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Rr. S«v. 10L. Jahrg Leipziger Tageblatt Donnerütag, 31. Dezember 1908. «gestunden. M « Ha«» Ktauffenbach. Roman von B. Loroutz. „Nie und nimmermehr!" wiederholte sie und ihre sonst so weiche Stimme tönte mit seltsamer Härte durch da» Zimmer. „Die Feder kannst du mir wohl in die Hand drücken und über daS Papier führen, nicht aber meinem Munde Schweigen gebieten!" „Du willst mich verraten?" „Ich werde dem Pater die volle Wahrheit schreiben, und glaub», dafür einstehen zu können, daß er deine Verpflichtungen in diesem Hotel deckt und da- Reisegeld schickt." „Da» Reisegeld! Du hältst also an der verbohrten Ansicht fest, daß ich jetzt abreife, wie ein wegaelaufener Pudel Heimkommen und mich mit einem, wenn auch nur moralischen Fußtritt vom Pater abfertigen lasse? To stellst du dir da» vor, nicht wahr? — Du irrst dich aber gewaltig! Ich bi» keineswegs entschlossen: „kadar paoeari" zu sagen. Dir wäre es ja wohl recht und so erwünscht, Papa noch mehr von meinem Unwert zu überzeugen." »Wolf!" In diesem einen Worte lag eine stolze, kühle Abweisung. Die Mahnung verhallte jedoch unbeachtet. Der gänzlich unerwartete Widerspruch dieser sonst so sanftmütigen, nachgiebigen Frau steigerte StauffendachS zornige Erregung bis zum Aeußersten. Er schleuderte ihr Vorwürfe und rohe Beschuldigungen ins Gesicht, an dere» Berechtig»»! er selbst zweifelte, dir ihm aber «ine ge hässige, boshafte Empfindung in den Mund legte. Margarete lieh diesen Strom verletzender Worte ruhig über sich ergehen, als könne sie da» Unglaubliche nicht fassen, und als fehle ihr das Verständnis für den Sinn seiner Rede. Dann aber stieß sie plötzlich mit jener Kraft, welche nur tiefste, namenlose Empörung einem schwachen Wesen geben kann, seine Hand hinweg und rief: „Daß du mich während der fünf unglückseligen Jahre unserer Ehe stets brutal und lieblos behandelt hast, daß selbst EgonS Geburt dich nicht veranlaßte, mir Rücksicht und Achtung zu bezeigen, daß du mich bei jeder Gelegenheit fühlen ließest, wie gleichgültig und unsympathisch ich dir war, daS hätte ich verzeihen können, darum zürnte ich dir wahrlich nicht so weh eS meinem wunden, traurigen Herzen oft auch tat; aber daß du den reinen keuschen Schatz, meiner heiligen, wehmütigen Erinnerungen in den Schmutz trittst — daS verzeihe ich dir nicht! DaS trennt uns jetzt wirklich und für immer! Pfui, pfui! Mit welchen tief gesunkenen Geschöpfen mußt du Verkehr haben, um mir eine solche Niedrigkeit zu- zutranen! Gehe, ich mag deinen Anblick nicht mehr ertragen!" „DaS wäre ja sehr bequem, mir unter der blanken, hoffärtigen Entrüstung die Türe zu weisen; aber deine Willensstärke imponiert mir durchaus nicht, kein anderer als Harald beeinflußt dich!" „Schweige!" So schrill klang dieser Ruf, daß Wolf unwillkürlich verstummte. Margarete war sonst nicht so leicht aus ihrer vornehmen Zurück haltung zu dringen. Sie haßte jeden Eklat und jedes zügellose Auf brausen, verlor aber jetzt ebenfalls die Gewalt über sich. Stauffenbachk beschimpfende Vorwürfe, seine jeder Rücksicht hohnsprrchende Nusdrucks weise trieb ihr da- Blut in die Wangen. Alle», waS sich seit Jahren an Bitterkeit in