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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.12.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190812106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19081210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19081210
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-12
- Tag 1908-12-10
-
Monat
1908-12
-
Jahr
1908
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Beschäftigung sei weder schwer, noch gesundheitsschädlich. Das Durch- ichnittsarbcitcr seien, darüber bade sich die Kommission nickt geäußert, >ondcrn die Entscheidung der bockmögcndcn Polizei überlassen. Das würde zu größten Unzuträglickkeiten in der Praxis führen. Abg Hanisch sDirtick. Vgg.) weist darauf bin, daß viele Arbeite, rinnen in der Stickerei- »nd Spitzenweberei des Erzgebirges gar nickt verstehen würden, daß ihnen die Mitgabc von Arbeit nach Hauke verboten werden solle. Abg. Stresemann (Natl): Ach kann mich den Schilderungen des Abg. Günther im wesentlichen an schließen. Wir bürgerlichen Abgeordneten aus dem Königreich Sachsen stimmen alle darin überein, daß man bei Beurteilung dieses Paragraphen immer von den Verhältnissen in der Großstadt ausgeht. Der Zchnstundcntag darf nicht umgangen werden, aber wir können dicken dock nur für Arbeite rinnen verschreiben, denen keine Arbeit nm nach Hause gegeben werden darf. Geschwister und Eltern können wir jedoch nicht durch diesen Paragraphen erfassen, und so wird voraussichtlich der Effekt sein, daß der Abholer eine andere Person ist. während in Wirklichkeit Heimarbeit ebenso bestehen bleibt. Wir verschließen uns allen diesen Bedenken nicht, febeii aber, daß es schwierig ist, eine bessere Formuliernng zu fin den. Air stimmen dem Paragraphen daher zu. Abg. Wagner-Sackscn (Koni.): Als vierter Sachse möchte ich mick auf eine Erklärung für mich selbst und einen großen Teil meiner freunde beschränken, day wir ebenfalls alle vorgetragenen Bedenken keilen und glauben, daß der Paragraph eine Quelle von Strei tigkeiten und Schikanen fein wird. Aber wir wissen ebenfalls keinen besseren Vorschlag, und deshalb stimmen auch wir zu. Abg. Molkenbuhr (Soz.): Ick bin kein Sachse, dafür werde ich aber auch ein anderes Lied singen, als das Quartett vor mir. (Heiterkeit.) Hc,rr Günther sagt zwar, cs handele fick um Arbeiten, die die Gesund heit nicht gefährden und keine besondere Kratt erfordern, aber cs kann chlicßlich jede Arbeit so betrieben werden, daß der Mensch darunter zusammenbrickt. Man will hier immer die Konkurrenzfähigkeit der Industrie nicht schädigen lasten. Wir aber wollen die Gesundheit der Menschen nicht schädigen lassen. Wenn auch die Heimarbeit einfach von anderen abgeholt werden wird, werden sich dock schon die Ge- wcrbeinspektoren danach erkundigen und fcststcllcn, daß die Fabrik arbeiterin die einzige ist, die die Arbeit macken kann. Uebrigens ist das Verbot des Mitgebens von Arbeit eines der Hauvtstncke der Henl- kckcn sozialpolitischen Tätigkeit überhaupt. Jene Eingabe der Handelskammer Plauen Hal uns die grauenhaften Zustände in der Hausindustrie gc- zeigt, und wir wollen also vier gerade das tun, was die Plaucnsche Han delskammer uns schon 1690 empfahl. 