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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.11.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190811194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19081119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19081119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-11
- Tag 1908-11-19
-
Monat
1908-11
-
Jahr
1908
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Strafrechtspflege möglichst große» Eiufiuß zu bekomme». I« Rahmen nnstreS beule geltenden Rechn» haben wir folgende Institutionen, die wir euphemistisch Ingen dgericht«barkeit nenne» können: Wo es stch um jugendUck« An» geklagte handelt, führt der Bormundschaflsrichtrr im Schöffengericht den Borsitz. Oder wenn «ine Hauptverhaudluoa gegen «inen Jvgenblichrn »»steht, wird der Aürsorgrverria veranlaht, dir Verhältnisse vor her festzusiellen. Oder endlich wird jeder einzeln« Fall, rhr di« Anklage erhoben wird, einem an» Männern und Frau«« bestehenden Fürforgrau-fchusse unterbreitet, der denselben prüft, und »ach feinem Befund wird der Etaatsanwaltichast die AngelegendeU übergeben über nicht. So wird es schon im Oberlandesgerichtsbezirk Hamm gehandhabt und das scheint sehr beachtenswert und ausbilduugssähig. Rach dem Entwürfe der Strafrechtsreform wird es der Staatsanwalt ganz in der Hand haben, ob er gegen Jugendlich« Vorgehen will oder nicht. Im letzteren Falle überlätzt er es der Vormundschaft», behörd«, der Schulbehörde oder dem Erzieher, durch Mahnung oder ander« ge eignete Mittel aus den Jugendlichen defs rnd etnzuwirkeu. ES kana ader auch ei» Füriorger oder eine Fürsorgerin bestellt werden, di« den Zögling nur für bestimmt« Zeit unter Aufsicht hat. Zu begrüßen ist es, datz auch Lehrer tu den Jugendgerichten sitzen solle». Anstatt in UatersuchangShast, die nur verderblich wirken kann, genommen zu werden, soll der IEndliche in einem Asyl, in einer Familie oder an einer anderen geeigneten Stell« unter gebracht und es soll ihm stet» «in Beistand vor Gericht gestellt werden, wozu auch Frauen erwählt werdrn können, der Richter soll da ganz freie H«d haben. Der Fürsorgeverrin soll der Staatsanwaltschaft stet» ein Berater sein hier liegt feine iegrnöreiche Tätigkeit. Wenn die Vereine ober all« ihr« Aufgaben erfülle» wollen, dann ist r» ganz nnerlätzlich, daß sie sich zentralisiere», zn einer einheitlichen Organisation zusammenichließen, die Fürsorgrvrreine, dir Frauen'üiid«, dir Kinderschutzvereine, Vereine sür Unterbringung entlaffrnrr Strafgefangener, Waiseupflegervereinr, BahnbofSmisston und ander« haben da» io Berti» schon mit bestem Erfolge getan. Die Gericht« und die Staatsanwaltschaften müssen in ganz Deutschland wissen, an wen sie sich zu ballen, mit wem sie sich in Verbindung z» setzen haben. Zur Leitung und Verwaltung dieser Zentrale muß ein« tüchtig« -rast im Hauptamt« gegen angemessen« Besoldung gewonnen werde» »ad di« Mitglieder der Vereine, wenigsten« aber die Mitglieder der Vorstände müsse» sich eiae gute Kenntnis der einschlageude» gesetzliche» Bestim- muuge» aujurignen suchen, wa» in Kursen geschehen könnte, in denen Richter und Rechtsanwalt« Vorlesungen halten. Auf eine solch« Vorbildung ist ein große« Gewicht za lege», denn