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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.08.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080810026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908081002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908081002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-10
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
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«r. 221>. LV2. Jahr«. in die Verhandlungen eia Telegramm an Graf Zeppelin, in dem die patriotischen Grüße der Versammlung und die Hoffnung Ausdruck finden, daß das nationale Werk trotz des Unglücks energisch seiner Vollendung entgegeugeführt werde. Die nächste D«uerf«hrt. * Frteprich-tzafeu, 8. August. Oberingenieur Dürr äußerte, al- wichtigste Lehre aus der Dauerfahrt habe zu gelten, daß die zur Fortbewegung des Luftschiffe- dienenden Motoren bei gleicher LeistungS« lähigkeit weit kräftiger gebaut werden müßten. Die Pferdekrast- stärke der Motoren habe sich al- ausreichend erwiesen. Bon einer dem Grasen Zeppelin sehr nahestehende» Persönlichkeit wird mitgeteilt, der Grat habe sich dahin geäußert, er hoffe, bis spätestens in vier Wochen mit Modell 3 die Mainzer Fahrt wiederholen zu können. Deutsches Reich. Leipzig, 10. Slugust. * Der Deutsche Flottenverein sür die Nheinprovinz nahm in seiner gestern in Köln abgehaltenen Hauptversammlung zu der Neubesetzung reS Präsidiums Stellung. Bor Antritt in die Tagesordnung hielt der Oberpräsident sür die Nheinprovinz Herr v. Schorlemer-Lieser eine Ansprache, in der er betonte, daß er es nicht für angebracht halte, auf die früheren Verhältnisse zurückzukommen, welche die Krisis im Flottenverein hervorgerufen habe. Den zurückgetretenen Herren sei man Anerkennung schuldig, zu dem neuen Präsidium aber müsse man Vertrauen haben. Der deutsche Flottenverein werde seinen alten Kurs beibehalten. Er hoffe, daß eS dem Verein gelingen werde, auch in Zukunft seine Tätigkeit nicht an der Grenze einer Partei oder eines Bundesstaates erlahmen zu lassen. In einer angenommenen Nesolution wurde ausgesprochen, daß die Haupt- veisammlung des Deutschen Flottenverein- für die Rhrinprovinz unbe dingt auf dem Boven der Danziger Resolution steht. Die Versamm lung begrüße mit Genugtuung die (Erklärung des Präsidium-, daß die Unabhängigkeit des Vereins in jeder We>se gewahrt werden soll und daß dem Verein daS Recht zustehen müsse, eigene Ansichten über die Weiteeentwickelung der deutschen Flotte zur Geltung zu bringen. * Ter Vertretern« der liberalen Arbeiterdereine hielt gestern in H o f (Bayern) seine erste Versammlung ab und hat folgende Resolution beschlossen: Tie zum Landesverband vereinigten Organisationen erklären sich als rein politischen Verein und lebnen jeden Versuch, sich mit den gelben Arbeitern zu identifizieren, ab. Als politische und auf dem Boden vollster KoalisationSsreibeil stehende Organisation übt der Landesverband keinen Zwang auf die wirtschaftliche Organisation seiner Mitglieder aus. Er lehnt es deshalb ab, ihnen eine bestimmte BerusS- oiganisation vorzuschreiben. Er sieht aber eine seiner Hauptaufgaben in rer Aufklärung seiner Mitglieder über Ziel und Bedeutung der mo dernen Gewerkschaftsbewegung. Er erstrebt endlich die Organisation aller Arbeitervereine in eine politisch neutrale Gewerkschaft. * Ter Loztaldcmokrattsche Kreistag für be» Wahlkreis Zeitz- Weistenfels-Raumbur« hat kürzlich in Drohssig stattgefunden. Dem Geschäftsberichte war zu entnehmen, daß die Zahl der in sozialdemo kratischen Vereinen organisierten