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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.08.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080819024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908081902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908081902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-19
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
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Bezu-S-Prei- Uir Lripji- und xiornrr« durch «nlrr« Träger und vp«dlr»ur» ms Hau« gedrachti iilltgalx ä (»ur morgen») vtenrljthrlich 8 Pi., wonalttch I M.; Au»g-b« v (morgen« und abend«) viertel, lährlich <50 monalltch 1.50 WÜ Durch dt« Dost ,o bqtehe»; st mal täglich) innerhalb Leutlchland« und der deutichen Kolonien vierteliährlich 5,25 M., monatlich 1,75 M. autlchl. Poit- deslellgeld, >ür Oesterreich s Ü66 L, Ungarn 8 L vierteljährlich. Ferner in Bel. gien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien, eurrmdurg, Niederlande Norwegen, Ruh» land, Schwede«, Schwei« und Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch bi« Exped.». Bl. «rhilUlch. Adonnement-Annahmet Bugustusolatz 8, bei unseren Dräger». FUialen, Lpediteurra nab «nnahmrstellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Di« einzeln« Nummer kostet 10 DtD «ebaktio» uub Exprdttiotu Ivhanniggall« 8. Dakerbon Nr. I4SS2, Nr. 1489.1, Nr. 14694. Abend-Ausgabe S. H'tip.ügcrTagtblaN Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«-Prei» für Inserat« au« Ueipzia und Umgebung Li« «gespalten, Petitzeil« 25 PI., stnanzielle Anzeige» 80Ps., Reklamen IM.; von auiwärt« 30 Pt., Reklamen 1.2» M.; vomLu»land5vvs.,stnan,. Anzeigen 75 PI. Reklamen U50 M. Inserate ». Behärden in amtlichen Teil «0 PI. Beilagegebübr 5 M. p. Tausend exkl. Poft, gebühr, isteschäfttanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarn Festerteil!« Aulträae kännen nicht zurück, gelogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garant!« übernommen. Anzeigen. Annahme, Augustutzplatz », bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de« In» und Ausländer. Haupt-SMal« Berlin: Sarl Duncker, Herzogi. Bahr. Hosbuch» Handlung, Lützowstraße 10. (Telephon VI, Sir. 46W). Paupt.Alllale Dreäten: Seestraße 4,1 (Telephon 4621). Nr. 229 Mittwoch 19. August 1908. Der» wichtigste. * Im Grundstück Zeitzer Straße 19 (Hotel Kratzsch) in Leipzig erstickten bei einem Dachstuhlbrande heute morgen zweiDienst- mädcheu. Ein Kellnerlehrling und eine schon bejahrte Witwe konnten gerettet werden. (S. Lpzg. Ang.) * Aus Deutsch-Ostafrika kommen Meldungen von drohenden Eingeborenenunruhen. sS. d. des. Art.) * Ueber den Schutz der türkischen Untertan en in China durch Deutschland liegt eine offiziöse Auslassung vor. (S. d. bes. Art.) * PosadowskysRcichstagskandidatur ist endgültig fallen gelassen worden. (S. Dtschs. R.) * Italienische Irredentisten veranstalteten in Rom Kundgebungen gegen Kaiser Franz Josef. sS. Ausl.) * England plant die Pachtung der Dclagoa-Bahn. lS. Ausl.) * In der englischen Kohlengrube „M aypole" bei Wigan (Eng land) sind durch eine Explosion 76 Bergleute verschüttet worden. sS. Neues a. a. W.) Die Reichsfinanzreforin eine nationale Frage. Gegenüber der Feststellung, daß die in Aussicht genommene Reichs- ftnanzreform eine nationale Bedeutung habe, wird geltend gemacht, daß es doch lediglich eine Zweckmäßigkeitsfrage sei, ob die finanzielle Neu ordnung auf der Grundlage dieser oder jener Steuer vorgenommcn werde. Wenn es sich bei dem neuen Gesetzgebungswerke nur um eine Geldbeschaffung für den Augenblick, um eine Beseitigung der gegen