obne sie wird häusig viele Zeit und Kraft nutz- los aufgewe»det. Professor voa Liszt hat recht: Nicht nur das Herz für die verwahrlosten Brüder einsetzen, auch den verstand! * Als Pfleaeri« »es Deutschtums im Ausland tritt in neuerer Zeit die evangelische Kirche stärker hervor, worüber wir folgende Mitteilung erbalten: Da« Bvlkergemisch, da- unsere in allen Teilen der Welt lebenden LandSlente umgibt, bringt vielen von ihnen erst zum Bewußtsein, welchen Bund Deutschtum und evangelisches Christentum miteinander geschlossen baden. Infolgedessen macht sich gegenwärtig in dieser deutschen AuSlankS-Diaipora da» Bestreben eine» Zusammenschlüsse« zu Kirche», und Schularmrinden immer stärker geltend. Wo solche bereit» bestehen, da sind sie, wie allgemein anerkannt wird, nicht nur PflegsiSttrn evangelischer Frömmigkeit, sondern auch eine- gesunden nationalen Sinne». Daß in ihnen die deutsche Muttersprache gepflegt wird» ist selbstverstäudlich. Wo nun Familien deutscher Herkunft auf eugem Raum beieinander wohnen, wie in den Hauptstädten und Handelszentren de« Au-land« oder in Kolontiation-gebieten, die eine zirlbewußt geleibte Ein- Wanderung ausnadmen, sind die Einrichtungen für Gottesdienst und Schulunter richt verhältnismäßig leicht zu beschaffen, und dir meisten dieser Au-land»- gemeinden stehen auf eigne» Füßen. Ander» in den Gegenden, die nur einen geringen Prozentsatz deutscher Einwanderer auswrisen, und wo die Kolonisten obendrein der Nationalität nach möglichst bunt durcheinander gemischt wurde», wie in gewissen Teilen Südamerika». Dort läßt die schwierige Lage der Ansiedler diese lange Zeit nicht über die Befriedigung der alleinotwendigslen Leben-bedürf- nisse hinauskommrn. Ohne Mithilfe der deutschen Heimat ist bei ihnen an Kirche und Schule nicht zu denken. Im Hinblick auf diese mißliche Lage vieler unserer Landsleute hat die preußische Landeskirche einer großen Anzahl kleiner deutscher Gemeinden in Südamerika die Möglichkeit gegeben, sich ibr anzu. schließen. Die sächsische folgte ihrem Beispiel uns gewährte mehreren deutschen Kirchgemeinden in Chile einen engeren Anschluß, der im März d. I. durch ein besondere« Kirchengrsetz die staatliche Genehmigung erhielt. So bekommen jetzt die drei „sächsischen" Kirchgemeinden Valdivia, Victoria und Temuco in Chile vom LandeStonsistorium zu Dresden ihre Geistlichen und teilweise auch Gemeindepflegerinnrn und Kleinkinderlrhrerinnen. An mehreren anderen Orten besteht der lebhafte Wunsch, auch einen eigenen Pastor oder doch weuigstea» eine deutsche Schule mit evangelischem Schulunterricht zu erhalten. Zur Ausbringung der hierfür nötigen Geldmittel ist für den Totensonntag im Bereich unserer Landeskirche eine allgemeine Kollekte ausgeschrieben. Sie dient, wie gesagt, gleichzeitig einem evangelischem und nationalen Zwecke und verdient daher allseitige Förderung. * Akademisches Turnen. Von der Leitung de» Allgrm. Akademischen Turnabend Leipzig wird un» geschrieben: „Der Allgem. Atadem. Turnabend .Dorotbeenstraße 6) zählte im vergangenen Jahre 213 Teilnehmer iThrol. 