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L. Beilage Donnerstag, 31. Dezember 1VV8. Leipziger Tageblatt. Nr. 3V1). 102. Jahrgang. Sitzung der Stadtverordneten. * Leipzig, 30. Dezember. So ist denn der große Tag, der die Erledigung der Lehrer- gehaltsvorlage brachte, vorüber. Er hat nicht die Debatte groben Stils gebracht, die man vielleicht in manchen Kreisen erwartete. Die Ausschüsse hatten die Vorlage so eingehend beraten, daß nach dem IVrstündigen Referate des Herrn Stadtv. Jahne, der für seine Ar- beit am Schlüsse durch Beifall ausgezeichnet wurde, sachlich kaum noch viel zu sagen übrig blieb. Im groben Ganzen sind durch die Ausschub anträge verschiedene Hauptwünsche der Lehrer erfüllt worden. So werden die vollakademisch gebildeten Lehrer an den Realschulen und den höheren Mädchenschulen durch Aussetzung der letzten Gehaltsstufe ihren Kollegen an den Gymnasien gleichgestellt, ferner werden sämtliche Fachlehrer an den Gymnasien und Realschulen gleichgestellt, und endlich ist die Rnckung 8 frist der BolkSschul- lehrer um drei Jahre verkürzt. Eine Gegenüberstellung der RatS- vorlage und der gcsahten Beschlüsse zeigt folgendes Bild: Rai«vorl.ig« riadlverordnkie nach 21 ständigen Dienstjahren .... 4000 .kl 4100 F ,, 24 .... 4200 „ 4800 „ 27 .... 4400 „ 4600 „ I 30 ,, .... 4600 „ —- „ In der Debatte sprachen nur Redner der Mittelstandsfraktion und der Sozialdemokraten, wobei sich namentlich die Herren Pollender und Böhme befehdeten. Die Debatte bekam schließlich einen Stich ins Humoristische, als der erstere seinen Gegner als „seinen Spezi" be zeichnete, was dann Herr Böhme zurückgab. Die Abstimmung er gab, datz die Sozialdemokraten gegen die vorgeschlagenen Gehaltssätze der höheren Lehrer stimmten, dagegen die der Volksschullehrer be willigten. Für den Antrag Böhme, betreffend die 60 Jahre alten Lehrer, stimmten die 1. und die 2. Abteilung teilweise, geschlossen da gegen die Sozialdemokraten, so daß Ablehnung erfolgte. Für gleiches Wohnungsgeld an alle Volksschullehrer stimmten nur die Sozialdemo kraten. Die letzte Jahressitzung schloß darauf mit den üblichen Ab schiedsworten. * Ten Vorsitz führt der Vorsteher Dr. Rothe. Am Ratstische an wesend Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Bürgermeister Roth, Polizeidirektor Bretschneider, Stadträte Dr. Wagler, Traut mann, Scharenberg, Seifert, Dr. Pallmann, Weber, Meyer, Esche, Hofmann, Franze, Dr. Limburger, Rossel, Schmidt, Gangloff, Dr. Barthol, Lampe, Listing, Dr. Ackermann. Ter Vorsteher verlieft zunächst ein Schreiben des Geh. Justizrats Dr. Schill, in dem dieser seinen Dank sagt für die ihm zum 70. Ge burtstage ausgesprochenen Glückwünsche. — Weiter ist ein Schrei'lwn des Stadtrats Lud w i g-W o ls'einacgangen, in dem dieser für die herzlichen AbschicdSworte dankt, die ihm der Vorsteher in der letzten Stadtverordnetensitzung gewidmet hat. — Ferner dankt die K g l. Amts- hauptmannschast Schwarzenberg für den Beitrag, den die städtischen Kollegien für die durch Unwetter geschädigten Gemeinden im Erzgebirge bewilligt haben. Der Rat gibt Kenntnis von Zuwendungen des Hofrats Pros. Dr. Er ebner für das Völkcrmufenm. Der Vorsteher schlicht sich dem Tanke des Rates an. Nach Richtigiprechung von 60 2 t i f t u n g s r e ch n u n g c n wurde der Errichtung einer Friedrich- und Olga-Meißner-Stiftung zugestimmt, desgleichen der Errichtung einer rechtsfähigen Stiftung nnter dem Namen Platzmann-Stiftung. Tie Herstellung der Zer bst er Straße von der Hohmann- bis zur Theresienstraße (49 500 .X), sowie der Straße X zwischen der Tbe- rcsien- und Zcrbster Straße >9600 .