8 137s wird darauf unverändert angenommen. Zu 8 138s Abs. 2 tritt Günther- wachsen nochmals für den An trag Manz-Strescmann ein. 8 138 s Abs. 2 wird mit großer Mehrheit nach dem Anirage Manz- Strescmann angenommen. Bei 139 a gelangen die Anträge Manz-Strescmann gleichfalls zur Annahme. Zum Art. 5, § 154s befürwortet Abg. Henning kurz seinen Antrag, auch für das Verbot der Beschäftigung der Arbeiterinnen in Molkereien eine etwas längere Uebergangsirist zu gewähren. Abg. Gothein (Frs. Vgg.! bemängelt die neue Fassung des 8 154 a Amatz 2. Nachdem Abg. Stadthagen unter großer Unruhe des Hauses den Annag Henning bekämpft hat, gelangt Artikel 5 nach dem Anträge des Abg. Henning zur Annahme. Damit schließt die Einzelberatunp. In der G e s a m i a b st i m - mnng wird das Gesetz in dritter Lesung definitiv gegen herein zelte Mitglieder der Reckten angenommen. Fortsetzung der Etatberatung. Staatssekretär Bethmann-Hollweg: Abg. Bassermann Hal in seiner Elarsrede das Vereinsgcsetz berührt und an mich die Aufforderung gerichtet, baldmöglichst und noch vor den Ferien, mich über die Stellung zu äußern, die das Reichsamt des Innern gegenüber der Handhabung dieses Gesetzes einnimnn. Ich komme dieier Aufforderung hiermit nach. Ich muß dabei natürlich daraus verzichten, Spezialstillc oder Spezialirogen zu behandeln. Nur eine Ausnahme darf ich machen rücksichtlich der Angriffe, welche gegen mich wegen der Handhabung des Sprachenparagraphen gegenüber den polnischen Gewerkschaften gemacht wurden. Abg. Ledc- r, nur bar die Angriffe, die er gegen mich gerichtet Hai, in einer Ver öffentlichung im „Vorwärts" unler Namensnennung zn be gründen gesucht, und ha, mir dadurch Veranlassung gegeben, meinerseits Material in der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung" zusammcnzustcllen. Hierdurch und durch die Erklärung Dr. Wiemcrs sind die Vorgänge scstgelegt, und gleichzeitig damit, daß keine der Parteien, welche das Gesetz angenommen haben, sich in eine Täuschung über die Tragweite ihrer Entschließung be funden hat. (Hört, hört!) Ick meinerseits habe von Anbeginn der Rcichstagsverbandlungen meine grundsätzliche Stellung -u der Sprachenfrage sckars gekennzeichnet. Tie Reichsver waltung ist von Anfang an bestrebt gewesen, gerade diesem Gesetze eine Ausführung zu sickern, welchedcm Sinn ent- 'vräch, in dem da? Gesetz entworfen und erlassen worden ist. Wir >--d hier alle darüber einig gewesen, daß cs gerade beim Vcrcinsgesetz weniger aus den Wortlaut, als auf die Art ankommt, in der es gehandhabt wird. Sehr wahr!« Ich habe deshalb wiederholt ausgesprochen, daß dos Geiey nicht in kleinlichem Sinne ausgeführt werden solle. Ich Hobe deshalb unmittelbar nach der Verabschiedung des Gesetzes unterm 2t. April Rundschreiben an die verbiin deren Re gierungen gerichtet. Tic verbündeten Regierungen haben daraus über den Wortlaut des Gesetzes hinaus ihre Behörden .nstrniert über die Art und Weise, Ivie sie das Gesetz aus-uttibren haben. Diese Instruktionen sind Gegenstand von Besprechungen in der Press« gewesen. Mit mir werden die Herren aus diesen Besprechungen er sehen haben, daß man in Süddentschland durchaus zu frieden ist. (Hört, hört!) Die sächsische Instruktion, Vic das sächsische Ministerium unterm 24. Ma! erlassen hat, iängt folgendermaßen an: Tas Ministerium des Innern erwartet, daß csie'mit dem Vollzüge des Gesetzes und der Ausführungsverordnungen betrauten Organe, dem liberalen Zuge des Gesetzes wlgend, dieses in der Praxis entsprechend anwenden und sich von jeder Schikane oder Nadel stichpolitik fernhalten werden. s.Hört, hört!) Als oberster Grundsatz ist dabei zu betrachten, daß nicht durch einzelne Verwaltungs- und Polizeimahregeln Beschränkungen des Vereins- und VcrsainmlnngsrechtS berbeigcsührt werden, die entsprechend der Tendenz des Gesetze? und ins» besondere die einschränkenden Vorschriften in 8 1 in Zukunft gerade vermieden