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MsdmfferTageblatt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks An,eigen«reise laut ausliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: W Npfg. — Dorgeschricben« Erschcinungsmge und Platzvorschristen werde» nach Möglichkeit b-rüchfichtigl. — Anzeigen - Annahme, bis normitlags lv Uhr. Agr die Nichtiokeit deQ SV , n-r»-..- . I . durch Fernruf übermit- F e r n s p r e ch e r : Amt Wrlsdruff Nr. 6 telten Lnzeigerr Lderneh^ Krieg od. sonstiger ' — Betriebsstörungen besteht ' s 1 men wir deine (bewahr. ' - - - — — Jeder Nabattanspru<q L«» Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden- must odev der Auitraggedev in Konkurs erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtsyauplmannschast Meißen, des Stadt-- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 182 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tafteblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 7. August 1931 Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das «Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postdestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Poft- Bcknckionblatt für WilSdrntt ,, Nmn-nonr. In Treue nie vergessen. Totenklage. Nach ewigen, ehernen großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins Kreise vollenden. Die Stunde des Abschieds naht im ewigen Gleichmaß der Zeit. Unter verdecktem Himmel flattern umflorte Jahnen in allen Straßen und Gassen. Von den Türmen klagen mit ehernem Ton die Glocken. Line ganze Welt neigt sich in Ehrfurcht vor einem Großen, der sein irdisches Wallen vollendet hat, vor einem Wanne, der das Schicksal eines ganzen Volkes auf seine Schultern nahm, der es still und freudig, demütig und fromm, treu und tapfer trug, so schwer es auch sein mochte: „Dis zu meinem letzten Atemzuge wird die Wiedergeburt Deutschlands meine einzige Sorge, der Inhalt meines Bangens und Betens sein." Ein ganzes Volk aber stehi in diesen Stunden ver härmten Herzens und mit tränennassen Augen vor seinem Bild. Lin ganzes Volk sieht nicht den Lorbeer der Ehren, die Kaiser und Könige vor ihm, dem Token, ausbreiten. Ls sieht nicht die schwarznmflortcn Jahnen aller Nationen der Erde, dis halbmast gesetzt sind. Es sieht nicht einmal die flatternden Lichter, die tröstlich und hoffnungsreich um ihn erstrahlen. Ein ganzes Volk sieht nur sein Bild, das es im Herzen trug, seit dieser Wann der Retter seinesVaterlandes war. Es sieht mit einemmal die Runen, die der Harm um dieses Volkes Ehre, Freiheit und Leben in dieses majestätische Antlitz grub. Ls sieht die Augen, die in unendlicher Liebe und Güte jedem feines Volkes cntgegenleuchketen und die nun für immer geschlossen sind. Es sieht und spürt in dumpfem Schmerz: Hier ist unser aller Vater von uns gegangen. Denn er warunfert Wag dies stolze Wort den lauten Schmerz gewaltig übertönen. Sie Weihesiund- im Reichstag. „Swiger Schutzherr -es Reiches/ Das brausende Stimmengewirr des Parlamentes der braunen Männer, das an großen Sitzungstagen vor Beginn die Räume des Reichstages erfüllte, fehlte an diesem Tage, da die Volksvertreter nach Berlin geeilt waren, um dem toten Reichspräsidenten und Gmeral- seldmarschall in ergreifender Feierstunde die letzte Ehrung vor seiner Bestattung darzubringen. Halblaut nur klingen Worte kurzer Begrüßung. In der großen Mittelloge das Diplomatische Korps vollzählig. In der ersten Reihe der päpstliche Nuntius, der Botschafter Frankreichs. In der nächsten Reihe die Galauniformen der Vertreter des ungarischen Hinden burg-Regiments, die ihren Heimgegangenen Chef zu Grabe zu geleiten von fernher kamen. Weitz leuchtet vor der Rednertribüne die Büste des grotzen Toten. Immer wieder gleitet der Blick zu diesem mächtigen Kopf, der seit 1914 die Geschicke Deutschlands durchdachte und den grotzen geschichtlichen Entschluß faßte, den Führer des Nationalsozialismus endlich an den ihm