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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.11.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190811194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19081119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19081119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-11
- Tag 1908-11-19
-
Monat
1908-11
-
Jahr
1908
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* Aue. 19. November. (Zu der bekanntenAuer Kranken- hausaffärei, die seinerzeit yroßes Aufsehen erregte, wird uns aus Dresden geschrieben: „Vor einigen Wochen machte eine Zeitungs meldung die Runde durch die Presse, derzufolge in Aue i. E. ein an Diphtherie erkrankte« Kind, dem nur noch der Luftröhrenschnitt helfen konnte, gestorben sein sollte, weil der Krantenhausverwalter die Auf- nähme des kranken Kinde» verweigerte, und zwar, wie da» „Auer Tage blatt", das den Fall an die Oeffentlichkeit brachte, meldete, nur au» dem Grunde, da ein Aufnahmeschein nicht vorlag und eine polizeiliche Be scheinigung nicht vorhanden war, die attestierte, daß der Vater des Kindes in der Lage wäre, die Gebühren für die Aufnahme im Krankenhaus zu bezahlen. Es lag hier ein ganz merkwürdiger Fall vor, denn selbst der Arzt einer Irren- oder Entbindungsanstalt wäre im gleichen Falle moralisch verpflichtet gewesen, die Operation auszuführen, weil mit ihr das Leben des kleinen Patienten zusammenhing. Nichtsdestoweniger wurde dem Vater des Kindes die Aufnahme des Kinde» verweigert und die Folge davon war, dass der Patient auf dem Wege zum nächsten Arzt verschied. Die Angelegenheit kam im Auer Stadtverordnetenkollegium zur Sprache und von der Seite des Rates aus wurde alles getan, um den Fall abzumildern. Ter Bürgermeister behauptet« sogar, dass das Kind schon tot gewesen sei, als eS am Krankenyause ankam. Der Kranken hausverwalter sei — so hiess es — durchaus korrekt vorgegangen und, wenn man jeden, der sich meldet, im Krankenhause aufnehmen wolle, dann würde dieses bald eine Zufluchtsstätte aller Landstreicher sein. Wie ge sagt — es wurde versucht, dem traurigen Vorkommnis jede Bedeutung ab zusprechen, was nur deshalb nicht möglich war, weil der Vater des Kindes vorher schon bei zwei Auer Aerzten anyeklopft hatte, die aber, wegen der Ansteckungsgefahr, das Kind nach dem Krankenhause verwiesen hatten, obwohl die Operation auch in einer Entbindungsanstalt hätte vor genommen werden können und müssen, ganz unbekümmert darum, wo das Kind nach der Operation dann dauernde Aufnahme gefunden hätte. Alle diese Beschwichtigungsversuche sind erfolglos gewesen, denn diese Ange legenheit hat dem Ministerium Veranlassung gegeben, die Kreis hauptmannschaft Zwickau -um Einschreiten zu bringen, und zwar in folgender Hinsicht: 1f Der Rat der Stadt Aue bat tunlichst schnell eine Äenderung der Aufnahmestatuten für das Krankenhaus dahin vor zunehmen, dass im Notfälle (Äefahrenverzug) jedem Kranken Auf nahme gewährt wird. 2) Der Krankenhausverwalter ist anzuweisen, schon seht, bevor die Statutenänderung erfolgt ist, in Notfällen Kranken ohne Bescheinigungen usw. Ausnahme zu gewähren. Ausserdem spricht das Ministerium durch die Krcishauptmannschaft dem Krankenhausverwalter seine Missbilligung aus, weil dieser das