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Verbot, unreife Kartoffeln l^sMäehmen. Mit Beziehung auf die in der Sächsischen Staatszsitung Tom 18. Juli 1918 — Nr. 165 — veröffentlichte Bekanntmachung wird darauf hingewiesen, daß die nach Artikel 4 der Verordnung über die Kartoffelversorgung vom 18. Juli 1918 (R. G. Bl. S. 733 ff.) am 1. August 1918 in Kraft tretende neue Faffnng der Verordnung über die Kartoffel versorgung (R. G. Bl. S. 737 ff.) in den W 11 und 18 unter anderem folgende Be stimmungen enthält: 8 Die Kartoffelerzeuger sind verpflichtet, die Kartoffeln sachgemäß zu ernren. Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten Behörden können nähere Anord nungen treffen. 8 18. Mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mir Geldstrafe bis zu zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen wird bestraft, wer den Vorschriften in 8 11 oder den auf Grund von Z 11 erlassenen Bestimmungen zuwiderhandelt. Neben der Strafe können die Vorräte, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, eingezogen werden, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. II. Ein Verstoß gegen die Vorschrift, die Kartoffeln sachgemäß zu ernten, liegt vor, wenn Kartoffeln unreif der Erde entnommen werden, gleichgültig, ob es sich dabei um frühe, späte oder sonstwelche Kartoffeln handelt. Dresden, am 27. Juli 1918. 1546 a V I.. H.. IV. Ministerium des Inner«. Bezirksobstsammelstellen. Zur Durchführung der Ministerialverprdnung über die Kernobsternte 1918 vom 17. Juli 1918 (Sächs. Staatszeitung Nr. 167 und Amtsblätter) sind von der Landes stelle für Gemüse und Obst (Geschäftsabteilung) die nachoerzeichneten Bezirksobstsammel stellen errichtet worden: Bezirksobstsammelstelle Leiter Wohnung Coswig (Sa.) Hugo Vetterlein Leipzig Deutschenbora Franz Klinger Gohla, Post Nossen Diera Ernst Clenngen Chemnitz, Markthalle Gauernitz Beruh. Schöne z. Zt. Gauernitz Gruben Reinhold Schöne Gruben bei Meißen Gleina Moritz Thomas Gleina b. L. Hirschstein-Kcilbusch Robert Weidner Dresden-Fr., Hauplmarkthalle Krögis Paul Böhme Dresden-A., Wachsbleichstr. 2 Lommatzsch Louis Otto Lommatzsch Bezirksodstsammelstelle Leiter Wohnu»- Meißen, am 30. Juli 1918. Nr. 2307 e II k. AW Die Königliche Amtshanptmannfchast. Leuben Ernst Leubner Leuben bei Lommatzsch Miltitz-Roitzschen Moritz Fichtner Miltitz-Roitzschen Mehren und Bockwsn Emil Eckhardt Dresden-Fr., Hauptmarkthall- Nossen Herm. Rüdiger Nossen Niederau Otto Leuteritz Weinböhla, Göthestr. 33 Niederwartha Hermann Haukold Niederwartha Staucha Hermann Grimmer Staucha Staucha Moritz Ginsel Staucha Schieritz Hermann Pfützner Schieritz, Post Zehren Scheerau > Max Burkhardt Scheerau b. Lommatzsch Wilsdruff-Keffelsd orf Willy Schieritz Oberpesterwitz, Post Potschapyel Zehren Oskar Leuteritz Zehren. Nie Fleischzulagekarten für Erntearbeiter sind eingegangen und können von denjenigen, die seiner Zeit Antrag hier gestellt hatten, iw Lebensmittelamts entnommen werden. rsol Stadtrat Wilsdruff. Kehrlöhne des Schornsteinfegers. Die Generalversammlung für den 7. Kehrbezirk der Königlichen Amtshauptmann schaft Meißen (Kehrbezirk Wilsdruff) hat beschlossen, zu den in H 15 des noch in Geltung befindlichen Regulativs über das Schornsteinfegerwesen vom 12. März 1907 festgesetzten Kehrlöhue« eine Erhöhnug vo« 15°/, mit Wirkung vom 1. Juli 1918 ab eintreten zu lassen. Wilsdruff, am 30. Juli 1918. 