Mitglieder von 3487 auf Z77K gestiegen ist. Zeitz hat u. a. 8l3 (-s- 8 gegen daS Vorjahr), Weißenfels 739 -s- 136), Teuchern 358 (-s- 3), Naumburg 140 (— 70), Hohenmölsen 140 (-j- l9) Mitglieder. DaS Bolksblatt hat im Wahlkreise über 8000 Abonnenten. Für daS zu gründende eigene Blatt sind 2705,24 E eingegangen. Die Gemeindewahlen ergaben für Zeitz 4 sozialdemokratische Genuindevertreter und für Teuchern 2, sür 30 Landgemeinden je einen Vertreter in der dritten Abteilung; Zangenbera hat außerdem einen solchen für die zweite Abteilung gewählt. Die Bereinskasse erzielte bei 27 50l,60 L Einnahmen einen Kassenbestand von 8411,61 Der Kreistag entschied sich einstimmig für Anstellung eines Parteisekretärs und daS Arrangement von Vortragszyklen über uichtpolitische Themata. Der nächste Kreistag soll in Naumburg abgehalten werden. Ein vom Redakteur Thiele-Halle eingebrachter Antrag, beim Nürnberger Parteitag zu beantragen, daß durch umfassende Agitation die Tatsache allgemein bekannt gemacht werde» daß durch private Vereinbarung von Eingehen eines ländlichen Dienstverhältnisses die durch die Gesindeordnung fest gesetzte einjährige Dienstzeit und vierteljährige Kündigungsfrist auf gehoben werden kann, wurde angenommen. * NeichsiagSersatzwahl. Aus Landau (Pfalz) meldet uns ein Privattelegramm unseres V/.-Korrespondenten: Die Sozialdemo kraten stellten als Kandidaten sür die NeichStagsersatzwahl ,m ersten pfälzischen Wahlkreis den früheren Bäckermeister, jetzigen Privat mann und ersten städtische» Adjunkten Binder von Ludwigs hafen auf. * Gegen die geplante ElcktrizitätSslener protestierte am Sonnabend abend eine vom Demokratischen Verein Schöneberg bei Berlin einberujene Versammlung. Nach einem Vortrage von Dr. Heiß und l-bhaster Debatte wurde folgende Resolution vorgeschlazen: „Der Demokratische Verein Schöneberg gibt seiner Entrüstung darüber Ausdruck, daß in einer Frage, die die Interessen der Steuerzahler aufs einschneidendste berührt, in der Frage der Neichöfinanzreform, die Negie rung es bisher noch nicht sür nölig gehalten hat, den Entwurf zu Leipziger Tageblatt. «»«tag, 1«. «»Mft 19V8. veröffentlichen, um so den Interessenten Gelegenheit zur Dis kussion darüber zu geben. Ganz entschieden muß protestiert werden gegen den Plan, Steuern auf Elektrizität und Licht einzufübren. Die Versammlung erblickt in solchen Steuervlänen das Bestreben, wiederum den Agrariern eine Liebesgabe in der Bevor zugung der Spiritnsproduktion zu gewähren. Ferner muß gefordert werden, daß das Reich endlich einmal der Bankerottwirtschaft immer neue Schulden zu machen, ein Ende macht, daß nicht immer eine Finanz reform die andere jagt, sondern das Geschäftsleben endlich einmal von der fortwährend auf ihm lastenden und jede Initiative hemmenden Furckt vor neuen Steuern befreit wird." — Die Resolution wurde von der Versammlung einstimmig angenommen. Ausland. * Zur Förderung des Teutschtums in der Schwei; hat sich in Basel ein besonderes Komitee gebildet. Ein Privattelegramm meldet uns: D. Basel, 10. August. cPrivattestgramm.) Hierselbst hat sich gestern ein Komitee aus hervorragenden Deutschen der Schweizerkantone gebildet, welches die Erhaltung des Deutschtums und die Förderung der hoch- deuttchrn Sprache in den deutschen Kantonen der Schweiz bezweckt. * Tschechische Unverfrorenheiten. Man schreibt UN- aus Prag: Es gibt kein Völkchen auf der Welt, das in Großmannssucht und in Haß gegen alles Deutsche die Tschechen übertreffen würde. Und doch hat kein Volk mehr Ursache zur Dankbarkeit gegen das Deutschtum als dieses; denn alle Bildung, alle