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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.12.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190812106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19081210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19081210
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-12
- Tag 1908-12-10
-
Monat
1908-12
-
Jahr
1908
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Sitzung tzev StndtvevHvdneten. * ES war nun schon dic dritte Sitzung, die vor Erledigung der Tagesordnung nach über vierstündiger Tauer abgebrochen werden mutzte. Ein normaler Anstand ist das nicht, und es ist dringend zu wünschen, datz es bald anders werde. Leider ist vor Neujahr keine Aussicht Hier tür vorhanden, denn das Arbeitspensum ist noch sehr reichlich, da auch die Lehrerbesoldungsvorlage noch in der Sitzung vom 30. Dezember er ledigt werden soll. Dann diese Sitzung, deren Tagesordnung wohl -och mit diversen dringlichen Gegenständen bepackt werden dürfte, ihr Ende finden wird, ist überhaupt nicht zu sagen, Was die heutige Sitzung betrifft, so brachte sie zunächst die Mitteilung, datz die traditionelle ..Gelbe Suppe" wiederum bei Neucinführung der Stadtverordneten im Anschluß an die erste Sitzung des neuen Jahres stattsinden wird. Dieses Mal im Festsaalc deS Neuen Rathauses, so datz cS die teil- nehmenden Stadtväter bequemer als sonst haben. Auch in bezug auf den folgenden Tag, denn dieser ist ein Sonntag. Aus der Tagesordnung nl an erster Stelle zu erwähnen die Bewilligung von 4 372-Ml .< für das neue Wasserwerk in der Mulden auc. Der Inhalt der Ratsvorlagc selbst bleibt dabei nach wie vor „nichtöffentlich". liebrigcns bat die Allgemeinheit an den technischen Einzelheiten sFührung der Robrlciturig, Material der Rohre usw.l kein zu grotzcs Interesse. Bei dem Konto „Reinigung und Unterhaltung der Stratzen", aus welchem die Beiträge der Stratzcnbahn e u gebucht sind, kam cs zu lebhaften Klagen darüber, in wie geringer Wciie dic Leipziger Elektrische Stratzen- oabn dem Verkchrsbcdürfnis in den späteren Abendstunden cntgcgen- lommt. Die Wagen folgen sich nämlich dann in viel grötzcren Ab- 'tänden »bis zu 12 Minutens, als in den Tagesstunden. Vom Ratstische , u-5 wurden energische Maßregeln in Aussicht gestellt und dabei gesagft datz dic bisher gezeigte Geduld nun zu Ende sei. Tic Errichtung cincS >> nabenh o rtes an der 32. Bczirksichule führte ebenfalls zu einer längeren Debatte. Hierbei erlitt der Schnlausichutz. der, wie der Re ferent sagte, „unter dem Einflüsse seines sachkundigen Mitgliedes gc- slardcn batte", eine Niederlage, denn der Knabcnhort wurde entgegen dem Ausschutzantragc bewilligt. Endlich ist noch zu erwähnen, datz aus dem Kollegium heraus Klage über die protze Hast geführt wurde, mit welcher der Haushaltungsplan durchberaten wird, nur um ihn vor dem neuen Jahr zu Ende zu bringen. Aber man wird wohl bei dcni jetzigen System bleiben, besonders in Jabren, die am Schlüsse eine Acnderung in der Besetzung der Ausschüsse bringen. Ten Vorsitz führt der Vorsteher Direktor Dr. Roth e. Am Rais- iiiche anwesend Bürgermeister Roth. Stodträtc Esche, Lampe Dr. Wagler, Rehivoldt, Hofmann, Trautmann. Dr. Weber, Gangloff, Dr. P a l l ni a n n, Franze, Pfeiffer, Dr. Acker- m a nu, Scharende r g, E i ch o r i n s, Dr. B a r t h v l, Schmid '., 2r. Limburger, Rys sei. Eingegangen ist der Bericht