2«r Der Vorsitzende des Kehrverbandes Wilsdruff. Am 1. und 2. August Verkauf der auf Warenbezugsschei« Rr. 17 »«gemeldete« Ware«. Es werden abgegeben: 1/2 Pfund Grieß und V2 Pfund Dörrgsmüse für 95 Pfg. - oder V2 Pfund Graupen und ^2 Pfund Dörrgemüse für 95 Pfg. Wilsdruff, am 31. Juli 1918. Der Lebe«smittelvorsteher. Generalfeldmarschall von Eichhorn f. Ins fünfte Kriegsjahr. Wieder einmal durchleben wir die Wende jener un keilgeschwängerten letzten Julitage des Jahres 1914, die der Welt den Frieden raubten — noch misten wir nicht, für wie lange. Es bedarf heute keines Rückblicks auf die hinter uns liegenden vier Kriegsjahre, keiner Erinnerung an die gewaltigen Waffentaten, mit denen das deutsche Volk sich für ewige Zeiten seinen Platz an der Sonne erstritten hat. Wir haben — gegen unseren Willen — Belgien er obert. Nordfrankreich besetzt-, wir haben das serbische König reich mit seinem montenegrinischen Anhang gezüchtigt und Rumänien zu Boden geschlagen: wir haben unseren Ver bündeten geholfen, sich ihres Erbfeindes zu erwehren und zwei der fruchtbarsten italienischen Provinzen in Besitz zu nehmen, und haben unseren türkischen Freunden in ihren schweren Kämpfen gegen den langen Arm des britischen Welteroberers nach Kräften beigestanden. Dann aber haben wir noch Polen befreit und die russischen Ostseeprovinzen mit ihren vorgelagerten Inselgruppen, haben Finnland unterstützt, als es sich aus wahnwitziger Terroristen- umstrickung loslöste, und dem eben flügge gewordenen Staat der Ukraine Lie erbetene Hilfe beim Aufbau seiner inneren Ordnung zur Verfügung gestellt. So haben wir, durch einen Gewaltstreich sondergleichen herausgefordert, vom Ärmelkanal bis zum Schwarzen Meer, von Soissons bis Odessa und Charkow unsere Spuren durch die Erde Europas gezogen. Nicht in unvermeidlicher Zerstörung haben wir diese vier Jahre hingebracht. Das Schwert diente uns nur dazu, den Boden freizumachen für ausbauende Kulturarbeit, deren Früchte nicht nur uns und unseren Verbündeten zugute kommen. Wir selbst wissen auch gar nicht, wie unermeßlich der Segen M, den wir unter dem 2arm oer Waffen um uns her verbreitet haben. Auch wir sehen und spüren einstweilen mehr die Wunden, die der Krieg uns und anderen geschlagen hat; um wieviel selbstverständ licher ist es, daß unsere Feinde kein Verständnis zeigen für die geistige und wirtschaftliche Schöpferkraft, die wir inmitten dieses verheerenden Weltbrandes fortgesetzt be tätigen. Die ausgleichende Gerechtigkeit der Zukunft wird hierin ein weites Feld für ihre Arbeit vor sich sehen. Indessen: haben wir längst darauf verzichtet, im Donner der Schlachten auf moralische Eroberungen aus zugehen, so müssen wir unseren Feinden schon zugestehen, daß sie gar trefflich die Kunst verstanden haben, un moralische Eroberungen zu machen. Daß sie unsere eigenen Verbündeten für sich zu gewinnen wußten, er scheint uns heute fast schon als eine geringe diplomatische Leistung im Vergleich zu der Tatsache, daß selbst Amerika ihren Lockrufen gefolgt und daß zuletzt sogar auch das Reich der Mitte in den „Kampf für die Freiheit der Welt" eingetreten ist. Mit der Last ihrer Riesenleiber wollen sie uns erdrücken und sollte die Kraft ihrer Waffen am Ende doch versagen, trotz des schier un erschöpflichen Massen- und Rassenaufgebots, das sie gegen uns ins Feld stellen können, so spannen sie ihre polypen artig wachsenden Arme zu einem Riesennetz uni uns zu sammen, daß uns schließlich Lie Lust zum Atmen vergehen soll. Hieß es früher, als die Reihe unserer Siege immer betäubender