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Der Leipziger Synagogalchor Der 1962 von Oberkantor Werner Sander gegründete und seit 1972 von Helmut Klotz geleitete Leipziger Synagogalchor stellt sich der anspruchsvollen Aufgabe, synagogale Musik des 19. und 20. Jahrhunderts sowie jiddische und hebräische Folklore als besonders wertvollen Bestandteil des jüdischen kulturellen Erbes zu erhalten und zu pflegen. So wird vor allem die Tradition des Wechselgesangs zwischen Chor und Vorsänger gewahrt, indem Helmut Klotz aus dem Dirigat heraus die Kantorensoli singt. Die Folkloretitel erklingen in speziellen Konzertbearbeitungen - a cappella, mit Orgel- oder Klavierbegleitung. Profilierte Solisten und Orchester treten regelmäßig mit dem Chor auf. Zur Erweiterung seines Repertoires hat der Chor bereits mit namhaften Komponisten der Gegenwart zusammengearbeitet - z.B. mit Josef Dorfman, Bonis Shur und Siegfried Thiele, dessen eigens für das Ensemble komponierte Psalmen im Gewandhaus uraufgeführt wurden. Durch seine umfangreiche Konzerttätigkeit im In- und Ausland entwickelte sich der Leipziger Synagogalchor in den letzten Jahrzehnten zu einem Ensemble von internationalem Rang, das durch hohe künstlerische Qualität besticht und insofern in Europa einzigartig ist, als es sich ausschließlich aus nichtjüdischen Sängerinnen und Sängern zusammensetzt, die aus den unterschiedlichsten Berufen kommen. Der Leipziger Synagogalchor trat in den letzten Jahren u. a. im Berliner Schauspielhaus, in der Berliner Philharmonie, in der Alten Oper Frankfurt am Main und immer wieder im Gewandhaus auf. Konzertreisen führten bereits vor 1990 in die Synagogen von Warschau, Krakau, Prag, Paris und Breslau, 1993 nach Israel (Jerusalem, Haifa, Tel Aviv und Elat), 1994 in die USA (u.a. New York, Washington und Boston), 1996 nach Spanien und Portugal (u.a. Barcelona, Pamplona, Coimbra, Porto und Lissabon) und 1998 nach Südafrika (Kapstadt und Johannesburg), Belgien (Brüssel) sowie wiederholt nach Krakau. Hinzu kamen Auftritte auf internationalen Festivals zu jüdischer Kultur bzw. Musik, z.B 1993 in Odessa und in Leverkusen sowie 1995 in München. Ein weiterer Höhepunkt war die Mitwirkung bei der internationalen Produktion von Kurt Weills Oper „Der Weg der Verheißung” 1999/2000 mit Auftritten in Chemnitz und New York. Vier bei ETERNA eingespielte Schallplatten, zwei beim MDR produzierte CDs und eine CD „Jüdische Gesänge" (Berlin Classics) bieten einen repräsentativen Querschnitt durch das Repertoire. Seit 1991 ist der Leipziger Synagogalchor ein eingetragener Verein und wird von der Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen gefördert. Er ist Träger des Sterns der Völkerfreundschaft in Gold und des Kunstpreises der Stadt Leipzig. Zu den festen Traditionen des Leipziger Synagogalchores gehört die alljährliche Mitwirkung im Gedenkgottesdienst der Leipziger Thomaskirche an die Pogromnacht vom 9. November 1938. Darin kommt das Grundanliegen, die Erinnerung an Geschehenes wach zu halten und den gegenwärtig wieder aufflammenden Tendenzen zu Ausgrenzung, Intoleranz und Gewalt gegenüber Ausländern Einhalt zu gebieten, besonders deutlich zum Ausdruck. Das Repertoire des Leipziger Synagogalchores Das Repertoire wird weitgehend von Komponisten des 19 und 20. Jahrhunderts bestimmt, zumeist jüdischen Kantoren aus dem osteuropäischen Raum. So wird die Synagogenmusik von Louis Lewandowski, Salomon Sulzer, Samuel Aiman, Abraham Dunajewski, David Nowakowski, Mordechaj Zeira und Samuel Naumburg am häufigsten gesungen. Die hebräischen Texte der Gottesdienstgesänge sind Psalmen und Gebete aus dem