gebührenden Platz zu rufen. Plötzlich erstirbt auch das leise Gemurmel. Kurz hinter dem Reichstagspräsidenten Göring erscheint Adolf Hitler, schreitet grüßend zu seinem Sitz, während sich das Haus erhoben hat. Die Züge des Führers, von tiefstem Ernst, sind aufs äußerste beherrscht, wie immer. Aber man sieht es ihm an: Auch in dieser feierlichen Stunde gedenkt er wohl, während leise die Trauermusik hereinklingt, des Augenblicks, da er — vor so wenigen Tagen noch — am Lager des schon sterbenden Mannes stand, seine Hand noch einmal umschloß und zweifellos die erschütternde Gewißheit mitnahm, daß er ihn zum letzten Male gesehen. Verhalten klingt denn auch seine Stimme, als er spricht. Seine Worte sind geformt von der tiefen inneren Bewegung, mit der er dem ehrfurchts vollen Gedenken an den Vater des Vaterlandes Ausdruck gibt; sie umspannen die bisher größte, schicksalsreichste Epoche deutscher Geschichte von 1847 bis in diese unsere Tage hinein. „Wer seinem Volke so die Treue hielt, soll selbst in Treue nie vergessen sein" — der Führer spricht mit erhobener Stimme das aus, was jeder gute Deutsche in diesen Tagen denkt. Und wie eine feierliche Beschwörung klingt es, als,Adolf Hitler von dem ewi- g e n,S ch u tz her r n des Reiches und der Nation spricht, der n i ch 1 gestorben ist. , . - Regungslos bleibt der Führer, während die feier lichen Akkorde der „Götterdämmerung" im Raum schwe ben. Sein Blick ist ganz fern. Läßt er noch einmal die anderthalb Jahre vor seinem geistigen Auge vorüber ziehen, in denen er neben Hindenburg stand, die un geheure Last der beiderseitigen Aufgabe fühlend? Draußen fährt er dann durch eine Menschenmenge, die ihn stumm und ehrerbietig grüßt — jeder fühlt: nun ging auch noch die staatsmännische Last, die der Alte im Preußenwalde trug, auf diese Schultern über, die davon schon ein schier übermenschliches Maß sich aufgebürdet hatten. * Der Führer spricht. Herr und Frau von Hindenburg! Verehrte Trauergemeinschaft! Abgeordnete, Männer des Deutschen Reichstages! Seit Monaten litten wir unter einer schweren Sorge. Die Kenntnis von der Erkrankung des hochehrwürdigen alten Herrn erfüllte Millionen deutsche Herzen mit innerer Bangigkeit um das Leben eines Greises, der uns mehr war als nur das Staatsoberhaupt. Denn dieser Mann, den seit nunmehr bald 87 Jahren der Allmächtige in seinen Schutz genommen hatte, war für uns alle zum symbolischen Ausdruck der unzerstör baren, sich stets erneuernden Lebenskraft unseres Volkes geworden. Der schicksalhafte Wille der Vorsehung hatte ihn sichtbar emporgehoben über das Maß des Alltäglichen. Als die Nation ihre höchste Würde in seine Hände legte, wurde diese Stelle erst zur höchsten Würde gebracht. Unzertrennlich ist uns allen der deutsche Reichspräsident verbunden mit dem ehrwürdigen Namen des nunmehr Dahingeschiedenen. Jetzt, da wir uns.anschicken, dem teuren Toten die letzten Ehren zu erweisen, überfällt uns erst die Erkennt nis von dem Umfang und der Größe dieses einzigartigen Lebens. Und wir beugen uns demütig vor dem unerforsch- lichen Willen, der mit dem scheinbar Zufälligen oder gar Belanglosen einer Lebensgestaltung dient, die der forschende Mensch erst nachträglich in der ganzen wunder baren Notwendigkeit der Zusammenhänge sieht und erkennt. Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg ist tot. Wenn wir uns bemühen, die Empfindungen zu erklären, die das ganze Volk im Innersten bewegen, Die Trauerfeier des Reichstages. Blick in den feierlich geschmückten Saal der Kroll-Oper währeird der Staatstrauerieier des Reichstages möchten wir auf solche Art in immerneüer Da n barkeit uns des großen Dahingeschiedenen erinnern. Indem wir aber, befangen von dem Wunsche, der geschichtlichen Gerechtigkeit zu entsprechen, mit der Erforschung dieser Erscheinung beginnen, ermessen wir erst den Umfang und den Inhalt eines Menschen lebens, das in solcher Grütze in Jahr hunderten nur selten