wärtigen Spannung zwischen Ausgaben und Einnahmen mittels einzelner Steuern handelte, so würde man vielleicht denen, die in der Lösung des Problems allein eine Zweckmäßigkeitsfrage sehen wollen, Recht geben können. Darum handelt eS sich aber bei der diesmaligen Reichsfinanzaktion nicht. Es wird mit ihr nicht eine VerlegenheitsauShilse angeslrebt, sondern eine mit einer Modernisierung des staatlichen Lebens ver bundene große organische Reform, die nicht bloß von finanz politischem Werte ist. Gewiß würde es leichter sein, sich auch diesmal wieder darauf zu beschränken, alle diejenigen Ein nahmen heranzuschaffen, dir zur Deckung der augenblicklichen Fehlbeträge, zur Beseitigung der Not der nächsten Zeit dienen kön..ien, eS soll aber eine dauernde Abhilfe angestrcbt werden, die auf den verschiedensten staatlichen Gebieten den modernen Ansoroerungen Rechnung trägt. Schon deshalb wird man von einer bloßen Zweckmäßigkeitsfrage nicht sprechen dürfen. Bei einer so weit schichtigen Reform schiebt sich das nationale Moment von selbst in den Vordergrund. Jedoch weit mehr noch drängt eS sich hervor, wenn man bedenkt, wie gegenwärtig in finanzieller Beziehung die Stellung Deutsch lands gegenüber dem Auslande ist. Das Ausland ist ja der Meinung, das Deutsche Reich sei so arm, daß es nicht die notwendigsten finan ziellen Bedürfnisse mehr zu befriedigen in der Lage sei. Eine solche Anschauung nicht bloß für den Augenblick, sondern auf die Dauer und gründlich zu beseitigen, ist allerdings von nationaler Bedeutung. Es handelt sich darum, den strikten Nachweis zu liefern, daß die deutsche Nation sehr Wohl imstande ist, die nöligen Mittel zur Erhaltung ihrer Stellung in der Reihe der Kultuinationen aufzubringen. Bon diesen Gesichtspunkten auö betrachtet, Hal auch die Frage, welche neuen Stenern geplant sind, wie die neuen Steuern im einzelnen ausgebaut werden sollen usw , gegenwärtig nicht die große Bedeutung, die ihr von verschiedenen Seiten beigelegt wird. Ob die Einzelheiten der geplanten ReichSfinanzresorm jetzt oder in einigen Wochen bekannt werden, ist unwesentlich. Wichtig, ja am wichtigsten ist es, daß das deutsche Volk von dem Gedanken durchdrungen wird, daß es sich nicht bloß um eine auö Zweckmäßigkeitögesichtspunkten abznschätzende Finanzfrage handelt, die man beurteilen kann je nachdem diese oder jene Steuer auf geringeren oder härteren Widerstand stoßen wird, sondern daß hier eine Finanzresoim in Frage steht, die gleichbedeutend ist mit einer Reform unseres staatlichen Lebens, staat liches Leben so ausgesaßt, daß nach Innen mit den Finanzen die ver schiedensten anderen staatlichen Fragen auf die Dauer geregelt werden und daß nach Außen dokumentiert wird, wie sehr die deutsche Naffon imstande ist, die Mittel herbeizuschaffen, die notig sind, ihre Welt stellung aufrechtzuerhalten. Bon diesen Gesichtspunkten aus betrachtet, ist die Bezeichnung der ReichSfinanzresorm als eines nationalen Werkes nicht bloß gerechtfertigt, sondern notwendig, um das ganze deutsche Volk über ihre Tragweite genügend aufzuklärcn. Deutschland, Türkei und China. Die offiziöse „Südd. Reichs-Korr." läßt sich aus Berlin schreiben: Es ist hier gegenüber ausländischen Verdrehungen schon einmal scstgestcllt worden, daß die llcbernahme des Schutzes der ottomanischen Staatsangehörigen in China durch Deutschland nicht einen geheimnis- vollen Schachzug unserer auswärtigen Politik, sondern die zwischen be freundeten Mächten selbstverständliche Erfüllung eines ohne unser Zu- tun an unS hcrangctretencn amtlichen Wunsches der türkischen Regie rung bedeutet. Dieser Wunsch und seine