlichkeit zu helfen ist, ist ohne weiteres klar; weniger bekannt aber ist es, wie auf vor teilhafte Weise das Inventar der Dunkelkammer erhalten wird und wie jeder Gegenstand in einer solchen Weise zu benutzen ist, dass er möglichst lange dem Zahn der Zeit widersteht. Wir wollen heute unsere Aufmerksamkeit auf einen unserer Hauptgebrauchsgegenstände, auf die photographische Schale, konzentrieren und wollen uns die verschiedenen Konstruktionen einmal vorführen lassen und uns dann klar zu machen suchen, wie diese Schalen am besten erhalten oder vielmehr brauchbar erhalten wer den, wozu sich die einzelnen Schalensorten am besten eignen und wofür sie nicht geeignet sind. Wie wir für fast alle Dinge des täglichen Gebrauchs eine Unzahl von Ausführungen haben, so existieren auch unzählige Sorten von Schalen aus dem wunderbarsten und verschiedensten Material; von der einfachen aus paraffinierter Pappe hergestellten Schale bis zu der aus blankem Nickel elegant zusammengenieteten giebt es un gezählte Übergänge, die durch harten Gummi, japanierte Pappe oder japaniertes Holz, Porzellan, Glas, Celluloid, Zink, von einem Extrem zum andern, ineinander übergehen. Nicht alle Mate rialien kommen in der Dunkelkammer des Prak tikers vor. Hier findet man vorzugsweise Schalen aus nachfolgenden Stoffen: 1. Holzschalen mit oder ohne Glasboden, 2. sogen, japanische Schalen, 3. Zinkschalen, 4. emaillierte Schalen, 5. Glas - und Porzellanschalen, 6. Celluloid schalen. Wir wollen der Behandlung dieser Schalen und ihrer Anwendungsweise ein wenig näher treten. 1. Holzschalen. Durch Verzinken kann man aus fünf Holzbrettern ohne weiteres eine wasserdichte Schale herstellen, die bei richtigem Material und richtiger Benutzung ihren Zweck vollkommen erfüllt. Da Holz durch Benetzung mit Flüssigkeit sich ausdehnt und beim Trocknen sich wieder zusammenzieht, so werden Holz schalen, welche ohne weiteres aus zusammen gefügten Brettern bestehen, mit derZeit „spack“, d. h. sie halten nicht mehr wasserdicht, während anderseits durch Eindringen der Flüssigkeit in die Holzfaser und allmähliche Fäulnis das Holz schnellem Verderben entgegengeht. Ausserdem bedingt die Porosität des Holzes, dass die ein mal in Holzschalen aufbewahrte Flüssigkeit in die Tiefe des Materials eindringt und später selbst durch energische Mittel nicht wieder voll kommen entfernt werden kann. Es ist daher für Holzschalen unerlässlich, dass sie einem Prozess unterworfen werden, welcher die Poren des Holzes für die gewöhnlichen Flüssigkeiten verschliesst und das Holz, wenigstens zum grössten Teil, undurchdringlich macht. Hierzu haben wir verschiedene Mittel. In erster Linie kommt das Durchtränken des Holzes mit harz haltigen Flüssigkeiten in Frage oder das Be handeln desselben mit fetten, allmählich ver harzenden Ölen. Wenn wir Holz mit einer Lösung von Harz in Alkohol oder einem anderen Lösungsmittel überstreichen, so wird die Flüssig keit um so tiefer in die Fasern eindringen, je dünnflüssiger sie ist, der Überzug wird aber um so mehr an der Oberfläche haften bleiben, je konzentrierter die Harzlösung ist und je zäh flüssiger die Masse. Wenn wir daher mit Harz lösung Holz wasserdicht machen wollen, so müssen wir dieselbe in möglichster Verdünnung anwenden. Ein gutes Mittel, um eine richtige innige Imprägnierung des Holzes mit Harz zu bewirken, ist folgendes: Man verdünnt Tischler politur mit der acht- bis zehnfachen Menge von gewöhnlichem denaturierten Spiritus und taucht die zu verarbeitenden Holzteile, d. h. die zu geschnittenen Bretter, längere Zeit an einem warmen Orte in dieser Flüssigkeit unter. Sie