Kind nicht ausgenommen, ja nicht einmal angesehen hat, da er im anderen Falle sich dann hätte sagen müssen, dass Gefahr im Verzüge ist. Es wird ferner das Verhalten des Krankenbausverwalters insofern missbilligt, weil er die Bitte, das Kind im Hausflur des Krankenhauses einstellen zu dürfen, bis ein Arzt komme, abgeschlagen hat, während es seine Pflicht gewesen wäre, das Kind sofort nach dem Operationsraume zu bringen." — Mit dieser Anordnung und der Missbilligung ist klar erwiesen, dass daS Verhalten des Auer Kranken hausverwalters, das ihm allerdings durch die harten Statuten vorge schrieben war, ein Menschenleben gefordert hat. * Plauen, 19. November. lUeber die schwere Explosion) in der Svissenweberei Richard Kant wird noch berichtet: Als Dienstag mittag der Maschinist Wenzel Guth seinen Kolleqen. den Maschinisten Otto Köhler, ab gelöst batte, liess Guth den bereits abgessellten Motor wieder einlaufen. Plötz lich ertönte ein furchtbarer, weitbin vernehmbarer Knall. Der 12 Pferde starke Diesel.Motor war explodiert und völlig auseinandergertssen worden. Dabei wurde Gutb furchtbar verbrannt und verstümmelt. Der Kopf des Nermsten glich einer unförmlichen Masse, und am qanren Körper waren schwere Verletzungen festzustellen. Der Tod muss auf der Stelle eingetreten sein. Der noch im Maschinenbause anwesende Maschinist Köbler ist mit leichteren Ver- brennungen ini Gesicht davongekommen. Die Explosion war so gewaltig, daß teilweiie das Manerwerk durchschlagen worden ist und niedrere Pfund schwere Mauerstücke durch die Fenster geschleudert wurden. Im Nebengebäude wurden etwa 70 Fensterscheiben zertrümmert. Guth ist verheiratet und Vater von drei Kindern im Alter von 1 bis 6 Jahren. i. Hohenstetn-Er., 19. November. (Bei den Stadtverordneten wahlen! wurden folgende Kandidaten gewählt: Schlosstrmeister Ewald Lange, Musterreichnereibesitzer Ebersbach. Fabrikant Schubert, Prokurist Weigert, Kauf- mann Layritz, Kaufmann Kretzschmar (bürgerliche Parteien), und Expedient Eichler und Geschäftsführer Griessbach tioz.'. Die vereinigten bürgerlichen Parteien verloren 2 Sitze an die Sozialdemokraten, deren Stimmenzunahmr ganz erheblich ist. IZz Schneeberg, 18. November. (Grobfeuer.) Gestern früh '/,5 Uhr brach, wie bereits gemeldet, im Werkstättenbause des Tischlermeisters Fischer am Frauenmarkte aus noch unermittelter Ursache Feuer aus, das reiche Nahrung fand und auch auf das Wodnhaus Übergriff. Beide Gebäude brannten voll ständig aus. Vernichtet wurden viele Vorräte. Kaum war man heute mittag mit dem Ablöschen der Trümmer fertig, als im Nachbarhaus Feuer auSbrach. Es brunnte das Wohnbau- und die Nebengebäude des Stadtrate- Bernhard Härtel am Markte, die an die Brandstelle des Fisckerschen Hauses angrenzten. Wahrscheinlich halte unbemerkt im Holzwerke rin Funke sortgeglimmt, der beut« zum offenen Feuer führte. Bei den Löschversuchen stürzte der Schornsteinfeger meister Wohlrab ab, trug aber glücklicherweise nur leichtere Verletzungen davon. Durch schnelles Eingreifen der Feuerwehren von hier, Neustädte!, Griesbach und Oberschlema wurden die Nachbargebäude gerettet. sA Schneeberg. 