30, Jur. 18, Med. 13, Phil. 127) aller Fakultäten und Farben mit einem Gesamt- turnbesuch von 3530 Mann. Am SommerturnkursuS beteiligten sich 31, amSpiel- kursu« 11, die Vorturnerprüfung bestanden 7, da» Turnlrhrerexamen sechzehn Studieren:«. TaS in jeder Beziehung wohlgelungene Schauturnen fand am 2(1. Februar bei 82 aktiven Teilnehmern statt. An den Veranstaltungen in- und außerhalb des Schlachtseldgaue» nahmen 78 aktiv, 72 passiv teil, Zahlen, die wohl allen Urteilsfähigen beweisen dürften, daß auch bet einem rein akademlich gehaltenen Turnbetriebe engste Fühlung mit dem großen Ganzen besteht und der dem Atadem. Turnaoend geflissentlich gemachte Vorwurf der Exklusivität zum mindesten unbegründet ist. 28 Siege, davon 4 auf dem Xl. Deutschen Turnfest in Frankfurt a. M. errungene, beweisen zur Genüg« die qualitative Leistungs fähigkeit dcS Akacem. Turnabends. Letzterer turnt Mittwochs und Sonnabends '/.6 bi« ' ,8 Uhr und zählt zu Beginn diese» Semesters 177 Teilnehmer. * Die Abend-Motette in St Johanni» am Freitag, den 20. No- vember, abend« 8 Uhr brtnqt die Chöre „Selig sind die Toten" von Alb. Becker und „Siehe, wir prellen selig" von F. Mendelssohn-Bartholdy, sowie Soli sür Sopran (Frl. Kubel) und Cello (Frl. Weinhold). Die Orgel spielt Herr Karg- Elert. Ter Eintritt ist frei. Programme mit Text an den Äirchtüren. -e. ZurAufführungSrechtSfrage. Die „Deutsche Saalbes.-Ztg." gibt in ihrer Nummer vom 1. November in Sachen der Tantienufrage folgende Anweisungen: 1) Jeder Saal- und Konzrrtlokalinbaber ist verpflichtet, seinem Musikdirektor durch eingeschriebenen Brief zu verbieten, Musikstücke zu spielen, auf welche die „Genossenschaft deutscher Tonietzer" Tantiemeanspruch erheben kann. 2l Noch empfeblenSwerter ist, den Musikdirektor einen entsprechenden Revers unterschreiben zu lassen. 3) Bon Zeit zu Zett, besser gesagt, möglichst oft, hat jeder Saal- und Konzrrtlokalinbaber ein Programm zu entnehmen und unter Zrugrngegen- wart den Musikdirektor zu fragen, ob er etwa, dem Verbote zuwider, tantieme pflichtige Sachen auf dem Programme hat. Sollte das bejaht werden, so muß er daß Spielen derirlbe» verbieten. Die Zeuge» sind zu notieren. Die Saal- und Konzertlokaliuhaber, die nach dieser Anweisung verfahren, werden von keinem Gericht verurteilt werden können. 4) Jeder Kollege muß r» als eine seiaem Stande schuldige Ehrenpflicht anseheu, mit der „Genossenschaft deutscher Tonsetzrr" eioen B.rtrag nicht abzuschtießen. * Le» Erichsen. Da- Verdienst Leo Erichsen«, de« un« Leipzigern von seinen fiührren Abenden und seinen Kurien in Gedächtnislehr« bekannten Psycho logen ist «S, die Ergebnisse der modernen Physiologie und Piychologte prattisch bi« an die Grenze einer stannenerregenden Möglichkeit verwertet zu haben. Besonder« in der Ausbildung de« Gedächtnisses bat Erichsen ganz phänomenale Erfolg« gehabt. Tie Experimente, die er ausführt, gewinne» bet Wieder- holuuge» nur noch an Interesse. Fanden deshalb auch bet seinen gestrigen Vorträgen im Hotel de Pruss« den stärksten Beifall eine« zahlreichen Audi torium«. Neben-Demonstrationrn de« Kombination«- und GedächlniSvrrmögen«, oder noch mehr wie diese sind seine Demonstrationen aus dem Gebiet« der rein w.ssenschaftlichrn Physiognomik und Telepathie, die er nächsten Sonntag wieder holen wird. * Der König von Dänemark ist heute früh, von Hamburg kommend, mit Gefolge und Dienerschaft hier eingetroffen