Erfüllung gehören zu den Din- gen, die zwei souveräne Staaten, wie das Deutsche und das Osmanische Reich, untereinander ohne vorherige Genehmigung eines Dritten ab- machcn können. Ans die Anzeige des deutschen Gesandten in Peking, daß er, infolge eines Wunsches der ottomanischen Regierung, ans Berlin ermächtigt worden sei, die türkischen Interessen in China bis auf weiteres wahr- zunchmcn, hat die chinesische Negierung schriftlich erklärt, daß sic sich mil den durch deutsche Vermittelung an sie gelangenden türkischen An gelegenheiten selbstverständlich jedesmal besoffen werde. Hiernach sind alle fremdländischen Ausstreuungen falsch, als ob China sich geweigert habe, für türkische Tinge eine Vertretung durch Deutschland anznnehmcn. Tic chinesische Regierung hat nur darauf aufmerksam gemacht, daß, da das Osmanische Reich in keinem Vertragsverhältnis zu China stehe, die ottomanischen Staatsangehörigen hinsichtlich der Gerichtsbarkeit nicht die Rechte der Angehörigen von Vertragsstaaten in Anspruch nehmen könnten. Arrsstandsaefahv in Deietsch-Ostnfvika? lieber eine lokale Ausstandsgesahr im Innern Deutsch-Ostafrikas bringt die gestern eingetroffene Nummer 56 der „Dcutsch-Ostasrikani- schcn Zeitung" vom 25. Juli d. I. folgende Mitteilung: Bewegungen unter der Bevölkerung der Landschaften zwischen Kili- matinde, Mkalama und Moschi haben Vorsichtsmaßregeln des Gouoer- Feuilleton. Was du liebst, das lebst du. Fichte * Die Somnierspiele -er Harzer Bergtheaters. Von Ernst Böttger (Magdeburg). „Tas Streben nach Steigerung der Ausstattung im Drama ist keineswegs ästhetisch ungefährlich und uu- jchädlich, sondern wirkt auf eine Zerstreuung und Veräußerlichung des Kunstgenusses hin " (Eduarv v. Hartmann „Aefthetik", Bv. ll., S. 812.) Tics treffende Wort des großen „Philosophen des Unbewußten" willen sich alle Zweifler ins Gedächtnis rufen, die an eine Vertiefung des dramatischen Kunstwerkes durch Verzicht auf den traditionellen Ausstattungspomp unserer Großstadlbühnen nicht glauben wollen. Frei, (ich setzt der Wegfall des operetlenhastcn Flittertandcs ein wirkliches Kunstwerk voraus; der größte Teil unseres gegenwärtigen Schauspiel repertoires, soweit es nicht auf die Klassiker und einige bedeutende Tramen unserer „Modernen" zurückgrcist, würde infolge der Gedanken armut und dramatischen Schwäche seiner Stücke in sich zusammensallcn. Ter Mangel an guten Dramatikern ist der bitterste Feind aller Bc- itrebungen zur Re'orm unserer Bühnen. So müssen wir immer wieder Shakespeare, Goethe, Schiller und Hebbel zu neuem Leben erwecken und in ihrem Geiste das der wahren Bühnenkunst entfremdete Volk erziehen. Wie Joeza Savits, der langjährige Oberregisseur des Münchener Schauipielhauses, durch eine Reihe von Belegen in seiner gründlichen oramaturgischen Arbeit: „Von der Absicht des Dramas" (Verlag Etzold k Co., München) nachweist, läßt sich der Gedanke einer Vereinfachung ver Ausstattungsbühne bis auf Goethe zurückvcriolgen. Er selbst hat den Luxus der Berliner Theater gegeißelt mit den Worten: „Erst müssen die Dekorationsmaler und Maschinisten, die dem Publikum nichts Neues mehr bieten können, das Publikum von dem Prunk bis zum Ekel über sättigt haben, dann wird man zur Besinnung kommen." Dieser Zeit punkt der Nebersättignng scheint aber heute nach 90 Jahren noch immer nicht gekommen zu sein! — Die Reformbewegung kann aber gleichwohl aus einige künstlerische Erfolge mit Stolz blicken. Einem Gedanken Rudolf Gcnecs folgend, richtete Savits die Sbakespearebühne in Mün- chcn ein und führte von 1889—1905 eine ansehnliche Zahl von Ausfüh rungen im Sbakespcareschcn Geiste