18. November. (WahlfäbigkeitSprüfung.) Bei den im Laufe der vorigen Woche unter Vorsitz des Schulrats Hörig. Zwickau am hiesigen Seminare abgehaltenen WahlfähigkeitSprüfungen erhielten in den W ss nschaften 1 1, 1 Ib, 4 II», 7 II, 5 Ild und k 111». Ein Kandidat unter zog sich der musikalischen Prüfung and erhielt hierbei Ild. lfff Eibenstock, 19. November. lAbgelehntes Gesuch.) Das Gesuch einer ar»hen Zahl von Einwohnern des Orte- Hund-Hübel um Errichtung einer Haltestelle an der Bahnstrecke Eibenstock ober-unterer Bahnhof wurde von der Generaldirektion der Staatsbahuen in ablehnendem Sinne beschieden. i. Paffenvorf bei Dippoldiswalde, 19. November. (Tödlicher Un glücksfall.) Ter Arbeiter Lebmann von hier verunglückte im naben Edle Krone in einer dortigen Holzstoffsabrik tödlich. Beim Langholzabladen traf dem bedauernswerten Mann ein Stamm dermassen heftig an den Kopf, dass er sofort tot war. * Radeberg. 19. November. (Lia schwerer Automob il-Uafall) ereignete sich am Busstag auf der Radeberger Landstrasse bei Langebrück. Nur durch die Geistesgegenwart de- Chauffeurs nahm Ver Unfall einen glimpflichen Aus mng. Ein aus Radeberg stammende- grosses Automobil kam die etwas abfallende Strasse heruntergefahren, während ein mit einem Maultier be spannter, mit dem Kutscher und einem Au-träger besetzter Milchwagen einer Dresdner Molkerei bergauf fuhr. Ungefähr 10 Meter vor dem Automobil scheute das Maultier und sprang nach links. Der Chauffeur riss seinen Wagen ebenfalls nach der anderen Seite, konnte jedoch einen Zusammenstoss nicht mehr vermeiden, wobei der Milchwagrn vollständig umgeworfen und zer trümmert wurde. Der Kutscher wurde in den Strassengraben geschleudert, blieb jedoch unverletzt. Ter Austräger flog auf das Vorderteil des Automobil- und erlitt durch Älassplitter Verletzungen am Halse. Das Maultier erlitt ebenfalls schwere Verletzungen. Tas Automobil wurde am Vorderteil vollständig ein gedrückt und musste durch Pferde weggrbracht werden. Ans Sachsens Umgebung. Altenburg, 18. November. sFolgenschweres Versehen.) In Kriebitzsch trank eine Frau irrtümlicherweise Salzsäure und starb bald darauf. -II- Halle a. S., 18. November. (Die Stadtverordneten) beschäf. tigten sich in ihrer letzten Sitzung eingehend mit der Frage der Errichtung eine« städtischen Krankenhauses, eine Angelegenheit, die wegen idrer finanziellen Trauweite — es handelt sich um Millionen — für die Stabt Halle von ausser ordentlicher Wichtigkeit ist. Da di« Meinungen über die Notwendigkeit einer solchen Anstalt auseinandrrgingen. so kam e» in der Versammlung zu scharfen Kontroversen. Während der Hallesche Krankenkassenverbond ans Grund einer Statistik eine Krankenhausnot nachwrist und auch der Magistrat auf dem Standpunkt steht, dass hier «In städtische« Krankenhaus wenn auch nur in kleinerem Maßstabe, erbaut werden müsse, verurtne« die Vorsteher der Halleschen Krankenhäuser, namentlich aber der Direktor der Kgl. Universitätskliniken, da- Bedürfnis. Bei der Besprechung der Angelegenheit, der eine Petition des Krankenkassenverbandes, die durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt wurde, zugrunde lag. wurden auch lebhafte Klagen Über die Verpflegung und Art der Behandlung in den Kgll Kliniken laut. * Pößneck, 18. November. <Streik.) Hier haben infolge einer ans Leipzig eingeiroffenen Meldung über einen dort aasgebrochenen Ltokkateurstreik auch die vier beschäftigten