«) mit einem Gesamtaufwande von 59100 .<l wurde abgclehnt. Dem Abkommen mit dem Kgl. Sächs. Eisenbahnsiskus, betreffend die Anlage des Verbindungsweges zwischen der Zweinaun- dorser und der verlängerten Oststraße wurde zugcstimmt, ebenso der interiunskischen Befestigung der verlängerten E i s e^n b a h n st r a ß e zwischen der Brandenburger und Aenßeren Tauchaer Straße mit einem Aufwande von 7096 .kl. Abgelehnt wurde die Herstellung der Ehren st ein st raße zwischen der Aeußeren Höllischen Straße und der Richterstraße, und der Richterstraße zwischen der L.-Gohliser Flurgrenze und der Svringerftraße im Unterbau mit einem Gesamtaufwand«: von 96 780 .kl. Zur Beschaffung von Geräten und Einbau der Wasserleitung für die Spritzeisbahn an der Kregel- und Dauthestraßc wurden ins gesamt 2830 .kl bewilligt. Für die Einrichtung von Gasbeleuchtung für das Stall gebäude der berittenen Schutzmannschaft im Grundstück Dresdner Straße Nr. 43 wurden 540 .kl bewilligt. Für Beschleusung und Aufbesserung des Vorgartens der 5 Hamas schule wurden 873,70 .kl nachbewilligt, ebenso 600 .kl für bauliche Herstellungen bei der Einrichtung eines Arbeitsraumes für die chemischen Schülerübungen in der Obcrrealschule, sowie 1750 Mark für Ausführung von Arbeiten im Gohliser Schloß. Der Verkaufder Baustelle Nr. 10 an der Göschenstraße von 480 Quadratmetern Flächengehalt zum Preise von 46 500 .kl — !»6,67 .X für einen Quadratmeter wurde genehmigt, dagegen der Ver kauf der Baustelle Nr. 4 an der Ecke des Kickerlinasberges und der Prcudelstraßc von 900,4 Quadratmeter Flächengchalt zum Preise von 45 .kl für das Quadratmeter abgelehnt, der Rat jedoch ermächtigt, den Platz mit 50 .kl für das Quadratmeter zu verkaufen. Zu der Vorlage, betreffend die Belegung der Korridore im Neuen Nathause mit L i n o l eu m l ä u f e r n mit einem Kostenaufwande von 21000 Zl, beantragte der Hochbauausschuß: 1s die Vorlage abzulebnen; 2s den Rat zu ersuchen, über eine andere A u s s ü h r u n g s w e i s e zur Beseitigung der bestehenden Uebelstände Erwägungen stattsinden zu lassen und über deren Ergebnis dem Kolle- ginm eine neue Vorlage zugehen zu lassen. Der Referent, Herr Stadtv. Weidenbach, führte aus, daß man die Auflegung eines Linoleumbelags wegen der sich später einstellenden ilcbelstände sStaubansammlungen unter der Decke usw.s für wenig nützlich gehalten habe. Man sei dafür gewesen, daß das Linoleum ein gelegt werde. Herr Stadtbaurat Scharenberg: Das Hochbauamt habe die verschiedensten Versuche gemacht, ehe es sich entschieden habe. Der Linolcumbelag in der vorgeschlagenen Form koste 3,10 .kl, dagegen würde Vie Einlegung des Belags 7,60 .kl pro Quadratmeter erfordern. Der Rat habe Bedenken getragen, mit einer' so kostspieligen Rechnung zu kommen; man werde aber nochmals Versuche anstellen. Tie Ausschußanträge wurden darauf angenommen. Die nächste Vorlage betraf den Ratsbeschluß: „dem Verein „Ehristliches Kellnerheim" aus dem