durch; jetzt ist Littmanns Münchner Künstlertheater gekolgl, das gleichfalls auf Seitenkulisscn und Soffitten verzichtet und die Szenerie bloß andcutet unter Verwendung der nur Pczuqti» der Ptingstynelc vgl. meine Kritik in Nr. 1S8 LeS Leipziger Tage- blatte» vmn 0. Juni 100S. notwendigsten Requisiten — die Erfahrung hat gelehrt, daß das Publi kum diesen Aufführungen mit Begeisterung sich widmete, kam ihm doch zum ersten Male wieder das Dichterwort in unverfälschter Reinheit, ungetrübt durch das illusionistische Beiwerk, zu Gehör. Auf diesen Pfaden der Bühnenreform wandelt auch Ernst Wächters Landschafts theater. nur daß er die Idee durch eine Verbindung der volkstümlichen Kunst mit der Sage und historischen Vergangenheit des Heimatbodens seines Bergthcaters zu verbinden sucht. Um diesem Programm Wachlcrs gerecht zu werden, bedarf es noch der tatkräftigen Unterstützung vieler Dichter, die vor allem imstande sein müssen, ein der Eigenart des Landschaftstheaters angepaßtes großzügiges Werk zu schaffen. Solange diese Dichter noch fehlen, wird Wachlcr mit Recht auf unsere klassischen Werke, obenan Shakespeare und Goethe, zurückgrcifen dürfen. Im Zeichen Shakespeares stand auch die Eröffnungsvorstellung der dies jährigen sechsten Hochsommerspielzeit. Wenige Werke passen sich den Bedingungen des Bergthcaters so günstig an, wie „Was Ihr wollt". Sogar Jmmermann erkannte dies, als er 1831 auf einer Naturbühne in Düsseldorf das Lustspiel mit Dilettanten zur Aufführung brachte, und auch im Münchner Kiinstlcrthcatcr sand „Was Ihr wollt" großen Beifall. Ich führe Jmmermanns interessantes Resümee über die Düssel dorfer Ausführung hier an; denn seine Wahrnehmungen treffen Wort für Wort auch für die Wirkungen von „Was Ihr wollt" im Berg theater zu: „Dadurch, daß die Bühne nichts weiter sein wollte, als eine Bühne, nämlich ein symbolisch-anvcutcndcs Gerüst mit festen Deutlich keiten für jedes Kommen und Gehen, wurde erreicht, daß das Gedicht die Sclbsttätigkcit der Phantasie bei den Zuschauern erweckte und, un gehindert von belastendem Beiwesen, leicht und schwebend zwischen festen Anhaltepunkten sich bewegte. Die geringe Tiefe der Bühne be wirkte, daß die Handlung sich nie vor den Zuschauern zurückzog, sondern mit deren Gemüt und Geist in unmittelbarem Kontakt blieb. Die Breite der Szene erleichterte das Arrangement der Horch- und Lausch szenen und alles dessen ungemein, was einer gleichzeitigen Doppclhand- lung sich nähert, wie z. B. Fieberwang (Bleichenwang) und Viola zum Duell aufeinandergchetzt werden sollen. Sic gab überall klare, lichte Gruppen. ... Zu wünschen wäre, daß einmal eine größere, deutsche Bühne den hier von Dilettanten gemachten Versuch nachahmte. Zur richtigen Behandlung Shakespeares und dessen eigentlicher Erwerbung für unser deutsches Theater dürfte damit ein Vorichritt getan sein.' Besondere Bedeutung ist den letzten Worten Jmmermanns beizu legen, rechtfertigen sie doch auch Wachlcrs Versuch, Shakespeare im Landschcntsthcater aiifzuführcn. glänzend. Bekannt ist. daß die Akt einteilung nicht von Shakespeare herrührt. sondern eine Erfinonng späterer Zeiten ist, die dcn Meister in die Zwangsjacke der geschlossenen Bühne versetzten, ibn dem Publikum mundgerecht machen wollten. Aber kein Zuschauer fühlte sich übermüdet, als er im Bergthcatcr die drei ersten Akte ohne Unterbrechung hatte über sich ergehen lassen. Die Darstellung war künstlerisch gut durchgesübrt, vor allem zeichnete sich 102. Jahrgang. ncments zur Folge gehabt. Nach telegraphischen Berichten des Offizier- postens Mkalama (Oberleutnant Braunschweig) und der Militärstation