Stukkateur« einer Geraer Firma dir Arbeit nieder gelegt. Die Geraer Firma beschästigt onch in Leipzig Stukkateure. U. Eilenburg, 18. November. (Erhängt anfgefuadea) wurde die Ehefrau des Maurer« Richter im nahen Gross-Lrostttz. Sie ist Mutter von 12 zum Teil noch unerwachsrnen Kindern. Eta voraufgegaugene« eheliches Zerwürfnis scheint der Grund zu diesem unseligen Entschluss« zu sein. Der erwachsene Sohn entdeckte die Leiche bet seiner Heimkehr in seinem Schlaf raum, einer Dachkammer. O Zeitz, 19. November. sOr g a n i sie n f r a g e.) In einigen Orten der Grafschaft Camburg und der Provinz Sachsen weigern sich die Lehrer, den Organistendienst zu den bisherigen Sätzen weiter zu ver- richten. Die Gemeinden scheinen aber nicht willen» zu sein, mehr zu geben. So haben die Ortschaften Aue und Sridewitz jetzt den musikalisch veranlagten Tischlermeister Paul Krug auS Schkölen al» Organisten bestellt. I Zeitz, 18. November. (SchwereUnsälle) Gestern mittag gegen 12Uhr stürzte in der Webeistrasse das vierjährige Söbnben Otto der Familie Rupprich, da- von den aus Arbeit gehenden Eltern eingeschloss-n worben war, auS dem Fenster der Dachwohnung aus die Strasse. Das Kind, das lebensgefährliche Kopfwunden erlitt, wurde in das Krankenhaus gebracht, wo daS zweite Kind der Familie, das sich kürzlich gefährlich verbrannte, ebenfalls schwer krank Laniebertiegt. II. Delitzsch, 18. November. (Kreisverband der Gemeiudebeamteu.) Der aus den Ortsgruppen Eilenburg, Bitterfeld, Delitzsch, Düben und Zörbig deS Zentralveibandes der Gemeindebeamten Preußens gebildete Kreisverband (Drlitzlch-Bitterfelds hielt seine erste Versammlung im „Hotel zur Linde" hier ab. Der Vorsitzende, Herr Polizeisrkretär Girfeler-Eilenburg, dielt einen Vor trag über die in Aussicht genommenen Ruhegehalt-kaffen für Gemeiudebeamtr. Ferner wurde beschlossen, den Sitz deS Verbände» au den Wohnort des Vor sitzenden, nach Eilenburg, zu verlegen und die nächst« Versammlung im April 1909 in Bittrrsrld abzuyalteu. II. Bitterfeld, 18. November. (Auszeichnung. — Sin Lebens müder. — BiSmarckverein.) Dem seit einem Jahre infolge UnglückSfalle« aus dem Dienste geschiedenen Eisenbahnschaffner Tartzscd, der bei Lag und Nacht 31 Aahre lang seinen Weg täglich von Paupitzsch nach Bahnhof Bitterfeld und zuruck marschierte, wurde das Allgemeine Ehrenzeichen überreicht. —- Im Abort des Perlonenbahnhofes wurde der anscheinend auf der Durchreise befindliche Arbeiter Engelbert Kleine, 48 Jabre alt, auS LobmSdorf (Bezirt-Haupttnanaschast Braunau) erhängt aufgefundrn. Bei dem Lebensmüden wurden keinerlei Wert- gegenstände vorgesunden. — Nach dem Geschäftsbericht deS Bismarckvereins für Bitterfeld und Umgegend ist auch im letzten Vrretnsjahre die Angelegenheit des zu erbauenden BiSmai ckturmes sehr geivrdert worden. Am Schlüsse diese- Jahre in eine Summe von etwa 12 000 vorhanden. Die vom Verein veranstaltete Sebanirier ergab allein einen Urbrischuss von 72Ü.16 Der ganze Bau würde bei Vergebung an den Mlnbestfordernden etwa 16000 koste«. Wegen der Platzsrage wurde ein Vertrag mit der Muldensteiner Papierfabrik angenommen. Bon den eingereichten Entwürien zum BtSmarckturm wurde der des Regierungs- baufübrerS FaliciteS zur Ausführung bestimmt. F Eisenberg, 19. November. (U n f L l l