Kultur und Freiheit hat es deutschem Geiste zu danken. Von dieser kleber- bebung und diesem Deutschenhaß sind wieder einigeBeifpiele zu verzeichnen. Sowurde im Prager Stadtrat der Antrag einstimmig angenommen, die Generaldlrektion der k. k. Staat-babnrn aufzufordern, bei den über die Grenzen iahrenden Wagen der Durchgang-züge Erkennungstafeln mit tschechischen Aufschriften anzubringen, wie z. B. krnno—vruzckkwzc—I-ipeüc (Prag-Dre-drn-Lripzig) und umgekehrt — oder Vickou—Korimdori- (Wien—Nürnberg). Die Gleichberechtigung verlange dieses. Ob die reich-deutschen Babnverwaltungen diesen Uebermut ruhig hin nehmen werden? Wie die Kinder zum Deutschenhaß erzogen werden, bewetien die sich jetzt täglich in Prag erneuernden Kundgebungen. Aus allen tschechischen Gemeinden werden Kinderzüge nach dem „goldenen Mütterchen" Prag veranstaltet. Die Stadtverwaltung befördert diese Kinder auf der elektrischen Stadtbahn unentgeltlich. Wenn nun abends die Rückbeförderung der Kleinen aus der Ausstellung in die Stadt erfolgt, balten alle die Motorwagen vor dem deutschen Kasino, ohne daß dort eine Haltestelle ist. Auf Befehl singen dann die Kinder am „Graben in den Wagen sitzend das tschechische Hetzlied gegen alles deutsche „Üroma Relclo" und „käs äomuo muj" bringen dann ein „8l»va" dem tschechischen Volke, worauf die Fahrt fortgeietzt wird. * Georg Rastitsch, der durch feine Aussagen im Cetinler Bombenprozeß und durch eine Broschüre über die großierbtsche Propaganda die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, ist nun in sichere Obhut genommen worden. Ein Privat telegramm unseres Wiener b'-Mitarbeiters meldet: Wien, 10. August. lPrivattel.) Gestern wurde hier der Kronzeuge im Bombenprozrsse zu Cetinje und Verfasser der Broschüre über die groß serbische Propaganda Georg Nastitsch verhaftet und vom Chef der Agramer Staatspolizei nach Agram gebracht. * Tie Arbeiterbewegung in Parts soll offenbar roch nicht zur Ruhe kommen, trotz der großen Verluste, die gerade die »'rbcfter der Baubranche dadurch erleiden. Paris, 10. August. (Tel.) Die Erdarbeiter hielten gestern ein« Ver sammlung ab, welche von über 30t0 Personen besucht war. Mehrere Redner vielten scharfe Reden gegen die Regierung. Sie verlangten Ausbesserung der Löhne, verschiedene Abänderungen der Arbeitsbedingungen und Verminderung der Arbeitszeit, andernfalls der Ausstand proklamiert wcrdcu soll. * Aussperrung in Diincnurrk. In den Zeitung-- und Buchdriickereirn Dänemarks soll heute eine allgemeine Aussperrung einlretcn. Kopenhagen, 9. August. (Tel.) Nach langwierigen Verhandlungen cudete die gemeinsame Sitzung der Unternehmer und der Arbeiter in der Angelegenheit deS Konfliktes im Bnchdruckergewerbe resultatlos. Infolge- dessen wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Aussperrung in allen Buch druckereien und der AuSstand tn allen ZeitnngSdruckereien Dänemarks am Montag in Kraft treten. * Ter Bau der Sandscha»Lihn dürfte sich Infolge der Neugestaltung der inneren türkischen Verhältnisse etwas verzögern. Paris, 10. August. (Tel.1 Nach einer Meldung deS „Echo de Paris" dürste die türkische Regierung beabsichtigen, die Zustimmung zum Bau der Sandschakbahn nochmals vom Parlamente einzuholen. * LSnia« Pascha, der von den Jungtürken gefangen gehaltene General, ist fretgelasjen worden, in Saloniki eingetrosfen und dort mit großen Ehren empfangen worden. * Ter Schah von Persirn steckt in großen Nöten, denn die Geister, die er rief, wird er nun wieder los. Dem „B. T." wir» darüber berichtet: Petersburg, 9. August. lTei.) Nach den letzten Meldungen aus