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Hier: Kartoffeln, da: Kartoffeln, wieder und wieder Kartoffeln, immer wieder Kartoffeln. Aber am Sabbat nach dem Tscholent (Eintopf): Kartoffelauflauf. Sonntag: wieder Kartoffeln. Di maschke Michl Gordon (1823-1890) Arr.: Reiko Füting Als der Heiratsvermittler zu meinem Großvater kam, um für meinen Vater um die Mutter zu werben, hat man geredet und geredet und es wurde nichts, bis der Schnaps ins Spiel kam. Durch Schnaps ist die Ehe vermittelt worden, der Vater wurde Mutters Bräutigam. Man hat wirklich bald Hochzeit gefeiert und die ganze Nacht Schnaps getrunken. Aus großen Gläsern haben alle getrunken zu Ehren des Bräutigams und zu Ehren der Braut. Durch Schnaps hat der Vater die Mutter genommen, durch Schnaps bin ich auf die Welt gekommen. Ich weiß noch, bei meiner Beschneidung ging der Schnaps nie aus. Die Menge rief: Viel Glück! Das Kind soll wachsen und ein Rabbi werden! Und daher trink ich ein volles Glas, deswegen trink ich ohne Maß. Ich weiß noch, zu meiner Verlobung haben alle getrunken wie die gojim (Nichtjuden), und man hat Töpfe zerbrochen und es fehlte nie an Schnaps. Ich achtete nicht darauf, dass ich der Bräutigam war und hab immer wieder eingegossen. Wenn ich meine wenigen Jahre gelebt habe, will ich, dass man mir ins Grab mitgibt: ein Fässchen Schnaps nah an der Wand, ein großes Glas in der rechten Hand. So werde ich nach der Auferstehung gleich in der ersten Stunde Schnaps trinken. Oifn weg schtejt a boim Itzik Manger (1901-1969) Arn: Fredo Jung Auf dem Weg steht ein Baum, ganz gekrümmt steht er, alle Vögel sind vom Baum schon weggeflogen. Drei nach Westen, drei nach Osten und der Rest nach Süden, und der Baum steht allein, herrenlos im Sturm. Ich sag zur Mutter: Höre, wenn du mich lässt, will ich, eins-zwei-drei, bald ein Vogel werden. Ich will auf dem Baum sitzen und ihn wiegen, über den Winter trösten mit einem schönen Lied. Die Mutter sagt: Tu's nicht, mein Kind, und sie klagt mit Tränen, auf dem Baum wirst - Gott bewahre - mir doch erfrieren. Ich sag: Mutter, es ist schade um deine schöne Augen, und vor allem Was und Wenn bin ich schon ein Vogel. Die Mutter weint: Itzik, Schatz, sieh, um Gottes Willen, nimm dir einen Schal mit, wirst dich sonst verkühlen. Zieh die Stiefel an, der Winter ist kalt, die Pelzmütze nimm auch mit, mir ist bang und weh. Und nimm das Winterleibchen, zieh es an, du Dummer, wenn Du kein Gast sein willst unter den Toten. Ich heb die Flügel - das geht schwer, zuviel, zu viele Sachen hat die Mutter angezo gen ihrem Vögelchen, dem schwachen. Ich schaue traurig in meiner Mutter Augen, ihre Liebe hat verhindert, dass ich ein Vogel werde. Auf dem Weg steht ein Baum, ganz gekrümmt steht er, alle Vögel sind vom Baum schon weggeflogen. Hava nagila Trad.: Abraham Zvi Idelsohn (1882-1938) Arr.: Friedbert Groß Lasst uns froh und glücklich sein. Lasst uns singen. Erwacht, Brüder, mit frohem Herzen.