e. — B r a n d.) Am Diens tag stürzte das Jahre alte Kind de» Porzellanarbeiters Heinecke in der Jabrikstrasse in einem unbewachten Augenblick kopfüber in einen grossen, mit Wasser gefüllten Topf und ertrank. Alle Wiederbelebung», versuche blieben erfolglos. — Durch einen Fehltritt stürzte am Dienstag abend der Gutsbesitzer Emil Bliedtner von der Scheune herab auf die Tenne. Er trug eine schwere Gehirnerschütterung davon und liegt hoff- nungslos darnieder. s. Rosslau (Anhalt), 17. November. (Le i ch en fu n d.) Gestern früh wurde eine männliche Leiche im Chausscegraben bei Neeken aufgefunden. Es stellte sich heraus, dass es der alte Drainagearbeiter Wilhelm Quell malz aus Borna (Bez. Leipzig) war. Er arbeitete in der Tornauer Feld mark und war nach Feierabend nach Necken gegangen, um einige Sachen zu besorgen, sonst wohnte er in Rodleben. Von Neeken ist er gegen 7 Uhr fortgegangen, hat sich wahrscheinlich hingesetzt, ist eingeschlafen und erfroren. Auf dieser Strecke ist am Abend noch viel Verkehr gewesen, jedoch hat ihn bei der starken Dunkelheit niemand bemerkt. Letschen a/E., 17. November. (Ein Gaunerstreich.) Ein frecher Gaunerstreich wird hier lebhaft besprochen. Am 12. d. M. erschien bei dem hiesigen LelchenbestatiungS-Unlernehmer Herrn Kron eia ungefähr 50 Jabre alter Mann, der vorgob, dass er der Landwirt Josef John au« Losdorf sei und die Absicht habe, das Begräbnis seines am Vortag» verstorbenen Vater« durch Herrn Kron besorgen zu lassen. Sein Bater sei Au»g«di«ger aewesen, habe ein Aller von 70 Jahren erreicht und im Hause Nr. 8K in Losdorf gewohnt. Er bestellte einen Sarg und bemerkte dann, dass er denselben, ioevie die anderen zum Begräbnisse notwendiaen Gegenständ«, da er am folgenden Taqe ohnehin mit einer Fuhre Erdäpfel nach Letschen komme, selbst nach Lottorf mitnehmen werde. Zum Schlüsse meinte er, dass ihm Herr Kron eine Gefällig keit erweisen könnte. Er habe Einkäufe in Letschen zu besorgen, leider aber zu wenig Geld mit. Herr Kron half ihm darauf ohne weitere- mit einem Geld- belrage aus. Erst später erfuhr Herr Krou, dass er einem Schwindler auf- nesesien sei. Nach den Erhebungen hat der Schwindler am darauffolgenden Tage sich in Falkendorf derumgetrieben, wo er mehreren Personen gegenüber äußerte, in LoSdorf werde nächstens ein Lebendiger begraben werden. Vernrischter. Ei« deutscher Reserveleutnant in Frankreich verhaftet. Aus Paris melde« unS ein Privatte leg ramm unseres ^.-Korrespon denten: Die Geheimpolizei in Brest arretierte den Referendar W ilhelm von Braun, angeblich Reserveleutnant im zweite« Garde artillerieregiment in Berlin, der auf seinem Erholungsurlaub i« der Bretagne in einem der vornehmsten hiesigen Hotels abaestiegen war und mehrere Zimmer in der Stadt gemietet batte und Schüler zu sich lockte. Man beschlagnabmte angeblich annotierie Landkarte«, feruer neu« Tagebücher und unzüchime Photographien. Braun verbrannte eine zahl reiche Korrespondenz. Ein letzter Brief auS Leipzig befindet sich in den Händen der Polizei. — Zu dem Vorfall berichtet feruer ein zweites Telegramm aus Brest: Der hier verhaftete angebliche deutsche Reserve- osfizier war der Behörde schon seit langer Zeit durch sei« Treiben be kannt. Er ist auö Deutschland ausgew«esen und verbringt seine Zeit