Der Leipziger Synagogalchor ist das einzige weltliche Ensemble seiner Art in Europa. Die Sängerinnen und Sanger, allesamt nicht jüdischer Konfession, kommen aus den unterschiedlichsten Berufen. Sie empfinden sich als ver schworene Gemeinschaft, haben Freude an der Kunst und wissen um den Wert ihrer Arbeit für das deutsch-jüdische Verhältnis. Er wurde 1962 von Werner Sander, dem damaligen Oberkantor der jüdischen Gemeinden zu Leipzig und Dresden, gegründet. Nach dessen Tod im Jahr 1972 übernahm Kammersänger Helmut Klotz die künstlerische Leitung. Bereits unter seinem Gründer erwarb sich der Chor durch die Qualität der musikalischen In terpretation hohes Ansehen. Helmut Klotz formte in intensiver chorpädagogi scher Arbeit ein Ensemble von europäischem Rang. Das Repertoire umfasst synagogale Musik, vor allem aus dem 19. und 20. Jahrhundert, sowie jüdische und hebräische Folklore in Konzertbearbeitungen. Gewahrt wird die Tradition des Wechselgesanges zwischen Chor und Vorsän ger, indem Helmut Klotz aus dem Dirigat heraus die Kantorensoli singt. Profilierte Solisten und Orchester, u.a. das Leipziger Gewandhausorchester und das MDR-Sinfonieorchester treten regelmäßig mit den Chor auf. Der Leipziger Synagogalchor konzertiert u.a. im Leipziger Gewandhaus, im Ber liner Schauspielhaus, in der Berliner Philharmonie und in der Alten Oper Frank- furt/Main. Alljährlich singt der Chor in der Leipziger Thomaskirche beim Gedenkgottes- dienst an die Pogromnacht vom 9. November 1938. Insbesondere solche Kon zerte bringen die humanistische Tradition des Chores zum Ausdruck, die in ei nem aktiven ökumenischen Bewusstsein wurzelt. Der Chor gastierte in den Synagogen von Warschau und Krakau, in Paris, Prag und Breslau. In den letz ten Jahren fanden umfangreiche Gastspielreisen statt: 1993 nach Israel (mit Auftritten in Jerusalem, Haifa, Tel Aviv und Elat), 1994 in die USA (unter ande rem mit Auftritten in New York, Washington, Boston) und 1996 nach Spanien und Portugal (u.a. in Barcelona, Pamplona, Coimbra, Porto, Lissabon). Diese Reisen gestalteten sich ebenso zu Höhepunkten in der Arbeit des Chores wie die Auftritte beim Internationalen Festival der jüdischen Kunst und Musik in Odessa 1993, dem Europäischen Jiddisch-Festival Leverkusen 1993 und bei den Jüdischen Kulturtagen in München 1995. Das erschütterndste Erlebnis des Chores war der Gang zu den Konzentrations lagern Auschwitz und Birkenau während einer Konzertreise durch Polen. Die Blumen, die Helmut Klotz an der Gedenkstätte niederlegte, wirkten verloren an diesem Ort ohne Leben und Hoffnung, seine spontan gesprochenen Worte spiegelten die Gefühle wider, die die Chorsänger alle bewegten. Nach dem dort Gesehenen und Gehörten bekam das Leben eine andere Bedeutung. Dar um soll jedes Konzert des Synagogalchores auch ein Mahnruf sein, so etwas nie wieder geschehen zu lassen.