ihrer Seele auf- gehäuft hatte, drängte jetzt unaufhaltsam über ihre sonst so farblosen Lippen. Sie sprach Worte ans, deren Tragweite zu ermessen ihr selbst unmöglich war. Schlag um Schlag trafen die gegenseitigen Vorhaltungen aufeinander, Vie zwei Hämmer, welche dieselbe weißglühende Eisenstange bearbeiten. Funkengleich sprühte Rede und Gegenrede. Zum erste» Male behauptete Margarete ihren Standpunkt mutig und zwang den rohen Gegner nieder. Der Sieg währte jedoch nur wenige Minuten, bann raffte sich der Unterlegene zu erneuerten, noch brutaleren Angriffen auf und die nun erfolgende Szene schien für daS fernere Leben deS Ehe paares entscheidend zu sein. Im Bewußtsein ihrer Unschuld und ihres makellosen Lebenswandels wuchs die junge Frau förmlich seelisch und körperlich zu ungeahnter Größe empor; aber sie erschöpfte damit auch ihre letzten Kräfte. Von Sekunde zu Sekunde atmete sie lauter und mühsamer. Endlich rang sich nur noch ein halbersticktes Röcheln auS der gleichsam zusammengeschnür ten Kehle. Margareten-Arme schlugen wild umher, als quälte eS sie, einet Feindes brutale Gewalt abzuwehren, purpurrote Tropfen sickerten über die wie im Krampf verzogenen Lippen und bedeckten die Helle HauS- toilette mit dunklen Flecken Die Baronin schwankte an ihr:n Schreibtisch, riß ein Scitenfach aus und warf mehrere Etuis auf den Tisch. „Hier meine Diamanten und meine Perlen!" keuchte sie. „Nimm alles, waS ich von deinem Vater empfing aber gehe — geh!" Sie begann zu taumeln, während daS gräßliche nach Luft ringende Aechzen noch qualvoller alS zuvor ertönte. Wolf umfing die Sinkende und trug sie auf ein Ruhebett. Das Perlenhalsband war zu Boden gefallen und zerrissen. Bläulich schimmert« die Precht dieser versteinerten Tränen «uf dem Teppich. 8. Kapitel. Mit scheuem Blick sammelte Stauffenbach rasch die zerstreuten Perlen, schloß alles wieder ein und klingelte. Er war jetzt vollständig ernüchtert. Selbst der Gedanke, in Monte Carlo weiter spielen zu können, hatte jeden Reiz für ihn verloren. An Stelle der wahnsinnigen Gier, neuerdings an die Spielbank zu treten, regte sich ein dumpfes Angstgefühl in ihm. Hatte er nicht so oft gehört, die Leidende bedürft der größten Schonung, und jede Aufregung müsse ihr fern gehalten werden? Und nun? — WaS würden die Bewohner deS Hotels sagen, die doch den häßlichen Streit vernahmen? Wie würde der strenge Vater urteilen, wenn er es erfahren möchte — wenn Margarete ihm vielleicht selbst den ganzen, peinlichen Auftritt schilderte? Einige Aerzte waren bald zur Stelle. Ihre Meinung lautete dahin, daß eine augenblickliche Lebensgefahr nicht bestehe, aber die geringste Veranlassung zu erneuter seelischer Erregung unbedingt verhängnisvoll werden könnte. Auf jeden Fall schiene es geboten, die nächsten Ver wandten davon zu verständigen. DaS geschah auch. Dolf depeschierte nach S-, daß Margarete plötzlich, aber nicht lebens- gefährlich erkrankt sei. Er wagte dem Vater ihren immerhin bedenklichen Zustand nicht zu verschweigen. Noch am selben Tage folgte eine Geldanweisung und die Meldung, daß Karmelitta nach Nizza abgereist sei. So schnell, als eS nur geschehen kann, wenn man jede Ruhepause ver schmäht, traf die Komtesse