Teheran beginnt die Lage des Schahs tragikomisch zu werden. Als er die Reiterscharen aus den verschiedenen Stämmen zusammenrief, um eine zwei tausend Mann starke Armee zur Unterdrückung der Revolution und für seine eigene Sicherheit zu schaffen, hat er nicht darmi gedacht, daß diese undiszipli nierte „Räuberbande" genährt und besoldet werden muß. Jetzt herrscht Ebbe im Beutel deS Schahs. Die von der Russischen Bank früher erhaltenen Dar lehen sind bereits verausgabt. Die Schachiewanen, Kurden, Bachtiaren fordern ihren Sold. Sie drohen, den Palast, ja gauz Teheran zu zerstören. Die 500 treuen Kojalen des Schahs sind zu scdwach, um diese Horde zu beruhigen. Durch diese Umstände ist der Schah gewissermaßen der Gefangene seiner Prätorianer, welche die längst geplante Uebersiedelung des Schahs nach Sultanabad, wo seine Familie lebt, nicht zulassen. * Der abessinische Kronprinz, der Erbe des Thrones Meneliks und zugleich dessen Neffe, gedenkt, wie wir bören, nach Berlin zu kommen. Er wird im Dezember ia Rom erwartet, wo er dem König von Italien und dem Papst seine Auswantung zu machen gedenkt und Geschenke seiue- Vater- überreichen wird. Hieraus wird er die übrigen europäischen Höfe besuchen und auch i» Berlin Geschenke Menrltk- dem Deutschen Kaiser überbringen. * Die amerikanische Lchlachtschtfsflotte ist ia Auckland augekommeu. Leipzig** und sächsische Angelegenheiten. Wetterbericht -er Aönigl. Sachs. Lan-e»-wetterwarte z« Dresden. Voraussage sür den 11. August 1--8. Sndwestwinde, veränderlich, wärmer, trocken. * Für Donaueschingen. Das Postkartengeschäft von Franz Mar. tin, Grimmaischer Steinwcg. Eckhaus Querstraße, erklärt sich bereit, Beiträge für die Abgebrannten in Donaueschingen anzunehmen. * Auszeichnung. Die Königliche Krcishauptmannschaft Leipzig hat dem seit 10. August 1883 ununterbrochen im Dienste der Großen Leip ziger Straßenbahn stehenden Straßcnbahnschaffner Earl Heinrich Clauß in Lcipzig-Lindcnau, Karl-Hcine-Straße 58, sowie dem seit 19. Juni 1883 ununterbrochen bei der Firma F. E. Puls, Bürsten- und Pinselfabrik in Leipzig beschäftigten Wcrkführcr Julius Traugott Kluge in Leipzig- Plagwitz. Elisabeth-Allee 81, je eine BclobiguugSurkunde ausgestellt, die ihnen heute an Ratsstclle ausgehändigt wurden. * Vom städtischen Lieh- und Schlachthof. Wie wir schon berichteten, ist im vorigen Jahre der Verkehr auf dem städtischen Vieh- und Schlacht. Hof ein bedeutend lebhafterer gewesen, als in den letzten Jahren. Infolge dessen haben sich auch die Einnahmen beträchtlich gehoben. Sie betrugen 1907 1 564 312 -.V, gegen 1 368 601 im Jakre 1906, das sind also 195 711 mehr. Es war daher auch möglich, einen Uebcr schuß von 61571 an die Stadtkasse abzulicfern, während im Jahre 1906 überhaupt kein Ucbcrschuß erzielt wurde. Die Erhöhung der Einnahmen wurde hauptsächlich bei den Markt- und Schlachtgebühren, sowie den Ge bühren für Futter und Streu erzielt. Natürlich haben sich in entsprechen der Weise auch die Ausgaben erhöht. — Kongreß der deutschen Geigenbauer. In den Festsälen des Zentral, theaters begannen gestern unter Vorsitz des Herrn Ernst Keßler-Berlln die Verhandlungen LeS Verbandes Deutscher Geigenbauer in seiner 3. Haupt versammlung. Sie wurden durch ein herzliches Begrüßung-wort deS Herrn Alwin Wilfer-Leipzig eingeleitet, der die erschienenen Kollegen in unterer lieben Musikstadt Leipzig freudig willkommen dich und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Verhandlungen dazu führen möchten, auch weiter die Kunst des Geigenbaues hochzuhalten und zu fördern. Die Sitzung selbst eröffnete der