anschwoll: Na ja, Lie Deutschen gewinnen die Schlachten, aber den Krieg werden sie verlieren, — so sucht man sich heute mit der Selbsttäuschung zu trösten: Den Krieg werden die Deutschen allerdings gewinnen, aber den Frieden werden sie verlieren. -jun wohl, wir wollen zunächst einmal dafür sorgen, daß der erste Teil dieser Prophezeiung zur Wahrheit wird. Noch setzen die Westmächte Himmel und Hölle in Be wegung, um uns den Endsieg zu entreißen, und sogar im Osten gehen sie auf neue Schleichwege aus, damit das arme Rußland nur ja nicht zur Ruhe kommen kann. Es ist auch wahr, General Foch gibt sich die erdenklichste Mühe, zu zeigen, daß er Hindenburg und "Ludendorff ge wachsen sei. Aber trotz alldem wird es dabei bleiben, daß wir den Krieg gewinnen. Ob wir dann den Frieden ver lieren werden, braucht uns im Augenblick noch nicht weiter zu kümmern. Wir haben schon im Kriege den Frieden bewahrt in der Heimat, die von allen seinen Schrecknissen so gut wie unberührt geblieben ist, und draußen in den besetzten Gebieten, wo das Leben wieder seinen ruhigen Gang geht, als wäre das die natürlichste Sache von der Welt. Wir werden ihn auch nach dem Kriege wieder- herzuftellen wissen, ob es auch unseren Feinden gefallen mag oder nicht. Treten wir in das fünfte Kriegsjahr ein mit dem guten Gewissen, daß es ganz sicher nicht unsere Schuld ist, wenn das Blutvergießen noch immer kein Ende nehmen will, zugleich aber mit dem unerschütterlichen Ent schluß, solange die Feinde das Spiel nicht aufgeben, unser» Pflicht zu tun und so alle niederträchtigen Anschläge gegen Kaiser und Reich zuschanden zu machen. Die Ergebnisse des vierten Kriegsjahres. Berlin, 30. Juli. Die Leistungen des deutschen Heeres während vierten Kriegsjahres kommen in folgenden Zahlen zum Ausdruck: Den Feinden wurden entrissen und von den deutschen Truppen besetzt: im Osten 198256 Quadratkilo meter, in Italien 14 423 Quadratkilometer, an der West front 5323 Quadratkilometer (geräumtes Gebiet an der Marne ist abgerechnet), im ganzen 218 002 Quadratkilo Role Rolen. Roman von H. Courths-Mahler. Iostas Tagebnch. 43j Ein schelmisches Lächeln spielte um ihren Mund Plötzlich war sie aus kurze Zeit die alte munter« Josta. „Wirst du es nie mehr tun?" „Ganz sicher nicht." „Das ist eigentlich schade!" „Warum?" „Weil ich mich sehr gern von dir ausschelten ließ Das war fast schöner, als wenn andere Leute mich lobten." Gerührt drückte er ihre Hand an seine Lippen „Das könnte mich verführen, dich auch jetzt nvck zuweilen auszuschelten." Der Minister hatte lächelnd zugehört. „Warte nur ab, Josta. In der Ehe gibt es manch mal Schelte, auf beiden Seiten, auch in der glück lichsten. Das wird auch bei euch nicht anders sein Du wirst also schon noch zu deinem Rechte kommen? Josta war froh, daß das Gespräch von Gräfin Gerlinde abgelenkt war. Weil sie Rainer nicht offen ihre Meinung über dieselbe sagen konnte, wollte sn lieber gar nicht von ihr sprechen. Aber ganz deut lich fühlte sie, daß es ihr nicht angenehm sein würde ihr täglich in Ramberg begegnen zu müssen. Sn war im stillen dem Erbauer des Witwenhauses dank bar. So mußte sie wenigstens nicht unter einem DaH mit der Gräfin wohnen. Als der Wagen vor dem Jungfernschlößchen hielt fragte Rainer: „Darf ich euch noch ein halbes Stündchen Ge sellschaft leisten?" Josta freute sich, daß er bleiben wollte, sprach el aber nicht aus. Sie sagte nur freundlich: „Du kannst den Tee mit uns nehmen, Rainer Zur Teestunde macht sich Papa jetzt immer von Ge schäften frei, weil er weiß, daß ich nicht mehr lang« bei ihm bleibe. Da können wir, wenn es dir rechl ist, sogar ein ganzes Stündchen verplaudern." Der Graf ließ sich nur zu gern halten. Er fühlt« sich so närrisch jung und glücklich in Iostas Gesell schaft, daß er über sich selbst lächeln mußte. „Natürlich bleibe ich gern, so lange ich darf, ohn« zu stören." „Du störst niemals." „Aber ich meine, du hast vielleicht noch zu tur — für morgen. Und heute abend hast du auch G.