auf Reisen. In seinem Koffer sand man Juwelen im Werte von über 80 000 Fr. Nutzen der Polizeihunde. Bei der Aufsuchung des ermordeten Förster« Titte! aus Harburg a. E. hat sich wieder der große Nutzen der Polizeihunde gezeigt. In einem Zimmer des Er schossenen war dem Hunde Witterung gegeben worden. Darauf be zeichnete ein Gärtner etwa 10 Minuten von der Wohnung enifernt die Spur deS vermißten Jägers. Der Hund wurde abgeleint und ging entgegen der Weisung des Gärtners in westlicher Richtung los, wo man tatsächlich den Schwerverletzten fand, während er angegeben hatte, sich nach einem südöstlich gelegenen Ort begeben zu wollen. In der Nähe des Tatortes ist ein Ruckjack sowie ein erlegtes Reh unter Moos versteckt aufgefundea Worten. Ta» «unsittliche" Dornröschen. In der Schule eine» Städtchen» in Nieverbayern befand sich in dem Lehr«immer für die unterste Abteilung unter den für den Unterricht bestimmten Wandbildern auch eine Abbildung vom Dornrö Schen. Mcinbolv, dessen Amchauungö- bilcer allgemein und rühmlich bekannt sind, hat auf diesem B lde die wohlbekannte Szene daraestellt, wie daö schlafende Dornröschen vom Prinzen g weckt wird Niemand wird cS je eingefallen sein, daß die jugendliche Schamhaftiakeit dadurch auch nur im mindesten gefährdet wurde. Das zu enireckcn, war, nach der „Bayrischen Lehrerzeitung", einem jungen Herrn au« dem Priesterstande Vorbehalten. Drser kam als Kateche« der obenbezeichneten Schulabteckung in da» betreffende Lebrzimmer und fand da» geaannte Bild so sittlichkeit-gefährlich, bass er es obne weitere« auS dem Lokale entfernte. DaS gefährliche B,lv gehört zu den amtlich genehmigten Lehrmitteln. Irtg. Rabin« tu Schlesien. Nach einer in diesen Tagen erfolgten Untersuchung der bekannten Quelle in Bad Centnerbrunn im Euden- g'birgc, Schlesien, besitzt die Centnerbrunner Quelle eine deutliche Radioaktivität. Offenbar durchfließt bas Wasser vor seinem Austritt auf die Oberfläche Steinschichten, die Radium enthalten und nimmt hierbei einen Gehalt an Raviumemanation an. Weitere Untersuchungen sind im Gange. Jedenfalls dürfte durch den bisherigen Befund schon die von jeder erprobte Heilwirkung de« Wasser» aufgeklärt sein. * Da» Fliegentheater. In der königlichen photographischen Gesell schaft zu Lonvon zeigte kürzlich ein junger Beamter Fliegen, die die merkwürdigsten Dinge verführten. Eine Fliege ». B. legt sich auf de« Rücken und hält zwischen den Füßen «inen llewea Korkball, den sie durch fortgesetzte Gthbewegung in schnelle Drehung versetzt. Eine andere Fliege ^«tzt sich auf einen eigen» für sie gebauten Stuhl und wiegt eine kleine Puppe im Arm usw. Alle diese Kunststücke konnten in der Gesell schaft mit Vergrößerungsgläsern betrachtet werde« iuuv wurden dann kioematographisch ausgenommen. Der.Bändiger" behauptete allerdings nicht, daß die Fliegen wirklich adaerichtet seien; von der Fliege, die auf dem Rücken liegend mit dem Ball spielt, vermutet er zum Beispiel, daß sie ihre Lage falsch beurteile und alaube, an einer Fläche entlang zu geben, denn sie setzt diese Bewegung stundenlang fort. Der junge Fliegen forscher zeigte außerdem Vorrichtungen, mit denen er die Muskelkraft der Fliegen bei den einzelnen Bewegungen gemessen hat. Schwere wetterkataftrotzde tu Sübftalien. Au» Rom wird