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Großes Hauptquartier, 27. Juli. (Wtb. Amt lich.) Singegangen nachmittags ^4 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Die Kampftätigkeit lebte vielfach am Abend auf. Sie war während der Nacht besonders beiderseits der Scarpe in Verbindung mit erfolglosen Vorstößen englischer Infanterie gesteigert. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. An der Schlachtfront zwischen Soissons und ReimS flaute die Gefechtstätigkeit gestern weiterhin merklich ab. In der Champagne wurden Teilangriffe der Franzosen beiderseits von Perthes abgewiesen. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Erfolgreiche Erkundungsvorstöße in den Vogesen und im Sundgau. Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. unfreiwillige Tod des russischen Zaren bestimmt gemeldet, und die geschilderten letzten schrecklichen Stunden seines irdischen Daseins haben unser Mitleid erweckt. In Jekaterinburg in Sibirien, fern von seiner einstigen Wirkungsstätte, ist er standrechtlich erschaffen worden. Ihm die Schuld an allem Unglück, das über das große russische Reich hereingebrochen ist, zu geben, wäre unrecht. Wohl hat er manches unterlassen zu tun und manches wieder geran. was besser unterbleiben konnte, doch sind alle diese Fehlgriffe nur seiner geistigen Minderbegabung und der mit ihr verbundenen schwachen Willenskraft zuzuschreiben. Die Hauptschuldigen, die Kaiserin-Witwe und die verschiedenen Großfürsten, deren man sich auf der Halbinsel Krim schon bemächtigt hatte, haben Dank der dummen ^Gutmütigkeit der Deutschen wieder entrinnen können und sind nun zum Tei! die Anführer unserer größten Feinde, der Tschechen, geworden. Also wieder einmal eine an falscher Stelle geübte deutsche Ritterlichkeit. Ob sie die letzte sein wird, die wir zu beklagen haben? Die von uns eingesetzte Offensive konnte, wie es scheint, nicht so regelrecht ausgenutzt werden, weil sie durch deutsche Schwatzhaftigkeit den Feinden vornweg verraten worden war. In größeren Massen wurden bei der Gegenoffensive Fochs Amerikaner verwendet. Sie haben die Schrecken des Krieges bereits zur Genüge kennen gelernt und üben sich als tapfere Kämpfer — als solche werden sie von den Franzosen ja fortwährend gefeiert — täglich im platten Hinwerfen und Zurückfluten. Uns kann diese Art Kriegführung gerade recht sein. Wilson, ihr Diktator, denkt jedenfalls weiter und will sich durch die Verwendung seiner Untertanen auf demMropäischen Kriegsschauplätze ein kriegsgeübtes Heer schaffen, das fähig ist, dem immer noch drohenden Feinde Japan mit Erfolg einstmals entgegentreten zu können. Unsere Offensive im Westen gilt gewiß noch nicht für abgeschlossen und kann trotz .des Verrates noch große Erfolge bringen. Hoffnungs- sreudig wollen wir auch der ferneren Zukunft entgegensetzen. — Dem Sergeant Otto Vogel wurde das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. — Soldat Friedrich Rysik, aus Sachsdorf hat die Friedrich August-Medaille erhalten. — Das Gastspiel der Feldgrauen mit der Auf führung des Stückes „Die Herren Söhne" findet Heuke abend 8 Uhr im Löwen statt. Das adermailge Auftreten wird allerwege mit Freuden begrüßt. Eine besondere Empfehlung diesem nochmaligen Hinweis anzufügen, ist unnötig, weil sie jq durch das ausgezeichnete Spiel der Truppe schon selbst gegeben ist. Wer sich noch keine Ein trittskarte besorgt hat, beeile sich, solches zu tun, weil voraussichtlich auch diese Sonntagsaufführung vor aus- vsrkauftem Hause stattfinden wird. — Frontreiie sächsischer Landtagsabgeordneter. Am 27. Juni Hanen