und hat im Hotel Hauff« Wohnung genommen. * A»S dem GastvirtSgewerbe. Für bereits bestehende Lchankwirtschaften erhielten anderweit Erlaubnis: ». Zum Bier- und Branntweinschank: Paul Voigt, Leipzig, Nürnberger Straße Nr. 40, Hermann Loos, Leipzia-Sellerhauien, Torgauer Straße 32; d. zum AuSschank nichtgeistiger Getränke: August Schelm, Leipzig- Kleinzschocher, Windorfer Straße 68. Neue Erlaubnis erhielten: u. Zum Bier- und Branntweinschank: Oswald Jacob, Leipzig. Lindenau, Demmeringstraße S3, b. -um AuSschank von Flaschenbier, Likör und Wein in beschränktem Umfange: Auguste verehel. Wenzel, Leipzig, Mahlmannstraße 7, e. zum beschrankten Wein- und Likörschank (Erweste- rungs: Vinzenz Seidel, Leipzig, Nikolaikirchhvf L. * JunilUtzSauSschnb- Unserem Berichte über die am Dienstag abend abgebaitene 4. Plenarversammlung ist noch folgendes uachzutraarn: Dem Jnuungsau-schusse beigrtrelen ist die hiesige Steinmetztnnung. Die Bürsten- binderinnung zeigt an. daß die JnnungsgelkbSfte von jetzt ab vom neuen Ober meister E Wenge, Krcmorinzstraße 60 geführt werden. Die Schneiderinnung hat mitgeteilt. tast an Stelle des verstorbenen Obermeisters Ludwig Götze das Vorstandsmitglied Tb. Oberländer mit der einstweiligen Führung der Jnuungsgejchält« betraut worden ist. Die Schornsieinfegermeistrr- Jnnung feiert am S. Januar im Zoologischen Garten die Feier ihres 200jäh- rigrn Bestehens. Beschlossen wurde, auch im nächsten Jahre eine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten in bisheriger Weise zu veranstallsd. Angeregt wurde, in Zukunft auch die Arbeiten der zu Michaelis auSIernenden Lehrlinge mit zn prämiieren. In da» AuSktellungskomitee wurden die Herren Graubner, Scheibe. Haußmann und Schenk gewählt. * Die Turnerschaft des Vereins sür Volkcwohl veranstaltete am Sonn- tag im Saale de« Vrrrinshau'es einen Uoterliattungsabend. Der starke Besuch les Unternehmens stand ganz im Einklang mit der Güte des Unterhaltungs stoffes. Neben ansprechenden Musiknummrrn wurden von bühnenfesten Mit- gliedern eine Reihe heiterer Vorträge geboten, wobei durch die sinnreiche Be nutzung wichtiger Zeitereignisse vielfach große Wirkungen erzielt wurden. Di« Tururrei war mi« formenschönen Gruvven am Vock, mit einer humoristischen Vorführung der Turnerinnen ^daS Pferd und di« Turnerin) und durch wobl- gelungene Barren-Handstandgruppen der schwierigsten Art vertreten. Dir glatte Ausführung eines frischbelebten Schwankes beschloß Las Programm und dann wurde getanzt. * Kvxjert der 4. Realschule i» Palmengarten. Zum Besten de« Stipendienfondö und der Chorkasse führte der Schülerchor der 4. Realschule mit Gymnasialklassen letzten Sonnabend im Großen Saale de» Palmengarten» ein woblgelungrueS Konzert auf. das durch di« Gegenwart des Herrn Bürgermeister Roth nebst Gemahlin, sowie der Herren Sladträte Lange und Nagel aus gezeichnet war. Zu den vortrefflichen GesangS-, Geigen- und Klaoiervorträgen voa Schülern gesellten sich Sologesänge, die Frau Baumeister Löbe, Frl. Jenny Schlegel und Aenne Liusel in liebenswürdiger Weise übernommen hatten, dir verbindende Dellamatiou in Adolf stlages' Märchendichtuni „König Drosselbart" sprach Herr Paul Münch. Am Klavier begleitete Herr Organist Hans Hiller. Dir Firma Mannborg