Guthaben der Stadt bei der Sparkasse ein am Vereinsgrundstück hypothekarisch zu sicherndes Dar lehn von 20 000 .kl gegen 5prozentige Verzinsung in der Weise, daß hiervon 2 Prozent unter Zuschlag der durch Tilgung ersparten Zinsen zur Tilgung verwendet werden, zu gewähren." — Der Finanzausschuß beantragte Zustimmung. Der Referent, Herr Stadtv. Oehler, bemerkte, daß im Finanz ausschüsse verschiedene Bedenken gegen die Hergabe des Tarlebns aus gesprochen wurden. Die Zustimmung erfolgte gegen 2 Stimmen. Herr Stadtv. Kämpf erklärte im Auftrage von Fachkreisen, daß keine Notwendigkeit bestehe, den Verein „Christliches Kellnerhelm zu unterstützen. Der Verein dürfte nach den ganzen finanziellen Unterlagen, die gegeben worden seien, sehr bald in die Lage kommen, die Zinsen für das Darlehn nicht zahlen zu können. Dann werde er den Erlaß der Besitzwechselabgabe nachsuchen. ES bestehen so große .Kellnerorganisationen, daß die Gründung deS Vereins überflüssig sei. Er bitte, das alles zu erwägen. Herr Oberbürgermeister Dr. Dittrich: Er habe bei der Erwä gung sich über die Zwecke des Vereins unterrichtet und könne nur sagen, daß diese sehr wohltätige seien. In Anbetracht dieser Zwecke seien von Gönnern des Vereins bereits 85 000 .kl gezeichnet worden. Die An zahlung auf daS Grundstück betrage 43 000 Die finanzielle Lage sei also keineswegs so bedenklich. Jever Kellner werde in dem Verein sein Heim finden können. Er bitte aus allen diesen Gründen um Zu- stimmung. ES sprachen darauf die Herren Stadtvv. Lüttich, KSmpf und Sch öd er nochmals gegen kkie Vorlage. Der AuSschußantratg wurde darauf gegen 24 Stimmen an genommen. Der letzte Punkt der Tagesordnung berraf die Vorlage über die Nenerdnung der Gehalte der Lehrer an den städtischen Schule» sowie die Erhöhung von Schulgelds ätzen usw. Vom Schul-, Finanz- und Verfassungsansschuß wurden hierzu dem Kollegium folgende Anträge unterbreitet:. für alle ständigen Fachlehrer folgende Anfavgsgchalt nach 2 Jahren und 360 Wohnungsgeld;» schuß 8400 8600 8 Realschulen, 1 (Direktoren) 15 18 21 Ä 27 4 6 9 5 lständige Fachlehrers und — 2560 .kl, — 2760 „ -- 2960 „ --- 3160 „ -- 3460 „ --- 3660 „ ---- 3860 „ ---- 4160 „ ----- 4460 ., — 4660 „ 1960 - Gymnasien und Oberrealschule, zu 4 und die Vorlage abzulebnen Staffel festzusetzen: 2200 .kl 2400 „ 2600 „ 2800 „ 3100 „ 3300 „ 3500 „ 3800 „ 4100 „ 4300 „ 4600 „ - ----- 7680 .kl, ----- 8080 „ ' -- 8480 „ ----- 8880 „ --- 9280 „ 7600 „ I »Nb 480 " WohnungSgelvzuschuß zu 1) die Rntsstasf«! abzulehnen und für die Direktoren folgende Staffel zu beschließen: bei der Anstellung 7200 kl nach 3 Jahren „ « ,, 9 ,. 12 zu 3 lständige vollakademisch gebildete Rcalschul- lehr er) 2j die RatSstaffel abzulehnen und die ständigen vollakademiick, ge bildeten Realschullehrer nach der Staffel der Gymnasial lehrer mit gleicher Vorbildung zu besolden; zu 4 lständige Realschullehrer mit pädagogischer S t a a t 8 p r ü 's n n gj 3) ». zur RatSstaffel noch eine Stufe hinzuzufügen: nach 22 Jahrcn 6600 .kl 4-480 .kl WohnungSgeldzuschuß — 7080 .41, b. der RatSstaffel ini übrigen zuzustimmen; 6. Höhere Schulen für Mädchen und Lehrcrinnenseminar, zu 3 lständige v o l l a k a d e m i s ch gebildete Lehrer) 1) statt „Realschullehrer" zu sagen: „Gymnasiallehrer" (Gleichstellung mit letzteren in der Besoldung). zu 4 lständige semi n arisch gebildete Lehrer) 2) a. die Ratsstaffel in den oberen Stufen wie folgt abzuändern: nach 21 Jahren 4300 .