Berlin, 27. August 1992 Das Wirken des Leipziger Synagogalchors hat einen wesentlichen Beitrag für das Ver hältnis der nichtjüdischen Deutschen zu den Mitbürgern jüdischen Glaubens gelei stet. Dies war nach Holocaust und dem na tionalsozialistischen Terror gegen das Ju dentum eine künstlerische Tat von hohem politischen und ethischen Wert. Wenn dann auch noch künstlerische Spit zenleistung auf einem so selten vorgetra genen Gebiet wie dem öffentlichen Syna gogalgesang erreicht wird, ist die weltwei te Anerkennung des Chores schon fast selbstverständlich. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat nach der Wende schnell erkannt, welch hervorragendes Instrument der christlich jüdischen und deutsch-israelischen Ver ständigung durch das Wirken des Chores vorhanden ist. Dafür gebührt allen ein herzliches Dankeschön. Für die nächsten Jahre ein herzliches Glückauf. Heinz Striek, Vizepräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bürgermeister a.D. von Berlin-West Sehr geehrter Herr Klotz, es war ein großes Vergnügen, Sie persön lich auf dem 1. Festival Jüdischer Musik im Frühling letzten Jahres in Vilnius kennen zulernen, und einiges über Ihre bedeuten de Formation, den Leipziger Synagogal chor, zu erfahren. Zuerst war ich sehr überrascht von dem außergewöhnlichen Phänomen, doch als ich Ihre Kassette vom Konzert Ihres Chors in der Berliner Philharmonie hörte, wech selte mein Erstaunen in Bewunderung. Ich bin überzeugt, daß der Chor auf einem sehr hohen musikalischen Niveau singt. Die Aufführung selbst des einfachsten Lie des ist mit ungeheurer Sorgfalt getan. Beim Anhören der Aufnahmen war ich hell begeistert, daß der Chor sich aktiv in den sehr tiefen Geist jüdischer Musiktradition "hineinsingt". Besonders beeindruckt hat mich das Ar rangement der Lieder. Mit diesen Arrangements und unter Ihrer dynamischen Leitung als Dirigent klingt selbst die alte "Havah Nagillah" frisch und interessant. In Ihrem Repertoire beleben Sie die Musik der alten synagogischen Meister, so z.B. von Salomon Sulzer und Louis Lewando- wsky. Sie singen diese Kompositionen des 19. Jahrhunderts mit der "besonderen" al ten West-Aschkenasischen Betonung. Es ist eine Rarität, dies so zu hören. Einige Auszüge aus dieser alten Kantoren musik, so z.B. das Sissu W'simchu von Hirsch-Weintraub, erwecken Sie mit Ihren hervorragenden Arrangements zum Le ben. Im Namen der vielen Liebhaber jüdischer Musik möchte ich außerdem die besten Wünsche zum 30-jährigen Jubiläum des Chores zum Ausdruck bringen: "L'chayim!" Hoffend, Sie bald in Israel sehen und hören zu können. Mit den freundlichsten Grüßen Prof. Dr. Eliyahu Schleifer Direktor der Kantorensektion des hebräischen "Union College" Jüdisches Religionsinstitut Jerusalem