werben Men. sErneutes Hört, hört!) In dieser Verfügung werden die einzelnen Bestimmungen des Gesetzes erläutert, und es wird an sehr vielen Ließen auf die Erklärungen, die hier vom Bundesrats- tUche abgegeben sind, ausdrücklich Bezug genommen, sie werden zum Teil im Wortlaut mitgeteilt. — Nachdem der Redner noch die preußische In struktion angeführt hat, fährt er fort: Ich komme nun auf die Zeit nach dem Inkrafttreten des Gesetzes, und auf die Handhabung. Es sind Mißgriffe und Fehlgriffe vorgekommen. s.Hört! hört! links.) Wundern Sie sich doch nicht darüber! (Heiterkeit.) Glauben Sic aber, daß es für die unteren Polizcibeamten wirklich so leicht gewesen wäre, in knappen 14 Tagen, die zwischen der Veröffent lichung des Gesetzes und dem Inkrafttreten lagen, sich so in die neue Rechtslage hincinzufindcn, daß sie vor jedem Fehlgriff sicher waren? Im übrigen bemerke ich, ich habe den Eindruck, daß die Beschwerden über die Mißgriffe doch reckt start übertrieben sind. Beim Reichsamt des Innern selbst sind im ganzen 4 Beschwerden eingegangen; von der einen habe ich bereits gesprochen, die anderen 3 hatten mit dieser ersten Beschwerde das gemein, daß in keinem Falle der im Gesetz vorgeschrie bene Instanzenweg beschritten worden war. (Hört! hört! rechts.) Man hatte sich vielmehr sofort an das Reick nm Hilfe gewendet. Ich habe deshalb diese drei Beschwerden an die zuständigen Landesregierungen abgegeben. Tie Landesregierungen haben in 2 Fällen die Beschwerde als begründet erachtet und Remedur geschaffen: im 3. Falle ist die Be schwerde abgewiesen worden, weil sie nach dem klaren Wortlaut des Ge setzes unbegründet war. In keinem Falle ist bei mir Vorstellung dahin erhoben worden, daß die Bundesregierung entweder selbst eine gesetz öder sinnwidrige Handhabung des Gesetzes vorgenvmmen hätte oder wiche auch nur geduldet hätte. Nur wenn die Bundesregierung sich in Widerspruch setzt mit dem Wortlaut oder dem Sinn des Gesetzes, würde der Reichskanzler mit den Bundesregierungen ins Benehmen treten, und für Abstellung sorgen müssen, aber in keinem einzigen Falle hat diese Voraussetzung vorgelegen, lieber die meisten, fast über alle nach dem Vercinsgcsetz strittigen Fälle, haben die ordentlichen Gerichte oder die Obcrverwaltnngsgerichte zu entscheiden, und weder die Bundes regierungen noch der Reichskanzler ein Recht, einzugreifen. Ich ersehe nun aus beiden eingebrachten Interpellationen, daß noch eine ganze Menge Material vorhanden sein muß über Fehlgriffe und über un gesetzliche Handhabung des Vereinsgesetzes. Aber ich kann nur ein- schreiten, wenn solche Fälle mir von Ihnen bekannt gegeben werden. (Während der letzten Worte des Redners hat Reichskanzler Fürst Bülow den Saal betreten.) Ich habe mindestens das gleiche Interesse wie Sie, daß das Gesetz einwandfrei nach seinem Wortlaut und Sinn gehandhabt wird. (Lebhafter Beifall bei den Nationallibcralen und Freisinnigen.) Staatssekretär Krätke: Von verschiedenen Seiten, insbesondere von Freiherrn von Gamp sind so schwere Angriffe gegen die Reickspostverwaltung erhoben worden, daß ich nicht bis zur Kommissionsberatung warten kann. Die meisten Herren haben uns vorgeworzen, wir wirtschafteten zu teuer, wir hätten zu viel Personal, wir arbeiteten mit zu geringen llcbcrschüssen. (Während der Rede des Staatssekretärs herrscht im Hause eine so starke Unruhe, daß seine Ausführungen nicht vollständig ans der Ionrnalistentribüne zu Gehör kommen.) Die Stärke des Per sonals hängt wesentlich mit dem Wunsch des Hohen Hauses zusammen, die Arbeitslast der Beamten zu