des gemischten Bäderans- schuiieS. Herr Stadtv. Böhme beantragt, den Bericht an den zu- itändigcn Ausschutz zu verweisen unter Zuziehung der Mitglieder des gemischten Bäderausschnfses. Das Kollegium beschliefst demgemäß. Es ei folgt Verweisung an den Bctriebsausschutz. Weiter ist eine Eingabe des Bezirlsvcrcins Leipzig- A n g e r - E r o t l c n d o r f eingegangen, in der um Wetterführung der kl-Ltnie der Großen Leipziger Straßenbahn um dic Promenade gebeten wird. Herr Stadtv. Reinhardt macht dic Eingabe zur scinigcn, die darauf dem Vcrkcbrsausschussc überwiesen wird. Der Rat hat ein Schreiben an die Stadtverordneten gerichtet, in dem er mittcilt, daß er beschlossen habe, auch im nächsten Jahre die übliche „Gelbe Suppe", das gemeinsame Mahl der beiden städtischen Kelltgien, im Anschluß an die erste Jahressitzung am 2. Januar zu ver- anstolten. Das Mahl soll im Fdstscwl des Neuen Rathauses stattfinden. Da§ Kollegium erklärte Einverständnis. Herr Vorsteher Dr. Rothe gibt bekannt, daß er im Namen des Kollegiums dem einstigen Vorsteher desselben, Herrn Geh. Justizrat Dr. Schill, der beute das 70. Lebensiahr vollendet, in einem Schreiben dir herzlichsten Glückwünsche übermittelt und dabei feiner großen Ver dienste um die Stadt gedacht habe. Er hoffe ans die Zustimmung des >bollegiumS. (Lebhaftes Bravo.) Hinsichtlich der Geschäftslage teilt der Vorsteher mit, datz in der nächsten Sitzung der Haushaltplan für 1909 erledigt, in der letzten Iahrcssitzung am 30. Dezember aber dic Lehrerbcsoldungs- vorlage beraten werden solle. In den Ausschuß für die Bervtlagung der Wertzuwachs- steuer wurden aus dem Kreise der Stadtverordneten die Herren Bau rar Franke und Architekt Jahrmarkt, aus der Bürgerschaft dic Herren Ingenieur Prasse, König-Johann-Straßc 23, und Bau meister Vogel, Haydnstraße 11, gewählt. Zrr den Mitgliedern der Deputation zur Leitung der Wahl für den Katholischen Schulausschuß wurden gewählt aus dem kreise der Stadtverordneten Herr Professor Lowe, aus der Zahl der kachoüschen Hausväter die Herren Generaldirektor Brück, Blücher - vlatz 1, Kaufmann Hüffer, KarlHeinc-Stratzc 13, und Schirm fabrikant Strieder, Theresienstraße 2. Au Waisenräten und Waisenratsstellvertretern auf die Periode 1909/11 wurden die in der Vorschlagsliste des Rotes bezeichneten Herren gewählt. Für Bodcnbewegungcn, Anpflanzungen usw. im Südfricdhof wurde ein Berechnungsgeld von 12 000 bewilligt. Für die Ausbesserung der Elsterbrückc bei Löbschütz be willigte man 2197,80 zugleich wurde der Rat ersucht, von einem in solchen Sachen erfahrenen Juristen ein Gutachten darüber cinzuholen, ob diese Verpflichtung mit Erfolg bestritten werden kann. Als Entschädigung für 144,6 Quadratmeter Land, das vom Grund stück Johannisgassc Nr. 5 zur Straße gefallen ist, wurden 100 pro Quadratmeter bewilligt sstatt der vom Rate beantragten 150 .ll), außerdem für Stratzenbaukosten ein Betrag von 3450 F. Bei der Nückäußerung deS Rates, betr. die Namen der cin- verleibten Vororte swir haben in der Montagsnummer schon hierüber berichtet), wurde debattelos Beruhigung gefaßt. Der ortSgesetzlicken Entschädigung von 1078,80 Quadratmeter Land, das zur Kr o n p r i n zst r a tz e zwischen Kaiser-Wilbelm-Straßc und Straße O verwendet worden ist, mit 25 für 1 Quadratmeter s— 26970 Mark) und der Rückerstattung von 6905/.8 anteilige Straßen herstellungskosten wurde zugestimmt. DaS neue Wasserwerk iu der Muldenau«. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf die RatSvorkage über den Bauentwurf des neuen Wasserwerks in der Mukdenaue und üb«r die Bewilligung der Kosten von 51 32 980 .tl (abzüglich bereits be willigter 300 000 .tk) aus Ankcihemitteln. Der besondere Ausschuß beantragte: 1) den vorgeschlagenen Aende- rungen und ?lbstrichen zuznstimmen und statt der vom Rate geforderten '102 960 nur 4 372 560 .E abzüglich bereits bewilligter ooaooo .tt zu bewilligen, 2l die etwa 55 Zwischenbrunnen der anteren Fassvng sofort mit ausführcn zu lassen, zu dem Zwecke 44 000 .4l zu bewilligen und den Rat um Beitritt zu diesen Beschlüssen zu ersuchen, 3) den Rat zu ersuchen, gemäß den Beschlüssen vom 14. Oktober d. I. den Til- guugSplan des neuen Wasserwerks erst nach Fertigstellung deS Werkes sestzustcllen, nachdem dic von dem Kollegium am 11. Dezember 1!tO7 genehmigte Tilgungstabcllc kontrolliert und neu aufgestellt ist, um hierbei die genauen Baukosten der Berechnung zugrunde legen zu können und dadurch die Tabelle und den Bestand des Tilgungsfonds übereinstimmend zu machen, 4) der Vorlage im übrigen »uzu- stimmen. Zum Konto 37 „Reinigung und Unterhaltung der Straßen" des Haushaltplanes für 1909 hatten dic Ausschüsse hin- ümtlich der Ausgaben folgende Anträge gestellt: 1) Pos. 27 „Unter ballung der Einfriedigung, der Wege, der Baulichkeiten usw. auf den Lagerplätzen usw. 3500 Außerordentlich" abzulehnen: 2) Pos. 34 Hi Iss arbeit 4000 .«l Ordentlich" mit nur 3000 .<t zu genehmigen: 31 Pos. 4t u 1000 .ff für 1 Schneepflug abzulchnen: 4l Pos. 52 „6800 .t Außerordentlich für Herstellung eines Radfahr weges zwischen dem Lcutzscher Wege und der Staxbrücke" abzulchnen: 5) Pos. 58 „Futzwegübergänge 12 000 „E O "deutlich" zu genehmigen unter der Voraussetzung, daß dem Kollegium e>v Ott-r^-jchnis der im Jahre 1>v»9 berzustellenden Fußweanbergängc zur Genehmigung noch zugeht', 6) Pos.64 „Unterhaltung und Ergänzung der Fahrbahnen mit Bruch- und Feldsteinen ustv. 40000 K Ordent lich" mit nur 37 000 .<( zu genehmigen: 7) das Konto im übrtgen zu genehmigen. Der Referent Herr Stadtv. Körner bemerkte, daß in den Aus- schüssen über die Art der Straßcnreinignng, wie sie jetzt ouSgeführt werde, mancherlei Klagen laut geworden seien, doch habe man anerkannt, datz in letzter Zeit manches besser geworden sei. G'nz besonders seien aber über die Straßenbahnen, und zwar namentlich über die ganze Be triebsführung der Leipziger Elektrischen Straßenbahn, Beschwerden lau: geworden. Man habe den Rat dringend ersucht, Abhilfe zu schaffen. Zu dem Hinweise des Vorstehers, daß ein vor Jahresfrist an ven Rat gerichteter Antrag, betreffend die Herstellung von Ver kehrsinseln vor dem Hauptpostgcbäude, noch unerledigt sei, bemerkte Herr Stadtrot Franze, daß nach den angestellten Ver webungen solche Verkehrsinseln den starken Fährverkehr an dieser Stelle sehr beengen würben. Ter Rat werde jedoch auf die Angelcgen- heft noch zurückkommcn. Herr Böhm erführt«: Klage über den mangelhaften Spätvcrkehr, der besonders an Sonntagen bei der Leipziger Elektrischen Straßen bahn dazu führe, datz Hunderte nicht bcförbert werden. Nur Personen von robustem Bau hätten Aussicht, mitzukommcn. Der Rat möge end lich dic erforderlichen Schritte hiergegen tun. Redner erwähnte dann, daß dic Verglasung der Perrons immer noch nicht durchgeführt sei. Herr Stadtv. Ornth hielt die Löhne der bei der