erste Vorsitzende Herr Ernst Keßler-Berlin im Namen des Verbände- mit dem Hinweis, daß man gern Leipzig, die Musikstadt, zum Kongreßorl erwäblt habe. Habe eS doch nicht nur große Musiker, er erinnere an Bach, an David, an Joachim, sondern auch große Geigenbauer wie einen Bausch, ohne den kein Liebig zu denken sei, beherbergt habe. Auch die Neuzeit weise tüchtige Geigen bauer von Ruf wie Wilfer und andere auf. ES gelangte sodann das Protokoll der vorjährigen Hauptversammlung durch Herrn Mo «cke 1 - Berlin zur Verlesung, an dir sich die Ausnahme neuer Mitglieder schloß. Auf dem Kongreß selbst waren die Städte Eharlottrnbnrg, Berlin. Hamburg, München, Stuttgart» Danzig, Zürich, Cassel, Augsburg, Dresden, Breslau, Markneukirchen, Hamburg, Pest, Kiel, Leipzig, Hannover, Köln, Lübeck, Wien vertreten, rin Beweis sür das Interesse, das die Geigenbauer Deutschland- dem Verband und seinen Bestrebungen entgegen- bringen. Bei Erstattung deS Jahres- und Kassenberichts bemerkte der erste Vorsitzende, daß das abgelaufene Jahr ein kampfreiches gewesen und umsaug- reiche Arbeiten erfordert habe. Das Gedächtnis des Heimgegangenen großen Künstlers Joachim, durch dessen Hinscheiden auch der Verband einen großen Verlust erlitten, ehrte der Vorstand durch Kranzspende und Geleit. — WaS die Rechnungslegung anbetraf, so stellt sich heute der BermögrnSbestand des Ber- bandes auf 1789,47 ES folgte dann ein Referat des Verbandssyndikus Herrn Rechtsanwalt Dr. Meyerstein-Berlin über die Eintragung und Organi sierung des Verbandes in daS zuständige Bereinsregister. * Zur Mordaffärc Gicglrr. Im Verfolg unserer letzten Notiz über den angeblichen Bruder der Döll, den „Bruder aus Rußland" — dessen wir übrigens schon unter dem 14. Januar d. I. Erwähnung taten — können wir heute berichten, daß die Identität dieses „Bruders" mit dem -verhafteten Schmidt noch keineswegs feststcht. Ob die Staatsanwaltschaft ,dcr Meinung :st, daß dieser „Bruder aus Rußland" mit dem der Mit täterschaft verdächtigen Buchdrucker Walther Schmidt identisch ist, darüber läßt sich Authentisches natürlich gar nicht feststellcn, denn in der letzten Zeit wird über schwebende Untersuchungen eine noch viel strengere Dis kretion gewahrt als früher. Auch über die Wahrscheinlichkeit der Jdcuii- tät läßt sich nichts sagen, denn die Tüll hatte einen sehr großen Kreis von Hcrrenbekanntschaftcn, so war sie zum Beispiel unter den Geschäftsreisen, den auf der Strecke Leipzig—Bitterfeld—Berlin eine sehr bekannte Per- sönlichkeit nnd gar mancher könnte von einem Schäferstündchen mit ihr er zählen. Die erwähnte Kontoristin, der die Düll erzählt hat, „ihr Mann" sei zur Stärkung seiner Gesundheit auf längere Zeit nach Italien gereist, ist die siebzehnjährige Artistin Hochmuth, die im April dieses Jahres in Litsch ui Elsaß verhaftet wurde, wohin sie mit einem Zirkus gegangen Ivar, dem sie sich angeschlosscn hatte. Sie wurde vor einiger Zeit vom hiesigen Schöffengericht zu einer kleinen Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie der Düll Kleidungsstücke unterschlagen hatte, die ihr zur Aufbewah- rung anvertraut waren. Damals wurde die Tüll als Zeugin gegen sie vorgeführt. Die lange Untersuchungshaft hat der Döll übrigens nicht viel anhabcn können, denn sie sieht sehr wohl und gesund aus. Die Motive, aus denen heraus die Döll das Verbrechen an ihrem Geliebten Gicglcr kein Sterbebette von seiner Frau versprechen und schwören, daß sie dem I Sohn unauslöschlichen Hatz gegen die Oesterreicher ins Herz legen werde; > dcc Frau verspricht das. Ein Jahr später heiratet sic aber ui Mailand