vermindern und ihnen ausreichenden Erholungsurlaub zu gewähren Tie Angriffe gegen die angebliche Kostspieligkeit der Ze n t r a l i n st a n z sind ebenfalls unbe gründet, ebenso der, daß die Organisation eine schlechte sei. Ich weiß wirklich nicht, wie die Organisation einfacher gestaltet werden kann. Darin stimme ich dem Abg. v. Gamp zu, daß auch ick meine, man sollte für Statistik keinen hohen Posten ausgeben, weil es sehr schwierig ist und sehr viel Kenntnis der einzelnen Bestimmungen er fordert, aus der Statistik die richtigen Schlüsse zu ziehen. (Heiterkeit.) Abg. Schrader (Frs. Vgg.): Wir können den verbündeten Regierun gen für den Erlaß des Vereinsgesetzes nur danken; daß in Preußen nicht alles so glatt gehen würde, war vorauszusehen. Aus einer schlechten Praxis kommt man nickt so leicht heraus. Abg. Bassermann hat möglichst gute diplo matische Ausbildung verlangt. Der Diplomat muß vor allem auch mit den Verhältnissen fremder Länder genau vertraut sein, und dazu ist die Ausbildung unserer Diplomaten nicht immer geeignet. Was den Etat betrifft, ist eine größere Sparsamkeit ohne Verschärfung der Minister verantwortlichkeit nicht möglich. Staatssekretär Dernburg: Gegenüber dem Artikel der englischen Zeitung „Standard" habe ich zu erklären, daß ich weder dem Premier minister der Kapkolonie, Maryman, noch dem Premierminister von Transvaal, Botha, gegenüber ein Angebot auf Ueberlassung der Walfischbai gemacht habe. Demnach ist die Mitteilung des „Standard" ihrem ganzen Inhalt nach lediglich eine dreiste Erfindung und nur geeignet, Zwie tracht zwischen die englische und deutsche Nation zu säen. Hieraus wird die Weiterberatung auf Donnerstag 1 Nhr vertagt. Schluß 6 Uhr. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. 68. öffentliche Sitzung. ?. Dresden, 9. Dezember. Präsident Graf Vitzthum von Eckstädt eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 35 Min. Das Haus zeigt die gewöhnliche Besetzung. Die Tribünen sind mäßig besucht, füllen sich aber allmählich. Am Regierungstisch: die Minister Dr. Graf v. Hohenthal, Dr. v. Otto. Dr. Beck und Kommissare. Bei Punkt 1 der Tagesordnung: Vortrag der Registrande und Beschlußfassung auf die Eingänge, schlägt Präsident Graf Vitzthum vor, die Beschlußfassung über die geschäftliche Be handlung der von der Zweiten Kammer hcriibergegebenen Wahlrcchtsvorlage einstweilen anszusetzen. Dies wird beschlossen . Bei Punkt 2 berichtet Bürgermeister Dr. Ah-Meißen namens der ersten Deputation anderweit über das Kgl. Dekret Nr. 41, betr. den Entwurf eines Gesetzes gegen die Verunstaltung von Stadt und Land, und stellt mehrere Anträge, die darauf hinausgehen, daß die Erste Kam mer in allen noch bestehenden Differenzpunkten den Bescklüssen der Zweiten Kammer beitreten soll. Die Petition der Stadt vertretung zu Grünhain soll damit erledigt sein. Die Petitionen des Verbandes sächsischer Hausbesitzervereine und der Leipziger Vereinigung für öffentliche Kunstpflege sollen aus sich beruhen bleiben. Oberbürgermeister Beutler-Dresden bedauert im Interesse eines schönen Anblicks der Eingänge zu den Städten, daß der tz la gestrichen werden soll. Die Streichung wird aber bestossen. Oberbürgermeister Dr. Sturm-Chemnitz bedauert, daß Abg. Andri iu der Zweiten Kammer die Debatte über dieses Gesetz benutzt habe, um einen Platz, wie den Neustädter Markt in Chemnitz, der im Ein verständnis mit hervorragenden Sachverständigen ausgebaut worden sei, herabzusetzen. Dr. v. Hübel bittet die Regierung um Auskunft, wie es in Zukunft mit der Gestattung von flachen Dächern