Straßcnreinignng beschäftigten Arbeiter für zu gering. Er stellte den Antrag, den bc- tcessendcn Arbeitern eine zeitgemäße Lohnerhöhung zu gewähren. Herr Stadtv. Joachim gab aut Grund des ihm zur Verfügung stehenden Materials nähere Aufschlüsse über dic Lohnvcrhältnissc der Arbeiter bei der Tiefbauverwaltung. Danach verdienen b'.c Vor arbeiter wöchentlich bis zu 24Z0 .X, die anderen Arbeiter erhalten einen Stnndenlobn von 38—42 Pf. Außerdem würden ihnen mancherlei Wohltaten sozialer Fürsorge zuteil. Die Ansprüche müßten in richtigen Grenzen bleiben. Er werde gegen den vom Vorredner gestellten Antrag stimmen. Herr Stadtrat Franze kam nochmals auf dic Lobnvcrhältnisse zurück und teilte mit, datz gegenwärtig 700 Bewerbungen um Anstellung als Arbeiter vorlägcn. Herr Stadtrat Hofmann wlcs darauf bin, daß zwischen der Stadt und dem Staate immer noch Meinungsverschiedenheiten hinsicht lich der Aufsicht über das Straßenbahnwcsen besteben. Davon profi tieren natürlich die Gesellschaften. Betreffs Weitersübrung der R-Linic habe dic Große Leipziger Straßenbahn bisher kein Entgegenkommen ge zeigt. Gegen dic Verglasung der Perrons hätten sich die Wagenführer vielfach selbst erklärt. Mit Schutzvorrichtungen sollen nunmehr Ver suche gemacht werden, und zwar bei den Wagen der Roten Bahn nach Dresdner System, bei den Wagen der Blauen Bahn nach Münchener System. Auf die Verbesserung der Verkebrsvcrhältnisse bei der Leip ziger Elektrischen Straßenbahn wolle der Rat, dessen Geduld auf eine harte Probe gestellt worden sei, nun ernstlich dringen. Herr Stadtv. Kämpf wünschte, daß das Aufspringen auf die Vorderperrons bzw. die vorderen Wagen aus Sicherheitsgründen ver boten werde. Dic Ausschußanträgc wurden darauf sämtlich angenommen und das Konto genehmigt. Der Antrag Ornth wurde abgclebnt. Zur Beratung stand dann nochmals eine Position der „Städti- scheu Schulen", und zwar Pos. 280 „Knabenhort an der 32. B e z i r k s s ch u l e". Der Schulausschuß beantragte: Pos. 280 „.Knabenhort an der 32. Bezirksschule 1125 Ordentlich und 1250 .E Außerordentlich" abzulchnen und den Rat zu ersuchen, eine Sta tistik darüber ausnebmen zu lasten, a. wieviel Knaben bisher die ein zelnen Knabcnhortc besucht baben und k. an wieviel Tagen jeder einzelne Knabe dagewesen ist. Nach dem von Herrn Stadtv. Iähne erstatteten Referate entspann sich eine sehr lange Debatte. Herr Stadtv. Ncunachbar trat sehr ent schieden für die Bewilligung des Betrages ein, der dazu dienen soll, an der 32. Bezirkssckmlc von Ostern 1909 ab einen Knabenbort, den 10. in Leipzig, zu errichten. Die Knabenhorte hätten sich nach übereinstimmen dem Urteil der Direktoren als eine sehr nützliche Einrichtung bewährt. Redner polemisierte gegen den Herrn Stadtv. Körner, der daraus seinen Standpunkt vertrat. Herr Stadtrat Dr. Wagler stellte sich demgegenüber völlig auf feite des Herrn Neunachbar. — Dic Abstim mung ergab die Ablehnung des Ausschußantrages mit 32 gegen 19 Stimmen, soweit die Streichung der Position in Frage kam. Der Knabenhort wurde also bewilligt. Die Ausschußanträge, soweit sie die Vornahme einer Statistik betraten, wurden angenommen. Genehmigt wurden darauf die Sonderhaushaltpläne Johannis- Hospital nebst Anhängen, Beckersche Stiftung, Bienerschc Stiftung und Mendesche Stiftung für Blinde, ferner die Positionen St raß eir und Meßpolizei des Kontos 10, sowie Konto 44 „Städtischer Vieb- und Schlachthof". Aus