in Lindenau hatte das Harmonium, das Herr Dr. Kühn spielte, bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Die Leitung des Ganzen lag in den altbewährten Händen des Gesanglehrer» der 4. Realschule, deS Herrn WablS. Der Palmrngartensaal, der mit der Schulfahne geschmückt war. war gut gefüllt, und die Erlchirnene», Eltern der Schüler, Freunde und Gönner der Schule geizten nicht mit ihrem Beifalle. Hoffentlich hat auch der materielle Erfolg den Erwartungen entsprochen. Dem Konzert folgte eia geselliges Bei sammensein. * Indische Myftia. Am Freitag wird der Orientforscher und Jogin Peryt Shu eine Seance intime der Fakirkunst im Künstlerhaus halten. Herr Peryt Shu zeigt die echte in der Grdankenkraft und Konzentration beruhende Jogu der Inder; auS welcher die Fakiikunst und ihre verblüffenden Wunder hervorgehen. * Jagdergebnis. Vorgestern nachmittag fand in den städtischen Waldungen bei Connewitz rin« Treibjagd statt, bet der 1 Rehbock, 1 Hase, 19 Fasanenhähn« und 65 Kaninchen zur Strecke gebracht wurden. „Geld «der Leben!" I» Weißenfels erfolgte di« Festnahme des 16 Jahre alten Laufburschen Alfred Woldemar Reichstein aus Eutritzsch, der am 16. d. M. in einer Wohnung in der JobanniSgaffe auf den mit ihm be freundeten 18 Jahre alten Mechaniker Walter MöbiuS au» einem Terzerol einen Schuß abfeuerte, der den jungen Mann in die rechte Brustseite traf. R. hatte daraufhin di« Flucht ergriffen. Nachmal» wurde in einem Zimmer, durch das er gelaufen war, ein Paket mit scharfen Patronen vorgefundrn, dessen er sich wahrscheinlich bet der Flucht entledigt batte. * Bermitzt wird seit dem 10. d. M. die in der Sidonienstraße wohnhaft gewesene Arbetierin Berta Helene Fiedler, geboren den 25. März 1890 tn Altenburg. St« ist voa mittelgroßer schlanker Gestalt, bat dunkelblondes Haar, länglicher, blasse» Gesicht, spitze Nase, an der linken Wange eine Narbe, trug schwarzen Rock, grünkarierte Bluse und schwarze» Jackett. — Ferner wird ver mißt seit demselben Tag« au» der elterlichen Wohnung in der Sidonienstraße der 13 Jahre alte Schulknabe Friedrich Franz Hempel. Der Knabe ist von schmächtiger Gestalt, hat blonde» Haar, runde» blaffe» Gesicht, blaue Augen, trägt graugrüne Joppe, braune Hofe, gelbe Lederschnallenschuhe und dunkle Mutze. ss Unfälle. Auf einem Neubau an der Eisrnbahnstraße in L^Neuschöne- feld stürzte vorgestern ein in der Osthelmstroße wohnhafter, 48 Jabr« alter Zimmermann etwa eine halbe Etage hoch vom Gerüst herab und erlitt hierbei einen Rippenbruch. — In der Frankfurter Straße stürzte gestern abend ein 28 Jahre aitrr Erdarbeiter aus Leutzsch mit feinem Fahrrade. Der Mann trug eine Verletzung am linken Kniegelenk davon. * I« eine« Ttratzenbahnwagm »o« Krämpfe« befallen wurde gestern rin Tifchler aus Kleinzschocher. Der BeoourrnSwrrte mußte auS dem Wagen gebracht und im Rettungswagen in feine Wohnung geschafft werde». * Nmgrftürzter Petrolenmwagen. In der Mothes straße in Eutritzsch stürzte gestern ein mit Petroleum und Brennspirilu» beladene» Fuhrwerk um, wobei der Grschirrsührer vom Kutscherbocke auf die Straße geschleudert, aber nicht verletzt wnrce. Der Inhalt mehrerer mit Petroleum nnd BrrnnspirUu» gefüllter Flaschen war auf die Straße gelaufen, die deshalb von der