gehalten werden soll. (Minister Tr. v. Rüger ist im Saale erschienen.) Minister Dr. Graf v. Hohenthal beruhigt den Vorredner dahin, daß auch in Zukunft kein prinzipielles Verbot der Papp- dächer erfolgen werde. Oberbürgermeister Dr. Dittrich-L e i p z i g erlärt, er habe zwar volles Vertrauen zu der Regierung, trotzdem fei ihm die Zustim mung zu dem Gesetze sehr schwer geworden. Er bescheiße sich jedoch im Interesse des großen Ganzen, bitte aber, bei Streitigkeiten wegen Bauten in der Rekursinstanz nicht ausschließlich Sach verständige aus Bau- und Künstlerkreisen zu hören, um Schä digungen der Industrie zu vermeiden. Minister Dr. Graf v. Hohenthal erklärt, die Bedenken des Vorred ners seien unbegründet, bezw. schon erledigt. Die Deputationsanträge werden hierauf sämtlich angenommen; die U Übereinstimmung beider Kammern betr. des Gesetzent wurfs ist also hergestellt. Als Punkt 3 folgt die Schlußberatung über den namens derselben Deputation von Oberbürgermeister Dr. Kaeubler.Bautzen erstatteten Bericht zum Kgl. Dekret Nr. 29, betr. den Entwurf eines Gesetzes über die Fürsorge-Erziehung, woran die Deputation eine Anzahl sachlicher, wie redaktioneller Abände rungen vorzunehmn beantragt. Die wichtigsten Aenderungen sind folgende: 1) die Fürsorgeerziehung soll nicht auf die sittliche Verwahrlosung beschränkt werden; 2) vor Anordnung der Fürsorgeerziehung soll auch der Arzt gehört werden in ü s s e n; 3) für die wirtschaftliche Durchführung der Fürsorgeerziehung sollen Fürsorgevcrbände, je einer in icder Kreishauptmann- schast gebildet werden; 4) für jeden in einer Familie untergebrachten Zögling soll ein Fürsorger bestellt werden; 5) daS Gesetz soll erst am 1. Oktober 1909 (statt 1908) in Kraft treten. In der allgemeinen Debatte spricht zuerst Minister Dr. Graf v. Hohenthal: der Deputation Dank für die ein gehende und wohlwollende Beurteilung des Entwurfs. Mit der von der Deputation vorgenommenen Umgrenzung des Begriffs der Verwahr losung sei die Regierung einverstanden, ebenso mit der Einrich tung von Fürsorgeverbänden (Bravo!). Ebenfalls fei die Re gierung einverstanden mit den weiteren Aenderungen, die sich daraus ergäben, und empfehle den so abgeänderten Entwurf dem Wohlwollen des Hauses. (Beifall.) Oberbürgermeister Beutler-Dresden dankt der Deputation für ihre umfangreiche Arbeit, die in sachlicher, wie formeller Hinsicht das Gesetz wesentlich verbessert habe. (Sehr richtig! Heiterkeit.) Die Errichtung der Fürsorgeverbände begrüße er freudig. Wenn, wie er gehört habe, diesem Gesetze bei manchen Staatsbehörden wenig Sympathie entgegen gebracht werde, so halte er das für nicht richtig. Das Gesetz werde Er leichterungen schaffen. Die Bedenken/gegen die Verteilung der Laster erschienen ihm nicht gerechtfertigt. Weiter frage er, ob die Bestim mungen des ß 7b Absatz 3 (Verteilung der Umlagen) auch Anwendung finden auf künftig zu errichtende Anstalten und ferner, wie „Vollzug" und „Durchführung" unterschieden werden sollten Berichterstatter Oberbürgermeister Dr. Kaeubler-Bautzen bejaht die erste Frage und führt zur zweiten aus, daß unter „Vollzug" alles das solle, was die erziehungstechnische Seite der Fürsorgeerziehung betreffe, während unter „Durchführung die finanzielle Regelung zu verstehe« sei. Geh. Kirchenrat v. Hofmann -Leipzig begrüßt das Gesetz freu- dig. Es fehle an Anstalten, wo weniger bemittelte Eltern ihren Kindern die ost nötige strengere Erziehung zuteil werden lassen könnten. Die innere Mission werde sich gewiß der Sache annehmen, aber schließlich werde doch der Staat helfend