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Erinnerungsworte ge Dr. Dagmar Lieblovä, Kc Vorsitzende des Vereins der ehemaligen Häftlinge ve des Ghettos Theresienstadt »Tereznsk iniciativa« hä En gc m je di Sehr geehrte Damen und Herren, seit vielen Jahren wird in den europä- st ischen Ländern am 27. Januar an die Opfer des Nationalsozialismus er innert. In diesem Jahr verflossen bereits 73 Jahre seit der Befreiung von di Auschwitz, dem Vernichtungslager, das den Tod von Hunderttausenden w Menschen aus den von Nazideutschland besetzten Ländern bedeutete, ni Aus verschiedenen Übersichten und Statistiken können wir erfahren, te wie viele Juden, Roma, Tschechen, Deutsche, Polen, Franzosen, Russen ti< und andere Nationalitäten dort um ihr Leben gebracht wurden. Jedoch in keine Übersicht, keine Statistik kann unsere Gefühle ausdrücken, wenn al auch die Zahlen noch so groß sind. Denn was Auschwitz bedeutet, wis- ti sen wir aus eigener Erfahrung. Und diese Erfahrung begleitet uns das ganze Leben lang, egal ob wir die Nummer auf unserem linken Vorder- , arm eintätowiert haben oder nicht, ob wir dort viele Monate, einige A Wochen oder nur ein paar Tage verbringen mussten. Auschwitz beeinflusste für immer unser Leben. Denn wahrscheinlich | jeder, dem es geglückt ist, die Shoa zu überleben, verlor dort seine F Nächsten, seine Verwandten, Freunde und Bekannten. Die Zahlen der Ermordeten sind grauenvoll, jedoch noch grauenvoller ist es, wenn wir j hinter den Zahlen lebendige Menschen sehen und wenn wir wissen, dass es um unsere Eltern, um unsere Geschwister ging, um Onkel Emil, Otto, Karl, Erwin, Wilhelm, um Tante Helene, Rosa, Josefina, Klara, Maria, Grete, Therese, um unsere Cousins und Cousinen, mit denen wir spielten, Ausflüge machten, Ferien verbrachten, um Freunde und Kameraden, denen wir nahestanden und die wir lieb hatten. Nach allem blieb eine Lücke, eine Wunde, die nicht einmal mit derZeit heilt. Es fehlen unsere Geschwister, unsere Cousins und Cousinen, es fehlen die Kinder aus dem Familienlager in Birkenau, es fehlen die Kin der, die nach der Ankunft direkt von der Rampe zum Tod in der Gaskammer 114 | Erinnerungsworte