die Präsidenten der beiden sächsischen Ständekammern, sowie zwei Mitglieder der Ersten Aammer und vier Mitglieder der Zweiten Aammer als Gäste der Gbersten Heeresleitung eine Reise in das besetzte Gebiet und an die Front im Westen angetreten. Die Herren hörten zunächst in Lüttich Vorträge über die belgische Frage und besuchten dann mehrere sächsische und preußische in Ruhr befindliche Aommandostellen auf französischem Boden. Eine Geländefahrt brachte sie nach St. Quentin, wo sie sich von der grenzenlosen feindlichen Verwüstung der Stadt und ihrer Aathedrale überzeugten. Auch ein« frühere eng lische Stellung wurde besichtigt, besonders das Gelände der Lommeschlacht von lysö bei Perronne und Bapaume unter sachkundiger militärischer Leitung in Augenschein genommen. Nachdem ihnen i« Valenciennes militärische Einrichtungen gHeigt worden waren, fuhren die Herren nach Brüssel, wo ihnen Vorträge von Mitgliedern der deutschen Zivil verwaltung geboten wurden. Am H. Juli wurden sie vom Generalgouverneur Generaloberst Freiherrn v. Fälkenhausen zu Tisch geladen. An den nächsten Tagen fanden noch Empfänge der Präsidenten beim Generalfeldmarschall v. Hindenburg, bei dem Aaiser und beim Reichskanzler statt. Dann erfolgte die Rückreise in die Heimat. — Sächsische Lotterie. Die dritte Alasse der 173. Sächs. Landeslotterie wird am 7. und 8. August gezogen: Die Erneuerung der^Lose muß rechtzeitig vorgenommen werden. — Nossen. Am Donnerstag nachmittag in der fünften Stunde ging eine Windhofe über Rhäsa und Nossen nieder. In der Rhäsaer Pflaumenalles sind etwa 60 Bäume pm- g°brochen; es sind verschiedene Kronen 50 Meter weit ins Getreide geschleudert worden. In der sogenannten „Drehe" ist kein Baum stehen geblieben. Die Straße war voll ständig gesperrt. An der Dresdner Straße in Nossen hat der Sturm eiwe große Linde entwurzelt. Dabei wurde ein Seitengebäude arg beschädigt. Ueberall, wo die Windhose auftrat, entstand ein Bild der Verwüstung. Der ange richtete Schaden ist sehr bedeutend. — Glauchau. Von dort kommt die Nachricht, daß der äußerst schädliche Aoloradokäfer, der die Aartoffelernte ganzer Landschaften in Frage stellen kann, in sehr erheblichen Mengen festgestellt wurde. Allen Besitzern von Aartoffel feldern erwächst daraus die Pflicht, ihr Aartoffelland unter sorglichster Aufsicht zu halten und im Falle des Auftretens dieses schädlichen Insektes die energischsten Bekämpfungs maßnahmen einzuleiten. — Zittau. Wie weiter aus Beiersdorf gemeldet wird, hat das Flugzeugunglück bisher fünf Todesopfer gefordert. An dem Aufkommen einer Anzahl anderer schwer verletzter wird gezweifelt. PürMlW M s. SmtW mch TMM Richter 13, 23. Wenn der Herr Lust hätte, uns zu töten, so hätte er uns nicht solches alles erzeiget, noch uns solches hören lassen. So ist einstmals der Vater des nachmaligen Richters Simson, Manoah, von seinem frommen, gottesfürchtigen Weibe getröstet worden. Eben war ihnen durch eine Engelerscheinung die Geburt eines Sohnes verheißen worden. Sie hatten aber beide den Gottesboten erst erkannt, als dieser in der Flamme des dargebrachten Opfers vor ihren Augen verschwand und Manoah war dadurch so mit Furcht erfüllt worden, daß er sprach: „Wir müssen des Todes sterben, weil wir Gott gesehen haben." Aber da tröstet ihn sein Weib eben mit dem Worte: „Wenn der Herr Lust hätte uns zu töten, so hätte er uns nicht solches alles erzeiget, noch uns solches hören lassen." Di« Gnad« und Freundlichkeit Gottes, die sie eben durch die Verheißung eines Söhnleins erfahren hatten, sah sie mit Recht als eine gewisse Bürgschaft an, daß