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EIN NEUER PLATIN PAPIER ER SATZ. Von b'lorence. Nachdruck verboten. latin oder Platinimitation? Diese Frage taucht immer und immer wieder auf und hat bis dato noch keine endgültige Lösung ge funden. Man hat vieles zu Gunsten des Platinpapiers angeführt, was sich auch in der Theorie manchmal ganz hübsch anhört, kommt man indessen in der Praxis einmal in die an genehme Lage, die Theorie auf ihre Richtigkeit prüfen zu müssen, dann ist das Resultat in den meisten Fällen ein ganz anderes als das geträumte. Die immer und immer hervorgehobenen Vor züge des Platinverfahrens, sei es nun mittels Fleiss-, Kalt- oder ohne Entwicklung, sollen be kanntlich die folgenden sein: Einfache Mani pulation, tiefschwarzer Ton und absolute Halt barkeit der Bilder. Ohne vorläufig die entgegen stehenden Nachteile anzuführen, will ich die genannten Eigenschaften etwas näher ansehen. Die Einfachheit der Manipulation ist so bedeutend nicht, wie es scheint. Wenn man nicht mit geradezu unvermeidlichen Fehlern kämpfen will, ist man gezwungen, das Platinpapier selbst herzustellen. Diese Operation, so einfach sie erscheint, er fordert nun doch wieder eine gewisse Übung und trägt also in nichts zur Vereinfachung des Prozesses bei. Der Druck des Platinpapiers ist zwar wie der jeden andern Papiers, aber man muss vor sichtig und sehr erfahren sein, da man es in den meisten Fällen nicht mit einem auskopierten, sondern nur mit einem sehr schwach sichtbaren Eisenbilde zu thun hat, dessen Beurteilung für das Endresultat von höchster Wichtigkeit ist. Nimmt man hierzu die kaum zu kontrollierende Entwicklung und vorschriftsmässig auszuführende Fixage, so bleiben wohl genug kritische Punkte übrig. Was endlich die Haltbarkeit der Platindrucke anbelangt, so ist sie, genau wie bei den Silber drucken nur eine bedingungsweise. Es ist er wiesen, dass Platindrucke auf käuflichem Papier mit der Zeit allerlei Veränderungen erlitten haben, die man dem Eisensalze, welches eine Verbindung mit dem Papierfilz eingehen kann, zuschreibt. Je älter das Platinpapier wird, bevor es gebraucht wird, um so mehr soll sich dieser Fehler zeigen. Es kommen aber alle die Umstände nicht in Betracht, denn sie finden sich ja auch bei anderen Kopierverfahren, sondern es handelt sich lediglich darum; Kann man Bilder herstellen, welche neben den Eigenschaften des Platindruckes noch andere wünschenswerte Eigenschaften zeigen? und diese Frage ist heute unbedingt zu bejahen, indem wir in den sogen. Platinersatzpapieren Eigen schaften finden, welche dem Platinpapier natur gemäss nicht eigen sein können. So kommt hier wohl am ersten die feine Detailzeichnung und geschlossene Fläche des Bildes in Betracht, an welche sich die Möglichkeit exakter Vignettierung und, was sehr wichtig erscheint, die Verwendung mitteldichter, gut detaillierter Negative anschliesst. Unter diesen Platinersatzpapieren hat seit einiger Zeit das matte CelloTdinpapier eine wesentliche, man kann fast sagen, die wichtigste Rolle gespielt. So geeignet es nun an und für sich schon erschien, so ist es in neuester Zeit wieder so vervollkommnet worden, dass weitere Verbesserungen fast ausgeschlossen erscheinen. Dieses neueste Druckmaterial ist das Maranta- papier. Die Oberfläche dieses Papiers zeigt, soweit sich dieses mit einem Papier, welches eine Kollodionschicht trägt, erreichen lässt, das denkbar beste und gleichmässigste Matt, ohne eine Spur des bekannten schwachen Glanzes gewöhnlichen Celloidinmattpapiers. Dieses feine Matt rührt daher, dass die eigentliche Baryt schicht, wenn das Rohpapier mit einer solchen überhaupt präpariert wurde, auf das aller geringste Mass reduziert wurde, wodurch das Papier dünn, handlich und besonders leicht auf- ziehbar wurde. Die Schicht sitzt ungemein fest auf dem Papier, und Blasenbildung kommt absolut nicht vor, wie auch das sonst wohl auf tretende Rollen ganz vermieden ist. Der Charakter der Emulsion ist auf Grund langer Erfahrung, sorgfältigen Studiums und von Versuchen so glücklich gewählt, dass sehr gute Zeichnung der Halbtöne, Freiheit von Bronzetönen und geeignete Färbung der Bilder nach dem Drucken zur Erzielung eines guten blauschwarzen, intensiv schwarzen oder auch Sepiatones vermittelst ver schiedener Tonungsmedien erhalten wird. Diese vorgenannten Bedingungen in einer Emulsion gleichzeitig zu ermöglichen, ist be kanntlich sehr schwierig, namentlich fällt es ungemein schwer, einen guten Platinton zu er zielen, da bei manchen Papieren der Ton leicht nach Blau oder nach Violett umschlägt und man dadurch statt eines schwarzen, einen blau - bezw. violettschwarzen Ton erhält. Die Drucke zeigen, wenn sie aus dem Kopier- rahmen kommen, eine sehr ansprechende Weich heit, etwa wie Albumin, wirken aber durch die absolut matte Fläche der Schicht bedeutend vor nehmer und künstlerischer. Man braucht auch nicht, was hier gleich bemerkt werden soll, wesentlich überzukopieren, namentlich dann nicht, wenn man das vorgeschriebene kombinierte Platin- Goldbad anwenden will, indem die Bilder fast gar nicht zurückgehen. Sie erscheinen zwar in den