Das Atelier des Photographen. Zeitschrift für Photographie und Reproduktionstechnik. Organ des Photographischen Vereins zu Berlin — des Rhein.-Westph. Vereins zur Pflege der Photographie und verw. Künste zu Köln a. Rh. — des Bergisch- Märkischen Photographen-Vereins zu Elberfeld-Barmen — der Photographischen Genossenschaft von Essen und benachbarten Städten — der Photographischen Gesellschaft in Hamburg-Altona — des Schleswig- Holsteinischen Photographen-Vereins — des Vereins Leipziger Photographen-Gehilfen — des Schweizerischen Photographen-Vereins und des Züricher Photographen-Vereins in Zürich. Herausgegeben von Dr.A. MIETHE- BRAUNSCHWEIG, Lachmannstrasse 7. Verlag von WILHELM KNAPP in Halle a. S., Mühlweg 19. Nr. 9. 1. September. 1897. T A G E S FRAGEN. (lit der Überschrift „Auch eine Tagesfrage!“ erhielten wir vor einigen Tagen einen Brief, welchen wir zu Nutz und Frommen unserer Leser hier abdrucken, und an den es sich lohnt, einige • Betrachtungen anzuknüpfen. Der Brief lautet folgendermassen: »Auch eine Tagesfrage! Dem Zug der Namenlosen sich anschliessen zu dürfen, ist meine ergebenste Bitte, verehrter Herr Redakteur. Nach den grossen, namenlosen Strahlen, für die weder ein X noch " ein „Röntgen-“ genügt, wende auch ich mich an die Welt mit der Bitte um einen Namen, um einen kurzen deutschen Namen, denn der, den man mir gegeben, ist unfassbar lang und unbegreiflich im Zeitalter des Photo graphen. Wie leicht kann das „Atelier des Photographen“ hier Wandel schaffen und die deutsche Sprache von einem hässlichen Wort befreien. Oder ist Ihnen noch nie das greulich lange Wort aufgefallen, das des „Ateliers“ schönen Umschlag inmitten ziert? Ich meine die „photomechanischen Repro duktionsverfahren“ und die sie Ausübenden „photomechanischen Repro duktionstechniker“. Wie anders soll man einen Menschen nennen, der obige Verfahren beherrscht oder ausübt, teilweise oder insgesamt. Wie nun die Unterschiede zwischen den einzelnen Verfahren relativ geringe und sie alle von des Helios segenspendenden Strahlen abhängig sind, so finde ich keinen Namen für passender, keinen schöner als die Bezeichnung „Heliographie“ für das Gesamtgebiet der photomechanischen Vervielfältigungsverfahren. „Heliographen“ hiessen dann die ausübenden „Künstler“. Wohl ist schon vor langer Zeit, als unsere schöne Wissenschaft noch nicht auf ihrer Höhe stand, der ähnlich lautende Name „Heliogravüre“ für eine Spezialität in Anspruch genommen. Aber dieses Verfahren wird nur vereinzelt angewandt, bloss zur Reproduktion alter Stiche und von Karten, und ausserdem ist zwischen „Helio graphie “ und „ Heliogravüre “ genügender Unterschied. Es giebt Photographen und Lithographen, Zinkographen, Xylographen u. s. w., warum nicht auch Heliographen?