ein. Seit GüntherS Tobe trug sie Trauer und war entschlossen, diese überhaupt nicht mehr abzulegen. Der schwarze, mit Schmelz besetzte Krepp hob die düstere Schönheit ihres schmalen, blassen Gesichtes noch mehr hervor und umfloß mit strenger Einfachheit die hohe, schlanke Gestalt. Sie trug keinen Schmuck- gegenstand außer ihrem VerlobungSring und der goldenen Kette, au welcher daS Medaillon mit Günthers Bild hing. Karmelitta begrüßte Staussenbach mit eisiger Zurückhaltung und fragte: „WaS führte diese plötzliche Verschlimmerung im Befinden meiner Schwester herbei?" «2Hie soll ich das wissen und dir erklären?" erwiderte er. „Liegt dem eine heftige Gemütsbewegung zugrunde?" fuhr sie fort. „Du weißt ja, wie empfindlich Grete ist und wie leicht sie über jede Kleinigkeit außer Fassung gerät", entgegnete er ausweichend. „Was kaum der Rede wert erscheint und mit wenig Worten beizulegen wäre, bauscht sie weder sich noch andere schonend zu einer großen Sache auf." „Dann muß ihr fröhlicher Charakter eine traurige Veränderung erlitten haben. Ich kannte sie anders." „Ich kenne sie erst seit unserer Verlobung und weiß leider von dieser harmlosen Fröhlichkeit nichts zu erzählen." Die Komtesse neigte den Kopf. „Das mag wohl sein. — Wie befindet sie sich denn jetzt?" «Besser." „Ich will sie sofort aufsuchen." Wolf bot ihr den Arm und geleitete sie zu der Kranken, welche sich mühsam aufrichtete und der Kommenden beide Arme entgegenstreckte. Tief ergriffen zog Karmelitta die Schwester an ihre Brust. Wie eine hold blühende Rose war Margarete anzusehen, ehe das Unglück mit Günther» Tod hereinbrach. Und jetzt! — Wohin war daS zarte Rot, die sanfte Rundung der Wangen gekommen? Fieberheiß und unheimlich glänzend, blickten die unnatürlich großen blauen Augen auS dem ab gemagerten Gesicht und durchsichtig hager sahen die Hände auS, an deren abgezehrten Fingern die Ringe zu weit geworden waren. „Meine arme, süße Gretel!" rief die Komtesse. „Weine nicht, weine nicht! Ich bringe gute Nachrichten. Egon gedeiht so herrlich wie eine Wunderpflanze. Er ist bedeutend größer und stärker als andere Kinder seines Alters und man kann ihn wohl Großpapa- Abgott nennen. Aber, du Liebste! Was ist mit dir? Wie sehr erschreckte unS die Meldung von deiner Erkrankung! Wodurch wurde diese gänzlich unerwartete Vcr? schlechterung herbeigeführt?" Wolf, der in die Fensternische getreten war, neigte sich weit vor. Jetzt kam die erbitterte Anklage! — Margarete antwortete nur qit schwacher Stimme: „Ich weiß keinen Grund dafür anzugeben. ES kam völlig ungeahnt über mich." Sie schwieg also! Desto besser! Leise verließ er seinen geschützten Standort und zog die Türe geräuschlos zu. Die Schwestern blieben nun allein. „Es ist doch wieder besser, Gretel", sagte die Komtesse mit sanfter Hand die Kissen ordnend. „Diese herrliche warme Luft wird dich schon wieder heilen und stärken." „Ich bleibe nicht hier", erwiderte die Kranke. „Vorläufig doch wohl?" „Nein, wir reisen ab." (Fortsetzung folgt.) » E , lAuf Wunsch wird der Anfang diese» Roman» neu hinzutretende» Abonnenten kostenlos nachgeliefert.) kr. Lck. Soduvläsr, lttztlz, »Mim« 4. 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