Feuerwehr gereinigt werden mußte. * Freiwillig stellte stch der Polizei ein 29 Jahre alter Expedient an» Großballhaujen, der in einem Rechtsanwaitsbureau in Stellung war und daselbst GeschästSgelder in Höhe von mehreren hnndert Mark unterschlagen batte. * Rachschlüsfelöiebe entwendeten aus einer Wohnung in der Linden« tbaler Straße ca. S0„4, einen goldenen Damenriag mit Scklangenlopf. eine runde Granatbrosche, eine stlbecne Brosche — Zweimarkstück mit dem Bildnis de» GroßberzogpaareS von Weimar —, zwei vergoldete Kreuz«, ein schmales goldene- Armband, ein« neusilberue Schtiisselubr und eine Damenhalskelte. — Auf dieselbe Weise wurden au» einem Geschäft-lokal in der Lothringer Straße 28 gestohlen. * Bestohlene Kinder. Wiederholt trat in dec Ostvorstadt, zuletzt in der Dresdner Straße, «ine Unbekannte auf, die kleinen Kinkern, die au-geschickt sind Einkäufe besorgen, die ihnen mitgegebenen Geldbeträge abnimmt. Die Diebin ist von schmächtiger Gestalt und schwarz gekleidet. * Uhrendiebstahl. Nach Zertrümmern einer Schaufensterscheibe eine» Geschäft-lokale» tn der Großen Fleischernasse wurden 3 goldene Damenuhren und rin mit weißer Seide au-geschiagene» Etui, enthaltend 8 goldene Schlips- nadeln und 4 Medaillon», gestohlen. * Aus frischer Tat ertappt. In einer Badeanstalt im Südviertel wurde ein 18 Jahre alter Klempner von hier beim Diebstahl eine» Porte monnaie» mit Inhalt auf frischer Tat abgefaßt und der Polizei übergeben. Einen gleichen Diebstahl halte der Verhaftete bereit- vor einiger Zeit in einem Bade tn der Ostvorstadt ausgesührt. * In Hast genommen wurde eiue 20 Jahre alte Kellnerin au» Zwönitz, die in Altenburg eine wertvolle Busennadel gestohlen halte, die auch in ihrem Besitz vorgesunden wurde. — Ferner wurde ungehalten ein 17 Javre alter Former, al» er eine Anzahl neue Bücher zu veräußern versuchte. Dteselben hatte er au» einem Bnchhändlerwagen gestohlen. * Gestohlen wurden ferner au» einer Lnftscheuue an der Delitzscher Chaussee elwa 140 Ballen Stroh im Werte von ungefähr 200 in einer Gastwirtschaft in der Großen Fleischergasse rin Portemonnaie mit 60 einem Handrl»mann von au-wärt», der im Wartesaal de» Dresdner Bahn hose» etngrschlafen war, dir Taschenuhr; au» der Lesehalle am Johanni»- platz rin fast neuer Winterüberz^rber von fchwarzgrauem Stoff, mit Mono gramm L. L, und au« einem Lokal in der Windmühlen st raße ein schwarzer Wiaterüberzieher mit Monogramm L. k. Ja einer Laich« dies«» Ueberziehrr« befand sich eine Geldrolle von 10.4! tn Aehnpfennigstückrn; an« einer Wohnung in der Rietfchelstraße eine goldene Damen-Rrmoatoiluhr mit langer silberner Kette und einer silbernen Münze al« Anhängsel; t» drr Rrichsstraße »in Fahrrad, Marke „Deutschland", und in der Grenzstraße ein Fahrrad, Marke „Suhler Stahlrad", Nummer 14 025. * Aeuerbericht. Im sog tzahaekamm aerietea i» vergangener Nacht mehrere daselbst ausgestapelle abgenutzte Holzschwellen, vermutlich durch Biand- slistung, in Brand. Da» Feuer wurde sofort unterdrückt, der Braadschaoen ist ganz gering. — Ein Essrnbrand fand brate morgen i« einem Hause drr Dorotheen st raße statt. Die Feuerwehr beseitigte schell jede wetterr Gefahr. * Zertrümmerte» Schaufenster. Sestern abend t» der 8. Stunde fuhr ein Speditionsgeichirr io da» Schaufenster eine» Friseur» in drr Geliert straße. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Anderer Materialschaden ist nicht entstanden. Ebcnio wurde niemand verletzt. Die Ursache war zu schnelles Fahren. Drr Kutscher machte stch eiligst an« dem Staube, ohne Laß seine Personalien sestgestellt werden konnten. Au» -er Umgegend. * Mockau. 18. November. sDie Wohnungszählung) am 1. November d. I. hat folgendes Resultat ergeben: In 308 Gebäuden l1907: 306; 1906 : 297) wurden 1927 Wohnungen festgestellt (1907: 1898; 1906: 1925). Davon waren nur 33 unbewohnt, bas sind 1,71 Proz. (1907 : 56: 1906 : 67). Geschäftslokale, einschließlich gewerblicher An lagen, sanden sich 206 vor (gegen 194 und 146 im den Vorjahren). Bon diesen standen nur 5 leer, wahrend 1907: 10 und 1906: 16 unbenutzte Räume gezählt wurden. ES ist also in bezug auf da« Wohnungswesen in unserem Orte ein erfreulicher Fortschritt zu verzeichnen. ff Stünz, 19. November. (Bon einem Pferde geschlagen) wurde hier der bet einem Kohlenhändler in Arbeit stehende 30 Jahr« alte Kutscher Emil Bauerdors. Der Mann erlitt eine schwere Odrrschenkelverletzung, so Laß er im Leipziger Krankenhaus« ausgenommen werden mußte. ff Wiederitzsch, 18. November. (Unfall.) Ein bei einem GutSpächter hier beschäftigter 35 Jahre alter Arbeiter wurde, während er eine Dreschmaschine bediente, durch den derabsallendrn Treibriemen im Kreuz nnd an einem Beine derart schwer getroffen, daß er in da» Leipziger Staotkrankenhaus gebracht werden mußte. w. Böhlitz-Ehrrnberg, 19. November. (Eiubruch-diebstahl.) Nachdem vor einigen Wochen in Burghausen und Gundors mehrere Einbruchsdiebstädle verübt worden sind, wurde vor einigen Tagen bei dem Handelsmann Karl Kühling hier, Leipziger Straße 62, au» einem Schranke eine Schachtel mit ungefähr 250 Inhalt gestohlen. Der Betrag war für Ankauf von Weih nachtsbäumen bestimmt. Von den Dieben fehlt jede Spur. Etwaige Wahr nehmungen über die Diebe sind der Gendarmeriestattou Leutzsch ober der hiesigen Gemeindebörde mitzuteilen. Aus Sachsen. Dresden, 19. November. * Hofbericht. KöniyFriedrichAugust, der am 24. November im Schlosse Sibyllenort eintrifft, empfängt daselbst am 29. November den Besuch des Fürsten zu Lippe-Detmold zur Jagd. — Im Auftrage des Königs überreicht am 20. November Flügeladjutant Major v. Eulitz dem Offizierskorps des 1. Seebataillons in Kiel das lebensgroße, von Georg Meckes gemalte Bild des Monarchen. ** Zu dem veretlcllen grotzen Bankschwindel, über den wir bereits telegraphisch ausführlich berichtet haben, wird noch gemeldet: Der Täter hat nicht nur in ganz raffinierter Wei'e die Dresdner Bank mit Hilfe des Fern sprecher» um 75 000 zu beschwindeln versucht, sondern auch die Dreistigkeit gehabt, mit einem hohen Beamten der Kriminalpolizei ein Telephon gespräch über den BetrugSversuch. al» ein angeblicher Bekannter, zu versuchen. Lieser Trick scheint ihm aber zum Verhängnis geworden zu sein, denn die Kriminalpolizei ließ durch das Fernsprechamt sogleich feststellen, von wo aus der verdächtige Anruf erfolgt war. Sofort begaben sich Kriminalbeamte mit Droschke nach dieser am Tippoldiswaldaer Platz gelegenen Stelle. Dort wurde sestgestellt, daß soeben ein Herr nach einem