einen Oesterreichec. Darauf baut sich das Drama auf. Mehr kann ich augenblicklich nicht sagen, aber um eine heroische Oper handelt es sich ganz ilcher nicht; das Leitmotiv ist vielmehr einzig und allein in dem Gegensatz zwischen dem österreichischen Stiefvater und seinem italienischen Stiefsohn zu st.chen." Lconcavallo sprach dann über allerlei Italien interessierende Thcatcrfragcn. Aus die Frage, ob sein „Roland" in Italien aufgeführt wer)', antwortete er sarkastisch: „Da mütze :ch erst Leoneavai- iowSkl heißen! . . . Man braucht für diese Oper drei sehr gute Künstler, und mit den Stimmen, die wir gegenwärtig Italien haben, würde ich mich Len anspruchsvollen Mailändern oder Turinern gar nicht vorzn- stellen wagen." Bitter klagte der Komponist über die sogenannten „maß- acbendcn Kreise" in Italien, die von der Opcrnmusik nichts wissen wollten- Der Hof, die Minister, die Kammern, die städtischen Verwaltungen hätten nicht das geringste Interesse sür die Oper. Ein italienischer Komponist sei auf sich allein angewiesen und müsse sich — was er ja an sich selbst er- fahren habe — als Kapellmeister in Tingeltangeln oder als Musiklehrer durchdringen, wenn er nickt verhungern wolle. Erst wenn er berühmt geworden sei, interessiere sich der Staat sür ihn, um ihn . . . stärker zur Steuer heranzuziehen. Eine der Hauptursachen der Opernmüdigkeit sei die Haltung der italienischen Musikkritik, von deren Vertretern nur wenige etwas von Musik verstünden. Man bezeichne ihn, Mascagni, Puccini und noch einige andere einfach als „dir jungitalienischc Schule", und damit sei für die Kritik die Sache abgetan. Eine weitere Ursache der italienischen Opcrnkrisis erblickt Lconcavallo in dein Sängermongcl: Amerika hole sich die guten Sänger und Sängerinnen nah u-d nach alle herüber, und eine Besserung wäre erst dann zu erhofsen, wenn Caruso, Battistini, T'tta, Nuffo und andere wieder nach Italien zurückkchren wur den. Ter einzige Trost in all dem Unglück sei, daß noch das Publikum zu den „Jungen" halte und sich von der böswilligen Kriti-' nichts dremrcdcn lasse. Nur dem Publikum zuliebe könne man noch arbeiten und ver trauensvoll in den Kampf ziehen. * Die Sekretäre der Dichter. Die französischen Schriftsteller und Dichter können sich — dir Glücklichen! — manchen LuxuS erlauben, an den die Männer der Feder in andern Ländern auch nicht im Traume zu denken wagen. Wieviel deutsche Dichter z. B. mögen sich einen Privatsrkretär leisten können? Die Herren Franzosen aber können das, und die Theaterzeitschrift ,,Comoedia" nennt mindesten- dreißig Parnaßbrwodner — au- der dramatischen Sektion —, die ihre unsterblichen Werke einem Sekretär ia die Feder diktieren. Sehr viele dieser Sekretäre siav im Nebevamte selbst Dichter, so daß r- oft so auSsiebt. als ob der Sekretär bei dem „Meister" srondrte, um die dramatische oder lyrische Branche gründlich zu erlernen. Edmund Rolland- Sekretär ist Louis Labat. ein aut- gezeichneter Journalist nnd weit geschätzter Awateurphotograph. Labat, der in Bayonne lebt, fährt jeden Tag nach Cambo, um dem Dichter deS Cyrano" bei der Arbeit zu helfen. Maurice Donnay-Sekretär ist der Journalist Torqurt. JuleS BoiS, dessen spiritistische Studien sehr interessant sind, war lange Zeit Sekrelär de- Uaivrrsaldichter- Catulle Mente»: jetzt bekleidet diesen Posten der aus gezeichnete Lyriler «ad Romandichter Louis Payen, der Verfasser der „Trntation de l'abbö Jean". Alfred Capus' Sekretär ist Eduard Quet, Verfasser der guten Romane „LeS Charitables" und „En correclion". Francis de Croissels rechte Hand ist Pierre