« .kl WohnungS- l M " : V : K: l N; so daß der Endgehalt nicht erst nach 30, sondern bereits nach 27 Jabren erreicht wird; k. der Ratsstaffel im übrigen zuzustimmen; zu 9 lmit voller Stundenzahl — 28 — fest angestellte Nadelarbeitslehrerinnen) 3) ». zur Ratsstaffel noch zwei Stufen hinzuzufügcn: nach 18 Jahren 2400 .kl k und 200 .kl WohnungS- k — 2600 .<t „ 21 „ 2600 „ « geldzuschuß 1 ---2800 „ 6. der RatSstaffel im übrigen zuzustimmen. I). Gewerbeschule, zu 1 lDirektor) 1) die Ratsstaffel abzulehnen und für den Direktor folgende Staffel zu beschließen: Anfangsgehalt 7400 ..kl, nach 3 Jahren 7900 .kl, nach 6 Jahren 8400 .kl, nach 9 Jahren 8900 .4, nach 12 Jahren 9400 .kl; zu 2 lständige Lehrer mit höherer wissenschaftlicher, technischer oder künstlerischer Vorbildung) 2) der Natsstaffcl noch eine Stufe anzufügen (nach 22 Jahren auf 7400 Mark) und der Ratsstaffel im übrigen zuzustimmen; zu 4 und 5 lständige Fachlehrer) 3) für alle ständigen Fachlehrer folgende Staffel festzusetzcn: Au- fangsgehalt 2400 .kl, nach 2 Jahren 2600 nach 4 Jahren 2800 .kl, nach 6 Jahren 3000 .kl, nach 9 Jahren 3300 .kl, nach 12 Jahren 3500 .X, nach 15 Jahren 3700 4l, nach 18 Jahren 4000 .kl, nach 21 Jahrcn 4300 Mark, nach 24 Jahren 4500 ^l, nach 27 Jahren 4800 ^kl; I). Gemeinschaftliche Bestimmungen für die Besoldungen der Lehrer an den höheren Schulen, zu 1: hinter dem ersten Satz folgende Nebergangsbestimmuna einzu fügen: „Jedoch erhalten die am 1. Januar 1909 außerhalb Leipzigs wohnenden Lehrer den Wohnungsgeldzuschuß bis Ende 1910 gewährt ; zu 2: der RatSfassung zuzustimmen mit folgenden Abänderungen: .,2) Äon den bis zum 31. Dezember 1908 ständig angestellten, noch nicht volle 27 Jahre im Dienst befindlichen Fachlehrern rücken in die letzte, mit 4960 .kl und bzw. 4800 .kl ansgcstattcte Gehaltsstufe .... Verpflichtung bis zum 31. Januar 1909 eingehen"; zu 3: den letzten Satz: „Der Rat ist ermächtigt, einem nichtstän digen Lehrer schon nach zwei Jahren die Stcindigkeit zu verleihen" zu streichen; 6: Vikare bei Fachunterricht nicht mit 90 .kl, sondern nur mit 80 .« jährlich für die Wochenstunde zu entschädigen, Erhöhung des Schulgeldes an den höheren Schulen, der Vorlage zuzustimmen mit der Abänderung, daß Reichsaus länder den dreifachen Betrag des Satzes für Hiesige zu ent richten haben; Nachtrag zur Schulordnung der Stadt Leipzig vom 2. Januar 1891, zu 1 (Direktoren derVolksschnlen) 1) im Z 40 der Schulordnung wegen der Pflichtstunden der Direk toren in Absatz 1 die Worte: „in der Regel" zu streichen und den Absatz 2 auf die Worte zu beschränken: „Die näheren Bestimmungen hierüber trifft der Schulausschuß", den übrigen Teil vom Absatz 2: „welcher auch . . . nicht mehr verpflichtet" aber außer Kraft zu setzen; zuIsständigewissenschaftlicheVoHsschullebrer) 2) a. die RatSstaffel in den oberen Stufen wie folgt abzuändern: nach 21 Jahren 4100 ^l ----- 8300 .kl 4- 800 .kl Wohnungsgeld, nach 24 Jahren 4300 ^l -- 3500 ^ll 4- 800 » Wohnungsgeld, nach 27 Jahren 4600 .K ---> 8800 ^l 4- 800 uX Wohnungsgeld, so daß der Endgehalt nicht erst nach 30, sondern bereits nach 27 