abgeschlossenen Telephonranm Nach frage gehalten und dort auch ein Gespräch geführt habe. Der Herr habe soeben das Lokal verlassen. Die Verfolgung wurde sofort ausgenommen und e» ge lang den Kriminalbeamlen, den „Gesprächsführer", der obne Zweifel mit dem versuchten Bankbetrug in Zusammenhang steht, festz u n eymeit'.' Es ist der am 9. Mai 1873 in Lindau geborene „Schriftsteller" Georg Küuzlrr. Für die Untersuchung ist r» von Wert, feslzustrllen, wo sich Künzler in den letzten Tagen ausgehalten hat. Er selbst gibt an, er sei am Blend des 14. d. M. von München in Berlin angekommen, habe dort feste Wovnnng nicht gehabt, sondern habe die Nächte bis DienSiag. den 17. d. M., der der in der Charlottenburger Straße in Berlin wohnhaften Lina Reimer verbracht, deren genauere Wohnung und nähere Personalien er nickt anzugeben vermöge. Diese Angaben entivrechen wohl nicht der Wahrheit. Es ist vielmehr anzunehmen, daß der Verhafte mindesten» die Nacht vom 16. »um 17. in Dresden in einem Gasthause oder einer Pension verbracht hat. Künzler selbst leugnet zunächst jede Beteiligung a» dem versuchten Schwindel. G t. Ertmmttschau, IS November. (Tödlich verunglückt. — Rabiater Henueniägrr.) Ein entsetzlicher Unglück-sall ereignete sich gestern Vormiltag in einer hiesigen Tuchfabrik. Ein 16jährigrr Arbeiter betrat in der Frühstücks, pause Len Fahrsllldl und stieß, al» dieser in die Höhr ging, beim Heraus- sehen aus einer Oeffnnng an einen Ouerriegel, wodurch ihm da» Genick gebrochen wurde. Drr Tod trat sofort ein. — Im naben Lanrnbain schoß am Sonntag morgen ein fremder Mann eine Henne und nabm diese an sich. Al» der Besitzer und dessen Knecht den Dieb verfolgten, schoß dieser auf die Männer, ohne zn treffen; er wurde frsigenommen und im Gasthof unter- gebracht. Al- der herbeiqerufene Gendarm den stechen Jäger in Empfang nehmen wollte, war der Vogel bereit» au-geflogrn. Am Montag abend wurde er in der Person de» Weber» Spiersch au» Crossen a.O. hier verhaltet. t>k. Chemnitz, 19. November. (Selbstmord. — Furchtbarer Selbst mordversuch.) Am Dienstagabend Hot stch der IS Jahre alte Kaufmann Robert Hünlein au» Chemnitz vom Limbacher Zug überfahren lassen, wobei der Körper glatt durchschnitten wurde. — Einen furchtbaren Entschluß faßte eine in der Augustusburger Straße wohnhafte 35 Jahre alte SchtosserS- ehefrau. Nach einem vorhergegangenen Streit mit ihrem Mann übergoß sie sich mit Spiritus uod brannte diesen an. Ihr Manu kam glücklicherweise rechtzeitig hinzu und riß ihr die brennenden Kleider vom Leib«. Schwerverletzt liegt die Frau danieder. Vocstefslicste füi» Zeise u.iffnur: ÜlWlO'M Met in IL?-Lockung 40 ?f. Illltv8 LWUmvr, riÜKSl IMS riLlliiios. E kann an der Tatsache nicht rütteln, daß Kathreiners Malzkaffee stch seit über 18 Jahren bewährt hat, sich der Gunst aller BevölkerungSklafsen erfreut und von Millionen Menschen getrunken wird. — Wer ihn noch nicht kennt, mache einen Versuch. Ein viertel Paket kostet nur 10 Pfg. und ist in jedem Geschäft erhältlich. Kathreiners Malzkaffee hat aromatischen Kaffeegeschmack, ist völlig unschädlich und kostet nur etwa den vierten Teil soviel wie Bohnenkaffee. Seldß dir raffmertrße Relilam der Kgilkilmn;
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