eintreten müssen. Kammerherr Dr. v. Frege-Weltzien wünscht einige Modifikationen und hat namentlich Bedenken gegen die finanziellen Anforderungen der Jürsorgeverbände. Vielleicht tonnten hier durch größere Dezentralisation mehr Erleichterungen geschaffen werden. Er befürchte, daß vielfach das platte Land die Kosten für die großen Städte werde mit bezahlen müssen. Im allgemeinen sei Sachsen auf dem Gebiet der Fürsorge-Erziehung gc- wiß nicht zurückgeblieben. Oberbürgermeister Kcil-Zwickau meint dem Vorredner gegenüber, es werde eher in kleinen Verbänden teurer gearbeitet als in größeren, als umgekehrt. Es dürfte leicht sein, mit den Bezirksverbänden eine Verein barung zu treffen, wodurch die Benutzung der Bezirksanstalten zu Zwecken der Fürsorgeerziehung ermöglicht werde. Ungerecht sei der früher der Ersten Kammer gemachte Vorwurf, es habe an ihrer lang samen Arbeit gelegen, daß 1902 nichts zustande gekommen sei. Die cin> seinen Landtage seien regelmäßig mit Arbeit überlastet. Geh. Rat Dr. Wach -Leipzig bedauert nicht, daß in der Session 1901/02 nichts zustandcgckommen sei. Denn der vorliegende Entwurf sei nun dos Produkt besonders eingehender Erwägungen und entspreche mit seinen Anschauungen ganz dem Geiste der Zeit. Wir hätten viel zu wenig erzieherisch gearbeitet. Die Verschleppung der Jugend in die Gefängnisse erziehe uns nur Verbrecher und wirke nicht im eigentlichen Sinne erzieherisch. Kammerherr v. Schönberg wendet sich gegen 8 7b Abs. 2 (Verteilung der Lasten). Geh. Rat Merz: Bei der Verteilung der Lasten auf die Aomuncil- verbände habe man ja freie Hand. Warnen müsse er davor, einen Um- legungsfuß anzunehmcn, dessen Tragweite man nicht kenne. Bischof Dr. Schäfer fragt an, ob der Kreis der Fürsorgeerziehung nicht auf das ganze Reich ausgedehnt werden könnte, damit man Zöglinge möglichst weit von ihrem bisherigen Aufenhaltsort unter bringen könnte. Geh. Rat Dr. Wach bejahtdie Frage des Vorredners. Es komme aber alles auf die Entwicklung an. Bischof Dr. Schäfer: In diesem Falle wäre natürlich auch die Ver- antwortlichkeit des Fürsorgers im Reiche heranzuzichen. Minister Dr. Graf v. Hohenthal bejaht ebenfalls die Anfrage Dr. Schäfers. Allerdings würde die Kontrolle dadurch er schwert.. Damit schließt die Generaldebatte. In der Spezialdebatte werden die §8 1—6 in der Deputationsfassung ohne Debatte ein stimmig angenommen. Zu § 7a stellt Oberbürgermeister Keil-Zwickau mit dem Grafen R e reinen Antrag auf andcrweitc Fassung des 8 7a Abs. 2. Minister Dr. Graf v. Hohenthal stimmt dem Antrag, den auch die Deputation zu dem ihrigen macht, zu, woraus dieser angenommen wird. Direktor Import sekt oriovtalisebsr loppieks lob maobe auslirüeklieb üsrsuf aufmerksam, «lass lob als erstes und elnrlges Ossvbstt sm platze seil lasiren persönlioke kinksutsreisvn naek 60m Orient untsrnvkme umi sn mass gebenden iisnäelsplätzen grosse ädsoblüsse bewerkstellige, vor von labr ru isbr slob bsbsnkte Absatz eobt orisntalisolier Ispplokv unü Hs günstige Leit meiner ^nwesvnbeit im Orient veranlassten miob, ssbr dsüsutenü ru kauten, pvrsönliobs vsriebungsn ru namkattsn persisobsn leppiobbanülsrn bravbtsn mir grosse Vorteile umi erklären sieb üsciurob cile von mir gestellten billigen Verkaufspreise. Interessenten bitte lob, vor ^dsvbluss des Kaufs eobter orientalisober leppiobe meine l.sgsr ru besiebtigen uncl meins Preise mit «lenen , — amierer kngedots ru vsrglsivbsn. .. — 8MI-IM M oriMIMsr leppivlis: MrWkMtrsm 8 (««>>«11 MMy. 6. ^1. tzleumsrkjt 21/22.
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