Jahren erreicht wird; d. der RatSstaffel im übrigen zuzustimmen; 3) dem 2. Absatz („ES rücken jedoch . . . eingehen.") zuzustimmen, mit der Maßgabe, daß eS überall statt „30" nunmehr „27" heißen muß und die am Ende genannte Frist auf den 31. Ianuar 1909 verlegt wird, zuZ lständige wissenschaftliche Lehrerinnen) 4) der Vorlage zuzustimmen, mit der Abänderung, daß für die stän digen wissenschaftlichen Lehrerinnen die gesetzliche Mindeststafsel nebst einem WohnungSgelde von 500 ^l sstatt 400 zu gelten hat; zu 4 lständige Fachlehrer) 5j der Vorlage zuzustimmen, mit der Abänderung, daß «. Absatz 1 solaenden Wortlaut erhält: „4. Den ständigen Fachlehrern wird der Ge halt nach der gesetzlichen Mindeststaffel unter Anfügung einer Zulage von 200 ^l nach 27 Jahren, außerdem . . . gewähr?' und 6. demgemäß die letzte Stufe wie folgt gestaltet wird: nach 27 Jahren auf 4000 ^l ---- 3200 .kl 4- 800 ^l Wohnungsgeld; zu 6 lmit vollerStundenzahl- 28 — festangestellte Naoelarbeits- und HaushaltungSlehrerinnen) 6) für die genannten Lehrerinnen folgende Staffel zu beschließen: AnfangSgehalt 1400 .E — 900 .E 4- 500 .L WobnungSgeld, nach 3 Jahren 1600 - -- 1100 - 4- 500 - - 6 - 1750 - --- 1250 - 4- 500 - - 9 - 1900 ----- 1400 - 4- 500 - - 12 - 2050 - -- 1550 - 4- 500 - - 15 - 2200 - --- 1700 . 500 - - 18 - 2400 - --- 1900 - > 500 - - 21 - 2600 - -- 2100 - 4- 500 - zu 7 lprovisorischeLehrer und Lehrerinnen) 7) dem Rat -»rErwäaung zu geben, das Provisorium der ÄolkSschullehrer auf 1 Jabr heravzusetzen und an Stelle de» bis ¬ herigen zweiten provisorischen Jahres der Gehaltsstasfel eine Vorstufe voranzustellen; zu 10 lständige Lehrer der F r a u e n b e r u f s s ch n l e, die die väda - gogischc Staatsprüfung oder die H a n d e l s h o ch s ch u l - Prüfung bestanden haben), 8) der Ratsstaffel noch eine Stufe anzukügen: nach 22 Jabren 6000 kl (einschließlich 800 .kl Wohnungsgeld), ständige semi »arisch oorgebildetr Lehrer an der Frauenbernfs- schule 9) als Punkt 10» folgendes zu beschließen: „Tie ständigen scmi- narisch vorgebildeten Lehrer der Fraiienberufsschnle erhalten den Gehalt der hiesigen Volksschullehrer und eine unwiderrufliche Zulage von jährlich 500 <t sstatt bisher 300 kl). Die Zulage erhöht sich an' 600 ,k lstatt bisher 400 kl), wenn der Lehrer außer den beiden Leminal- prüfungen noch eine Fachlehrerpriisung in den neueren Sprachen oder im Zeichnen bestanden hat." zu l6 (Schulgeld) 10) ». der Erhöhung des Schulgeldes an den höher e n B'ii r g c r- schulen aus 60 .X für Hiesige und 100 .kl für Auswärtige z-nzustim men: 6. die Freistellen an den höheren Bürgerschulen nicht aus 5 Prozent, sondern auf 7'H Prozent festzusetzen; das Schulgeld an den Bürgerschulen ans 20 .kl (statt 2t .kl) für Hiesige nnd auf 60 .kl lstatt 72 .4) für Auswärtige zu erhöben. <1. die Erhöhung des Schul geldes und der^ Freistellen an der Fr a u e n b e r n k s s ist n l e abzn lehnen. Tie Schulgeldbesrcinng der Lehrerstöchter erstreckt 'ich nicht auf die der Francnberufsschule angegliederten Kurse. 