ästi zu bewirten, wenn auch nur Gerlinde, Henning unk mich." „O, heut abend sind wir ganz in der Familie, da ist nichts zu tun. Es werden drei Gedecke mehr auf gelegt, das ist alles. Und morgen früh bekomm« ich noch eine Hilfe. Tante Maria, Mamas Kusine, dr weißt, sie lebt im Stift zu St. Annen, wird morgen früh eintreffen und sich hier im Jungfernstift nieder lassen. Sie hat sich liebenswürdig erboten, Papa- Ha uS halt vorzustehen, wenn ich ihn verlasse, und mit jetzt in diesen Wochen beizustehen bei der Beschafsunz meiner Aussteuer." ,F), das ist ja sehr angenehm. Da brauche- ick mir wenigstens nicht zu große Borwürfe machen, das ich dich Papa entführen will." „Diese Vorwürfe hättest du dir auch ohnehin nichi zu machen brauchen, lieber Rainer," sagte der Minister „Aber ich muß gestehen, daß es mir lieb ist, Tant« Maria im Hause zu haben. Sie ist eine sehr sym pathische, taktvolle Persönlichkeit und wird meinen Hause in angemessener Weise vorstehen. Da sie jeder zeit ihre Stiftsstelle wieder einnehmen kann, wenr ich einmal sterben sollte, so gibt sie ja nichts Unersetz liches auf." Die drei Personen waren inzwischen in Iostas kleinem Salon, einem lauschigen, reizenden Naum, vcr den Stempel ihrer Persönlichkeit trug, eingetreten unk nahmen nun Blatz, während ein Diener den englischen Teewagen yereinrollte, auf dem alles bereit stand. Rainer sah sich mit seltsamen Gefühlen im Zimmer um. Ueberall standen Vasen mit Blumen gefüllt — Ramberger Rosen —, lauter tiefrote Rosen, dre Rainer jeden Tag geschickt hatte. Sie waren sichtlich liebevoll gepflegt und blühten und dufteten, wie eben vom Strauch geschnitten. In anmutiger Weise machte Josta die Wirtin. Sie hatte den Diener entlassen und füllte die Tassen selbst. Für den Vater gab sie, wie er es liebte, Zucker hinein. Rainer reichte sie den Tee ohne jede Beigabe. „Ich weiß, du nimmst nichts dazu. Doch von diesen Toasts darf ich dir anbieten," sagte sie mit der ungezwungenen Sicherheit der großen Dame und doch in mädchenhafter Weise. Er bediente sich und küßte ihr die Hand. Und ein heißes, stürmisches Glücksgefühl stieg in ihm auf, als er daran dachte, daß fis ihm nun bald täglich den Tee kredenzen würde. Mit Entzücken blickte er auf ihre schönen, schlanken Hände, die so edel geformt waren, daß sie einen Bildhauer hätten begeistern müssen. Auch der Minister ließ sich mit Behagen von seinem Töchterchen verwöhnen und kostete dies Ruhe stündchen aus. Und so faßen sie bis sechs Uhr zusammen. Dann wurde Josta auf kurze Zeit abgerufen. Als die beiden/ Herren allein waren, sagte der Minister. „Unter- den Glückwünschen, die anläßlich eurer Verlobung eingelaufen sind, befand sich auch ein Schrei ben der Großherzogin Helene, das ein Blumenarran gement für Josta begleitete. Ich habe dies Schrei ben aus der Menge der andern herausgesucht, um es dir zeigen zu können. Hier ist es." Er entnahm seiner Brieftasche eine Briefkarte, die mit einer Krone verziert war, und reichte sie Rainer.