ge meldet: Au- Sizilien und Süditalien sind hier Nachrichten über schwere Verheerungen emgegaagen, dir durch Regengüsse ver ursacht worden sind. Aus Catania wird gemeldet, daß in Riposto mehrere Häuser eingeslttrzt sind. Es sind Verluste an Menschen- leben zu beklagen, zahlreiche Familien sind obdachlos. Fast alle Fischerbarken wurden zerstört. Die Eisenbahnverbindungen zwischen Catania und Syraku», sowie zwischen Catania unv Messina sind unterbrochen. Einige Persournzüge liegen auf der Slrrcke, doch droht dem Leben der Reisenden keine Gefahr. — In Messina sind die öffentlichen Gärten überschwemmt, der Eisenbahnverkehr ist unterbrochen. In Casalvecchio sollen einige Menschen umgekommev und mehrere Häuser eingestürzt oder schwer beschädigt sein. — Aus Syraku» kommt die Nachricht, daß hundert Reffende iniolge der Ueberschwemmung auf dem Bahnhof von Priolo eingeschlosseu sind. HiliSwagen sind dahin abgegangen. — Ein Telegramm aus Reggio in Kalabrien besagt, daß ,u Melito mehrere Häuser emgestürzt sind. Auch in Reggio selbst soll einer BlLttermelvuug zufolge ein Hau- ein gestürzt fein. Eine Person ist tot, eine andere verletzt. In Siveno rst eine Flscherbarke gescheitert, zwei Insassen ertranken. Die Juwelen der Prinzessin Louise. Schon wieder einmal beschäf tigt, wie man aus Brüssel schreibt, die Prinzessin Louise von Belgien vie Oeffentlichkeit. Es klagte gegen die Prinzessin die Juwestnsirma Joses Reiners Erben, die bis zum Jahre 1897 der Prinzessin Juwelen für rund 28 000 Kronen geliefert hatte. Die Hälste halte nach vielem Hin und Her im Jahre 1901 der Prinz Philipp von Kobura beglichen. Den Rest stundete die Firma der Prinzessin so lange, bis sie, sei e» durch Erbschaft oder Geschenk, wieder zu Vermögen gelangen sollte. Da« war nun durch den Tod der Königin Henriette von Belgien der Fall, die der Prinressiu eine halbe Million hinterließ. Wie der Anwalt der Prinzessin auSsührte, sei diese aber nie in den Besitz dieser Erbichaft gelarnt, da die Gläubiger, die eine dreimal so hohe Summe als der auf die Prinzessin Louise gefallene Nachlabteil zu beanspruchen haben, sofort alles mit Beschlag belegten. Sehr inter essant gestaltete sich die Verlesung des Testamente» der Königin Henriette von Belgien. In dem Testament, da» am 25. De zember 1901 errichtet wurde, findet sich folgende Stelle: „In Gemäßheit meine» Ehevertrage» habe ich auch daS Recht, über meiae Mltgist zu verfügen. Ich habe davon auch nicht einen Centime erhalten, weder vom Kapital noch von den Zinsen. Alle meine Nach forschungen, die ich anstellte, um eine Spur dieser Mitgift zu finde», sind erfolglos gewesen." DaS Gericht beschloß, den Sachwalter der Prinzessin Baron Goffiuet, den Advokaten RenS Bihin sowie noch zwei weitere Brüsseler Zeugen zu vernehmen und dann daS Urteil (christlich zu verkünden. Eine Vernehmung König Leopold», der doch am ehesten über den Verbleib der Mitgift Auskunft geben könnte, wurde «benso wie die Vernehmung der Gräfin Lonyay abgelehnt. — Prinzessin Louise lebt trotz der gerichtlichen Klagen nach wie vor aus großem Fuß unv läßt sich nicht das Geringste abgeben. Die Spitznamen der Weine. Rheinische Winzer und Zecher haben dem „Heurigen" den Namen „Zeppelin" beigelegt, teils zur Erinnerung an Zeppelins Triumphe im Jahre 