Bertrand, ein junger impressionistischer Maler, dessen Bilder im „Herbllsalon" und bei den „Unabhängigen" viel beachtet Wörden sind. Der Sekretär des Sensationsdramatikers Henry Bataille ist Maurice Magre, dessen Drama „Vellöda" bei der ersten Ausführung im Odöon einen sehr bedeutenden Erfolg erzielt hat. Sekretäre haben auch Bictorien Sardou, Paul Hervieu, Oktave Mirbeau, Pierre Wolff u. a. * Internationale «unftansstrllung der Münchener „Sezession" im Kgl. Kunstausslellungsgebäudr am Königsplatze. Bon dem Prinz-Regenten Luitpold wurde erworben daS Orlgemälde „Graue Stimmung" von HanS Borchardt in München. — An Private wurden verkauft: Angerer Max, Schwaz (Tirol), „Vorfrühling", Orlgemälde: Bergmann Julius, Karlsruhe i. B. „Rück kehr der Herde", Orlgemälde; Goossens Manie, München, „Freude", getönte GipSgruppe (II. Exemplar); Greiner Otto, Rom, „Tante Jnjerno XXII. Ge sangs und „Ganymed" Stiche; Habermann Hugo, Freiherr von, München, „Mädchenakt", Pastell; Keller-Reutlingen Paul Wilhelm, Fürstenfeldbruck, ..Abenddämmerung", Orlgemälde: Leisiikow Walter, Berlin tz, „Scharmützelsee", Oelgemülde; Samberger Leo, München, „Professor Julius Diez", Orlgemälde; Siegwart Hugo, München, „Steinstoßer", Bronze; Zügel Willy, München, „Löwin", Bronze. * LV. Internationaler Kongretz für Thalassotherapie tn Abbazia 1SV8. Dos Organisationskomitee des IV. Internationalen Kongresses für Thalassotherapie, der vom 28. bis 30. September in Abbazia tagen wird, ver sendet soeben eine erste Mitteilung, welche die Statuten, die Geschäftsordnung, die Liste der zur Diskussion gestellten Fragen und der Berichterstatter, di/ an gemeldeten Vorträge und die Tagesordnung enthält, ferner das Programm dcr geplanten Feste, der Ausflüge und Ausstellungen. Der Minister des Innern Freiherr von Bienertb und der Minister für öffentliche Arbeiten Dr. Grßmann haben da» Protektorat über den Kongreß übernommen. Das österreichische Eisenbahnministerium aewährt den Kongreßteilnehmern die Vergünstigung der Benutzung der II. Klasse gegen Bezahlung der III. loder I. Klasse gegen Bezahlung der II.). In allen jenen Staaten, welche der Thal assotherapie besondere Pflege zuweuden, haben sich Lokalkomitees gebildet, be deutende Vertreter der Seeheilkunde befinden sich unter den Referenten und Vor tragenden; io steht denn zn erwarten, daß der Kongreß in gemeinsamer Arbeit Hervorragendes leisten wird. Zugleich mit dem Kongreß wird eine Ausstellung medizinischer Apparate und pharmazeutischer Präparate veranstaltet, deren Be schickung allen großen Firmen nach vorhergehender Anmeldung offen steht. DaS Kongreßvrogramm wird aus Wunsch durch da» Organisationskomitee in Abbazia, dessen Vorsitzender Regierung-rat Pros. Glax tst, sowie durch den General sekretär des Deutschen LandeSlomiteeS, Dr. A. Oliven, Berlin, Luisrnplatz 2—4, und durch SanitätSrat Dr, Honnis, Königsberg i. Pr., versandt. * Die teuersten Bücher. Die Saison der Büchcrversteigerung bei dem bekannten Londoner Auktionator Sothcby ist vorbei und har auch in diesem Jahre sehr interessante Resultate gezeitigt. In einer englischen Zeitung werden die Hauptvcrkäufc noch einmal aufgezäblt. Aus dem bemerkens werten Verzeichnis seien die kostbarsten Bücher genannt. Am höchsten im Preise stehen nach wie vor die Shakcspeare-AuSgabcn; die ersten vier Foliobändc dcr überhaupt ersten Ausgabe wurden zu dem märchenhaften Preis von 77 500 Mart verkauft, dcr erste Band der Folioausgabc von 1623 erreichte allein 40 500 -kk. Ein zweites Exemplar, dritter Folioband, wechselte dagegen nur mit 10 500 -til den Besitzer. Neben