11) 8 8 Absatz 2 der Schulordnung: „Eltern oder sonstige erzic hnngspslichtige Personen, welche zur Bezahlung von Bürgersck'ulgelö nach der Entscheidung des Schnlauslchusscs vermögend sind, haben ihre Kinder in eine Bürgerschule -höhere oder mittlere) zu schicken", gnfzuheben, 12) in § 47 Absatz 3 der Schulordnung, der lautet: .Wer gleich zeitig mehr als 3 Kinder in eine Bürger- oder Bezirksschule schickt, Hai, wenn er darum uachsucht, nur für die drei jüngsten Kinder Schulgeld zu entrichten", die Worte: „wenn er darum n a ch s u ch t", zu streichen, Ratsanträge I bis III 13) <l.) Der Besoldnngsordnung und dem Nachtrage zur Schul ordnung mit den sich aus vorstehenden Anträgen ergebenden Abände rungen zuzustimmen und den Herrn Vorsteher zur künftigen Mitvoll ziehung des Nachtrags zu ermächtigen, 14) (II.) den zur Ausführung der Besoldungsordnung und de- Nachtrags zur Schulordnung erforderlichen Mehraufwand zu Lasten des Schulkontos im Haushaltplan ans das Jahr 1909 nachznverwilligeu, 15) den Rat, soweit nötig, um Beitritt zu den Beschlüf sen zu ers» chen, Schulsteuer dem Rat zur Erwägung zu geben, in Zukunft von der Gemeinde einkommensteuer eine Schnlsteucr abzutrennen und bei derselben die Bestimmung in 8 30 der Revidierten Städteordnung nicht zur An wendung zu bringen, Eingaben sämtliche Eiugabeu durch die gefaßten Beschlüsse für erledigt zu er klären. Tas (ehr ausführliche und eingehende Referat zur Lchrcrbesoldnngs- oorlage erstattete Herr Stadtv. Iäbne. Seine einnndcinhalbstündigen Ausführungen gaben ein deutliches Bild der sorgsamen Durchberatung der Ratsvorlage in den Ausschußsitzungen. Der Referent streifte zunächst die Vorgeschichte der Vorlage, erwähnte zur Beleuchtung der Arbeit der Ausschüsse, daß die Protokolle der Sitzung 90 Folioseitcn in Maschinen schrift umfaßten, betonte ausdrücklich, daß die Verhandlungen der Ane- schüstc von großem Wohlwollen gegen die Vorlage aelcitet gewesen wären, führte die zahllosen zur NatTvorlage eingegangenen Eingaben an und ging dann Punkt für Punkt die einzelnen Kapitel der Vorlage, die von den Ausschüssen dazu gefaßten Beschlüsse, Genehmigungen, Aenderuno.cn usw. durch. Einen breiten Raum in seinen Ausnihrnngen nahmen ">ie Kapitel der VolkSschullebrergehalte ein, wobei auch die Pflichtstnnden der Direktoren zur Sprache kamen, bezüglich deren der Ausschuß eine Aendernüg 5er Lokätschnlordnung in Vorschlag bringt. Auch die Schul- steuer batte in den Ausschüssen lange Debatten hervargerufen. Die Vor schläge der Ausschusses schließen gegen die Ratsvorlage mit einer Mehr forderung von 72 325 .kt ab. Infolgedessen Zvträgt der Mehraufwand für Lehrergehälter gegen die bisherigen Gehälter 907 875 .X. Nach eröffneter Debatte stellte Herr Stadtv. Sander den An trag, das Endgehalt der ständigen Fachlehrer an den Volksschulen von 4000 .kl auf 4200 .kl zu erhöhen. — Der Antrag fand genügende Unter stützung. Herr Stadtv. Pullender wendete sich gegen die Ratsvorlage so wohl, wie gegen die Ausschußanträge. Bei den jetzigen wirtschaftlichen Verhältnissen sei die jetzige Vorlage ganz unzeitgemäß. Tie Lehrer schäft lege keinerlei Verständnis für das an den Tag, was die hiesige Arbeiterschaft kühle und bewege. Ihm seien alle Anträge unannehmbar, die auf weitere Belastung der Steuerzahler hinausgehen. Tas Wett rennen um die Gunst der Leipziger Lehrer mache seine Fraktion nicht mit. Redner schloß mit den Worten, daß die einzige Stellung des Bolksschullehrers zu sein habe an der Seite des arbeitenden, miß brauchten nnd darbenden