Gott es gut mit ihnen im Sinne habe und sie noch Größeres und Herrlicheres als bisher erfahren lassen wolle. Denn der heilige Gott ist nicht wie ein launenhafter Mensch, der jetzt streichelt und im nächsten Augenblick schlägt, sondern seine Gnade währet für und für bei denen, die seinen Bund halten. Das wollen wir uns merken. Das Wort jenes frommen Weibes soll uns ein Lichtblick sein in dieser unserer dunklen Zeit. Die Zahl derer in unserem Volke, die auch ähnlich wie Manoah sprechen: „Wir müssen des Todes sterben" ist ja leider groß und wird unter der Zu nahme der inneren und äußeren Schwierigkeiten tagtäglich größer. „Wie sollen wir", so sagen sie, „in diesem furcht baren Ariege noch zu siegen hoffen. Der Feinde sind zu viel, ihre Macht ist zu groß, das Schicksal ist wider uns. Lieber Frieden chachen um jeden Preis, wenn es auch ein elender Friede wird, als ganz usttergehen." Ja, auch ernste Thnstsn stimmen ihnen zu, wenn auch vielleicht von anderen Gesichtspunkten aus und sprechen: „Gott ist wider unser Volk um seiner großen Sünde und seines Unglaubens willen." Er hat, wie es scheint, unseres Volkes Untergang beschlossen, sonst hält« er uns gewißlich schon längst ge holfen." Wirklich, ist es so? Müssen wir diese Schlußfolgerung ziehen? Nein und abermals nein, so antworte ich und füg« in vollster Zuversicht mit dem Worte des Weibes hinzu: Wenn der Herr Lust hätte, uns zu töten, so hätte er uns nicht solches alles erzeiget, noch uns solches hören lasten. Wenn er unser Volk durch diesen Arieg zu Grunde gehen lassen wollte, so hätte er nicht in der Vergangenheit uns so Großes und Herrliches erfahren lassen, so hätte er unser Volk nicht durch die Reformation zu einem Licht träger für die ganze Welt gemacht, so hätte er uns nicht auch jetzt Männer, wie Hindenburg und Ludendorff erweckt, um die uns die ganze Welt beneidet, hätte uns nicht so viel glänzende Siege geschenkt, hätte uns nicht durch vier lange, schwere Ariegsjahre in einer Weise durchhaltcn lassen, wie sie in der Geschichte fast einzig dasteht, kurz, so hätte er uns nicht so sichtbare Beweise seiner Gnadennähe und seiner wunderbaren Durchhilfe gegeben. Nein, das alles soll und muß uns eine Gewähr sein, daß er es auch jetzt mit unserem Volke gut im Sinne hat und daß er ihm auch für die Zukunft noch große Aufgaben für di« Welt und für sein Reich im besonderen zugedacht hat. In dieser Zuversicht lasse ich mich durch allen Gegenschein nicht wankend machen und halte es darum auch in dieser Be ziehung bis zum Gegenbeweis mit dem schönen Wort, das einer gesagt hat: „Ich will mich lieber zu Tode hoffen, als im Unglauben zu Grunde gehen." Darum werfet Euer vertrauen nicht weg, welches eine groß- Be lohnung hat, aber Geduld ist Euch not. vertrauen und Geduld, o daß sie unser ganzes liebes Volk hinaushöben über allen Druck und alle Last dieser Zeit! Aber dazu freilich auch noch ein anderes, das damit Hand in Hand geben muß: Innere Einkehr und Umkehr. Denn nur denen, die in seinen Wegen gehen, hilft Gott. Aber den Hoffährtigen widerstehet er. Darum weg mit aller Gottes ferne und Gottesfeindschaft, mit aller Gleichgültigkeit und Lauheit, mit aller Unreinheit und allem Mammonssinn aus* unserem Volke und aus unserem eigenen Herzen! Dann hat's sicher keine Not. Dann wird er machen, daß wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten. Dann mögen unsere Feinde noch so dunkle Rachepläne schmieden, es wird nichts draus, sondern Gott steht uns bei und führt unsere Sache nach seinem Plan zu einem guten Ende. Denn ob gleich alle Teufel hier wollten widerstehn, so wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke gehn. Was er sich vorgenommen und was er haben will, das muß doch endlich kommen zu seinem Zweck nnd Ziel. Dureb ciie Lupe. (Ein Stückchen Zeitgeschichte in Versen.) Seit an Rußlands Murmanküste — die Entente sich festgesetzt, — scheint der Arieg in neue Bahnen — beinah einzukehren jetzt, — Rußlands heutige Regierung — hat es deutlich schon gezeigt, — daß in diesem neuen Falle — sie entschieden nicht geneigt, — diesen Eingriff der Entente — ohne weiteres hinzunehmen, — denn man weiß es wohl in Moskau, — wie die Dinge weiter kämen, — würde man auch diesmal wieder — dort den Briten schalten lassen, — statt die Möglichkeit der Abwehr — schleunigst gleich beim Schopf zu fassen. — Japan hält, wie man erfahren, — ebenfalls zu gleicher Zeit — sich zum Eingriff in die Dinge — in Gstasien bereit, — Wilson, der mit scheelen Augen — lange schon auf Japan blickt, — sieht den Zeit punkt der Entscheidung — näher jetzt herangerückt. — Wenn in diesem neuen Falle — uns nicht alle Zeichen trügen, — werden Wilson und Japaner — bald sich in den Haaren liegen, — und -ec Arieg, der seit vier Jahren — nun Europa schon zerfetzt, — scheint nach Asiens Gefilden — langsam sich zu drehen jetzt. — Schon in wenig Wochen werden — wir vielleicht in diesen Dingen — schon viel klarer sehen können — und für Deutschlands Siegesringen — wird ein solcher neuer Ausweg — sicher zum Erfolge leiten, — denn für Wilson kommt der Zeitpunkt, — um mit Japan dann zu streiten, — und dann läßt er sicher lich — Frankreich unterdes im Stich. Verlustliste Nr. 526 der Königlich Sächsischen Armee, ausgegeben am 24. Juli 1918. Hanke, Max, Mohorn — gefallen. Heinske, Arthur, Röhrsdorf — l. v. Schubert, Kurt, Wilsdruff — bish. schw. v. u. vermißr. von England tot gem. Wallas, Alfred, Objäg., Wilsdruff — schw. v. Wolf, Otto, Grumbach — gefallen. Die heutige Nummer «msatzt 4 Seite«. Herausgeber, Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff, l Verantwortlich für die Gckmfileilung: Oberlehrer i. R. Gärtner, für den 1 Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Kesselsdors. Montag den 29. Juli Teigware«, das Pfund zu 60 bez. 82 Pfg. Suppen, das Pfund 1,20 Mk. Nährmiltelkarten Abschnitte 11a—12P die übliche Menge. Dienstag den 30. Juli: Marmelade, Pfund für 24 Pfg., rote Karten Nrn. 501 —680Abschn. 6 bei Schmiedecke. Mittwoch den 31 Juli: Kunsthonig, 1/4 Pfd. für 19 Pfg. u. i Kaffee-Ersatz, V4 Pfd. 21 Pfg. für j Eier-Derkaus, 2 Stück auf den Kopf für 68 Pfg. Freitag den 2. August: Früh-Kartoffeln, 2 Pfd. auf den Kopf. Ein Verkauf an den Vorabenden der festgesetzten Tage darf keinesfalls erfolgen. Kesselsdorf, am 27. Juli 1918 Der Gemeindevorstand. l Oswslck Usnssk kosssokläabtkrsi? o t s o b » p p s i ^srnsprsoksr dir. 7ÄS »mMsubsn. LggL MWMMMIMMWMkWMWMMMMMMWWWMMWMMMWWM!» WMKWWMVW - werden schnell und fachgemäß repariert bei f Gebr. Weis, NWneHM,i 274» jetzt Nossen, Bismarck-Straße 12. s Gut, 80- 200 Ächeffel groß, von Selbstkäufer zu kaufen gesucht. Offerten unt. 2874 an die Geschäftsstelle ds. Bl. erbeten. Im Haushalt erfahrenes, sauberes 28S4 HMSllMll sucht gegen guien Lohn per 15. August oder I. Septdr. Frau Kaumisttr Schuricht, Wilsdruff, Parkstr. I34x. Ein zuverlässig., träft., 15—17jähriger MrtlWtsgeW wird für sofort gesucht. Werte Off. unter 2718 an die Geschäftsstelle d. Bl. erbeten. Rleine Anzeigen aller Art finden in dem Wilsdruffer Tageblatt große zweckentsprechende Ver breitung und haben gute Wirkung. UGUO U GUGW Nit-iw« Nir MS. 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