Shakespeare müssen fast alle anderen Werke im Preise zurückstehen. Teuer ist noch ein sehr seltenes Buch von Caxton aus dem Jahre 1483, betitelt „Voragines goldene Legende". Es brachte cs auf 26 000 und nur die erste Ausgabe der „Biblia Pauperum" gelangte zu einem ähnlichen Preis, sie brachte 25 500 -./k. Sehr viel billiger sind Miltons Werke in dcr Erstausgabe, sie waren schon für „nur" 10 300 zu haben, und neuere Dichter, wie z. B. Shelley, sind mit 4400 -kk wohl kaum erwähnenswert. Man sieht, die eng. lischen Sammler sparen wahrlich nicht, um ihre Sammlungen zu vcrvoll- ständigen. Die Hauptkäufcr waren Thompson, Barbley, Edwards und Quaritch. * Tie Bibel in 412 Sprachen. Au» London wird berichtet: Der Rev John Sharp, der 28 Jahre lang die Oberleitung der Ausgaben von Bibel übersetzungen bei der britischen und ausländischen Bibelgesellschaft in Händen gehabt hat. ist setzt von seinem Amte zurückgelrrten. Bei diesem Anlaß machte er über seine Tätigkeit einige interessante Mitteilungen. 1880, al- er sein Amt antrat, war die Bibel in 238 Sprachen übersetzt; jetzt liegt sie in 412 Sprachen vor. Aber eS bleibt noch immer außerordentlich viel zu tun; gibt e» doch z. B. auf dem malaiischen Archipel mrbr al- 100 Sprachen, an die sich «och kein Ueberietzcr gewagt hat. und von den 150 indischen Sprachen haben erst 92 Bibel- Übersetzungen. Unendlich sind oft die Schwierigkeiten, die der llebersetzrr in pri- mstive Sprachen zn überwinden hat. Bei dem Nupö-Stamme am Niger in Afrika kann ein Wort acht verschiedene Bedeutungen haben, je nach dem verschiedenen Tonfall, in dem eS gesprochen wird, während im Druck doch nur rin Wort vorliegt. Eine der Ichwecsten Ausgaben hat die Bibelgesellschaft gerade jetzt vor. Ein Missionar in Süd-Lao» bei Annam hatte mit außerordentlicher Müde Teile der Bibel in die Eingeborenensprache übersetzt und sandte seine Arbeit zum Druck nach London. Die Schristzeichrn waren derart, daß besondere Typen hergesiellt werden mußten. Schließlich wurden die Korrekturbogen doch fertig; aber als sie nach Laos kamen, waren sowohl der Missionar wie seine Frau, die sie hätten lesen können, an der Cholera gestorben. Seit der Gründung der Bibelgesellschaft im Jahre 1804 sind über 209 Millionen Bibeln in aller Welt verbreitet worden. * Kleine «hrontt. Der in Leipzig ansässige Maler Schulze-Ros, gedenkt demnächst eine Wanderausstellung mit einer Au-wahl seiner Arbeiten zu veranstalten. Durch diese Ausstellung soll der Versuch gemacht werden, den Kunstsinn und da- Kunstverständnis der Bewohner de» platten Lande- zu fördern und zu beleben. Der Künstler wird, bi-herigea Gepflogenheiten ent- gegen, nur kleine Städte, die die Borsühruog von Werken der Kunst bisher nahezu ganz entbehrten, mit seiner Ausstellung drsuchro. — An» London wird ge meldet: Da» schöne Landbau» Burley on ihr Hill bei Oakham, da» Besitztum de» jüngst verstorbenen Kunstfreunde- und Parlamentarier- Finch brannte in der vergangenen Nacht nieder. Biele Knnstschätze wnrden dadnrch vernichtet, vor allem aber auch mehrere sehr wertvolle Cromwell-Brief. Der materielle Verlust beträgt 600000 Mark. — Serbien- erste Tragödin, deren Ruf freilich nicht weit über die Grenzen ihre- Heimatland»- hivau-grdruagrn, ist, wie au» Belgrad gemeldet wird, dort gestorben: Sofie Gioraiewitsch, vom Publikum kurzweg nach ihrem Kosenamen „Coca" genannt. Sie war di« erste weibliche Krast des Belgrader Nationalthealrr» und überhaupt de» ganze« Laude-, do» ihren Verlust sehr beklagt. „Coca" ist nur 28 Jahre alt geworden.
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