Kilimatiude (Oberleutnant Hartmann) hat der ans den Unruhen des Jahres 1906 übel beleumundete Häuptling Mansa Kriegszauber gemacht. Wie üblich, sollte die Wirkung der großen Medizin die sein, daß die Askarigewehre auf das Kommando „Feuer" — Walser von sich geben. Der Mittelpunkt der Bewegung ist die Landschaft Turn, mil der Jraku und Jjambi gemeinsame Sache zu machen beabsichtigen. In diesen viehreichen Gegenden wohnt eine halbnomadische Bevölkerung, die sich nur ungern seßhaft macht und den neuen Kulturvcrhältnissen anbe quemt. Die Steuer wird kaum als Grund der Bewegung angesehen werden können, denn mit dcn 50 Rindern, die jedes Torf für die „Medi zin" zahlt, könnte es sich seiner Steuerpflicht auf Jahre hinaus entledi gen. Es scheint sich also abermals um eine von im Trüben fischenden falschen Propheten angestiftete und bei der rau'- und raublustigen Jugend Anklang findende Bewegung zu handeln. Da bereits von einer Patrouille die Anlage einer Boma gesunden und durch Feuer zerstört wurde, es außerdem zur Gefangennahme von 20 Rädelsführern gekommen ist, sind von Tabora, Kilimatiude und Moschi Abteilungen in der Gesamtstärke von etwa 200 Mann und 3 Maschinengewehren nach den unruhigen Gebieten entsandt worden. Außerdem steht die dem Schauplatz nächstgelegene Kompanie Kondoa- Jrangi mit 150 Mann zum Eingreifen bereit. Sollten kriegerische Operationen nötig werden, so wird Hauptmann Charisius (Moschi), einer unserer bewährtesten und ältesten Afrikaner, die Durchführung leiten. Es darf wohl vermutet werden, daß die befürchtete Bewegung über haupt nicht znm Ausbruch gekommen ist. Andernfalls müßte man als sicher annehmen, daß die Kolonial-Zentralverwaltung von feiten des Gouvernements schon längst auf telegraphischem Wege über den Verlauf der Unruhen unterrichtet worden wäre. — Wie die „N. Pol. Korr." in- dessen an zuständiger Stelle erfährt, liegt dem Reichskolonialamt nur ein gestern eingegangener schriftlicher Bericht des Gouverneurs vor. der sich mit den Aus'ührungen der „Tcutsch-Ostasrikanischen Zeilung" deckt. Ein weiterer Bericht ist noch gestern abend telegraphisch ange fordert worden. Deutsches Reich. Leipzig, 19. August. * Die Mädchenschulreform in Preußen. Die an den Kultusminister Tr. Holle gerichtete Kabincttsoroer, durch die, wie bereits gemeldet, die Reform des Mädchenschulwesens die königliche Genehmigung erhalten hat,Jaulet wie folgt: „Auf Ihren Bericht vom 12. Juli d. I. ermächtige ich Sie, die höheren Mädchenschulen sowie die weiterführenden Bildungs- anstalten für die weibliche Jugend als höhere Lehranstalten in den Aus- sichtskreis der Provinzial-Schulkollegien mit der Maßgabe zu über- weisen, daß hinsichtlich der Rang- und Titelverhältnisse der Direktoren und akademisch gebildeten Oberlehrer die für die höheren Lehranstalten der männlichen Jugend geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung finden. Dabei ist in der Weise zu verfahren, daß die mit Lyzeen, höheren Lehrerinnenseminaren oder Studienanstaltcn verbundenen öffentlichen höheren Mädchenschulen und die für sich bestehenden öffentlichen Lyzeen, höheren Lehrerinnen'cminaren und Studienanstalten ebenso wie die Vollanstalten unter den höheren Lehranstalten für die männliche Jugeno, hingegen die für sich bestehenden öffentlichen höheren Mädchenschulen wie die höheren Lehranstalten für die männliche Jugend mit geringerer als neunjähriger Kursusdaucr behandelt werden." Wilhclmshöhe, dcn 15. August 1908. (gez.) Wilhelm, ir. (gegengez.) Holle. * Deutschland und England. In einer Besprechung des deutsch englischen Verhältnisses verweist ein Berliner offiziöses