Antrag des Referenten Herrn Dr. Struve wurden hierbei zwei Tierarztstellen in Gehaltsklasse Olli gesetzt: die übrigen blieben, in Gemäßheit der Ausschußanträqe, in Ge- haltsklaste 6 IV. Zu den Konten der beiden Reservefonds für die Mans- selber Kuxe wurde beschlossen, die Ertrage der Konten zunächst auf 5 Jahre dem Betriebe Zuzuführen. Beim Konto „Zinsen" wurde in Gemäßheit eines vom Herrn Stadtv. Tobias gestellten Antrages die Position wegen der Stadt gärtnerei nochmals an die Ausschüsse zuruckverwiesen. Im übrißen erfolgte Genehmigung. Das gleiche war der Fall beim Konto „Til gung der Anleihe n". Endlich fand noch daS Konto „Schleusen und Reinigung der Schleusenwässcr" in Gemäßheit der AuSschußanträge Zustimmung. Dann wurde um ?L11 Uhr die öffentliche Sitzung abgebrochen. Es folgte eine nichtöffentliche Sitzung. Vermischter. Lin inysteriSfer Mord. (Im tKisenbahnwaggo» erschösse«.) Trier, S. Dezember. (Tel.) Ueber eine geheimnisvolle Mordtat, über deren Motive noch tiefstes Dunkel schwebt, liegt folgender Bericht vor: In einem Abieil deS in Trier «m k,40 Uhr früh aus Koblenz cintreffenden Personenzuges fand man eine» jungen Manu er schossen auf. Die Tatbefunde deuten auf Mord hin. Der Wagen wurde iu Trier ausrangiert. Ter mutmaßliche Mörder und der Ermordete batten den Zug in Koblenz gemeinsam bestiegen. Sie waren beide elegant gekleidet und schienen befreundet zu lein. Als der Zug in Trier anlam, enteilte ein junger Mann, an scheinend der Begleiter des Ermordeten, dem Zuge und entfernte sich nach der Siadt. Der Kopf deS Toten weist zwei Schuß wunden auf. Der Schußkanal verläuft von hinten nach vorn. Neben der Leiche wurden zwei Patronen gefunden. Hierzu meldet uns ferner unser I)> Korrespondent aus Trier aus, sührl cher: Der Ermordete heißl Kurt Rege». Er stammt aus Trier und ist Versicherungsagent. Er reiste beute früh 3,03 Uhr von Koblenz ab. Als er den Bahnsteig betrat, halte er keine Fahrkarte und äußerte dem Beamten gegenüber, sein Freund würde ihm eine Karle kaufen. Gleich darauf erichien ein jüngerer Mann auf dem Perron mit zwei Fahrkarten zweiter Klasse. Beide reisten zusammen in einem Abieil. In Trier stieg der eine aus, der als Stadtbautechniker Maagb aus Trier festgestellt worden ist. In großer Eile verließ er fluchtartig den Bahnhof. Kur; daraus sand man den Versicherungsagent Regen im Coupe tot auf. Er hatte zwei Schuß wunden in der Schläfe. Neben der Leiche lag ein Revolver. Ubr mit Kelte sowie Ring waien nicht vorhanden. Maagh wurde als mutmaß licher Mörder ru Trier verhaftet. Er gab zu seiner Verteidigung an, er habe sich im Abort befunden und, als er daS Abieil delreien, den Regen tot aufgefunden. * * Zur Sleinheil-Afsäre wird dem „B. T." noch aus Paris ge schrieben: Auch die letzie Vernehmung der Frau Steinherl brachte noch leine Enlfcheidung. Der Richter versuchte die Vorgänge des 30. Mai biS zu dcn Dinerstunden aufzuklären. Er kam aber noch nicht auf die Mordtat selbst zu sprechen. Marguerite Steinbeil ver teidigte sich mit großer Gewandtheit. Ihr kam zugute, daß tue Uuter- lnchung in der Rumflasche keine Spur eines NarkoiikumS nachwies. Obgleich daS eigentlich nichts beweist, da die Gläser, aus denen in der Mordnackt getrunken wurde, zerbrochen sind und nicht mehr untcriucht werden können, macht die Feststcllunz doch einen Eindruck, der zu ihren Gunsten aussällt. Die Ocssenilichkeit bat an dem Prozeß fast jedes