Volkes. Herr Stadtv. Böhme richtete seine Ausführungen zunächst gegen den Vorredner und bemerkte, die Lehrer hätten ihr Verhalten so ein gerichtet, daß ihnen die Sympathien derjenigen Kreise erhalten bleiben, die ihnen wirtschaftlich nahestehen. Redner wies dann daraufhin, daß nicht die große Menge der Wähler der 3. Abteilung, sondern die Wähler der 2. und 1. Abteilung den allergrößten Teil der Stenern ausbringcn. (Zurufe: „Wo haben sie's denn her'? Gestohlenes Geld!") Redner beantragte dann, daß die Bestimmung, wonach alle über 60 Jahre alten Lehrer künftig 24 Stunden statt 18 wöchentlich er teilen sollen, wenn sie in die letzte Gehaltsstufe cinrnckcn wollen, gestrichen werden möge, sowie daß der Rat erwägen solle, in wieweit Härten, die im Jahre 1900 bei Aendcrung der Gehn! .oronnng für 109 provisorische Lehrer entstanden, in besonderen Fällen gemildert werden können. Mit dem verkürzten Wohnungsgeld an ll n v e r hei ratete erklärte sich Redner unter der Voraussetzung elnverstgndcn, daß später an Lehrer mit vielen Kindern ein erhöhtes WohnnngSgeld bezahlt werde. Oberbürgermeister Dr. Dittrich: Bei Beratung der Vorlage sei der Rat ausgegangen von vollstem Wohlwollen für die Lehrer. Nach seiner Meinung sei der Rat an die Grenze deS Möglichen gegangen. Er werde sich daher von den Bedenken nicht trennen können, daß das Mehr von 72 000 0, das die Ausschuhanträge bringen, gewisse Scbwie rigkeiten mit sich bringe. Nun werde auf die Erhöhung deS Schul geldes hingcwiesen. Aber diese bedeute doch auch weiter nichts als eine Stencrerhöhung. Tie Verringerung der Rncknngsfrist werde zudem in wenigen Jahren weitere Mehrlasten bringen. Redner erklärte sich dann dagegen, daß noch über die Ansschu Han träge hinauSgegangen werde. Nehme inan einen Stein auS dem vom Ausschüsse gefügten Ban, so schädige man das ganze Gebäude. 0'ine allgemeine R. oii on der Beschlüsse von 1900 müsse der Rat ablcbnen. Tie AttSschnsrnträge werde der Rat in eingehende Erwägung ziehen. Herr Stadtv. Lange hielt die Zulagen oben zu groß, unten zu gering. Die Verkürzung des Wohnunasgeldes an Unverheiratete sei un bedingt zu verwerfen. Die Fachlehrer an der Gewerbeschule ständen un günstiger al- ihre Kollegen an den Staatsanstalten. Tas müsse geändert werden. An der weiteren Debatte beteiligten sich noch der Referent ^ rr Stadtv. Jäh ne, der darauf hinrvieS, daß dafür die Pcnsionsve-Rilt- nisse lni den städtischen gewerblichen Fachlchrcrn besser seien, sowie die Herren Sadtrat Dr. Wagler (nur mit einer Richtigstellung), Stadtv. Beck, Vollender und Böhme. Die daraus v o r g e n o m m e n e A b st i m m u n g c r g a b die Annahme sämtlicher AuSschußanträge, nnter Ablehnung der Anträge Sander (Fachlehrer) und Böhme, soweit die über 60 Jahre alten Lehrer in Betracht kommen. Der Erwägnug-'-antraa Böhme, betreffend die 109 provisorischen Lehrer von 1900, sand gegen 2 Stimmen Annahme. Nachdem noch verschiedene Mitglieder des Kollegium: ober du Revisionen der städtischen Kassen nnd Mgr.rialicnveew-.n'nnaeu Bericht erstattet hatten, richtete der Vorsteher, >vrr Tr. Nvtbc. herzliche Abschicdswortc an die mit dem Jahrcsschlnß ausscheidenden Stadtverordneten. Im Namen der letzteren dankte Herr Stadtv W a p p l e r. ES folgte eine nichtöffentliche Sitzung.