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1897] DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. 123 letzteres auf die Dauer. Wenn man im Dunkelraum in einem flachen Holzgefäss gröblich zerkleinerten gebrannten Kalk ausbreitet, so wird man sofort bemerken, dass die Platten schneller trocknen und weniger zur Bildung jener unregelmässigen Trockenstreifen neigen, die im Sommer so oft auftreten und welche dadurch ent stehen , dass von Zeit zu Zeit durch Öffnen der Thüren oder Fenster die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft der Dunkelkammer durch trocknere ersetzt wird. Der Ätzkalk saugt bis zur voll kommenen Bildung von Kalkhydrat schnell und gleichmässig Wasser an, so dass er einen nicht zu grossen Raum mit Leichtigkeit trocken erhält. Wenn man eine Holzwanne von etwa 1/, qm Oberfläche anwendet und die Kalkstücke etwa handhoch in der selben ausbreitet, so genügt dieses zur Trockenhaltung einer Ind. Boissonnas-Gcnf. Dunkelkammer der gewöhnlichen Dimensionen 6 bis 8 Tage lang. Das Chlorcalcium ist deswegen im Gebrauch so billig, weil es stets durch Entwässern mit Hilfe von künstlicher Wärme wieder wasseraufnahmefähig gemacht werden kann. Um Chlor calcium für diesen Zweck zu benutzen, lässt man ein rechteckiges Gefäss aus starkem Eisenblech herstellen, das eine Länge von 3/4 m und eine Breite von 1/2 m hat. Dieses Gefäss muss etwa 10 cm tief sein und wird oben mit einem aus verzinktem Eisendraht gebildeten Rost bedeckt, der etwa 5 mm Maschenweite hat. Auf diesen Rost werden 5 kg Chlorcalcium ausgebreitet, und in dem selben Moment beginnt eine intensive Feuchtigkeitsabsaugung im ganzen Raum, während das Salz sich allmählich mit dem Wasser beladet, schliesslich mit demselben zerfliesst und durch den Rost in das Eisengefäss tropft. Wenn alles Chlorcalcium zerflossen ist, wird eine neue Portion auf geschüttet, während die gebildete Lauge wieder abgedampft wird. Man kann dieses Mittel vorteilhaft auch so anwenden, dass man einen luftdichten Schrank konstruiert, der aus etwa einzölligen Brettern fest zusammengeschlagen und aussen mit starkem Papier überklebt, eine möglichst luftdicht schliessende Schiebethür besitzt und mehrere durchbrochene Fächer innen enthält, deren unterstes zur Aufnahme des Chlorcalciumkastens dient, während die höheren Fächer zum Trocknen der Platten, eventuell zur Präparation und Trocknung des Platinpapiers dienen. In solchem Schrank zerfliesst begreiflicherweise das Salz viel langsamer, weil das Zudringen äusserer Feuchtigkeit abgeschnitten ist. Die Platten trocknen darin mit ausserordentlicher Schnelligkeit, und zwar je nach der Aufsaugungsfähigkeit der Schicht in 3/4 bis 11/, Stunden. Schliesslich haben wir noch der chemischen Mittel zu gedenken, um den Gefahren der übermässigen Wärme entgegenzutreten. Es ist dieses in erster Linie die Gerbung der Gelatine schichten mittels geeigneter Chemikalien. Da jede gegerbte Schicht so gut wie undurchdringlich wird, so empfiehlt es sich, die Gerbung erst dann vorzunehmen, wenn alle chemischen Operationen erledigt sind, d. h. erst nach dem Fixieren oder im Fixierbad selbst, dem eine passende Menge Alaun hinzugesetzt wurde. In neuerer Zeit wird das Formalin für das Gerben der Schicht mit Vorteil angewendet, und kann dieses Mittel nur empfohlen werden; .am. doch ist bei Benutzung desselben stets darauf Rücksicht zu nehmen, dass das Mittel ausserordentlich viel energischer gerbt als Alaun, und dass die Gerbung nicht so weit fortschreiten darf, dass die -U Schicht zum Sprödewerden und Abblättern neigt. Formalin kann 4 -- * bereits dem Entwickler zugesetzt werden, doch ist auch hier zu empfehlen, die Gerbung erst nach dem Fixieren vorzunehmen, wobei dem Alaun gegenüber der Vorteil entsteht, dass Schleier und Schwefel ¬ ausscheidungen nicht zu befürchten sind. Da die Benutzung des 4*eok, . ° 0 %UNN . , Formalins unterPatentschutz steht — siehe „Phot. Chronik“ Nr. 26 — so ist dafür im geschäftlichen Betrieb eine Licenz nachzusuchen. Fred. Hoissonnas-Genf. 17*