1908, teils mit Rück sicht darauf, daß der diesjährige Wein „hoch" über vielen anderen steht. Der Brauch, solchen Jahrgängen der Weinernte, die in guter oder schlimmer Art hervorstechen, Spitznamen -u geben, ist schon viele Jahrhunderte alt. Der abscheuliche Krätzer, der anno 1529 wuchs, er- hielt den Spottnamen „Der Wiedertäufer"; auch „Türken wein" wurde er genannt, weil damals Soliman Wien belagerte. In besserem Andenken steht der 1540er, der wegen seiner -östlichen Eigen- schäften den Ehrennamen „ H e r z e n s s a lb e" erhielt. Der ausge- zeichnete 1851er ist noch heute berühmt als „ F o r s ch e r w e i n "; auk diesen Namen wurde er auf Vorschlag GustavSchwabs mit Bezug auf den grossartigen internationalen Naturforscherkongreß in Stutt gart getauft. Von diesem Jahrgang sang Schwab: „Die Traube diese» Jahres quoll Zum Ruhm der Wissenschaften, Und unsrer Gäste Name soll An diesem Weine haften. . .. Bricht einst de» Leben» Nacht herein, Wird unsre Hütte morscher' So schenkt uns noch ein Enkel ein Vom starken Wein der Forscher . . / Der edle 1846er wurde „M i ch e 1" genannt der saure 60er -um An denken an den vorangegangenen Krieg in Italien „Garibaldi", der giftig-saure 71er „ Turkos ", der womöglich noch saurere 79er mit Bezug auf den türkischen Krieg „Schipka". Sauer war auch der 87er, der im Hinblick auf die damalige „Affäre" den Spitznamen „Schnä bele" erhielt: „DaS 87er Weinerle, DaS will mir nicht recht scheinerle, Zu trinken wär'S ein Wonnerle, Doch fehlte ihm daS Sonnerle. Dann kam dazu ein Fröstele, Und gab ihm noch das Nestele. Die Beeren, hart wx Klickerle, Haut auf man mit dem Pickerle Und tut sie bann in« Kelterle Mit einem derben Schelterle. Komm her, du kleines Lumperle, Ich halt dich unters Pumperle, Dann kriegst du etwas guckerle Und durchgebläut das Buckerl«! Du unschuldvolles Tränkerl«, Wir wollen dich nicht -änkerle, Kannst Deutschland nicht benebele, Drum nennen wir dich — Schnäbele!" Den 1894er taufte man wegen deS chinesffch-iapattischen Kriege« „Wei-hei-wei", der vortreffliche 95er erhielt dagegen den Ehren namen „BiSmarck" mit dem Wunsche: „Möge daS Patenkind des Altreichskanzlers mit den Jahren ebensoviel Feuer und Geist ent wickeln, wie der Pate selbst, und möge eS in seinem hohen Alter die edle Milde deS ehrwürdigen Greises von FriedrichSruh gavinnen!" Bis marcks 80. Geburtstag war in jenem Jahre mit allgemeiner Be geisterung gefeiert worden. Den 96er Jahrgang bezeichneten witzige Winzer als „ L i - H u n g - Ts ch a n g ", und zwar, weil er, ganz, wie der schlaue Chinese, viel versprach und wenig hielt. Ein zweiter Spitz name des 96ers lautet „Moses", d. h. der aus dem Wasser gezogene' Der 1898er Krätzer erhielt den Spottnamen „tzenryder Hals abschneider" nach dem französischen Oberst, der im DreyfuS-Prozess eine so traurige Rolle spielte. Ein erfreuliche» Gegenstück zu dem Krätzer „Henry" vor zehn Jahren bildet jetzt «der würzige, kräftige „Zeppelin . oläisartzsclAinuok d»»t»e Lr»«lr für «atzt«, «t»ek» 14tl„. Sois- »uN»>», IVltttt«» urkunsllok, g«f»nti« Nir out»» r>»z»n, v«ed0e,t»e Omt«»»»N. — k!<>g»nt» vetgli,»!-Ltui«. — «M KNUg» p>»i»» — ketzsttllotz In <-t»i6M»e»ntz«n4tuns<n. 'M, MM MM », M L TV ». korn.pr 19»» D
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