Telegramm der „Köln. Zeitung" auf die bekannte Friedens rede des Kaisers in der Guildhall am 13. November 1907 und erklärt, der Kaffer habe in Crouberg in einer Unterredung mit Sir Charles Hardinge aus seine Rede verwiesen, in der er betonte, daß die Auffassung, die ibn damals leitete, auch heute noch für ihn nnd seine Negierung maßgebend sei. Herr Mühlhoscr (Stadttheater Magdeburg) als Orsino, Frau Hansa als Viola, Herr Bucha (Hostheater Weimar) als Falstaffigur ' (Tobias von Riffv) durch ein verständnisvolles Spiel aus. Ferner ist zu er wähnen Frl. Hellmuth als Kammerkätzchen Mario, mit ihrer frischen Natürlichkeit und Herr Ingber als Christoph von Bleichenwang, wenn er öfters die Komik auch etwas zu stark auftrug: endlich Herr Weitag- Trier als Sebastian, ein noch jugendlicher Darsteller, der aber nffolge seiner vorzüglichen Svrachtechnik und seines abgerundeten Spieles eine Zukunft verspricht. Nicht befreunden konnte ich mich mil der Wieder gabe der Olivia; dagegen war der Malvolio, der griesgrämige, verliebte Haushofmeister des Herrn Ernst (Stadttheater Erfurt), eine gute Leistung. Mit besonderem Interesse sahen wir, nach den Erfolgen des „Wie land der Schmied" im vorigen Jahre, der Erstaufführung von Len- Hards „König Artur" nn Bergthcatcr entgegen; ich möchte das Werk als dramatische Kulturjtudi- bezeichnen. Man wird sich vielleicht noch der Leipziger Ausführung im Jahre 1900 erinnern, die nicht gerade unter einem günstigen Stern gestanden haben soll „König Artur" weist große dichterische Vorzüge auf, der schottische Hochwald lebt in den seelischen Stimmungen dieser Naturkinder wie Merlin, Gcneoia und des Köhlerpärchens Vioiane und Owen. Ginevras, der zu einem un- natürlichen Bunde mit dem greisen, schlachteumüdcn Artur verurteilten Königin, sündige Licbessprache mit Mordred, ihrem Verführer, charak- tcrisicrt sic selbst als das der Heimat nie entfremdete Naturkind: „klni mich starker, wilder, heißer Mordred weine ich! — Denn ich liebe dich! — Wald, wilder Wald, dein Siurmlied wirf zwischen mich und diesen! — Was stehst du stumm, Sommerwald?! .... Zwei Jahre wildwcher Oual da unten in dcn Nebeln Britanniens und wrnab in den Waliser Bergen —, o wie ist die Königin von Britannien schmal geworden, ein gefangener Hänfling, sieh doch her, das braune Reh von ch'dcm, das im Mondlicht auf deinen köstlichen Bergen ging — —". Mit Liebe sind diese Bilder gezeichnet; scharf umriiscn ist der Charakter des Skalden Merlin, der Gincora liebte und sie dem Hoch landsvolk zuliebe dem König vermählte, um ihn aus der weichlichen, durch römische und christliche Einflüsse zersetzten Britenkultur z» retten und wieder zu einem tatciffrohen, starken Herrscher zu machen. Aber der „König" ist ein Wcltphilosoph, er will nichts vom Schlachtgetümmel mehr wissen, er träumt von einer friedlichen Vereinigung der Völker, mögen sie durch Religion, Anschauungen und Rassennnterichicd lNömcr und Schotten) noch so tief getrennt sein, und diese Philosophie dcS Friedens, die ihm selchst sein Eheglück zu schützen verbietet, ist eine tod bringende. So tragisch das Ende des äußerlich schwächlich erscheinenden, innerlich aber über seiner Zeit stehenden Herrschers ist, io wenig war seine Persönlichkeit dramatisch verwertbar. Und das bat Lienhard ver kannt. In einer kritischen Betrachtung über „Große Tichtung" «„Neue Ideale", Ges. Aufsätze S 22l hat er selbst die Forderung ausgestellt, daß „die Probleme echter Tragik sich um ein religiös ersaßies Schicksal, um den Kamps des einzelnen und seiner blinden Leidenschaft wider
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