wicdcrkehrt. Wie hat sich das Gesicht dieser Welt verwandelt seit jenem 2. Oktober 1847, da Paul von Hindenburg geboren wurde? Inmitten einer Revolution nahm dieses Leben seinen Anfang. Der Geist des politischen Jakobinismus ließ Europa damals nicht zur Ruhe kommen. Die Ideen einer neuen, vermeintlichen Menschlichkeit rangen gegen die Elemente und Formen einer überalterten Ordnung. Als das Jahr 1848 sein Ende nahm, schienen Wohl die Hellen Flammen erstickt, allein die innere Gärung war geblieben. Die Welt kannte damals noch kein Deutsches Reich, kein Italien. In Preußen regierte Friedrich Wilhelm IV« Das Erzhaus Habsburg beherrschte nicht nur den Deut schen Bund, sondern auch Venezien und die Lombardei. Die Balkanstaaten aber waren tributäre Provinzen des türkischen Reiches. Preußen selbst genau so wie die anderen Staaten deS Deutschen Bundes innerlich schwach und unfähig, die Menschen mit einer wirklich tragenden Idee zu er füllen. Die Schande von Olmütz brennt in den Herzen der wenigen wirklichen Patrioten. Prinz Wilhelm wird König von Preußen. Der Knabe Hindenburg aber erlebt das große Trium virat der politischen und militärischen Reorganisation unseres Volkes. Bismarck, Moltke und Roon treten ein in die Geschichte! Während die amerikanische Union siegreich den Bürgerkrieg überwindet, geht Preußens Weg von den Düppeler Schanzen nach Königgrätz. In diesen Regimen tern aber marschiert mit ein blutjunger Sekondeleutnant, tapfer und begeistert: Paulvon Hindenburg. Ein Schrapnell zerschlägt seinen Helm und gibt dem jungen Kämpfer für des Reiches Einigung damit die feurige Taufe. Vier Jahre später hat ihn das Schicksal erwählt, Zeuge zu sein in der Stunde der Geburt des Deutschen Reiches. Da Bismarck die Proklamation über des neuen Staates Kraft und Herrlichkeit und seinen Willen, sich zu mehren an den Gütern des Friedens und der Kultur, be- ccndet hat und des neuen Reiches Kaiser zum ersten Male leben läßt, fährt auch der Degen des Leutnants von Hin- denburg empor und kreuzt sich zum Schwur für Kaiser und Reich. Ein Leben der Arbeit für dieses neue Reich nimmt nun seinen Anfang. Der große Kaiser stirbt, ein zweiter und dritter kommen» Bismarck wir^> entlassen, Roon und Moltke schließen die Augen, Deutschland aber wächst alseinGaran,t des Friedens und einer wirklichen europäischen Orv- nung. Die Welt erhält ein neues Gesicht. Auf allen Ge bieten der Menschheitsentwicklung löst eine umwälzende Erfindung die andere ab. Immer von neuem erweist sich das Bessere als des Guten Feind. — Deutschland wird Großmacht. Dem Leben dieses Reiches und unseres Volkes un unterbrochen dienend, nahm der Kommandierende GeneralvonHin denburg am 19. März 1911 als 64jähriger Mann seinen Abschied. Damit schien sein Dienst beendet zu sein. Ein namenloser Offizier unter all den anderen zehntausend, die stets ihre Pflicht erfüllen, dem Vaterland dienen und dennoch unbekannt vergessen sind. Als daher der Weltkrieg über Deutschland herein- brichl und das deutsche Volk in der heiligsten Über zeugung, unschuldig angegriffen zu sein, sich zum Wider stand erbebt, da trifft in schwerer Stunde der Ruf des Kaisers einen Mann, der, im Ruhestande lebend, an Krieg und Kriegsbeginn so unschuldig war, wie es nur irgend jemand in dieser Welt sein konnte. Am 22. August 1914 erhielt Hindenburg den Auftrag, den Oberbefehl einer Armee in Ostpreußen zu übernehmen. Acht Tage später erfahren zum erstenmal das deutsche Volk und die Welt von dieser Ernennung und erhalten damit Kenntnis vom Namen des neuen Generalobersten. Wolffs — Telegraphisches — Büro meldet amtlich: „Unsere. Tcuvpen in Preußen umcr Führung res Generalobersten von Hindenburg haben die vom Narew vorgegangenc russische Armee in vcr Stärke oan 5 Armcclorps und 3 Kavallerie-Divisionen in dreitägiger Schlacht in der Gegend von Gilgsnburg und Onewburg geschlagen und verfolgen sie jetzt über die Grenze. Der Gencralquartiermcistcr von Stein.