Interesse verloren. Grotzfcncr. Nus Eckernförde wird gemeldet: Der große GutS- bof Eichial wurde nachlS von einer großen Feuersbrunst Hom- gesucht. Das .Kubhaus mit 76 Kirben und eine Scheune sielen dem Brande znm Opfer. Bluttaten. Aus Brüssel wird gemeldet: Gestern schlitzte ein Flickschuster einem jungen Arbeiter, mit dem seine Tochter zu- iammeulebte, wegen Gcldstreitigkeitsn mit einem S ch u ft c r m c s s er den Leib auf. — Ferner wird aus Wien berichtet: Gestern wurde in einem kleinen Laden eines schon halb abgerissenen Hauses am Laiirenzerbcrg der 64jährige Juwelier Julius Frankfurter mit einer Schußwunde hinrerm Obr aufgcfunden. Der her beigeruscne Sohn des Frankfurters fand nach Durchsicht der vorhandenen Juwelen, daß die wertvollsten Stücke fehlten. Tie Anarchistin in der Kirche. Aus Paris wird gemeldet: In der Kirche zu St. Asrique (Departement Aveyron) überfiel eine Anarchistin den die Kommunion erteilenden Psa>rer. Sie warf die Hostie zu Boden und bedrohte den Geistlichen unter Be schimpfungen mit einem Messer. N.ir mit Mühe konnte sie überwältigt und festgenommcn werden. Verrechnet. Aus Paris wird berichtet: Der junge Charles Bourrain, der am Sonntag wegen Selbstmordversuchs verhaftet wurde, ist das Opfer einer bösen SchicksalSlaunc. Etwa vor einem Jahr körte er zufällig, wie zwei Freunde über ihn und seine zarte Gesundheit sprachen und ihm allenfalls noch ein Jahr zu leben gaben. Das be- lauschte Gespräch machte tiefen Eindruck aus ihn; aber schließlich entschied er stch dafür, wenn er schon sterben müsse, wenigstens tue letzten Lebens monate voll auszunutzen. Er hob sein ganzes Vermögen, einige zwanzig tausend Franken, von der Bank ab, zog in ein vornehmes Hotel und lebte nach eigener Aussage „wie ein Prinz". Allein der prinzliche Lebens wandel schien ihm gut zu bekommen, er starb nicht, sondern lebte weiter und entdeckte nun eines Tages, daß er noch 1H0 Franken in der Tasche hatte. Diese Erkenntnis trieb ihn in die Seine. Im Aut» . . . Aus Washington tdird über ein Automobil- Unglück wie folgt berichtet: Ein Automobil, in dem sich der gegenwärtig in einer Spezialm-sfion hier weilende Minister de» Auswärtigen BarrioS von Guatemala, der Gesandte von Guatemala Her- rarte und der südamer'lanische .Kaffeeplantagenbesitzer Drummond befanden, schlug an der Weichbildgrenze der Stadt um. BarrioS, der eine Gebirnerlchütlerunb und wahrscheinlich auch einen Scbädelbruch und innere Verletzungen erlitt, liegt in sehr bedenklichem Zustand danieder. Die übrigen Intasien deS Gefährt« wurden schwer verletzt, man hofft indessen, daß sie wicderhergestelll werden. Die »»« Netchsschatzamt i» vsrschla« «etrachte InsvVsl- unrl PIslLsl-LlsuvV und laden all« Interessent«« zu derselben bbslickft et». Herr Direkt»» HVtlm» an« Verlt« bat es freundlichst übernommen, »Inen Vortrag über dies,« Tbema »» hakten. sdtte» «ortt- lNterl»»!« » O». r Ott» würde unendlich viele Kreise auf dos Empfindlichste schädigen. Nicht nur die Inserenten nnd Verleger, sonder» «ine große Zahl von Künstlern und Zeichner», sowie nahezu all« de« großen graphischen Gewerbe angebörenden Firmen würde» dies« Scktäbignng nachdrücklichst nnvfinden. Nm In Letprtß eine enrrgtiche Stellungnahme gegen diese Steuer anzubahnen, berufen die Unterzeichneten für morgen den 11. d. MtS., abends 8 /, Uhr in daS UnulinNnnSnok» UsnvSnnknu» eine
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